Kategorie: Berichte

Zum zweiten Mal hatte die Anlaufstelle für die SeniorTrainer, die seit zwei Jahren aktiv sind, zu einem Informationsnachmittag in den Ratssaal eingeladen. Bei Kaffee und Kuchen präsentierten die Ehrenamtlichen den Besuchern ihre vielseitigen Projekte zum Wohle von Jung und Alt. Was gleichzeitig mit dem weit verbreiteten Irrtum aufräumen soll: SeniorTrainer trainieren Senioren. Vielmehr sollen alle Altersgruppen von der ehrenamtlichen Tätigkeit der SeniorTrainer profitieren.

Wenn die aktive Phase in Beruf und Familie beendet ist, gibt es genügend jung gebliebene Senioren, „die ihr Wissen und ihre Erfahrungen zur Verfügung stellen, indem sie es als soziales Kapital der Gesellschaft zum Wohle aller Bürger einbringen“. Sie wollen Projekte aufbauen und das Miteinander generationsübergreifend fördern und unterstützen. Und damit  die Lebensqualität im kulturellen und sozialen Miteinander verbessern.

Klingt kompliziert, ist aber in der Praxis ganz einfach: Da sind zum Beispiel die Lesepaten, die sowohl in Seniorenheimen als auch in Kindergärten vorlesen oder Geschichten erzählen, was beiden Seiten großen Spaß macht. Oder sie kümmern sich in Schulen um Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, und bieten weitere Hilfen im Schulalltag an.

Der Gesprächskreis für Neurentner hat sich so bewährt, dass alle Beteiligten inzwischen eigene Projekte verfolgen und die Treffen zu einer Art Lebensberatung geworden sind. Eine Koch-AG mit Kindern in der Grundschule soll deren Verständnis im Umgang mit gesunden Lebensmitteln fördern und die Freude beim Selberkochen wecken, während sich organisierte Einkaufsfahrten ebenfalls bewährt haben.

Im Mittelpunkt dieses Info-Nachmittags stand jedoch die neue „Sportart“ Wii. Unter dem Motto „Fit mit der Wii – Runter vom Sofa“ stellte SeniorTrainerin Hedda Osswald das Gerät vor, mit dem sie ab 23. März  um 15.30 Uhr im Gemeindehaus der Erlöserkirche entsprechende Kurse gibt. Ob Tennis, Joggen, Radfahren – sämtliche Sportarten können zu Hause virtuell nachvollzogen werden – dank einer Spielekonsole, die per Fernbedienung das jeweilige Sportprogramm an die Wand wirft oder auf den Bildschirm des Fernsehgerätes oder des Computers überträgt – während sich der Benutzer auf einem Balance-Board den erforderlichen Bewegungen entsprechend bewegt. Dass man dabei ganz schön ins Schwitzen geraten kann, bewies eine mutige Besucherin beim Bowlen, wobei ihr die Fernbedienung (am Handgelenk befestigt) als Kugel diente. Dafür erntete sie begeisterten Applaus.

Wie viele Gesichter die von den SeniorTrainern angestrebte Öffentlichkeitsarbeit haben kann, bewiesen die neun Mitglieder des KompetenzTeams am vergangenen Sonntag, als sie auf der Ehrenamtsmesse in Bad Bramstedt sich und ihre Projekte mit einer PowerPointPräsentation fotografisch darstellten. Und damit natürlich interessierte Damen und Herren für ihre ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen suchten. Denn Neuzugänge sind immer gefragt – auch für den Einstieg in bereits laufende Projekte.

Wer also Lust auf ein belebendes und befriedigendes Ehrenamt hat oder mehr darüber wissen möchte, sollte sich an Sabine Ohlrich, Anlaufstelle im Rathaus Henstedt-Ulzburg, unter Telefon 963 471, wenden.

Gabriele David

So teuer war Benzin noch nie: Für einen Liter Super mussten Henstedt-Ulzburgs Autofahrer am Donnerstagmittag bei ARAL an der Hamburger Straße 1,699 Euro berappen. Diesel kostete 1,559. Schräg gegenüber bei JET gab’s den Kraftstoff gerade mal einen Cent günstiger (Super 1,689/Diesel 1,549). Freude bei den Preisen hat wohl nur noch einer: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Denn je teurer der Sprit, umso höher auch der absolute Steueranteil, der pro Liter Kraftstoff in seine Taschen fließt.

Konkret ausgerechnet für die Henstedt-Ulzburger Nachrichten hat das gestern einmal Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband in Berlin. Dabei hat sie den gestrigen  deutschlandweiten Durchschnittspreis von 1,65 Euro für den Liter Super zugrundegelegt: Danach macht der Steueranteil weit mehr als die Hälfte des Preises aus; stolze 91,83 Cent.

Sei’s drum: Egal wer sich am Ende am hohen Ölpreis eine goldene Nase verdient, die Scheichs im Nahen Osten, die Mineralölkonzerne oder der Finanzminister: Anders als die Bürger in vielen anderen Regionen haben die Henstedt-Ulzburger wenigstens eine Alternative zum Auto. Zumindest die vielen Pendler, die in Hamburg ihren Arbeitsplatz haben. Denn die können auf die AKN ausweichen. Und davon wird nach Auskunft  von AKN Sprecher Jörg Minga auch Gebrauch gemacht: „Unsere Züge sind derzeit gut ausgelastet. Es fällt auf, dass mehr Fahrgäste mit uns fahren, und der eine oder andere Pendler, der bisher mit dem Auto gefahren ist, einen Park&Ride-Platz ansteuert und auf die AKN umsteigt.“

In der Tat, nachdem der P&R-Platz Meeschensee seine Kapazitätsgrenze schon lange überschritten hat, läuft nun langsam auch der P&R-Platz in Ulzburg-Süd voll. Geschätzter Auslastungsgrad diese Woche: 90 Prozent. Nur ganz am Ende des Platzes war gestern noch Parkraum frei…

Was auch auffiel: Selbst stolze Besitzer von Limousinen der Marken Mercedes oder Jaguar  lassen ihr Auto stehen und fahren Bahn. Nur eine Fahrzeuggattung wurde nicht gesichtet: Keine Spur von den sogenannten SUV`s wie Audi Q7 oder BMW X5 auf dem Park & Ride Platz . Aber jede Wette: Geht der Spritpreis noch ein gutes  Stück weiter rauf, werden sich auch die Vorstadtpanzer dazugesellen. Wenn denn dann noch Platz ist.

Christian Meeder

1. März 2012

Morgen ist nicht nur meteorologischer Frühlingsanfang, morgen vor einem Jahr, am 1. März 2011, sind auch die Henstedt-Ulzburger Nachrichten offiziell an den Start gegangen. Als der Verfasser dieser Zeilen seinen Chefredakteur Jörg Schlömann davon in Kenntnis setzt, reibt dieser sich verwundert die Augen und fragt ganz im Stile des Fussball-Kaisers Franz Beckenbauer: Ja, haben wir denn wirklich schon Geburtstag? In der Tat, die Frage ist berechtigt, denn das Jahr ist für die Redaktion wirklich wie im Fluge vergangen.

Gleichwohl hat sich einiges geändert gegenüber der Zeit, als Schlömann noch mit Block und Bleistift für Bild oder BZ unterwegs war. Es hat sich vieles beschleunigt: So gibt es im Gegensatz zu damals keinen Redaktionsschluss mehr, Ereignisse wie die vorläufige Suspendierung des Bürgermeisters gehen quasi live auf die Homepage. Manches ist aber auch langsamer geworden, die Halbwertszeit der Artikel beispielsweise. Landete früher die Zeitung im Altpapier, ist im digitalen Zeitalter alles ewig nachlesbar: über unsere interne Suchfunktion oben rechts auf der Seite oder auch über google.

Neu für den Chefredakteur ist auch, dass er jetzt genau verfolgen kann, welcher Artikel gelesen wird und welcher von den Lesern verschmäht wird. Danach zu urteilen, wollen die Leser vor allem über eines Bescheid wissen: Wer hat in Schlömanns Vorgarten gemacht? Denn der Bericht samt Fotobeweis über die Notdurft eines mutmaßlichen AKN-Reisenden war im vorigen Jahr der Renner schlechthin, auch weil der Artikel fleissig über Facebook weiterverbreitet wurde. Wir bleiben an der Angelegenheit natürlich weiter dran….

Auch ganz vorn dabei: die Berichterstattung über Henstedt-Ulzburgs Adelige anläßlich der Hochzeit von Kate und William. Was halten Henstedt-Ulzburgs Blaublüter von der Märchenhochzeit auf Schloss Windsor, wollten wir wissen. Dabei könnte uns allerdings ein kleiner Lapsus unterlaufen sein, wie uns kürzlich ein Familienmitglied der weit verzweigten Familie Hoehner zu Drewer telefonisch mitteilte. Trotz des Namenzusatzes sei man von Karl dem Großen seinerzeit nicht in den Adelsstand erhoben worden, sondern habe lediglich ein Stück Land erhalten. Auch an dieser Geschichte bleiben wir natürlich dran. Es dürfte allerdings nicht einfach sein, den Fall endgültig aufzuklären: Kaiser Karl der Große verstarb bereits im Jahre 814.

Ob per Telefon oder am einfachsten über die Kommentarfunktion, bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten kann jeder Leser sofort zu jedem Bericht Stellung beziehen, einfach um seine Meinung kundzutun, ergänzende Hinweise zu geben oder auch um Fragen aufzuwerfen. Vieles davon liefert uns wichtige Hinweise für unsere Arbeit, viele aufgeworfene Fragen greifen wir auf und versuchen diese in den nächsten Berichten mit zu beantworten. Manches stößt auch eine Berichterstattung erst an. Wie beispielsweise die in den Kommentarspalten aufgeworfene Frage, weshalb bestimmte Büros und Firmen gemeindliche Aufträge bekommen. Eine Antwort dazu liefert der Artikel zur Auftragsvergabe der Planarbeiten für die Neugestaltung des Schulvorplatzes an der Olzeborchschule. Der Auftrag ging ohne Ausschreibung an ein Planungsbüro in Molfsee. Ausgerechtnet dort in Molfsee bei Kiel war Bürgermeister Torsten Thormählen von 1993 bis 1998 Bauamtsleiter.

Trotz der möglichen Verfehlungen unseres Bürgermeisters: Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten haben ihm nun wohl den endgültigen Durchbruch zu verdanken. Denn seit dem Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe kommt unser Statistikprogramm kaum mit der Meldung neuer Rekord-Zugriffszahlen hinterher. Aber wann wird der Erfolg nun endlich gebührend gefeiert?….

Chefredakteur Schlömann: „Wir feiern, wenn wir Zeit dazu haben. Im Augenblick werden wir von den Ereignissen überrollt. Außerdem: Was sollen wir eigentlich feiern? Wir müßten unsere Leser feiern. Denn ohne deren ständig wachsende Zahl wäre uns vielleicht ja schon die Puste ausgegangen. Der Erfolg aber ist uns Ansporn für das nächste Jahr – hoffentlich mit noch mehr kritischen Lesern.“

Christian Meeder

29.02. 2012

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Und hier unser Aufmacher vom 1. März 2011: Henstedt-Ulzburg wird erpresst

Brillenmacher Jörn Dackow war im vergangenen Jahr noch auf seine persönliche Pilgerreise nach Venedig gegangen, um die historischen Stätten der Brillenmacherei aufzusuchen. Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten hatten mehrfach darüber berichtet. Nun bricht Dackow wieder auf: in Richtung Berlin – in das Auswärtige Amt. Dort ist er geladen, um im Beisein von Außenminister Guido Westerwelle an der Präsentation des Buches „Handgemacht – Die schönsten Manufakturen Deutschlands“ teilzunehmen.

Der Verlag um den Herausgeber Dr. Florian Langenscheid war auf den Henstedt-Ulzburger aufgrund von dessen Tätigkeit für die Deutsche Brillenmachergilde aufmerksam geworden. Auf rund 400 Seiten werden Deutschlands schönste Manufakturen vorgestellt. Kunden, die den Brillenmacher auf dem 270 Jahre alten Hof Hörnerkamp besuchen, sind begeistert vom schönen Ambiente und seiner historischen Werkstatt. Dort fertigt der Augenoptikermeister die Brillen in Handarbeit nach englischer „bespoke“-Tradition: also ganz nach den Vorstellungen und Maßen seiner Kunden. Jedes Stück ein Unikat.

Zum Einsatz kommen edle Materialien, die bei Industrie-Brillen nicht unbedingt verwendet werden: Naturhorn, Edellhölzer, Mammutelfenbein, Perlmutt und hochwertige Metalle. Alle, die sich über Dackows Brillen oder sein 700 Jahre altes Handwerk informieren möchten, empfängt der Brillenmacher gerne nach Terminvereinbarung in seiner Werkstatt. Zu sehen sind die außergewöhnlichen Brillen unter anderem am 10. und 11. März im Rathaus Quickborn. Weitere Termine finden Sie unter www.manufakturbrille.de.

JS

29.02.2012

„Der Hauptausschuss hat am heutigen Tag einstimmig beschlossen, Bürgermeister Torsten Thormählen aus zwingenden dienstlichen Gründen die Führung der Dienstgeschäfte mit sofortiger Wirkung zu verbieten. Zuvor ist Herr Thormählen jedoch noch anzuhören. Die Anhörung soll unverzüglich geschehen.“

Diese offizielle Mitteilung aus dem Rathaus erreichte uns am heutigen Dienstag um 8.40 Uhr per e-mail. Die Leser der Henstedt-Ulzburger Nachrichten konnten den sinngemäßen Inhalt der Presseerklärung bereits am Montagabend erfahren – kurz nachdem der Hauptausschuss der Gemeindevertretung als Dienstherr des Verwaltungschefs seinen Beschluss gefasst hatte.

Die Mitglieder des Gremiums haben sich darauf verständigt, zu der Sitzung keine weiteren Erklärungen abzugeben. Nur soviel wurde noch bekannt: Thormählen bekommt sein Gehalt weiter, voraussichtlich bis die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen ihn abgeschlossen sind. Das macht, so der Bund der Steuerzahler, monatlich rund 6.400 Euro brutto plus Familienzuschlag. Er erhält allerdings keine Aufwandsentschädigungen mehr. Die Gehaltsfortzahlung ist gesetzlich geregelt.

An der Sitzung des Hauptausschusses nahmen neben dessen Mitgliedern auch der Fachanwalt der Gemeinde und ein Vertreter der Kommunalaufsicht des Kreises Segeberg, Disziplinarvorgesetzter des Bürgermeisters, sowie Torsten Thormählen und dessen Rechtsbeistand teil. Nach der Befragung durch den Ausschuss verließ der Verwaltungschef den Sitzungsraum. Am Ende der Beratung wurde er telefonisch über den Beschluss der elf stimmberechtigten Mitglieder unterrichtet. Die Amtsgeschäfte führt jetzt Wilhelm Dahmen (WHU), erster stellvertretender Bürgermeister.

„Der wird jetzt wohl ein wenig mehr zu tun haben, als er sich bei seiner erst kürzlich erfolgten Wahl in dieses Amt gedacht hat“, meinte heute früh Verena Grützbach, stellvertretende Vorsitzende der WHU. Sie hält es allerdings für möglich, dass Wilhelm Dahmen, der auch WHU-Vorsitzender und von Beruf Polizeibeamter ist, nicht allzu lange als „Vize“ amtieren wird: Die CDU, nach der Spaltung der WHU wieder stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung, könnte von ihrem Anspruch auf das Amt Gebrauch machen. Dazu müsste Dahmen mit einfacher Mehrheit abgewählt werden.

Sicher ist es allerdings nicht, dass die CDU in absehbarer Zeit von ihrem Recht Gebrauch macht. Michael Meschede, Vorsitzender der Christdemokraten, erklärte gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Wir werden nichts überstürzen und müssen erst einmal über die Situation beraten. Es gibt schon genug Unruhe in der Gemeinde, da müssen wir nicht auch noch Öl ins Feuer gießen. Für uns ist es traurig, dass es so ist.“

Horst Ostwald, Vorsitzender der SPD-Fraktion, wollte sich zum „Fall Thormählen“ nicht weiter äußern. Er verwies darauf, dass sich der Hauptausschuss auf eine Erklärung zu den Vorgängen geeinigt habe. Daran wolle er sich halten. FDP-Fraktionsvorsitzender Klaus-Peter Eberhard, der beratendes Mitglied des Hauptausschusses ist, hatte, wie schon berichtet, den Antrag gestellt, dem Bürgermeister die weitere Amtsausübung zu verbieten. Bereits vor etwa zwei Wochen hatte er gegen Thormählen Strafanzeige wegen Betrugsverdachts erstattet.

Jörg Schlömann

28. Februar 2012

Um Biogasanlagen, Maisanbau und Knicks ging es bei einem Erfahrungsaustausch zwischen dem SPD-Kreisvorstand und dessen Kandidaten zur Landtagswahl für Segeberg-West, Stefan Weber, sowie Holger Möckelmann, dem Vorsitzenden des NABU Kisdorfer Wohld. Besonders eindringlich warnte Möckelmann die Politiker davor, die Biogasanlagen – besser Agrargasanlagen – in der bisher üblichen Art zu genehmigen und einzurichten.

Der Grünlandumbruch zugunsten des Maisanbaus habe seit 1990 bundesweit zu einem Verlust von 875.000 Hektar Dauergrünland geführt, so Möckelmann. Zu der negativen Energiebilanz der Agrargasanlagen, die gewaltige Mengen an Dünger und Pestiziden benötigten, komme ein schwerer Verlust für die Pflanzen- und Tierwelt. SPD-Sprecher Horst Ostwald aus Henstedt-Ulzburg wies darauf hin, dass es Bestrebungen gebe, die Agrargasanlagen aus dem privilegierten Verfahren für landwirtschaftliche Betriebe im Baugesetzbuch heraus zu nehmen, um dem Wildwuchs auch planerisch entgegen zu wirken.

Als ein positives Beispiel im Umgang mit der Natur nannte der Naturschützer des NABU den Kaltenkirchener Schmetterlingsgarten. Er appellierte aber auch an die Besucher des ehemaligen Kiesabbaugebietes in Kaltenkirchen, nicht in die dort eingerichteten Naturzonen einzudringen, um deren natürliche Entwicklung und die Ansiedlung von Vögeln nicht zu gefährden.
Ähnlich problematisch sei immer wieder in Wohngebieten der Gemeinden der Eingriff in Knickschutzzonen und Knicks durch unerlaubte und nicht sachgerechte Nutzung. Derartiges ist auch in Henstedt-Ulzburg zu beobachten. Der SPD-Kreisvorstand setzte mit dem NABU seine Gesprächsrunden mit Vereinen und Institutionen fort, die er vor zwei Jahren aufgenommen hatte.

JS

Die hochverschuldete Gemeinde Henstedt-Ulzburg verschenkt offenbar erhebliche Einsparpotentiale. Das zeigt sich bei der von der Schulleitung gewünschten Neugestaltung des Vorplatzes an der Olzeborchschule. Dort fand weder eine Ausschreibung noch ein Ideenwettbewerb statt, stattdessen wurden die Planarbeiten von der Gemeinde freihändig an ein Landschaftsarchitekturbüro vergeben. Petra Hafemeister, u.a. zuständig für Grünplanung bei der Gemeinde: „Wir müssen Ausschreibungen erst ab einer gewissen Grenze machen. Dieser Auftrag lag unter der Grenze, deswegen waren wir zu keiner Ausschreibung verpflichtet.“

Dabei schien der Standort der Firma noch darauf hinzudeuten, dass diese sich in einem landesweiten Wettbewerb durchgesetzt haben könnte:  Schließlich liegt der Sitz der Firma nicht in Henstedt-Ulzburg oder Umgebung, sondern in Molfsee bei Kiel. Doch auch dafür gibt es eine schlüssige Erklärung: Die Antwort der Verwaltungsmitarbeiterin, wie denn die Gemeinde auf das Büro in Kiel gekommen sei: „Durch Bürgermeister Torsten Thormählen“. Der habe schon bei seinen früheren Tätigkeiten mit dem Landschaftsarchitekten gut zusammengearbeitet.

Alles andere als zufriedenstellend empfinden gleichwohl die Gemeindepolitiker die Arbeit des Landschaftsarchitekturbüros. Mehrmals lehnten diese die Entwurfsplanungen der Architekten ab, die Politiker fanden die Kosten einfach zu hoch.

Immerhin: Das Beharren auf Einsparungen war nicht ganz ohne Erfolg. Die anfänglichen Kostenschätzungen der Architekten haben sich von über 300.000 Euro auf nun 209.000 Euro reduziert. Trotzdem ist fraglich, ob der Ausschuss in seiner nächsten Sitzung am Montag, 5.März, sein Einverständnis für die Neugestaltung gibt.

Denn das Parkplatzproblem vor der Olzeborschule scheint ja gelöst. Dank des couragierten Handelns der Schulleiterin parken die Lehrer jetzt vorschriftsmäßig an der grünen Schule und nicht mehr auf der Grünfläche.

Zwar geht es am 5. März erst einmal nur um die Bewilligung des ersten Bauabschnitts , der zunächst nur neue Fahrrad-Abstellanlagen sowie eine Pkw-Bring- und Holzone für die Eltern vorsieht. Doch auch so ein extra eingerichteter Halteplatz für Eltern, die ihre Sprößlinge mit dem Auto zur Schule bringen wollen, wäre den Steuerzahlern wohl nur schwer zu vermitteln.

So ist es kein Wunder, dass sich die Verwaltung alles andere als sicher ist, ihren Beschlussvorschlag durchzubringen. Das zeigt sich insbesondere daran, dass sich die Gemeinde nicht traut, schon einmal unumkehrbare Tatsachen zu schaffen, sondern erst einmal das Ergebnis der Abstimmung abwarten will. So sind die einer Bebauung im Wege stehenden Bäume – anders als beim Kahlschlag im Ulzburg Center – noch nicht der Säge zum Opfer gefallen. Die Bäume könnten ja auch noch nach Beginn der Brutzeit gefällt werden, heißt es sinngemäß in der Ausschussvorlage. Eine entsprechende Ausnahmegenehmigung der unteren Naturschutzbehörde läge vor.

Christian Meeder

27. Februar

Es gibt Zeiten, da geht einfach alles schief. So eine Pechsträhne scheint Henstedt-Ulzburg gerade zu fassen zu haben: Der Bürgermeister steht unter Korruptionsverdacht, die größte Fraktion in der Gemeindevertretung hat sich gespalten und jetzt haben die Kommunalpolitiker den Entwurf für ein Logo abgesegnet, mit dem die Gemeinde auf sich aufmerksam machen will und das möglicherweise ein Plagiat ist. Oder sieht es nur rein zufällig so aus wie das Logo der US-Firma human element?

Schon mit dem „Fall Thormählen“ erlangte Henstedt-Ulzburg traurige Bekanntheit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus: In der Hauptstadt berichtete sogar die Berliner Morgenpost über den Verdacht, unter dem Verwaltungschef Torsten Thormählen steht. Und jetzt macht unsere Gemeinde vielleicht sogar in den USA unrühmliche Schlagzeilen…

Ein grau-schwarzes hu in Kleinbuchstaben mit einem  roten Punkt soll künftig als Erkennungszeichen auf Ratgebern, Visitenkarten, Broschüren, Einladungen und anderen offiziellen Druckerzeugnissen prangen – erarbeitet von einer Kieler Werbeagentur zusammen mit Kommunalpolitikern und Verwaltungsbediensteten, als „unverwechselbar und einzigartig“ gepriesen von Manja Biel, im Rathaus zuständig für kommunale Wirtschaftsförderung.

Und dann der Schock: Bei der offiziellen Präsentation des Logos im Ratsaal zauberte Michael Zwicker, Redakteur der Segeberger Zeitung, einen Internet-Ausdruck mit dem Logo des amerikanischen Sportkleidung-Händlers human elements aus dem Ärmel mit grau-schwarzem hu in Kleinbuchstaben und rotem Punkt. „Es muss sich um eine Parallelentwicklung handeln. Wir werden die Sache so schnell wie möglich aufklären“, so der Kommentar von Michael Wehrmann, Geschäftsführer der Kieler Lemon Design GmbH. Zu ihren Kunden zählen unter anderem die Deutsche Bahn, Autokraft, die Holstenbrauerei, die Stadtwerke Norderstedt und die Kommunalbetriebe Ellerau, deren Chef einst der beurlaubte Henstedt-Ulzburger Bürgermeister Thormählen war.

Nur wenige Tage vor der offiziellen Präsentation des dubiosen Logos war es in der Gemeindevertretung vorgestellt und bei nur einer Gegenstimme von den Kommunalpolitikern zur endgültigen Ausgestaltung abgesegnet worden. Nur Rudi Hennecke aus der SPD-Fraktion stimmte dagegen: Ihm genüge als Wiedererkennungsmerkmal das Gemeindewappen. Das mag vielen Bürgern ebenso gehen; schließlich kostet den Steuerzahler die Suche nach dem neuen Logo stolze 17.000 Euro. Und was ist, wenn die US-Firma das Urheberrecht besitzt?

Jörg Schlömann
26. Februar 2012

Schöne Nachricht zum Sonntag. Die Grünfläche des Schulvorplatzes an der Olzeborchschule bekommt endlich wieder Luft zum Atmen. Holzblöcke versperren Fahrzeugen die Zufahrt. Wie berichtet hatten die Lehrkräfte die dortigen Rasenflächen als Pkw-Abstellfläche zweckentfremdet. Jetzt bleibt den Lehrern nichts anderes übrig, als auf den rund 150 Meter entfernten Parkplatz der „grünen Schule“ auszuweichen.

Denn während der Parkplatz unmittelbar vor dem alten Hauptschulstandort durch die Fusion von Haupt- und Realschule nicht für das ganze Lehrerkollegium ausreicht, sind am Schulzentrum durch den Auszug der Realschule jede Menge Parkplätze frei.

Zu verdanken haben die Lehrkräfte den zukünftigen gesundheitsfördernden Fußmarsch ihrer Schulleiterin Margot Hillenbrenner, die sich nach etwas Überlegung dazu durchgerungen hat, auf ihrem Schulvorplatz für Ordnung zu sorgen. Denn eigentlich sollte mit dem Falschparken schon seit der Einweihung des Fachraumtraktes am 1. Februar Schluss sein. Schließlich entfällt seitdem für Lehrer und Schüler das mehrmalige tägliche Hinüberwechseln zum alten Realschulstandort für den Physik-, Chemie- oder Informatikunterricht.

Das ewige Hin und Her war nämlich nach Angaben der Schulleiterin der Grund dafür gewesen, warum sie die Grünfläche als Parkfläche freigegeben hatte: Den Lehrern sei das fußläufige Pendeln nicht zuzumuten gewesen.

Gleichwohl: Trotz der neuen Räume für den naturwissenschaftlichen Unterricht blieb vor den Türen der Schule erst einmal alles wie gehabt. Die Lehrer stellten weiterhin ihre Fahrzeuge auf den Grünflächen ab, wie unser Reporter Hans Bliedung erstaunt feststellte.

Bis sich die Henstedt-Ulzburger Nachrichten dann am Anfang dieser Woche nochmals mit der Schulleiterin über das Parkverhalten ihres Kollegiums unterhalten wollten. Die reagierte am Telefon zwar ziemlich frostig, beauftragte dann aber den Hausmeister, das Falschparken unmöglich zu machen.

Eine weitblickende Entscheidung. Ein „weiter so“ hätte nämlich irgendwann Teile des Schulvorplatzes in eine Mondlandschaft verwandelt. Denn nicht nur der Rasen, dessen einstiges Grün sich jetzt schon an einigen Stellen in ein hässliches Braun verwandelt hat, sondern auch die Bäume können auf Dauer parkenden Autos wenig entgegensetzen. Denn durch das Gewicht der Autos verdichtet sich der Boden, so dass dieser weniger luft- und wasserdurchlässig wird, Bodenorganismen absterben und die Wurzeln nicht mehr ausreichend Nährstoffe aufnehmen können: Am Ende stirbt der Baum.

Eine weitblickende Entscheidung insbesondere auch deswegen, weil sich die Lehrer der Olzeborchschule möglicherweise langfristig mit der Situation arrangieren müssen. So ist nicht auszuschließen, dass die Politik der von der Schule gewünschten Neugestaltung des Schulvorplatzes inklusive Parkplatzerweiterung, angesichts der Haushaltsmisere,  auf ihrer nächsten Sitzung endgültig eine Absage erteilt.

Christian Meeder

25.02.2012

Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher,

vielen Dank für Ihre Stellungnahme zu unserem Bericht „Henry Fonda, Carsten Schäfer, Torsten Thormählen und unsere Kommunalpolitik“. Gern haben wir Ihre Rede vor der Gemeindevertretung in voller Länge wiedergegeben, damit sich unsere Leser einen vollständigen Eindruck verschaffen können von dem, was Sie gesagt haben.

Nun schließen Sie aus meinem Beitrag, dass mir Ihre Rede nicht gefallen hat. Ich bin kein Literaturkritiker, und darum spielt es wohl auch keine Rolle, ob sie mir gefallen hat oder nicht. Aber ich fand Ihre Rede mit Verlaub realitätsfremd. Natürlich ist es richtig, dass für Bürgermeister Thormählen die Unschuldsvermutung gilt, bis das Gegenteil bewiesen ist. Aber die Möglichkeit eines solchen Beweises so völlig zu verdrängen, wie Sie es – nicht zuletzt mit dem Beispiel „Die zwölf Geschworenen“ – tun, nenne ich realitätsfern. Da scheint mir der Wunsch Vater des Gedankens zu sein.

Fehlendes Realitätsbewusstsein gilt nach meiner Ansicht auch für Ihre Bewertung der politischen Situation in unserer Gemeinde nach dem Auseinanderbrechen der WHU, an dem Sie ja nicht unbeteiligt sind: Was Sie in Ihrer Rede als „eine etwas andere Zusammensetzung“ bezeichnen, verändert in Wirklichkeit die Mehrheitsverhältnisse in der Gemeindevertretung erheblich.

Durch den Austritt von fünf WHU-Gemeindevertretern ist aus der stärksten Fraktion nunmehr die dritte Kraft geworden. Ich kann mich sehr genau daran erinnern, wie die Wählergemeinschaft nach der vorigen Kommunalwahl frohlockt hat: Das fast Unmögliche war geschehen, die absolute Mehrheit der CDU war gebrochen, nicht einmal zur einfachen reichte es. Mit Ihrem und Ihrer Freunde Austritt machen Sie sich jetzt zum Mehrheitsbeschaffer für den einstigen politischen Gegner. Kein Chaos? Nennen Sie es, wie Sie wollen. Für mich ist das Wahlergebnis ad absurdum geführt, der Wählerwille konterkariert.

„Die Köpfe sind noch da“, haben Sie in Ihrer Rede gesagt, aber verschwiegen, was in denen vorgeht. „Es wird im Moment etwas mehr übereinander gesprochen“, haben Sie gesagt. Vielleicht hätten die „Akteure“, die Sie anführen, beizeiten miteinander sprechen sollen, dann wäre der Gemeinde Henstedt-Ulzburg ein Teil der gegenwärtigen Schwierigkeiten erspart geblieben.

Mit freundlichen Grüßen,

Jörg Schlömann

24. Februar 2012

Schäfers Rede im Wortlaut: http://ulzburger-nachrichten.de/?p=6078#comment-2408

Die fünf Gemeindevertreterinnen und -vertreter, die in der vergangenen Woche aus der WHU ausgetreten sind, haben eine neue Fraktion gegründet. Tile Abel, Martin Andernacht, Doris Dosdahl, Bettina Klemm und Bürgervorsteher Carsten Schäfer wollen unter der Bezeichnung BFB politisch weiter für die Ziele und Grundsätze arbeiten, an deren Entstehung sie maßgeblich mitgearbeitet haben und für die sie vor knapp vier Jahren gewählt wurden.

Das ist der Inhalt einer Presseerklärung, die die neue Fraktion herausgegeben hat. Keine Angaben sind darin enthalten, warum sich das Quintett von der WHU getrennt hat, wenn es doch für dieselben „Ziele und Grundsätze“ steht, für die es bei der vorigen Kommunalwahl von den Bürgerinnen und Bürgern in die Gemeindevertretung geschickt wurde. Und die WHU-Fraktion ihrerseits erklärte nach der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung am vergangenen Dienstag in einer Pressemitteilung: „Die Fraktion der WHU wird – wie in der Vergangenheit – für ihre Überzeugungen und Grundsätze eintreten.“

Zum Fraktionsvorsitzenden wurde laut BFB Tile Abel gewählt, seine Stellvertreterin ist Doris Dosdahl. Weiter gehören dazu Bettina Klemm, Martin Andernacht und Bürgervorsteher Carsten Schäfer. Die drei Buchstaben BFB sind die Abkürzung für Bürger Für Bürger. „Und genau das wird auch das Bestreben der neuen Fraktion sein: Die Anregungen und Ideen der Bürger von Henstedt-Ulzburg aufzunehmen und zu vertreten“, heißt es in der Presseerklärung. Die Planung für die Besetzung der Ausschüsse der Gemeinde sei in Arbeit und werde bei der nächsten Gemeindevertretersitzung am Dienstag, 20. März, um 19.30 Uhr im Rathaus bekannt gegeben.

Da ist Frühlingsanfang. Vielleicht erhofft sich ja die neue Fraktion von diesem Datum einen prosperierenden Start in den Rest der Legislaturperiode. An deren Ende aber wird es schwer sein für zwei Wählergemeinschaften, wieder in die Gemeindevertretung einzuziehen. Schließlich müssen 17 Kandidaten gefunden werden, um in allen Wahlkreisen anzutreten.  Im schlimmsten Fall schafft es keine, weil der im vorigen Jahr entfachte Kleinkrieg untereinander sich fortsetzen könnte. Einen Vorgeschmack darauf lieferte als ironische Antwort auf das Zerwürfnis postwendend die WHU: „Weil die jetzt zurückgetretenen ehemaligen WHU-Mitglieder vorgeben, auch in der Zukunft Positionen ihrer alten Wählergemeinschaft zu unterstützen, sind wir gespannt, wie das in der Praxis aussieht und freuen uns auf die inhaltliche Zusammenarbeit und Unterstützung.“

Durch den Austritt von fünf Mitgliedern ist die WHU – anfangs mit zwölf Mitgliedern stärkste Fraktion – jetzt nur noch drittstärkste Gruppierung in der Gemeindevertretung. Vor ihr rangieren die CDU mit zehn und die SPD mit acht Sitzen. Es folgen BFB (fünf Sitze) und FDP (zwei).

Jörg Schlömann

23. Februar 2012

Schadensbegrenzung und Beschwichtigung wollte Bürgervorsteher Carsten Schäfer wohl erreichen mit seiner ersten Rede in der Gemeindevertretung nach Antritt des Zwangsurlaubs von Bürgermeister Torsten Thormählen und dem Auseinanderbrechen der WHU-Fraktion. Und so ließ denn der Vorsitzende der Gemeindevertretung seine Kolleginnen und Kollegen sowie die zahlreichen Zuhörer wissen, dass er – als sei nichts geschehen – Rosenmontag „schön gefeiert“ und sich „amüsiert“ habe.

Ein Lächeln konnte das den Kommunalpolitikern freilich nicht entlocken. Schweigend und mit ernsten Mienen nahmen sie Schäfers „staatstragende“ Rede zur Kenntnis: Zwar seien „schwere Vorwürfe gegen unseren Bürgermeister“ laut geworden, „aber wir alle sind gut beraten, Herrn Thormählen nicht vorzuverurteilen, sondern ihn als unschuldig anzusehen.“

Schäfer bemühte sogar den Henry-Fonda-Film „Die zwölf Geschworenen“, in dem es letztlich einem Jury-Mitglied gelingt, die übrigen elf von der Unschuld des Angeklagten zu überzeugen. Von den Fraktionen allerdings verlautete zum Fall Thormählen kein Wort während der Sitzung – nicht einmal von der CDU, die den Verwaltungschef schließlich als Kandidaten in den Wahlkampf geschickt hatte. Und so blieb Carsten Schäfer ein weiterer Appell vorbehalten: „Nochmals die Bitte an alle, keine Vorverurteilungen vorzunehmen.“

Auch die Spaltung der WHU, der zweite Eklat in der Kommunalpolitik binnen weniger Tage, schien für Schäfer nicht weiter dramatisch. Jedenfalls kritisierte er die Henstedt-Ulzburger Nachrichten, die getitelt hatten: „Die Kommunalpolitik versinkt im Chaos“ mit scharfen Worten: „So ein kolossaler Blödsinn! Die Politik arbeitet weiter. Die Akteure sind ja geblieben. Eine etwas andere Zusammensetzung. Die Köpfe sind noch da. Es wird im Moment etwas mehr übereinander gesprochen. Die turnusmäßigen Sitzungen finden statt.“ Kein Wort davon, dass möglicherweise Wähler enttäuscht oder gar getäuscht worden sind.

Und auch mit sich und seinem Amt als Bürgervorsteher schien Schäfer keine Probleme zu haben: Er sei seinerzeit als Mitglied der stärksten Fraktion auf Vorschlag der WHU zum Bürgervorsteher gewählt worden – bis zum Ende der Periode im Sommer 2013. „Wenn aber bei der nun stärksten Fraktion der Wunsch besteht, die Person des Bürgervorstehers auszutauschen, so reicht es aus, mir Signale zu geben“, so Schäfer. Die freilich blieben seitens der CDU aus; hatte man doch schon vor der Sitzung signalisiert, am Bürgervorsteher festhalten zu wollen.

Uns so konnte sich Schäfer auf den Hinweis beschränken: „Eine Abwahl mit Zweidrittel-Mehrheit ist möglich. Übrigens muss nicht immer automatisch die größte Fraktion die herausgehobenen Positionen in der Politik besetzen. In den 90er Jahren war Herr Kaesbach stellvertretender Bürgermeister. Er gehörte einer Partei an, die zur kommenden Landtagswahl unter fünf Prozent gehandelt wird.“ Was Schäfer nicht erwähnte: Damals war der hauptamtliche Bürgermeister CDU-Mitglied und dessen Fraktion häufig auf die Unterstützung der FDP angewiesen.

Jörg Schlömann

22. Februar 2012

Gleich mehrere Leser alarmierten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten: Im Innenhof des Ulzburg-Centers werden Bäume gefällt! Der Kahlschlag war allerdings behördlich genehmigt. Die Gemeinde hatte laut Rolf Gramckow, oberster Baumschützer in der Verwaltung, eine Firma mit dem Fällen der Bäume beauftragt, die dem bevorstehenden Bau des CCU weichen mussten. Der Umwelt- und Planungsausschuss hatte die Aktion genehmigt.

Das Abholzen der Bäume musste noch in diesem Monat erfolgen, um nicht das bevorstehende Brutgeschäft der Vögel zu stören. Übrigens: Die alte Rotbuche an der Bahnhofstraße bleibt erhalten. Ihretwegen mussten eigens die Planungen für das neue Einkaufszentrum geändert werden.

Karin Honerlah, Vorsitzende der WHU-Fraktion in der Gemeindevertretung, bewertete die Fällaktion als „vorauseilenden Gehorsam“. Schließlich sei die zweite Änderung des Bebauungsplans noch gar nicht genehmigt und es gebe noch gar keine Baugenehmigung für das CCU. Aber es würden schon einmal Fakten geschaffen.

Jörg Schlömann

21. Februar 2012

Gleich an drei Stellen kreuzte bis zur Jahrtausendwende noch die AKN die Hamburger Straße. Mittlerweile wurden die Gleise verlegt, in Henstedt-Ulzburgs Zentrum wird die AKN sogar zur U-Bahn. Statt vor geschlossenen Bahnschranken warten die Autofahrer nun allerdings immer öfter vor roten Ampeln. Jetzt könnte noch eine weitere dazukommen: Der Arbeitskreis Schulwegsicherung an der Lütten School im Ortsteil Ulzburg-Süd fordert eine Ampel im Bereich Abschiedskoppel.

An der Straße Abschiedskoppel liegt die im Jahr 2008 fertig gestellte neue Grundschule „Lütte School“. Zwar gibt es in unmittelbarer Nähe nördlich und südlich der Abschiedskoppel gleich zwei Ampeln zum gefahrlosen Überqueren der Hamburger Straße: Kinder, die die südliche Ampel an der Falkenstraße queren, müssen dann allerdings im Bereich Suhlenkamp einen sehr engen Rad- und Fußweg benutzen, der direkt ohne Grünstreifen an die Hamburger Straße grenzt, kritisiert der Arbeitskreis Schulwegsicherung, der sich insbesondere aus Eltern der Lütten School zusammensetzt.

Noch stellt sich allerdings der Landesbetrieb Verkehr der Errichtung einer weiteren Ampel entgegen: Eine Zählung der Gemeinde hatte ergeben, dass die notwendigen Mindest-Querungszahlen knapp verfehlt werden.

Die von der Verwaltung bei der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses ins Spiel gebrachte Alternative – der Bau einer Querungshilfe – wird von der Politik abgelehnt: zu gefährlich für Schulkinder! Stattdessen soll nun im Frühjahr noch einmal gezählt werden. Möglicherweise hätten in der kalten Jahreszeit ja viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht.

Für die Bemühungen der Gemeinde, den Verkehrsfluss auf der Hamburger Straße zu verbessern, wäre eine weitere Ampel allerdings kontraproduktiv. Denn die zusätzliche Bedarfsampel würde die geplante „Grüne Welle“ auf der Hamburger Straße beeinträchtigen: So wäre dann die Koordinierung am Knotenpunkt Abschiedskoppel teilweise unterbrochen, schreibt das zuständige Planungsbüro in einer Stellungnahme an die Verwaltung.

Christian Meeder

20.02.2012

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Nur noch knapp drei Monate bis zur Landtagswahl. Nach den Ergebnissen der jüngsten Meinungsumfrage von Freitag letzter Woche  (Infratest dimap im Auftrag des NDR), kommt es im Mai zu einem kompletten Regierungswechsel. SPD (33 Prozent) und Grüne ( 16 Prozent) kämen zusammen auf 49 Prozent und könnten es sich in den Regierungssesseln bequem machen. Auf den harten Bänken der Opposition: CDU (33 Prozent), Piraten (5 Prozent) und der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) mit 3 Prozent –  Der SSW ist von der 5-Prozent-Klausel ausgenommen. Der Umfrage zufolge gar nicht mehr im Landtag vertreten: FDP und Linkspartei mit jeweils 3 Prozent.

Trotz der klaren Prognose bleibt der Wahlkampf für die Henstedt-Ulzburger Bürger spannend. Denn offen ist, welcher Kandidat die Belange der Großgemeinde in der Landeshauptstadt vertritt: Ex-Bürgermeister Volker Dornquast (CDU) oder der  Sievershüttener Bürgermeister Stefan Weber (SPD).

Zwar verlief der Zweikampf bisher ziemlich einseitig – so konnte Dornquast u.a. bei Wahlkampfauftritten mit Bundesfinanzminister Schäuble und CDU-Spitzenkandidat Jost de Jager punkten, während Weber in Henstedt-Ulzburg bisher gar nicht stattfand – doch scheint nun der SPD-Politiker Boden gut machen zu wollen. Gleich an zwei Tagen in der kommenden Woche ist der Sievershüttener Bürgermeister in der Großgemeinde präsent. So lädt  Weber zunächst am Freitag den 24. Februar zu einem Gedankenaustausch über Mobilität ins Bürgerhaus ein.  Tags darauf wirbt der  SPD-Kandidat dann vor Edeka an der Hamburger Straße für seine Politik.

Um bei der Zahl der Wahlkampfauftritte auf Augenhöhe mit Dornquast zu kommen, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Denn der Ex-Verwaltungschef läßt in seinen Bemühungen um Wählerstimmen nicht nach.  So ist es gut möglich, dass  Dornquast am Sonnabend seinem SPD-Kontrahenten vom Fahrradsattel aus zuwinkt: Der CDU-Wahlkämpfer ist zeitgleich mit dem Henstedt-Ulzburger Fahrradclub „Heiße Speiche“ auf Tour.  Nicht der einzige Termin von Dornquast diese Woche in Henstedt-Ulzburg: Auch zu der mit Spannung erwarteten Gemeindevertretersitzung am morgigen Dienstag hat sich der Alt-Bürgermeister angekündigt.

Christian Meeder

20.02.2012