Kategorie: Berichte

Die Leser der Henstedt-Ulzburger Nachrichten würden dem HU-Logo kaum etwas Positives abgewinnen können, schrieben wir gestern und wurden prompt eines Besseren belehrt: „Also ehrlich gesagt: Ich finde das neue Design hat schon eine andere, positivere Wirkung“, kommentierte Leser Christoph Rothe unseren Artikel, der die Verdrängung des traditionellen Gemeindewappens durch das Doppelgänger-Logo thematisierte.

Dazu verteidigte ebenfalls erstmals ein Gemeindevertreter außerhalb des Ratssaals das HU-Logo: FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Eberhard schrieb in einem Kommentar von einem neuen modernen Logo, das wichtig für die Gemeinde sei, und hob einen bisher wenig beachteten Nebeneffekt hervor: Das neue Logo führe zu Einsparungen bei den Druckkosten. Die Ersparnis liege in der Zweifarbigkeit des neuen Logos begründet, Drucke mit geringerer Farbanzahl seien bei jeder Druckerei billiger.

Der publizierte Kommentar des FDP-Fraktionsvorsitzenden verschafft einer überwältigenden schweigenden Mehrheit der Gemeindevertreter Gehör. Das macht deren bisheriges Stimmverhalten deutlich: So sprachen sich in der Februar-Sitzung der Gemeindevertretung 29 von 30 Gemeindevertretern für das neue Logo aus, nur der SPD-Politiker Rudi Hennecke stimmte dagegen.

Das Bekenntnis von Leser Christoph Rothe wirft nun die Frage auf, ob es möglicherweise auch unter den Bürgerinnen und Bürgern Henstedt-Ulzburgs eine schweigende Mehrheit für das neue Logo gibt. Schließlich werden diese ja von den Gemeindevertretern repräsentiert. Anders als bei den Politikern war es bisher für die Bürger allerdings nicht möglich, mit einem einfachen Ja oder Nein für oder gegen das HU-Logo zu votieren. Wer seine Meinung zum neuen Gemeindesymbol  kundtun wollte, hatte nur die Möglichkeit, seinen Standpunkt argumentativ in einem Leserbeitrag zu vertreten.

Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten wollen das jetzt ändern. Erstmals wird es bei uns ein „Online-Voting“ geben. Ab morgen, 18 Uhr, darf per Mausklick abgestimmt werden. Dann heißt es Daumen hoch oder runter für das HU-Logo.

Christian Meeder

14.05.2012

„Eine reine Beschäftigungsmaßnahme“, polterte möglicherweise etwas vorlaut Wolfgang Flößer (CDU), gerade mal seit 73 Minuten neues bürgerliches Mitglied im Finanz- und Wirtschaftsausschuss, während der jüngsten Sitzung des Gremiums. Sein Groll richtete sich gegen eine Anfrage der WHU-Fraktion zu Planungs- und Ingenieurleistungen, die von der Gemeinde in Auftrag gegeben wurden. Vier bis fünf Tage hatte die Verwaltung nach eigener Aussage daran gearbeitet, die Liste zusammenzustellen.

Was der Ausschuss-Neuling als Beschäftigungsmaßnahme abtun wollte, erschien den WHU-Mitgliedern im Ausschuss doch sinnvoll zu sein; denn die Aufstellung der Verwaltung zeigt, dass in nur drei Jahren beispielsweise 25 Aufträge im Tiefbausektor für weit mehr als 800.000 Euro an immer dasselbe Norderstedter Ingenieurbüro vergeben wurden. Mitbewerber wurden offenbar überhaupt nicht angefragt.

Eine Auffälligkeit auch bei der Ausarbeitung von Bebauungsplänen: 25 Aufträge im Wert von fast 180.000 Euro gingen an ein einziges Henstedt-Ulzburger Büro, das dem Sohn eines früheren namhaften CDU-Kommunalpolitikers gehört.

Dreimal ging es um Statik-Aufträge und jedes Mal wurde ein Norderstedter Ingenieur beauftragt, der lange Jahre eine Schlüsselfunktion bei den örtlichen Christdemokraten inne hatte. Wert der Aufträge: fast 45.000 Euro.

Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten entdeckten in der Liste dann noch eine höchst fragwürdige Kuriosität: Für die Gemeindeverwaltung arbeitet ein Architekt mit einer Art Werkvertrag, der über notwendige Baumaßnahmen befindet. Er arbeitet dann als freier Architekt die Ausschreibungen aus und übernimmt auch die Bauleitung. 32 Mal ist der Mann so zum Zuge gekommen, hat mehr als 475.000 Euro kassiert – zusätzlich zu seinem „Gehalt“.

Ob das denn so seine Richtigkeit habe, wollten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten in der turnusmäßigen Pressekonferenz von der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf wissen. Die druckste zunächst herum, murmelte etwas wie „…keine Auskunft geben…“ Amtsleiter Jens Richter schließlich bestätigte dann den von uns geschilderten Sachverhalt.

Die WHU-Fraktion will über die von der Verwaltung erarbeitete Liste beraten. Sie hält eine breitere Streuung bei der Auftragsvergabe durch die Gemeinde für wünschenswert.

Indirekt hatte die WHU übrigens Schützenhilfe vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Folker Brocks in seiner Eigenschaft als Ausschussvorsitzender erhalten: Als es um die Bewilligung von überplanmäßigen Ausgaben für den Erweiterungsbau der Gemeinschaftsschule Rhen ging, kritisierte er während der Sitzung, dass die beauftragte Firma schon zum wiederholten Male Nachforderungen stelle für Arbeiten, die vorhersehbar gewesen seien.

Jörg Schlömann

14. Mai 2012

Die Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg müssen weiter zittern: Das erste Team des SVHU bangt nach der durchaus respektablen 0:2-Niederlage gegen den neuen Meister VfR Neumünster weiter um den Verbleib in der Schleswig-Holstein-Liga. Die A-Jugend musste sich beim Drittplatzierten Eintracht Groß Grönau unglücklich mit 3:5 geschlagen geben und muss auch noch dringend Punkte sammeln für den Klassenerhalt in der höchsten Jugendspielklasse des Landes. Dafür  träumt das zweite Team in der Kreisliga von der Meisterschaft und der Rückkehr in die Verbandsliga. Ein Sieg aus den verbleibenden zwei Partien reicht der Crew von Trainer Gunnar Sievers nach dem 4:1-Erfolg über den Verfolger SG Bornhöved/Trappenkamp.

Zwei Unachtsamkeiten im Defensivverbund brachten die Mannschaft von Trainer Jens Martens im Schleswig-Holstein-Liga-Duell gegen den neuen Titelträger aus Neumünster um den Lohn ihrer Bemühungen in einem ansonsten auf Augenhöhe geführten Vergleich. Marius Zmijak (15.) und Abdul Yilmaz nutzten die Fehler der SVHU-Defensive eiskalt zu den beiden Toren, die den neuen Meister am Ende jubeln ließen und beim SVHU für sorgenvolle Mienen sorgten. Beim FT Eider Büdelsdorf kommt es nun fast zum  „Abstiegsendspiel“, wobei der SVHU allerdings die weitaus besseren Karten hat, denn ein Unentschieden beim Tabellendreizehnten (32 Punkte) reicht den Martens-Kickern (Elfter, 37) angesichts von fünf Zählern Vorsprung. Im Dreikampf um das „rettende Ufer“ ist auch noch der Heikendorfer SV in Gefahr, der nach dem 4:0 gegen den Heider SV 34 Zähler auf dem Konto hat.

Im zweiten Abschnitt hatten Felix Schultz, Deniz Türkoglu und der eingewechselte Sascha Petersen beste Chancen, die Partie gegen den VfR noch zu drehen, doch Zählbares kam bei den zwar engagierten, aber wenig durchschlagskräftigen Angriffsbemühungen der Hausherren vor 220 Zuschauern nicht heraus.

Bereits am Freitag hatte die zweite Mannschaft ihre Spitzenposition mit einem 4:1-Erfolg über die SG Bornhöved/Trappenkamp gefestigt. Einziger Verfolger zwei Spieltage vor Saisonende ist der SV Wahlstedt drei Zähler zurück mit dem deutlich schlechteren Torverhältnis.

Noch nicht in trockenen Tüchern ist der Klassenerhalt für die A-Junioren, die als Aufsteiger in die Schleswig-Holstein Liga auf Platz elf mit 25 Punkten fünf Zähler Vorsprung auf den Heider SV und vier auf Schleswig 06 haben. In Groß Grönau reichte es trotz einer guten Vorstellung und zwei Toren von Thilo Pajewski und einem  Treffer von Lasse Drews für die Jungs von Trainer Tobias Homp nicht, um einen durchaus verdienten Punkt mit nach Hause zu nehmen.

Joachim Jakstat

14.05.2012

Neben allen anderen Attraktionen der Kunst- und Kulturwoche Henstedt-Ulzburg findet sich diesmal im Bereich Unterhaltungsmusik ein Angebot ungeahnter Bandbreite: Vom 28. Mai bis 3. Juni bieten Musiker aus der Region Hörvergnügen von Schlagern über Jazz bis Heavy Metal.

Am Pfingstmontag eröffnet Jon Rock am Infostand auf dem Hof Schümann in Götzberg das Programm mit dem KuKuHU-Lied. Beginn: zwölf Uhr. Es folgen Streitel & Venediger, Bebensee und das Ofay Jazz Duo. Abends kann man dann im Eiscafe Venezia zu italienischem Gesang kulinarische Köstlichkeiten genießen – ab 20 Uhr.

Die Rentnerband Jungbrunnen lädt am Dienstag, 29. Mai, ab 15 Uhr zum Mitsingen ein. Beliebte und bekannte Volkslieder erklingen im „Fürstenhof“. Holger Steenbock aus Alveslohe singt ab 19 Uhr im „Vinum“ Songs deutscher und englischer Liedermacher, während ein Konzert in der Erlöserkirche (16 Uhr) Besinnliches bietet: John-Robin Bold spielt klassische Gitarre, danach bezaubert Fjarill mit schwedischem Gesang zu Violine und Piano.

„Gedankensprünge“ heißt das Programm von Anke Rataj am Donnerstag, 31. Mai, 19 Uhr, in der Kulturkate. All ihre Titel sind selbst geschrieben und produziert. Schon bei der vorigen KuKuHU faszinierte die A-cappella-Gruppe Mumpitz. Diesmal bringen sie perfekte Harmonien und Spielwitz in die  Hesebeck Home Company, gefolgt von Gaby And The Poor Boys mit Folk, Blues und Rockmusik aus verschiedenen Jahrzehnten. Ein bekannter Gast der Kulturwoche ist auch Hando Man. Er spielt am Freitag, 1. Juni, um 20 Uhr im Vinum Oldies und Blues.

Neu ist das KuKuHU-Musikfestival im Bürgerhaus. Der erste Tag gehört der Jugend. Das umfangreiche Programm beginnt um 17 Uhr (bis Mitternacht) mit der Bläsergruppe des Alstergymnasiums, gefolgt von Streetdance aus der Tanzschule Graf, der Band der Musikschule und Gesangsschülerinnen der Kreismusikschule Segeberg. Dabei sind Jacek aus Hamburg als Songwriter, Company of Darkness und Black Sunfire mit Rock and Metal, Pellegrino Underground mit Bluesrock und Schreiber aus Bad Segeberg mit dynamischem Deutschrock. „Der Kapitän“, früher bekannt als „Balls of Steel“, beendet den Musikmarathon am Freitag, 1. Juni.

Am Sonnabend, 2. Juni, bietet das Festival-Programm im Bürgerhaus ab 17 Uhr Musik quer durch alle Stilrichtungen. Angefangen mit Ofay Jazz, der Band von Nils Mede und Fabian Reitzug. Es folgen die Lautenschläger mit Liedern des Autors und Musikers Frank Wedekind. Als Liedermacher singt Holger Steenbock seine selbstgeschriebenen Titel.

Während der vorigen KuKuHU lernten sich Joachim Streitel und Ruth Venediger kennen, nun präsentieren sie ihr gemeinsames Programm mit Balladen, Evergreens, Blues und Boogie. Nach der Versteigerung einer handsignierten Gitarre von Rolf Zuckowski, tanzen Brincadeira zu Sambaklängen. Constant Sorrow aus Bad Bramstedt bringen Songs von The Outlaws, Lynyrd Skynyrd und Little Feat zu Gehör, gefolgt von den satten Rock-Covern von Out of Range. Den Abschluss des Festivals bildet die Mönkloh Blues Band.

Wer an diesem Tag den kleineren Rahmen bevorzugt, lauscht Lune de jaZZ in der Weinkate Brunnert (ab 16 Uhr) oder Kammersax im Salon. Das Programm der KuKuHU 2012 im Bereich U-Musik endet dann mit Blues op Platt un Hochdüütsch von Bebensee am Sonntag, 3. Juni, ab elf Uhr auf dem Hof Hörnerkamp.

Gabriele David

13.05.2012

Die Politiker hatten es im März im Hauptausschuss angekündigt, das eigenwillige Vorpreschen der amtierenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf macht es jetzt für jedermann sichtbar: Das Doppelgänger-Logo verdrängt das Gemeindewappen. So ist auf den gemeindlichen Ankündigungshinweisen für die Wanderung zum Tag der Umwelt am 24. Juni das Gemeindesymbol durch das HU-Logo ersetzt worden. Statt angedeuteter Ritterburg, Eichenlaub und den beiden Quellflüssen Alster und Pinnau ziert in diesem Jahr ein grau-schwarzes hu in Kleinbuchstaben mit einem roten Punkt das Veranstaltungsplakat.

Während die Leser der Henstedt-Ulzburger Nachrichten dem HU-Logo kaum etwas Positives abgewinnen können, kennt die Begeisterung von Politik und Verwaltung für das Doppelgänger-Logo offenbar keine Grenzen.

Nachdem im März die ehrenamtlichen Politiker des Hauptausschusses Plagiatsvorwürfe einstimmig beiseite gewischt hatten, setzte sich vorige Woche die amtierende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf über den damals gefassten Beschluss hinweg, vor der Verwendung wenigstens die Eintragung des Logos in das Markenregister des Münchener Patent- und Markenamts abzuwarten.

cm

13.5.2012

Die Drittliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg sind für das Saisonfinale gerüstet. Gegen den SV 63 Brandenburg-West, der als Absteiger seit Wochen feststeht und sich auf Abschiedstour in der 3. Liga befindet, warfen die Männer von Trainer Tobias Skerka vor rund 350 begeisterten Zuschauern einen souveränen 42:25 (22:9)-Erfolg heraus. Der Coach, der  wegen einer Roten Karte im Spiel bei der SG Achim/Baden die Regie auf der Bank an seinen Assistenten Steffen Reider übergeben hatte, verfolgte das Geschehen von den Zuschauerrängen.  Mit Spielfreude,  Aggressivität in der Abwehr und einem guten Markus Noel zwischen den Pfosten kauften die Gastgeber den Brandenburgern schnell den Schneid ab. Nach fünf Minuten stand es  5:1. Die überragenden Amen Gafsi und Tim Philip Jurgeleit krönten Ballgewinne in der Abwehr mit Gegenstoßtoren, so dass die Fronten schnell abgesteckt waren und Reider viel  wechseln konnte. Den Gästen ist hoch anzurechnen, dass die einseitige fair über die Bühne ging  und das Spiel unter sicherer Leitung der Unparteiischen  so eine Werbung für den Handballsport  wurde.

Für Amen Gafsi war es wohl der letzte Auftritt vor heimischem Publikum. Der 32-Jährige rückt zum Saisonende in den hauptamtlichen Trainerstab des Vereins und soll den Nachwuchs an höhere Aufgaben heranführen. Als der Rechtsaußen in der 36. Minute unter tosendem Applaus den Platz verließ, vollzog Nachfolger Julian Lauenroth  (20) den  Generationswechsel auf seine Art. Der aus der A-Jugend des THW vor Saisonbeginn zum SVHU gewechselte Außenspieler traf zwei Mal innerhalb weniger Sekunden. Lauenroth ist in den letzten Monaten auch Dank der Hilfe seines Kompagnons auf der Außenbahn zum vollwertigen Drittligaspieler gereift. Verabschiedet wurde Amen Gafsi nicht. „Amen bleibt im Verein und ist aufgrund seiner körperlichen Fitness weiter Stand-Bye-Spieler  für den Drittliga-Kader, nur dass sich die Prioritäten etwas verschieben werden“, sagt Handball-Chef Olaf Knüppel. Mit Lars Bastian kommt zur neuen Saison ein weiterer junger, aber schon erfahrener Akteur  als Neuzugang  ins SVHU-Team.

Noch für einen weiteren SVHU-Spieler war die Partie gegen den SV 63-Brandenburg-West besonders emotional. Till Krügel  feierte nach sechsmonatiger Krankheitspause ein 15-minütiges Comeback.

Ob die Mannschaft dann in der 2. Liga oder weiter in der 3. Liga Nord aufläuft, wird sich am kommenden Sonnabend entscheiden, wenn der SVHU bei der TS Großburgwedel antritt. Tabellenführer HF Springe liegt nur einen Zähler vorn und empfängt  zeitgleich die HSG Tarp-Wanderup. „Wir werden uns auf unser Spiel konzentrieren und dann sehen, was am Ende passiert“, sagt Skerka.

SV Henstedt-Ulzburg: Markus Noel (1.-30. Minute, 11 Paraden), Stephan Hampel (31.-60., 7 Paraden) – Florian Bitterlich (2), Amen Gafsi (8/2), Lasse Kohnagel (4), Lars-Uwe Lang (4),  Rasmus Gersch (2), Julian Lauenroth (3),  Tim Völzke (6), Jan Wrage (3), Tim Philip Jurgeleit (10/3).

SV 63 Brandenburg-West: Sebastian Donath, Tobias Reckzeh (3), Lukas Krug (2), Steven Heuer (1), Andrezei Bieganski (6), Frank Seiler (5/3), Tim Wollweber (1), Steven Nkantumbo  (1), Leroy Fleischer(2), Ludwig Greupner (1), Sebastian Ackermann (3).

Spielfilm: 1:0, 5:1, 9:4, 14:6, 17:9, 22:9 – 26:13, 30:18, 35:21, 39:22, 42:25.

Joachim Jakstat

13.5.2012

Die Galerie Sarafand an der Schultwiete platzte fast aus den Nähten, so viele Besucher waren zur Lesung des Journalisten und Fotografen Oliver Lück gekommen. Und sie sollten es nicht bereuen: Die vom Autor selbst vorgetragenen Geschichten aus seinem eben erschienenen Buch „Neues vom Nachbarn“ waren ebenso aufschlussreich wie amüsant und unterhaltsam. Es sind 26 mehr oder weniger lange Novellen aus 26 Ländern, die immer auch eine Hommage an die Menschen sind, die ihm unterwegs begegnet sind.

Oliver Lück strahlt schon auf den ersten Blick etwas Abenteuerliches aus, offen und unerschrocken – eben wie einer, der sich traut, mit einem schon betagten VW-Bulli auf eine unbestimmte Reise von 50.000 Kilometern zu gehen. Ganz ohne Navigationsgerät, dafür aber mit einem zweieinhalb Kilo schweren Atlas von 1.400 Seiten – für seinen Besitzer unersetzlich. Drei Blechschäden, eine Reifenpanne, unzählige gefüllte Wodkagläser und ganz viel Leben dazwischen hinderten ihn nicht, nach 600 Tagen wieder in Henstedt-Ulzburg aufzutauchen. Hellwacher Begleiter und Beschützer: Locke, seine vierjährige Hovawart-Hündin, die bereits als Welpe zu ihm kam, im Bus aufwuchs und sich auch während der Lesung souverän und dazugehörig gab.

„Ein Buch braucht immer einen starken ersten Satz“ hatte ihm Marek aus Danzig erklärt, ein wahrer Kneipen-Philosoph. Und das war er auch schon: sein erster Satz! Dass Oliver Lück überhaupt ein Buch aus seinen Erlebnissen machen würde, wurde ihm erst während seiner Reise bewusst – angesichts der vielen „menschlichen Kostbarkeiten“, die ihm der Zufall entgegen wehte.

Das Buch liest sich so süffig wie ein kühler Wein auf der Terrasse und führt den Leser gleichzeitig in die entlegensten Orte Europas, macht ihn bekannt mit außergewöhnlichen Persönlichkeiten, beeindruckenden Lebensphilosophien, in denen Reichtum und Prestige nichts zu suchen haben. Und es erzählt von bedrohlich-amüsanten Zusammenstößen mit der Polizei des jeweiligen Landes. Vor allem dann, wenn es um zu schnelles Fahren ging. Da wurde schamlos um die Höhe der zu schnell gefahrenen Kilometer gefeilscht, bis sie von 9o auf 10 schrumpften. Ein Unfall mit einem Motorradfahrer in der Slowakei ließ sich zum Glück mit einer Flasche Wein und Geld für den zerbrochenen Rückspiegel regeln.

Plötzlich hieß es „Lost in Litauen“ – die Straßen wurden schlechter, die Umgebung grauer und farbloser.  Die einzige asphaltierte Straße hatten die Einwohner „10 Minuten Amerika“ genannt. Da lernt man das Autofahren der besonderen Art. Wie sagte Lück es am Ende so treffend: „Zurück in Deutschland auf der Autobahn geht es nur noch ums Überleben, mit hupenden, keifenden Monstern bei 80 km/h. Alle Autofahrer sind entspannter als die deutschen!“

Immer wieder sind es gute Gesichter, in denen sich trotz des kargen Lebens eine tiefe innere Zufriedenheit widerspiegelt. Physiognomien, die jedes Malerherz höher schlagen lassen. Und da ist Biruta aus Lettland, die Frau vom Strand, die die zahlreichen Liebesbotschaften der Flaschenpost sammelt und angespültes Strandgut zu kleinen bunten  Kunstwerken in ihrem Garten verarbeitet. „Der Wind, eine Frau und das Meer – ein stilles Leben in Farbe“.

Wenn Maria in Nordostspanien „auf Weltreise geht“, setzt sie sich an ihren alten Schreibtisch am Wegesrand. Denn hier, am Jakobsweg,  kommen alle Nationalitäten vorbei. Es sind Tausende von Pilgern.  Und sie drückt ihnen ihren Stempel in die Pässe, wenn sie weiter nach Santiago de Compostela  ziehen – in der Hoffnung, dass sich ein Lebensentwurf  ändert oder ein Herzenswunsch erfüllt. Der Weg ist das Ziel, und Maria begleitet sie alle – in ihren Gedanken. Sie ist der „Engel am Wegesrand“.

Diese Geschichten machen schon deshalb süchtig, weil der Autor es versteht, immer den richtigen Ton zu treffen, der den Leser sofort  mit hineinnimmt in das Erlebte. Dabei ist Oliver Lück selbst überrascht von der Begeisterung seiner applaudierenden Zuschauer. Schließlich sei es für ihn doch eine Premiere gewesen, vor Leuten zu lesen. Und an diesem Abend so viele seiner Bücher zu verkaufen und zu signieren! Zu dieser ganz besonderen Atmosphäre beigetragen hat nicht zuletzt auch das Ambiente der Galerie Sarafand, das jedem Künstler gerecht wird bei– auch einem Künstler der deutschen Sprache, diesem atemberaubenden Geschichtenerzähler, der Appetit auf immer mehr macht.

Sein Buch „Neues vom Nachbarn –  26 Länder, 26 Menschen“ ist im Rowohlt-Verlag erschienen, hat 317 Seiten und kostet 9,99 Euro.

Gabriele David

12.05.2012

Die etwa 170 Kinder des Kindergartens Schulstraße in Henstedt-Ulzburg können sich über zwei tolle neue Spielgeräte für den Außenbereich freuen: In einer privaten Initiative haben Väter und Freunde der KiTa zwei große Hängemattenschaukeln auf dem Kindergartengelände aufgebaut, zu Schaufel und Spaten gegriffen, für die mächtigen Fundamente zwei Tonnen Beton angerührt, eingebaut und die Spielgeräte montiert.

„Es ist ein schönes Gefühl, mit den eigenen Händen und im Team so etwas zu schaffen und den Kindern damit eine Freude zu bereiten“, sagen die Helfer übereinstimmend. Die Schaukeln wurden mit Hilfe von Spendenmitteln von RWE Companius, des privaten Fördervereins des Kindergartens und eines örtlichen Unternehmers aus Henstedt-Ulzburg gekauft. Die Firma Erdbau Friedel stellte für die Aktion kostenlos einen Minibagger und einen Betonmischer zur Verfügung. Auch die Gemeinde Henstedt-Ulzburg und die Kindergartenleitung engagierten sich für die Aktion.

Nach Einbau des Fallschutzes und Endmontage der Schaukeln wurden die Geräte im Rahmen einer Grillparty ihrer Bestimmung übergeben. Innerhalb kürzester Zeit hatten zwei Dutzend Kinder die Schaukeln in Besitz genommen. Seitdem dürfen nun alle Zwerge ran an die neuen Spielgeräte. Die beiden Geräte unterstützen das vom Kindergarten verfolgte Konzept des „Bewegungskindergartens“, zu dem viel Bewegung im Freien und sportliche Aktivitäten gehören. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg und die Leitung des Kindergartens, vor allem aber die vielen Kinder und deren Eltern sind den Helfern und Unterstützern der Aktion sehr dankbar. Initiiert und organisiert wurde die Aktion von Dr. Frank Wolfram aus Henstedt-Ulzburg, der hierzu sagt: „Kinder sind unsere Zukunft. Jeder Einsatz für Kinder ist eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.“

JS

12.5.2012

„Wenn wir aus den beiden ausstehenden Begegnungen vier Punkte holen und Konkurrent Springe nur drei, dann sind wir Meister und steigen in zweite Bundesliga auf. Unseren Teil an dieser Rechnung können wir selbst durch Handball mit Leidenschaft und Konzentration beeinflussen“, macht Tobias Skerka eine einfache Rechnung auf. Im letzten Heimspiel der Saison gegen den SV 63 Brandenburg-West wird der Coach seinen Anteil an zwei Heimpunkten jedenfalls nicht auf der Bank einbringen können.

Nach einer Roten Karte aus dem Gastspiel bei der SG Achim/Baden ist der SVHU-Coach gesperrt. „Die Vorbereitung auf das Spiel läuft ab wie für jede andere Partie, und auf der Bank übernimmt dann Steffen Reider“, vertraut Skerka seinem Assistenten. Der Torwarttrainer des SVHU bringt aus seiner Bundesliga-Zeit beim HSV Handball und beim VfL Bad Schwartau genügend Erfahrung im hochklassigen Handball mit, um die Mannschaft auf dem Parkett richtig einzustellen.

Wieder auf der Bank dabei ist mit Till Krügel ein Akteur, der nach einem Zeckenbiss mit anschließenden gesundheitlichen Komplikationen sechs Monate hatte mit dem Handball spielen aussetzen müssen. Krügel hat sich im Training an das Niveau der Mannschaft herangekämpft und könnte sogar schon zu einem Kurzeinsatz kommen. Ansonsten ist der SVHU für den Schlussspurt gerüstet. „Der Kader ist komplett“, sagt Skerka, auch wenn der eine oder andere seiner Spieler noch mit Wehwehchen zu kämpfen hat. „Wer jetzt nicht auf die Zähne beißt, ist beim Handball falsch“, so Skerka, der fest an eine Chance seiner Crew auf den Titelgewinn glaubt. „Springe hat auch noch zwei schwere Spiele zu absolvieren.“

Den Anwurf für das letzte Heimspiel des Jahres hat der Deutsche Handball Bund von ursprünglich 19 Uhr auf 18.30 Uhr vorverlegt, um den Handball-Fans auch einen  ungestörten Fernsehgenuss des DFB-Fußball-Pokalfinales in Berlin zu ermöglichen.

Joachim Jakstat

11.5.2012

Die Überwachung des ein- und ausgehenden E-Mailverkehrs der Gemeinde durch die Firma RightVision, die dem CDU-Vorstandsmitglied Frank Bueschler gehört, beschäftigt nicht nur die Bürgerinnen und Bürger; jetzt musste sich auch der Hauptausschuss der Gemeindevertretung mit dem Thema befassen – auf Antrag der neuen BFB-Fraktion.
Bereits in ihrer Vorlage zu dem Tagesordnungspunkt hatte die Verwaltung unter Leitung der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU) eine gewisse Abneigung gegen einen Wechsel des Anbieters durchblicken lassen: Das sei ausschließlich eine Angelegenheit der Verwaltung, hieß es darin. Bressensdorf unterstrich während der Sitzung noch einmal ihre Einstellung: Auch die Kommunalaufsicht des Kreises Segeberg sei dieser Ansicht.
Angesichts dieser Auskunft verließ den BFB-Chef Tile Abel offenbar der Mut: Er wollte den Antrag seiner Fraktion zurückziehen. Erst als SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald seinen Kollegen Abel darauf aufmerksam gemacht hatte, dass ja nur Informationen eingeholt werden sollten und kein Beschluss gefordert sei, blieb die BFB bei ihrem Antrag. Die Verwaltung wird jetzt weitere Voraussetzungen für den Wechsel zu einem anderen Anbieter – beispielsweise das öffentlich rechtliche Unternehmen Dataport – prüfen. Lediglich die CDU-Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung der Stimme.
Ostwald hatte sich im übrigen während der Debatte scharf gegen Verdächtigungen gegenüber Frank Bueschler ausgesprochen. Bei dieser Geschäftsverbindung zwischen der Gemeinde und einer Privatfirma handele es sich um eine „ganz normale Konstellation“. Wenn jeder Ehrenamtler von Geschäften mit der Gemeinde ausgeschlossen werde, gebe es bald keine ehrenamtlich tätigen Bürger mehr.
Jörg Schlömann
10. Mai 2012

Superquote für „Aktenzeichen XY… ungelöst“: Der Klassiker verwies am Mittwoch die RTL-Tanzshow Let’s Dance auf den zweiten Platz und war die meistgesehene Fernsehsendung in Deutschland. 4,71 Millionen Menschen sahen zu, als der Raubüberfall auf die alte Dame in der großen Lohe  nachgestellt wurde. Die gute Quote macht Mut, dass die deutschlandweite Öffentlichkeitsfahndung zum Erfolg führt.

Zwei maskierte Männer waren in den frühen Morgenstunden am 31.Oktober vorigen Jahres durch das Kellerfenster in das Einzelhaus eingedrungen und hatten die alleinstehende Henstedt-Ulzburgerin im Schlaf überrascht, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und Uhren sowie Schmuck im Wert von mehreren Hunderttausend Euro geraubt.

In der Sendung wurden die geraubten Gegenstände einem Millionenpublikum vorgeführt. Darunter unter anderem die abgebildete Damenuhr. Für Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, sind Belohnungen in Höhe von insgesamt 10.000 Euro ausgelobt. Die Ermittlungen führt die Kriminalpolizei in Kiel, Rufnummer: 0431/160 3333.

cm

10.5.2012

Vielleicht hätte die Henstedt-Ulzburger CDU doch darauf verzichten sollen, Elisabeth von Bressensdorf zur ersten stellvertretenden Bürgermeisterin zu machen; denn die Fehler, die die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten an nur einem Tag begangen hat, könnten den Verdacht nähren, dass sie keineswegs die Erfahrung hat, die die Union ihr bei ihrer Wahl nachsagte. Die größere Kompetenz der eigenen Kandidatin war schließlich das Hauptargument der Union, um den Bressensdorf-Vorgänger Wilhelm Dahmen (WHU) abzuwählen.

„Auch meine Tätigkeit als Juristin nützt mir bei dieser Aufgabe außerordentlich. Verträge und Schriftverkehr sind für mich recht schnell zu erfassen und einzuordnen“, hatte von Bressensdorf noch kürzlich in CDU-aktuell zu ihrer neuen Tätigkeit vollmundig getönt. Man darf diese Worte bezweifeln; denn in der turnusmäßigen Rathaus-Pressekonferenz am Dienstag wollten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten von der amtierenden Verwaltungschefin wissen, ob denn das neue Gemeindelogo, das möglicherweise ein Plagiat ist, bereits beim Patent- und Markenamt in München eingetragen sei. Hintergrund: Die Firma RightVision des CDU-Vorstandsmitglieds Frank Bueschler hatte das Logo auf der Internet-Wahlseite der Gemeinde verwendet.

Im Brustton der Überzeugung verkündete Elisabeth von Bressensdorf den versammelten Journalisten, das Logo sei beim Patentamt eingetragen. Wir wollten es genau wissen und fragten nach: Ist das Logo nur angemeldet, oder ist es bereits eingetragen? Das sei ja schließlich ein Unterschied. Der beauftragte Patentanwalt habe der Verwaltung mitgeteilt, das Logo dürfe verwendet werden und sei jetzt eingetragen, lautete die Antwort der stellvertretenden Bürgermeisterin.

Abends im Hauptausschuss musste Elisabeth von Bressensdorf dann – aber erst auf Nachfrage der SPD-Fraktion – kleinlaut zugeben, das fragwürdige Logo sei in München lediglich zur Eintragung angemeldet. Einen Vollzug gebe es noch nicht! Allerdings dürfe das Logo schon verwendet werden.

Und auch in diesem Punkt lag die Juristin voll daneben; denn der Hauptausschuss hatte bei der Diskussion um die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit dem Logo beschlossen, dass dieses erst verwendet werden dürfe, wenn es beim Patentamt eingetragen sei. Auf Nachfrage der Henstedt-Ulzburger Nachrichten, wer denn RightVision-Chef Bueschler die Erlaubnis erteilt habe, das umstrittene Logo auf der Wahlseite zu verwenden, antwortete Amtsleiter Jens Richter: die Gemeindeverwaltung und damit die stellvertretende Bürgermeisterin.

Fazit: Elisabeth von Bressensdorf hat einen Beschluss des Hauptausschusses missachtet! Nicht nur RightVision erhielt die Erlaubnis zur Verwendung des Logos, die Gemeindeverwaltung selbst hat zwei umfangreiche Presse-Informationsmappen, die von der stellvertretenden Bürgermeisterin verteilt wurden, mit dem Logo versehen. Spannend ist die Frage, ob sich der Hauptausschuss eine solche eklatante Missachtung seiner Beschlüsse durch die stellvertretende Bürgermeisterin bieten läßt…

Jörg Schlömann

9. Mai 2012

Schon zweimal bat die Kriminalpolizei die Bürger in Henstedt-Ulzburg und Umgebung um Mithilfe bei der Aufklärung eines brutalen Raubüberfalls auf eine Seniorin in der Großgemeinde. Zunächst im Oktober 2011 unmittelbar nach dem Überfall auf die 69-Jährige in deren eigenen vier Wänden.  Ein zweiter Fahndungsaufruf folgte Ende Januar, dabei wurde unter anderem ein Fahndungsfoto mit einer aus dem Einzelhaus in der Großen Lohe  entwendeten auffälligen Tasche veröffentlicht. Auch eine Belohnung von 10.000 Euro für sachdienliche Hinweise auf die Täter  wurde ausgelobt.

Es hat alles nichts gebracht, die Täter laufen weiter frei herum.  Deswegen wird jetzt bei der  Fahndung noch ein Gang nach oben geschaltet. Und deutschlandweit gefahndet. Mit Hilfe des Zweiten Deutschen Fernsehens.

Die Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ wird am morgigen Mittwoch über den Raubüberfall in der Großen Lohe berichten. Dabei wird die Tat detailgetreu nachgestellt und die erbeuteten Wertgegenstände vorgestellt.

Beginn der Sendung mit Moderator Rudi Cerne ist um 20.15 Uhr im ZDF.

cm

8.5.2012

Oktober 2011: Schwerer Raubüberfall im Ortsteil Ulzburg

Januar 2012: Nach Raubüberfall in der großen Lohe: Staatsanwalt setzt 10.000 Euro Belohnung aus

Sonntag gegen 18:30 Uhr, CDU-Spitzenkandidat Jost de Jager tritt vor seine jubelnden Anhänger. Den Fernsehkameras entgeht dabei nichts: Der Ministerpräsidenten-Anwärter habe ja Glanz in seinen Augen, so eine ARD-Kommentartorenstimme aus dem Off.

Die CDU-Spitzenpolitiker in Schleswig-Holstein scheinen offenbar alle ziemlich nahe am Wasser gebaut zu sein.  Zuletzt vergoss Ministerpräsident Peter Harry Carstensen bei seiner Abschiedsrede im Kieler Landtag Tränen der Rührung. Und im Sommer letzen Jahres heulte De Jagers zurückgetretener Vorgänger Christian von Boetticher live in die Fernsehkameras: Seine Beziehung zu einer 16-Jährigen sei schlichtweg Liebe gewesen, schluchzte damals der einstmalige CDU-Hoffnungsträger.

Die Sozialdemokraten wirken daran gemessen ziemlich hartgesotten. Denn Torsten Albig und Co. stürzen sich nun todesmutig auf eine Dänen-Ampel. Und das, obwohl der legendäre „Heide-Mörder“ von 2005 weiterhin unerkannt herumläuft. Damals versuchten SPD, Grüne und SSW erstmals das Dreierbündnis auf die Beine zu stellen und scheiterten spektakulär. Auch nach dem vierten Wahlanlauf fehlte Heide Simonis eine Stimme.

Geht es nach den Bürgern Henstedt-Ulzburgs, würden diese den Landespolitikern wohl eine große Koalition empfehlen. Eine Dänen-Ampel hätte in der Großgemeinde jedenfalls keine Mehrheit. Wobei es erstaunlich ist, dass der SSW zwischen Alster und Pinnau immerhin 3,18 Prozent erreicht hat. Übertragen auf die in einem Jahr stattfindende Kommunalwahl säße der SSW mit so einem Ergebnis wohl mit einem Mandat im Gemeindeparlament. Und das ganz ohne Extrawurst: Bei der Kommunalwahl gibt es für alle Parteien keine Fünf-Prozent-Hürde. Genügend Bürger mit dänischer Staatsbürgerschaft wären für die Bildung einer SSW-Ortsgruppe auf jeden Fall vorhanden: 2011 hatten 31 Henstedt-Ulzburger einen dänischen Pass.

Sehr viel wahrscheinlicher als dass demnächst eine dänische Minderheit im Gemeindeparlament Platz nimmt, ist allerdings der Einmarsch von Grünen und Piraten ins Henstedt-Ulzburger Rathaus. Denn beide Parteien liebäugeln bereits mit der Teilnahme an den Kommunalwahlen. Die Grünen haben darüber hinaus auch schon einen Ortsverband gegründet. Es handelt sich dabei gleichwohl „nur“ um einen überörtlichen Ortsverband mit dem Namen „Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Umgebung“. Das zeigt auch, was die eigentliche Herausforderung von Grünen und Piraten sein wird: Genügend Mitstreiter zu finden, die Lust haben sich ehrenamtlich zu engagieren. Gelingt ihnen das, kann es ziemlich bunt werden nach den Kommunalwahlen im Mai 2013. Denn dann stehen auch noch zwei Gruppierungen auf dem Wahlzettel, die sich am Sonntag nicht um Wählerstimmen beworben hatten. Die WHU und deren Abspaltung BFB.

Christian Meeder

7.5.2012

Die Gemeindeverwaltung ist offenbar nicht bereit, auf eine Überprüfung der im Rathaus ein- und ausgehenden E-Mails durch die Firma RightVision zu verzichten. Das geht aus ihrer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der BFB-Fraktion hervor.

Nach Anfrage eines Bürgers in öffentlicher Sitzung  stellte sich heraus, dass der gesamte externe E-Mailverkehr der Gemeinde von der Firma RightVision überwacht wird, die dem CDU-Vorstandsmitglied und CDU-Pressesprecher Frank Bueschler gehört. Die Verwaltung, an deren Spitze derzeit die erste stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU) steht, ist der Ansicht, dass die Abwicklung des Mailverkehrs die Kommunalpolitiker nicht zu interessieren habe.

In der Antwort der Gemeinde heißt es: „… ist die Entscheidung über den E-Mailverkehr der Gemeindeverwaltung nicht den gemeindlichen Gremien, sondern dem Bereich des laufenden Geschäftsbetriebes zuzuordnen, für den die/der Bürgermeister/in die erforderlichen Entscheidungen alleinverantwortlich trifft.“

Die Verwaltung stellt abschließend fest, „dass die für die Gemeinde von der Firma RightVision erbrachten Dienstleistungen nicht zu beanstanden sind und die Zusammenarbeit sehr gut ist. Insbesondere letzteres kann auch damit zusammenhängen, dass die Firma als örtliches Unternehmen der Gemeinde mehr verbunden ist als eine auswärtige Firma. Allgemein besteht auch der Grundsatz, die gemeindlichen Steuergelder möglichst in der Gemeinde zu belassen und soweit es vergaberechtlich zulässig ist, ortsansässige Unternehmen zu beauftragen.“

Ein Grundsatz, der ab und an offenbar auch gern mal beiseite geschoben wird. Den Zuschlag zur Neuplanung des Vorplatzes an der Olzeborchschule bekam ganz ohne Ausschreibung oder Preisumfrage ein Landschaftsarchitekt aus Molfsee bei Kiel. Dort war der derzeit unter Korruptionsverdacht stehende Bürgermeister Torsten Thormählen von 1993 bis 1998 Bauamtsleiter.

Die Gemeinde räumt immerhin die Möglichkeit ein, den Mailverkehr über den öffentlich-rechtlichen Dienstleister Dataport abwickeln zu lassen. In diesem Zusammenhang wurden Informationsmaterialien sowie erste Preisinformationen abgefordert. Nach einer ersten Sichtung der Informationen könne allerdings noch kein Leistungs- und Preisvergleich gegeben werden. Die Grundfunktionalitäten wie Mailtransport, SPAM- und Virenscanning würden von Dataport selbstverständlich ebenso angeboten, wie dies bislang der Fall ist. Ob diese Leistungen qualitativ mit denen der Firma RightVision zu vergleichen seien, könne noch nicht bestätigt werden.

Eine andere Möglichkeit: Der in der Gemeindeverwaltung eingesetzte Mailserver könnte auch direkt an das Internet angebunden werden, sodass Mails ohne weiteren „Umweg“ verschickt oder empfangen werden. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die bislang in Anspruch genommenen Dienstleistungen durch die Gemeindeverwaltung erledigt werden. Hierfür eventuell benötigte Hard- und Software sowie das entsprechende Know-How sind nicht vorhanden und müssten beschafft werden. Eine Kostenkalkulation für eine derartige Umsetzung wäre bei Bedarf vorzunehmen.

Zum Thema Datenschutz, der von der BFB-Gruppierung angesprochen worden war, äußert sich die Gemeindeverwaltung in ihrer Antwort auf die Anfrage mit keiner Silbe. Der gemeindliche Mailverkehr steht auf der Tagesordnung des Hauptausschusses, der am Dienstag, 8. Mai, um 18.30 Uhr im Rathaus tagt.

Jörg Schlömann

7. Mai 2012