Kategorie: Berichte

Häufig hört man, in Henstedt-Ulzburg sei nichts los. Weit gefehlt! In der Großgemeinde ist sogar eine ganze Menge los; hier geht’s vielmehr sehr bunt zu – geradezu international: In Henstedt-Ulzburg leben Menschen aus 94 Ländern der Erde. Zur Jahresmitte waren in unserer Gemeinde neben 26.178 Deutschen genau 1.026 ausländische Staatsbürger gemeldet. Die größte Gruppe unter den ausländischen Mitbewohnern stellen die Türken mit 199 Personen, gefolgt von 88 Polen, 51 Menschen aus Großbritannien, 47 Kroaten, 45 Niederländern, 43 Italienern, 31 Dänen, 28 Österreichern, je 26 Portugiesen und Serben und 22 Bürgern der Russischen Föderation. 17 Chinesen, fünf Australier, fünf Algerier und vier Venezolaner zeigen, dass Bewohner aller fünf Kontinente in Henstedt-Ulzburg vertreten sind. Auch drei Staatenlose leben in der Gemeinde.

Zu den „Exoten“ unter den Ausländern gehören unter anderem zwei Kubaner, ein Mauretanier, zwei Mongolen, immerhin zwölf Malayen, zwei Montenegriner, sieben Philippinas, ein Ghanaer, ein Kameruner, ein Koreaner und ein Kirgise.

Insgesamt lebten zur Jahresmitte in Henstedt-Ulzburg 27.204 Menschen – 13.716 weibliche und 13.488 männliche Personen.

Jörg Schlömann

4.August 2011

Seit Montag zahlen Kunden des Zweckverbandes Wasserversorgung Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg knapp 50 Prozent mehr für Trinkwasser. Der Bericht über die drastische Preiserhöhung hat bei vielen Lesern Empörung ausgelöst. Böse sind die Kunden des Zweckverbandes vor allem auch darüber, dass sie nicht vorab offiziell über diesen Schritt benachrichtigt worden sind. Die Kommunikation durch den Zweckverband ist, wohlwollend formuliert, noch ausbaufähig.

„Eigentlich sollten alle Kunden in der dritten Juli-Woche per Brief über die Preiserhöhung informiert werden“, räumt denn auch der Geschäftsführer des Zweckverbandes Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg, Olaf Nimz, im Gespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten ein. „Wir müssen aber feststellen, dass die Zustellzeiten unseres Postdienstleisters teilweise bei deutlich über einer Woche liegen.“

Diese Äußerungen des Geschäftsführers müssen bezweifelt werden; denn der Redaktion der Henstedt-Ulzburger Nachrichten liegen Benachrichtigungen des Zweckverbandes vor, die erst am 26. Juli geschrieben worden sind.

Doch auch bei verspäteter Zustellung sei die Preiserhöhung rechtlich wirksam, betont Olaf Nimz; denn zusätzlich zu den Anschreiben an die Kunden habe es „eine amtliche Bekanntmachung der Preiserhöhung in verschiedenen Printmedien“ gegeben.

Bei näherer Betrachtung der amtlichen Bekanntmachung, beipielsweise in der Norderstedter-Zeitung, muss man allerdings schon sehr viel Phantasie mitbringen, um eine Preiserhöhung wahrzunehmen.

Im Text sucht man nach den Worten Preiserhöhung oder Anpassung vergebens. Stattdessen wird auf die Homepage des Verbandes verwiesen.

So empören sich zahlreiche Leser bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten wohl zurecht über die mangelnde Kommunizierung der Preiserhöhung durch den Zweckverband. „Die Art der Erhöhung, ohne ein Anschreiben an die Verbraucher, geht gar nicht“, monierte beispielsweise Leserin Ivonne Kenklies-Wendt.

Bei Leser Ralf Zeuner hingegen müssen die Henstedt-Ulzburger Nachrichten zudem wohl noch etwas an Reputation gewinnen. Da auch er kein offizielles Schreiben erhalten hatte, wollte er den Bericht nicht für bare Münze nehmen: Er warf den Henstedt-Ulzburger Nachrichten wahlweise Panikmache oder eine politische Kampagne vor.

Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Torsten Thormählen, Vorstand des Zweckverbands Wasserversorgung, gab sich angesichts des Unmuts der Bürger über das Ausmaß der Erhöhung und deren Kommunikation gänzlich unbeeindruckt: Er habe vor seinem Urlaub mit dem Geschäftsführer verabredet, dass die Kunden in angemessener Form informiert würden. Im übrigen stehe es ja jedem frei, gegen die Abrechnungsbescheide Widerspruch einzulegen.

Christian Meeder/Jörg Schlömann

Nachdem bei der Henstedt-Ulzburger Polizei wochenlang Funkstille geherrscht hatte, gibt es jetzt für die Beamten offenbar wieder alle Hände voll zu tun: So meldete ein 73-Jähriger aus Ulzburg-Süd den Diebstahl von 70 Fischen, die er in einem Teich auf seinem Privatgrundstück am Dammstücken gehalten hatte. Die Zierkarpfen mit einem Gewicht zwischen einem und zwölf Kilogramm haben einen Wert von etwa 12.000 Euro.

Der Fischteich mit einem Wasserinhalt von 220.000 Litern, in dem die 70 aus Japan stammenden Kois sich tummelten, muss zwischen Freitag, 22. Juli, und Dienstag, 26. Juli, abgefischt worden sein. Der Geschädigte geht davon aus, dass die Täter eventuell zweimal am Werk waren. Die Fischräuber müssen mindestens mit einem Kleintransporter vorgefahren sein, wobei sie möglicherweise beobachtet wurden. Das Einfangen und Verladen der Kois dürfte einige Zeit gedauert haben.

Darum fragt die Polizei: Wer hat in der fraglichen Zeit Verdächtiges beobachtet? Zeugen werden gebeten, sich unter Telefon 99 130 zu melden.

Weniger unauffällig als die Fischräuber vom Dammstücken verhielten sich in der Nacht zum Dienstag etwa 15 junge Männer an einer Parkbank im Karl-Barmstedt-Wanderweg hinter einem Supermarkt. Anwohner hatten kurz vor 23 Uhr die Polizei alarmiert: Die jungen Leute unterhielten sich übermäßig laut und konsumierten Alkohol. Als eine Streife anrückte, zeigten sich die Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren einsichtig. Sie entfernten den angefallenen Abfall und räumten den „Tatort“.

Nur eine Stunde später entdeckten Polizeibeamte dieselben Männer an einer Parkbank im Kreuzungsbereich Lindenstraße/Hamburger Straße. Auch hier beschwerten sich Anwohner über Notruf 110 über Ruhestörung. Da die jungen Leute nicht mehr sofort auf die polizeilichen Weisungen reagierten, setzten die Beamten schließlich einen Platzverweis durch. Gegen die jungen Ruhestörer wurden Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen erstattet. Die Betroffenen werden Geldbußen in Höhe von 50 bis 100 Euro zahlen müssen.

Teuer wird auch die Fahrt eines 41 Jahre alten Henstedters mit seinem Motorroller. Einer Funkstreife war das Fahrzeug auf der Hamburger Straße aufgefallen, weil es kein amtliches Kennzeichen hatte. Da der Fahrer in den Galgenweg abbog, verloren die Beamten ihn zunächst aus den Augen. Bei der anschließenden Fahndung entdeckten sie ihn jedoch erneut: Er hatte den Roller inzwischen abgestellt und kam ihnen zu Fuß entgegen. Seine Überprüfung ergab: Er besitzt keine Fahrerlaubnis. Das Fahrzeug ist nicht versichert, so dass eine Straftat nach dem Pflichtversicherunggesetz vorliegt. Eine freiwillige Atemalkohol-Überprüfung ergab 0,73 Promille. Es wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet.

Jörg Schlömann

Dass die Galerie Sarafand an der Schultwiete 2 nicht nur zeitgenössische Kunst präsentiert, sondern auch einen speziellen Raum im Haus ihren „Sesam öffne dich“ nennt, verwundert nicht. Denn hier hat Ahmed Zaarour, der aus dem Libanon stammende Ehemann von Galeristin Angelika Dubber, sein eigenes duftendes Paradies eingerichtet. Mit Gewürzen und Ölen, Seifen und Düften aus seiner Heimat, deren Vielfalt sich in seinen handgearbeiteten Kostbarkeiten widerspiegelt, die man sogar kaufen kann. Welch großartige Historie sich dahinter verbirgt – darüber weiß er aufs Interessanteste zu berichten.

Untermalt wird das Ganze von einem Film über die historische Seifenherstellung aus reinem Olivenöl, den „Arte“ vor drei Jahren im Libanon gedreht hat. Hier erfährt man neben den persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen von Ahmed Zaarour alles über die langwierige Handarbeit, die notwendig ist, um diese hochwertigen, biologisch reinen Seifen zu produzieren. Neben der Seifenstadt Aleppo, in der die Seifenherstellung in kleinen Manufakturen bereits im Jahr 800 vor Christus ihren Ursprung hatte, gilt „die weiße Stadt“ Beirut als klassische Seifenproduktionsstätte.

Hier wirkt bis heute ein Seifenmeister, der sich auch in ganz Frankreich größter Berühmtheit erfreut. Er darf sich rühmen, dass alle Menschen, die seine Seifen mit den hochwertigen Ingredenzien verwenden, niemals Hautprobleme hatten und haben werden. Zum Modellieren werden von ihm nur die alten Formen seiner Vorfahren benutzt – der Beruf des Seifenherstellers als Berufung. Und das in einem Betrieb, der noch aus dem 18. Jahrhundert stammt.

In riesigen Hallen werden die Seifentürme auch heute noch getrocknet. Echte Olivenseife muss neun Monate reifen, bis sie jenen charakteristischen Ockerton annimmt und sich ihre Inhaltsstoffe gänzlich entfalten konnten. Neben den Produktions- und Lagerstätten liegen meist große Badehäuser, in denen Massen von Seife verbraucht werden. Wie auch im Hamam, dem kunstvoll gestalteten Badetempel. Hier findet eine regelrechte Enthäutung statt, die jeden derart Eingeschäumten und Gewaschenen blitzsauber zurücklässt. „Für diese Prozedur sollte man möglichst einen ganzen Tag einplanen, um das Ritual, das nicht nur außen, sondern auch innen reinigt, ausgiebig genießen zu können“, sagt Ahmed Zaarour. Der Besuch des Hamam wird in seiner Heimat einmal pro Woche empfohlen. Schon seit dem 14. Jahrhundert sind im Libanon Wasserkuren bekannt, mit denen Nervenleiden geheilt wurden, während die Aleppo-Seife in Krankenhäusern bei Hautkrankheiten angewandt wurde. Die arabische Waschkultur existierte bereits, als in Europa diese Art der Reinigung noch gänzlich unbekannt war.

Auf den ersten Blick mutet der Seifenteig an wie ein Haufen frisch gepflückter Baumwolle. Bei näherem Hinschauen gewinnt er an Geschmeidigkeit und wird durch die Bearbeitung mit den Händen immer cremiger. Was sich auf der Haut angenehm sahnig anfühlt und doch vollständig abgespült werden kann, obwohl sich die Haut danach zart und wie dezent eingecremt anfühlt. Hier gleicht die Seifenproduktion einer Wissenschaft, die qualitativ noch raffiniertere Seifen hervorbringt als in Frankreich oder Italien. Aber auch die berühmte „Savon de Marseille“, eine veredelte Form unserer Kernseife, stammt aus Aleppo und ist bis heute in jedem französischen Haushalt unverzichtbar.

Zedernöl aus der Rinde des heiligen Baumes wird in den besonders kostbaren Seifen verarbeitet, Zedernharz zum Räuchern und Parfümieren. Denn in der ästhetisch anmutenden Architektur der Paläste befindet sich immer auch ein Hamam für den Harem, in dem sich die Damen nach dem Einseifen mit Ölen und Düften gegenseitig für ihren Fürsten schön machen.

Nach dem Ramadan haben alle Araber einen großen Bedarf an Seifen und Düften, um nach der geläuterten Seele nun auch den Körper zu reinigen. Kein Wunder, dass schon die Kinder ganz früh an Duftwässer gewöhnt werden. So verlocken in Beirut pompöse Flacons mit kostbaren Essenzen zum Kauf – ein Dorado  für die Saudi-Prinzen, nicht zuletzt auch wegen der bildschönen, eleganten Frauen dieser Stadt, die sich mit jeder attraktiven Pariserin messen können.

Ahmed Zaarour stammt aus einer Familie mit eigener Olivenplantage. Sein Großvater (er wurde 118 Jahre alt) galt als Pflanzenheiliger. „Als sein Lieblingsenkel habe ich viel von ihm gelernt, da er mich von Anfang an intensiv in die Arbeit mit der Natur einweihte.“ Daher seine spätere Leidenschaft für alles, was mit der biologischen Seifenherstellung zu tun hatte. Ahmed wuchs auf als eins von zwölf Geschwistern mit 150 engen Familienmitgliedern und insgesamt 1.483 Verwandten, „über die bis heute meine Mutter wacht – eine echte Familien-Managerin“, sagt er stolz.

Wer diesen außergewöhnlichen Mann erleben möchte, hat am 28. August Gelegenheit dazu. Da gibt er in der Galerie Sarafand von zwölf bis 17 Uhr ein traditionelles Räucherseminar rund um den Weihrauch: um 13 Uhr und um 15 Uhr. Am 18. September wird er seine Seifen, Öle, Kräuter und Räucherwaren auf dem berühmten „Grünen Markt“ in Alveslohe zum Verkauf anbieten. Am 18. November ist Ahmed Zaarour im Margarethenhoff in Kisdorf  mit seinem arabischen Sortiment zu Gast und am 1. Advent in der Erlöserkirche nach dem Gottesdienst ab 11 Uhr. „Es ist immer ein wunderschöner Markt, in dessen Mittelpunkt die Kirche steht“, weiß der Mann aus dem Libanon, der schon seit 21 Jahren in Henstedt-Ulzburg lebt. Er ist immer in der Galerie Sarafand unter der Rufnummer 95432 zu erreichen.

Gabriele David

Vor genau fünf Monaten starteten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Seitdem versorgen wir die Bürgerinnen und Bürger täglich mit neuen Informationen. Am 1. März haben weit mehr Leser unsere Seite besucht, als wir erwartet hatten! Dieses tolle Ergebnis konnten wir leider nicht halten, was uns zu der Einsicht brachte: Wir haben wohl den „Geschmack“ der Henstedt-Ulzburger auf Anhieb nicht so ganz getroffen. Daran haben wir gearbeitet – offensichtlich mit Erfolg; denn die Zahl der Leser steigt wieder kontinuierlich, wie unser Klickzähler ausweist. Vielen Dank dafür!

Natürlich ruhen wir uns auf den Lorbeeren nicht aus. Wir arbeiten ständig daran, die Henstedt-Ulzburger Nachrichten zu verbessern, unsere Leser noch umfangreicher zu informieren. So „engagierten“ wir vor zwei Monaten die Journalistin Gabriele David. Und jetzt ist uns noch ein Doppel-Coup gelungen: Wir konnten Diplomingenieur Hans Bliedung zur Mitarbeit im Redaktionsteam gewinnen. Der 73-Jährige ist Mitglied im Seniorenbeirat und hat auch schon für verschiedene Fachzeitschriften gearbeitet. Er wird sich bei uns zum einen der technischen Themen annehmen.

Zum anderen: Der gebürtige Hamburger, der seit 1973 in Henstedt-Ulzburg wohnt, ist für viele Sportinteressierte in der Gemeinde kein Unbekannter. Er fungiert nämlich seit Jahren als ehrenamtlicher DFB-Schiedsrichter, versteht also etwas vom Fußball. Und da wir aus Briefen wissen, dass sich viele Leser auch über eine Sportberichterstattung freuen würden, hat sich Hans Bliedung bereit erklärt, die zu übernehmen. Wir mussten ihn nur ein klein wenig dazu überreden… Ab sofort also werden die Henstedt-Ulzburger Nachrichten alles Wissenswerte über die ersten Fußballmannschaften der Damen und Herren im SV Henstedt-Ulzburg berichten.

Allerdings möchten wir schon jetzt eine Einschränkung ankündigen: Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten machen von Mitte des Monats an für drei Wochen Urlaub. Da werden wir nicht jeden Tag den ganz großen „Knüller“ für unsere Leser haben, wir fahren da nur mit „Notbesetzung“ und bitten schon jetzt um Verständnis dafür. Im September legen wir dann wieder richtig los – hoffentlich gut ausgeruht, erholt und voller Tatendrang.

Jörg Schlömann

Wie lange verdirbt dieser Regensommer den norddeutschen Urlaubern eigentlich noch die Ferien? Zwei Drittel sind bereits vergangen – immerhin die kommende Woche verheißt ein wenig Besserung. Da wird so mancher missmutig an seine eigenen Sommerferien erinnert, in denen er sich schwor: „Wenn ich groß bin und Urlaub machen kann, wann ich will, dann ganz bestimmt nur vor oder nach den großen Ferien.“ Denn die waren damals auch meistens verregnet.

Also wird auch auf dem Gelände der Norderstedter Gartenschau die ganze Trostlosigkeit sichtbar. Wo sich bei Sonnenschein die Massen tummeln, herrscht inzwischen bedrückende Leere. Die paar Dutzend Besucher, mit Kapuzenanorak und Regenschirm ausgerüstet, gaben wenigstens den Drehorgelspielern, die am letzten Wochenende aus ganz Deutschland und sogar aus Holland mit ihren 20 Drehorgeln angereist sind, das Gefühl, nicht einfach nur so vor sich hin zu spielen. Im Gegenteil: Mit ihren schmissigen Klängen von überall her verbreiteten sie den Optimismus, der einem beim Blick in den grauen Regenhimmel schnell wieder verging.

Selbst die sonst so farbenprächtigen Blumenrabatten, Beete  und Arrangements haben unter dem Regenschleier ihre Strahlkraft verloren. Verwaist auch die Spielplätze und das Arriba-Strandbad und die Frage, wann die vielen Liegestühle in Rot und Blau wieder so trocken werden, dass man darauf sitzen kann. Schlechte Aussicht auch vom Elfen-Express, in den sich die meisten Besucher geflüchtet hatten: Ein Durchblick durch die Regenrinnsale auf den Plastikfenstern  war so gut wie unmöglich.

Da hatte es Pastor Gunnar Urbach besser: Wer in sein „Himmelszelt“ kam, tat es speziell für ihn und seinen Gottesdienst – und natürlich für sich selbst. Der biblische Trost war ihm sicher. Auch mit dem Zitat von Friedensreich Hundertwasser: „Jeder Regentropfen ist ein Kuss des Himmels.“ Das motiviert – und schon macht ein Gerücht die Runde: Ab August kehrt der Sommer zurück! Wer unter den Henstedt-Ulzburgern also bisher noch keine Gelegenheit hatte, die Gartenschau zu besuchen, sollte es sich spätestens fürs nächste Wochenende vornehmen. Da erwartet ihn nicht nur sattes Grün, sondern auch die ersten Sonnenstrahlen nach der Regenzeit.

Gabriele David

Frohe Botschaft für gebeutelte Bahnfahrer: Vom Streik betroffene AKN-Kunden können 50 Prozent ihres Fahrpreises zurückfordern! „Unsere HVV-Pünktlichkeitsgarantie gilt auch bei Streik“, betont Gisela Becker, HVV-Pressesprecherin.

„Wenn jemand eine Verspätung von 20 Minuten geltend machen kann, hat er Anspruch auf eine Entschädigung“, sagt die Mitarbeiterin des Hamburger Verkehrsverbundes, zu dem auch die AKN gehört. Als Grundlage werde der reguläre Fahrplan herangezogen, der Streik-Notfahrplan spiele dabei keine Rolle.

Die Prozedur, um die Entschädigung zu erhalten, ist unkompliziert: Auf der HVV-Seite kann man online den Antrag auf Entschädigung stellen. Bei Anspruch bekommt man eine Bestätigungsmail zugeschickt. Die örtliche HVV-Servicestelle zahlt dann bei Vorlage der Bestätigungsmail den Entschädigungsbetrag  bar aus. In Henstedt-Ulzburg fungiert das Reisebüro in der Beckersbergstraße als HVV-Servicestelle. Als besonderen Servive kann man die Bestätigungsmails drei Monate sammeln und dann auf einmal geltend machen.

Ein massenhaftes Wahrnehmen der Pünktlichkeitsgarantie könnte den ökonomischen Zwang erhöhen, sich endlich stärker um eine Einigung zu bemühen. Denn anders als bei den anderen sogenannten Privatbahnen fehlt dieser bei der AKN: „Wir haben durch den Streik keine finanziellen Einbußen, bei der NOB und dem Metronom ist das anders, die haben Verkehrsverträge und bekommen für jeden Zug, den sie fahren, Geld vom Land. Das heißt im Umkehrschluss: Für jeden Zug, der nicht gefahren wird, kriegen die kein Geld“, erklärt AKN-Sprecherin  Monika Busch.

Das erklärt vielleicht, warum bei NOB und Metronom Schlichtungsgespräche stattfinden und der Zugverkehr dort währenddessen regulär läuft. Bei der AKN hingegen gibt es seit acht Tagen Dauerstreik. Viele Pendler benutzen deswegen offenbar auch wieder das eigene Auto für die Fahrt nach Hamburg; denn auf dem P+R-Platz Ulzburg Süd ist es derzeit erstaunlich leer. Die Ferienzeit ist sicherlich nicht der einzige Grund dafür.

Christian Meeder

Der Zweckverband Wasserversorgung Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg steht den mächtigen Gas- und Stromlieferanten in nichts nach: Den Bürgern beider Kommunen stehen zum 1. August drastische Preiserhöhungen für das lebensnotwendige Nass aus der Erde ins Haus! Während der Kubikmeter Trinkwasser bisher 54 Cent kostet, sind es vom kommenden Monat an glatte 80 Cent. Das ist eine Anhebung von mehr als 48 Prozent. Noch drastischer fällt die Anhebung der monatlichen Grundgebühr aus: Sie wird mehr als verdreifacht – von 1,07 auf 3,26 Euro für den Haushaltszähler.

Was besonders ärgerlich an dieser Preiserhöhung ist: Die Bürger können ihren Wasserlieferanten nicht wechseln wie etwa den Gas- oder Stromanbieter. Sie müssen ihr Trinkwasser vom Zweckverband beziehen. Es besteht Anschlusspflicht. So kann denn auch Kurt Barkowsky, Aufsichtsratsvorsitzender der Städtischen Betriebe, zu denen auch die Kaltenkirchener Stadtwerke gehören, ruhigen Gewissens erklären: „Auch nach der Anhebung sind wir aber mit unserem Preis gut davor.“ Er braucht keine Angst zu haben, dass dem Zweckverband nach einer so gewaltigen Preiserhöhung die Kunden davonlaufen. Sie können es gar nicht!

Zweckverband und Stadtwerke Kaltenkirchen verweisen darauf, dass die Wasserpreise in ihrem Einzugsgebiet noch immer deutlich unter dem Landesdurchschnitt lägen. Der betrage in Schleswig-Holstein zwischen 1,85 und 2,10 Euro pro Kubikmeter.

Barkowsky begründet die Notwendigkeit höherer Verbraucherpreise: Die Wasserwerke, unter anderem in Henstedt-Rhen, müssen nach jahrelangem Betrieb überholt werden. Die Unterhaltung der technischen Einrichtungen und eines in die Jahre gekommenen Leitungsnetzes können aus den laufenden Einnahmen nicht länger kostendeckend finanziert werden.

Zudem sinken die Abgabemengen von Trinkwasser.

Auch wird laut Barkowsky seit Jahren in neue Brunnen investiert, um die Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung zu erhalten.

Und das bei weniger Wasserverbrauch? Haben die Verantwortlichen die Entwicklung nicht absehen können? Zu ihnen gehört auch Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Torsten Thormählen. Er ist Vorsteher des Zweckverbands Wasserversorgung Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg.

Jörg Schlömann

Große Freude herrscht beim Sportverein Henstedt-Ulzburg: Dem SVHU-Seniorensport kommen unerwartete 10.000 Euro zugute! Der Geldsegen traf die Verantwortlichen völlig überraschend, sie wollten es zunächst gar nicht glauben.

Des Rätsels höchst erfreuliche Lösung: Eine anonyme Spenderin hat jetzt dem Großsportverein die zweckgebundene Summe für den Bereich Seniorensport zur Verfügung gestellt.

„Die Spenderin hat als Beweggrund angegeben, dass sie von dem jahrelangen ehrenamtlichen Engagement von Jürgen und Brigitte Kirmse, die unter anderem im Bereich Seniorensport aktiv sind, sehr beeindruckt ist. Sie möchte das entsprechend würdigen“, erklärte dazu SVHU-Vereinsvorsitzende Nadine Lange. Es bleibe nun Brigitte und Jürgen Kirmse als zertifizierte Übungsleiter überlassen zu entscheiden, wie die 10.000 Euro eingesetzt werden.

SVHU-Vorsitzende Nadine Lange zu dem unerwarteten Geldsegen und -regen: „Wir sind begeistert von der anonymen Spenderin. Das zeigt uns, dass wir mit dem SVHU hervorragende Arbeit leisten und auf dem richtigen sportlichen Weg sind – wir danken im Namen aller!“

Jörg Schlömann

Wie berichtet steht Henstedt-Ulzburg möglicherweise vor einem beispiellosen Verkehrskollaps: Bürgermeister und Bürgervorsteher rechnen mit Dauerstau auf der Hamburger Straße im Zuge des dreispurigen A-7-Ausbaus von 2013 bis 2015. Viele Autofahrer würden dann auf die B4 (Kieler Strasse) und die B433 (Hamburger Strasse) ausweichen, so die Befürchtungen der beiden Spitzen von Gemeindeverwaltung und Gemeindevertretung im Gespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten Ende Juni. Besonderen Tatendrang, sich gegen den vorübergehenden Verkehrskollaps mit allen Mitteln zu stemmen, ließen die beiden indes nicht erkennen. „Wir werden das nicht verhindern können“, so der Bürgermeister resignierend.

HU-Nachrichten Leser Florian Morla, der einen Teil seines Urlaubs für einen Abstecher in seine alte Heimat nutzt, wundert sich: „Man kann immer mehr tun, als den Kopf in den Sand zu stecken, eine mögliche Reaktion wäre doch beispielsweise, endlich mal das Bahnfahren attraktiver zu machen und den günstigen HVV-Hamburg-Tarif nach Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen zu erweitern. Für mein Ticket vom Hamburger Hauptbahnhof nach Ulzburg-Süd habe ich 4,65 Euro bezahlt, wäre ich eine Station früher in Meschensee ausgestiegen, hätte ich nur 2,80 Euro berappen müssen.“

Damit kostet die knapp zwei Kilometer lange Strecke von Meschensee nach Ulzburg-Süd fast genauso viel, wie die vorherigen 30 Kilometer vom Hauptbahnhof bis Meschensee. „Jetzt ist es ja ganz offensichtlich doch so, dass viele mit dem Auto zum Bahnhof Meschensee oder gleich nach Norderstedt-Mitte fahren, weil sie diese Kostendiskrepanz nicht einsehen“, vermutet Florian Morla und argumentiert: „Sinnvoller wäre es doch, wenn die Henstedt-Ulzburger die fußläufig oder per Fahrrad erreichbaren Bahnhöfe in Ulzburg ansteuern würden: Jeder der in Ulzburg-Mitte in die Bahn einsteigt, fährt schließlich nicht mit dem Auto durch den ganzen Ort. Und auch jeder, der in Kaltenkirchen statt in Norderstedt in die Bahn einsteigt, verstopft nicht die Hamburger Straße.“

Florian Morla, Jahrgang 74, ist in Henstedt-Ulzburg groß geworden. Nach Schulzeit und Ausbildung zog es ihn zunächst nach Hamburg, mittlerweile lebt er in Frankfurt. „Die Problematik der Tarifzonengrenzen wird ja schon lange diskutiert. Wenn jetzt aber demnächst im Zuge des dreispurigen A-7-Ausbaus ein Verkehrsinfarkt bevorsteht, muß doch jedwede mögliche Maßnahme, die Autos von der Straße holt, umgesetzt werden“, meint der Besucher aus der Main-Metropole.

Christian Meeder

26.07.2011

Welche persönlichen Daten von mir sind bei Auskunfteien gespeichert und wie stufen diese meine Zahlungsfähigkeit ein? Informationen dazu können Verbraucherinnen und Verbraucher laut Gesetz einmal jährlich kostenlos verlangen. Im Rahmen einer bundesweiten Aktion wollen die Verbraucherzentralen wissen, wie gut dieses gesetzliche Auskunftsrecht funktioniert, wie es in der Praxis umgesetzt wird und wie zuverlässig die gespeicherten Daten sind. Sie rufen Verbraucher auf, das Auskunftsrecht aktiv wahrzunehmen und ihre Erfahrungen zu schildern. Eine Verbraucherinformation zum Thema Scoring, ein Musterschreiben zum Auskunftsrecht und ein Erhebungsformular stehen unter: www.vzsh.de zum Download bereit.

Alter, Job, Wohngegend, und, und, und: Auskunfteien wie die SCHUFA sammeln Daten von Millionen Deutschen und ermitteln daraus einen so genannten Scorewert. Dieser prognostiziert die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. Anhand des Scorewertes prüfen beispielsweise Kreditinstitute, Energieversorger, Handy-Anbieter oder Versandhändler, ob neugewonnene Kunden ein Sicherheitsrisiko darstellen und sie möglicherweise ihre Rechnungen nicht zahlen oder einen Kredit nicht bedienen können.

Die automatische Bonitätsprüfung erfolgt auf Basis gesammelter Daten mit Hilfe eines ausgeklügelten Punkte- und Bewertungssystems. Dabei sammeln Firmen und spezielle Auskunfteien nicht nur aussagekräftige Angaben über offene Rechnungen, Arbeitgeber oder Zahlungsverhalten. Zum Teil fließen auch Merkmale wie Umzugshäufigkeit, Staatsangehörigkeit oder Wohnumfeld in die Kundenprofile mit ein. Wenn mit der Bewertung etwas nicht stimmt, merken Betroffene dies erst, wenn der Handy-Vertrag abgelehnt wurde oder ein Versandhändler nur gegen Vorkasse liefern will.

Kunden haben ein Recht zu wissen, welche Daten über sie bei Auskunfteien gespeichert sind und welcher Score-Wert hinsichtlich ihrer Verhältnisse ermittelt wurde. Sie sollten prüfen, ob die gespeicherten Daten korrekt oder fehlerhaft sind, so der Rat der Verbraucherzentralen. Wer das kostenfreie Auskunftsrecht aktiv nutzt, kann fehlerhafte Bewertungen leichter aufdecken und Korrekturen verlangen. Entsprechende Informationen und Hilfe gibt es in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Jörg Schlömann

Im Zusammenhang mit dem geplanten CCU kommt jetzt auch Kritik an dem Projekt von einer Frau, der die Menschen und deren Bedürfnisse wichtiger sind als Prestige und Projekte, als städtebauliche Entwicklung und wirtschaftliche Prosperität. In einem Offenen Brief in der Umschau appelliert Annelie Schefe, Ehrenvorsitzende von BürgerAktiv, an die Henstedt-Ulzburger Gemeindevertreter: „Bitte überdenken Sie noch einmal Ihre Entscheidungen! Als alte Ulzburgerin bin ich sehr an einer guten, für alle Bürger akzeptablen Lösung zur Gestaltung des Ortsmittelpunktes interessiert.“

Annelie Schefe stand von 1970 bis 1997 an der Spitze des Henstedt-Ulzburger Hausfrauenbundes, der 2002 in BürgerAktiv unbenannt wurde. 1989 wurde sie für ihr ehrenamtliches Engagement von Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Bürgerpreis der Großgemeinde.

Annelie Schefe bezieht sich in ihrem Schreiben auf einen Leserbrief von Hans-Jürgen Ebel, ehemaliger Manager des Herold-Centers in Norderstedt. Er hatte im selben Blatt vor dem neuen CCU gewarnt: „Weil aus den ehemaligen 3.000 Quadratmetern Verkausfsfläche nun plötzlich die fünffache Größe, nämlich 15.000 Quadratmeter, werden sollen. Welcher Gutachter hat jemals einen fünffachen Umsatz für die Zukunft ermittelt? Und wenn ja, woher und aus welchen Gemeinden und Städten soll dieser zusätzliche Umsatz abgezogen werden?“

Ebel befürchtet, dass mit dem CCU „ein unnötiger Verdrängungswettbewerb gestartet“ und es in dem überdimensionierten Zentrum zu Leerständen kommen werde: „Meine persönliche Sorge ist, dass dieses viel zu große Center gebaut wird und dann in einem Investmentfonds verschwindet… Ich hoffe, dass alle Entscheidungsträger sich der aktuellen Gefahr bewusst sind. Noch ist eine Planung und Realisierung, welche sich an den Bedürfnissen der Bürger und des gesamten Einzelhandels ausrichtet, möglich. Gemeinderats- und Ausschussmitglieder erwachet! Oder wie wollt Ihr Euren Kindern und Enkelkindern diese Fehlplanung später einmal erklären?“

Der ehemalige Center-Manager schließt seinen Beitrag: „Wenn Politikverdrossenheit überwunden werden soll, dann nur, wenn alle Bürger sich im positiven Sinne mit einschalten und einbringen für bessere Lösungen.“ Bürgerpreis-Trägerin Annelie Schefe bescheinigt dem Beitrag des Experten in ihrem Offenen Brief an die Gemeindevertreter, „die Sachlage um das neue Ulzburg Center sehr treffend beschrieben“ zu haben: „Er findet meine vollste Zustimmung, denn darin wird alles gesagt, was uns Ulzburger Bürger bewegt.“

Jörg Schlömann

Henstedt-Ulzburg setzt sich beim Kampf der Kommunen um Firmenansiedlungen immer öfter durch und dreht selbst Hamburg eine lange Nase. Aktuell verlagert der Papiergroßhändler Geese Papier seinen Standort von Hamburg komplett nach Henstedt-Ulzburg. Am Dienstag Vormittag fand die Grundsteinlegung im Gewerbegebiet statt. Geese baut im Gewerbegebiet neben einem Verwaltungstrakt eine riesige Lagerhalle mit 10.000 Palettenplätzen. Alle aktuell 20 Mitarbeiter bleiben dem Unternehmen erhalten und ziehen mit um. Das traditionsreiche Unternehmen, das auf eine 61-jährige Geschichte in Hamburg zurückblicken kann, will sich vergrößern und hat sich deswegen im Großraum Hamburg nach einem neuen Standort umgesehen. Neben der verkehrsgünstigen Lage an der Autobahn gaben auch steuerliche Gründe den Ausschlag für den Firmenumzug nach Henstedt-Ulzburg: „Auch die Höhe der Gewerbesteuer hat eine Rolle gespielt“, erklärt Reiko Lenz, der bei der Firma für die Medienkommunikation zuständig ist.

Das Gewerbegebiet platzt derweil aus allen Nähten, die Gemeinde schafft es kaum mit der Entwicklung Schritt zu halten. So musste im Mai per Eilverfahren die Ausweisung von 30 Hektar zusätzlicher Gewerbefläche beschlossen werden: Es gab nicht mehr genügend Platz, um dem Lebensmitteldiscounter Netto die Ansiedlung zu ermöglichen. Die Edeka-Tochter will in Henstedt-Ulzburg ein Logistikzentrum bauen, um von hier aus sämtliche Filialen in Hamburg und Schleswig-Holstein zu beliefern.

Neben erhofften Arbeitsplätzen und erhöhten Gewerbesteuereinnahmen durch die Gewerbeansiedlungen muss die Gemeinde allerdings auch mit unerwünschten Nebenwirkungen auf den Straßen rechnen. Bei Geese Papier wird von zahlreichen Zulieferern aus dem In- und Ausland Papier per LKW angeliefert und dann wiederum per LKW weitergeliefert. Netto plant gleich 50 LKW’s dauerhaft in Henstedt-Ulzburg zu stationieren um täglich 160 bis 170 Märkte zu beliefern, so die Unternehmens-Antwort auf eine entsprechende Anfrage der Henstedt-Ulzburger Nachrichten.

Laster mit dem Netto-Schriftzug werden dann wohl zukünftig zum Henstedt-Ulzburger Straßenbild gehören.

Christian Meeder

Mittwoch, 20.07.2011

Vier Frauen aus Henstedt-Ulzburg haben das Chaos in ihrem Kopf ausgeblendet und eine neue Selbsthilfegruppe gegründet, die sich künftig regelmäßig im Servicehaus Norderstedt der Arbeiterwohlfahrt (AWO), In der Großen Heide 44, trifft. Und sie sind sicher, dass sie nicht alleine bleiben werden, denn schon zum ersten Treffen kamen zehn Interessierte. Der nächste Termin ist am Dienstag, 26. Juli, um 18 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Angesprochen sind Frauen und Männer, die sich vielleicht in den Schilderungen der Initiatorinnen wiedererkennen. Und darum geht es:

Sie wollen Schuhe putzen, holen Creme und Bürste. Dabei fällt Ihnen ein, dass Ihre Treter eigentlich neue Schnürsenkel nötig hätten: Ja, schwarz-weiße Bänder wären nicht schlecht. Die Schuhe bleiben stehen – Schnürsenkel, nur nicht die Schnürsenkel vergessen… Und da Sie ohnehin noch einkaufen wollten, können Sie das ja auch sofort tun und dabei die Schnürsenkel mitbringen.

Schwarz-weiße Schnürsenkel gibt es nicht. Aber schwarz-weiß müssen sie schon sein. Also auf in den nächsten Supermarkt. Auch hier keine schwarz-weißen Schnürsenkel. Dafür endlich die schon so lange gesuchte Textilfarbe in zartlila für die altmodische weiße Bettwäsche, die immer so nach Krankenhaus aussieht. Dazu brauchen Sie dann nur noch zartlila Knöpfe. Die gibt es bestimmt gleich nebenan im Handarbeitsgeschäft…

Sie kommen nach Hause – ohne Schnürsenkel, ohne Knöpfe, weil die nicht vorrätig waren, dafür aber mit Textilfarbe. Der Vormittag ist fast draufgegangen mit der Sucherei. Sie sind schon halb k.o. Dennoch: Tatendurstig holen Sie die weiße Bettwäsche aus dem Schrank. In der Waschmaschine liegt noch die Buntwäsche von gestern abend, erstmal die aufhängen. Nur vier Blusen später klingelt es an der Tür: Die Nachbarin bittet Sie, kurz den Gartenabfallsack aufzuhalten, um Laub hineinzuschaufeln. Schon nach einer dreiviertel Stunde stehen vier prall gefüllte und ein halbvoller Sack hübsch aufgereiht fertig zum Abtransport. Ein halbleerer Sack? Da könnte doch rasch noch das Laub vom eigenen Weg mit hinein. Gesagt, getan. Und das Unkraut aus den Fugen? Das passt auch noch hinein.

Du meine Güte, schon halb fünf! Abendesssen? Da gibt`s wohl nur eine Tiefkühlpizza. Vor dem Weg zum nächsten Discounter noch rasch unter die Dusche und was Frisches anziehen. Wieso liegt eigentlich ein Berg Bettwäsche im Badezimmer auf dem Fußboden? Und noch dazu saubere? Die Schuhe stehen mitten in der Diele. Sollten die nicht geputzt werden?

Erkennen Sie sich wieder? Herrscht auch in Ihrem Kopf das Chaos? Können Sie keinen Plan ohne Umwege in die Tat umsetzen? Läuft auch Ihnen die Zeit davon, ohne dass Sie ein Vorhaben verwirklichen können? Haben auch Sie mehr Ideen im Kopf als Energie, sie umzusetzen?

Dann sind Sie vielleicht auch ein Messie! Es ist ein Gerücht, dass Messies nur im Dreck ihrer zugemüllten Behausungen anzutreffen sind. Messies sind ideereiche, kreative, meist sehr spontane, Menschen. Sie laufen zu Hochform auf, wenn es darum geht, für Freunde oder Familie Hilfe und Unterstützung zu leisten. Nur ihre eigenen Bedürfnisse verlieren sie dabei aus den Augen. Und je mehr sie sich bemühen, ihr Umfeld in Ordnung zu bringen, desto schlimmer verzetteln sie sich. Ihnen fehlt die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen, Alltagsroutinen und ein realistisches Zeitmanagement zu entwickeln.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten möchten die vier Henstedt-Ulzburgerinnen, die ihre Defizite erkannt haben, an Lösungsstrategien für ihre Probleme arbeiten, sich Tipps holen und Erfahrungen austauschen. Interessierte können sich auch bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KIS) unter der Telefonnummer 04551/3005 näher über die Gruppe informieren. Sabine Ivert-Klinke von der KIS unterstützt die Gruppe in organisatorischen Fragen.

Jörg Schlömann

Sein Name ist in Ernährungsberater-Kreisen seit mehr als zehn Jahren ein Begriff: Andreas Sommers. Und seine selbst gebackenen Brote sind weit über Henstedt-Ulzburgs Grenzen hinaus bekannt. Ein Mann wie ein Baum, der mit sich und seinem Leben im Reinen ist, nachdem er es gewagt hat, sich aus seiner beruflichen Abhängigkeit zu befreien, seine sichere Stellung als Konstruktionszeichner aufzugeben und eigene, ganz andere Wege zu gehen. Die sicher nicht so lukrativ sind, für ihn aber ausgesprochen befriedigend.

Denn Andreas Sommers hat seine Leidenschaft, das Brotbacken, zu seinem Beruf gemacht. Dass er parallel dazu ein Studium als Ernährungsberater mit Diplom abschloss, um dem unvermeidlichen Bedürfnis seiner Kunden „nach einem Schein“ zu genügen, bedeutet, dass ihm nun niemand mehr etwas vormachen kann, wenn es um die Wiederentdeckung gesunder Lebensmittel und deren Auswirkung auf den Menschen geht.

In seinem romantisch verwilderten Garten hinterm rustikalen Holzhaus, das Andreas Sommers mit seiner Frau bewohnt, gibt er bei Ingwertee und Roggenplätzchen höchst interessante Einblicke in seine Philosophie über das Essen im Einzelnen und die Lebensmittel im Besonderen. Und gesteht, dass er auch ein unverwüstlicher Verfechter von Butter und Eiern ist. „Es gibt kaum etwas Gesünderes, weil es reine Naturprodukte sind, die in keiner Weise manipuliert werden können.“ Fleisch aus gesunder Tierhaltung isst er übrigens auch.

Mit 30 gab der heute 46-Jährige seine ersten Brotbackseminare. Auch deshalb, weil er der Behauptung, gute Ernährung sei teuer, entgegentreten wollte. „Und weil ich immer alles 150prozentig mache, wenn ich von einer Sache überzeugt bin“, tauchte er tief in diese spannende und interessante Materie der Lebensmittelzubereitung ein. Und gewann revolutionäre Erkenntnisse. „Schade nur, dass so viele Menschen so dogmatisch mit dem Thema Ernährung umgehen“, bedauert er. „Aber ich belehre sie nicht, ich kläre sie auf .“ Und so, wie er es tut, überzeugt er auch die letzten Zweifler.

„Das Essen spricht ja so viele Sinne an“, schwärmt er. „Essen kann trösten und wärmen, man sitzt zusammen und fühlt sich wohl. Und egal, in welchem Land man ist – überall wird gern übers Essen geredet.“ Allerdings beschränke sich der heutige Umgang mit Lebensmitteln oft auf Empfindungen wie weich, lauwarm, fettig und süß. Hauptsache, es erzeugt ein rasches Sättigungsgefühl. Aber Geschmack ist erlernbar.

„Heute werden die Menschen zwar älter, sind aber auch viel länger krank als früher“, weiß der Ernährungsexperte. „Wer das erkannt hat, kümmert sich rechtzeitig um eine gesunde Ernährung, die im Alter zwar nur noch die halbe Menge ausmachen sollte, dafür aber genauso viele Vital- und Mineralstoffe haben soll wie früher.“ Kein Wunder, dass inzwischen auch viele ältere Menschen seine Kurse besuchen. „Sogar Männer! Früher standen sie am heißen Grill, jetzt formen sie den Brotteig mit ihren Händen für den heißen Backofen. Denn Brot ist für uns Europäer nicht nur das Hauptlebensmittel, sondern auch das ursprünglichste, das uns seit 5000 Jahren begleitet.“ Sein selbst gebackenes Brot hinterlässt auch noch „im Abgang“ ein köstliches Gefühl am Gaumen.

Andreas Sommers legt auch Sauerkraut selbst ein. Und zwar nach alter russischer Rezeptur. „In frischem Sauerkraut entfalten die Milchsäurebakterien nämlich erst im Darm ihre volle Wirkung, weil sie sich im Magen ‚verstecken’.“ Diese Tatsache habe damals die gesamte Schifffahrt revolutioniert. Plötzlich gab es an Bord keine Skorbutopfer mehr, weil sich die Seeleute zusätzlich von Sauerkraut ernährten.

Sommers’ Informationsfluss ist unerschöpflich. Man könnte ihm stundenlang zuhören, weil einen laufend neue Erkenntnisse überraschen. Sein erfolgreiches erstes Buch „Leidenschaft Brot“ weiht den Leser mit vielen Farbfotos in die ursprüngliche Kunst des Brotbackens ein, sein zweites ist bereits in Arbeit.

Und jetzt dürfen sich die Henstedt-Ulzburger freuen: In diesem Jahr gibt Andreas Sommers zum ersten Mal auch Kurse in der hiesigen Volkshochschule. Unter dem Titel „Praktische Reise durch verschiedene Ernährungswelten“ bietet er ab 26. Oktober von 18.30 bis 21 Uhr sechs Termine mit unterschiedlichen Kostformen an. (Näheres unter www.Leidenschaft-Brot.de)

Gabriele David