Zweckverband Wasserversorgung räumt Kommunikations-Panne ein

Seit Montag zahlen Kunden des Zweckverbandes Wasserversorgung Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg knapp 50 Prozent mehr für Trinkwasser. Der Bericht über die drastische Preiserhöhung hat bei vielen Lesern Empörung ausgelöst. Böse sind die Kunden des Zweckverbandes vor allem auch darüber, dass sie nicht vorab offiziell über diesen Schritt benachrichtigt worden sind. Die Kommunikation durch den Zweckverband ist, wohlwollend formuliert, noch ausbaufähig.

„Eigentlich sollten alle Kunden in der dritten Juli-Woche per Brief über die Preiserhöhung informiert werden“, räumt denn auch der Geschäftsführer des Zweckverbandes Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg, Olaf Nimz, im Gespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten ein. „Wir müssen aber feststellen, dass die Zustellzeiten unseres Postdienstleisters teilweise bei deutlich über einer Woche liegen.“

Diese Äußerungen des Geschäftsführers müssen bezweifelt werden; denn der Redaktion der Henstedt-Ulzburger Nachrichten liegen Benachrichtigungen des Zweckverbandes vor, die erst am 26. Juli geschrieben worden sind.

Doch auch bei verspäteter Zustellung sei die Preiserhöhung rechtlich wirksam, betont Olaf Nimz; denn zusätzlich zu den Anschreiben an die Kunden habe es „eine amtliche Bekanntmachung der Preiserhöhung in verschiedenen Printmedien“ gegeben.

Bei näherer Betrachtung der amtlichen Bekanntmachung, beipielsweise in der Norderstedter-Zeitung, muss man allerdings schon sehr viel Phantasie mitbringen, um eine Preiserhöhung wahrzunehmen.

Im Text sucht man nach den Worten Preiserhöhung oder Anpassung vergebens. Stattdessen wird auf die Homepage des Verbandes verwiesen.

So empören sich zahlreiche Leser bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten wohl zurecht über die mangelnde Kommunizierung der Preiserhöhung durch den Zweckverband. „Die Art der Erhöhung, ohne ein Anschreiben an die Verbraucher, geht gar nicht“, monierte beispielsweise Leserin Ivonne Kenklies-Wendt.

Bei Leser Ralf Zeuner hingegen müssen die Henstedt-Ulzburger Nachrichten zudem wohl noch etwas an Reputation gewinnen. Da auch er kein offizielles Schreiben erhalten hatte, wollte er den Bericht nicht für bare Münze nehmen: Er warf den Henstedt-Ulzburger Nachrichten wahlweise Panikmache oder eine politische Kampagne vor.

Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Torsten Thormählen, Vorstand des Zweckverbands Wasserversorgung, gab sich angesichts des Unmuts der Bürger über das Ausmaß der Erhöhung und deren Kommunikation gänzlich unbeeindruckt: Er habe vor seinem Urlaub mit dem Geschäftsführer verabredet, dass die Kunden in angemessener Form informiert würden. Im übrigen stehe es ja jedem frei, gegen die Abrechnungsbescheide Widerspruch einzulegen.

Christian Meeder/Jörg Schlömann

4 thoughts on "Zweckverband Wasserversorgung räumt Kommunikations-Panne ein"

  1. Wie schon zitiert bin ich nach wie vor über die Art der Information *not amused* 🙂 … auch wenn ich die Notwendigkeit nachvollziehen kann.

    Am Dienstag habe ich das Schreiben zur Preiserhöhung dann aber immerhin in der Post gehabt…
    Vermutlich müssen jetzt die Sachbearbeiter am Telefon das Desaster ausbaden und sich mit unwirschen Kunden beschäftigen… dabei können die am wenigsten dafür…

  2. Vielen Dank für den Hinweis auf die amtliche Nachricht in de Norderstedter Zeitung. Leider hat meine Schiegermutter keinen Internetanschluss, so das die Web-Adresse für sie keinen Nutzen hatte. Übrigens hat sie bis jetzt noch keine Benachrichtigung erhalten.

  3. Ich würde das nicht „Panne“ nennen. Dass man eine Preiserhöhung von über 50 Prozent bei einem Gut wie Frischwasser nicht einfach eine Woche vor Inkrafttreten auf eine so verklausulierte und unklare Form bekanntmachen kann wie hier geschehen, sollte jedem klar sein. Interessant ist, was man sich dabei gedacht hat. Dass es gar nicht auffliegen würde? Wie naiv! Aus PR-Sicht jedenfalls ein Musterbeispiel für ein Desaster.

    Davon abgesehen stehe ich weiter zu meiner Meinung zur Preiserhöhung selbst (vgl. anderer Artikel).

  4. Wir haben das Anschreiben gestern bekommen. Da wird darauf verwiesen, dass es seit 1974 keine Preiserhöhung gegeben hat. Es scheint also so, daß es seit mehr als 30 Jahren versäumt wurde sich den wirtschaftlichen Anforderungen moderat und mit Augenmaß anzupassen.

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