Beckersbergring: SOKA kündigt umfangreiche Gespräche mit Mietern an
Die Abriss- und Neubauplanungen der rund 100 Reihenhäuser im Beckersbergring erhalten durch die Eigentümerin SOKA-Bau eine neue Facette.
Als der Wiesbadener Immobilienriese seine Pläne zu Neugestaltung der in Ortsteil Ulzburg zentral gelegenen Reihenhaussiedlung Mitte September offiziell im Umwelt- und Plaungsausschuss vorstellte, hagelte es bis auf wenige Ausnahmen Kritik. Im Focus dabei stand auch der Umgang mit den Altmietern der Reihenhaussiedlung und deren zukünftiger Verbleib. Ausschussvorsitzender Horst Ostwald (SPD) stellte dabei u.a. klar, dass die SOKA zunächst eine „Umschichtung“ der im angedachten Abrissbereich wohnenden Altmieter in Ausweichquartiere prüfen möge.
Mit dieser Hausaufgabe im Gepäck, lud nun gut zwei Monate später die SOKA-Bau Vertreter der Beckersgringanwohner zu einem ersten Gespräch ein. In diesem stellte der federführende SOKA-Vertreter Werner Schneider klar, dass man die Mieter nicht einfach sich selbst überlassen werde. „Wir haben ein großes Interesse daran, alle Altmieter mitzunehmen“, so Schneider wörtlich. Auch sollen die Mieter den Vorzug genießen können, auf Basis ihres alten Mietzinses die neuen Wohnungen zu beziehen.
Dass es dennoch ungemütlich für bleibewillige Mieter werden wird, kristallisierte sich schnell heraus: stehen nach jetzigen Gesichtspunkten schließlich nicht genügend Häuser im Beckersbergring zur Verfügung, die bis zur Fertigstellung der jeweiligen Bauabschnitte als Überbrückungswohnraum genutzt werden können. Die dafür angedachten „Umsetzhäuser“ rekrutieren sich aus Leerständen im Ostteil des Beckersbergringes, der nicht von der Baumaßnahme betroffen ist. Dort unterhält die SOKA noch 19 Reihenhäuser, von denen aktuell neun als Planungsleerstand für die anstehende Baumaßnahme in Frage kommen.
Auch bedauert Schneider, einzelne leerstehende „Osthäuser“ trotz Interesses aus dem Quartier zurzeit noch nicht zur unbefristeten Vermietung anbieten zu können. Das wäre erst wieder möglich, wenn die Nutzung als Umsetzhaus absehbar ist. Wer also von den betroffenen Altmietern auch dauerhaft im Quartier verbleiben möchte, wird aus jetziger Sicht wenigstens zweimal umziehen müssen.
Die SOKA-Bau will dabei allerdings finanzielle Hilfe leisten. So sicherte Schneider seinen Altmietern die Übernahme von Umzugskosten in einem realistischen Rahmen zu.
Das es noch weitere Nüsse für die SOKA zu knacken gilt, zeigte Mietervertreter Walter Heitmann auf. Viele Mieter haben seiner Aussage nach in der Vergangenheit auf eigene Kosten Modernisierungsmaßnahmen vorgenommen. Das investierte Geld wäre im Abrissfall gänzlich verloren. So habe er selbst beispielsweise jüngst eine neue Küche einbauen lassen, und wollte nun wissen, ob die SOKA-Bau sich zumindest zu einem Teil an dem ihm dann entstehenden finanziellen Verlust beteiligen würde.
Zusagen, insbesonders generelle, wollte Schneider dahingehend nicht tätigen. Hinge dies schließlich auch vom individuellen Einzelfall ab, den es zu prüfen gilt. Konkret plant jedoch jetzt schon die für den Beckersbergring zuständige Pinneberger SOKA-Dependance umfangreiche Einzelgespräche mit den Altmietern, um deren Interessen zu berücksichtigen. Allerdings kann dies nicht geschehen, bevor ein entsprechender Planungsstand erreicht ist. Da auch der erste Spatenstich nicht vor 2020 erfolgen wird, sind die Ringanwohner somit noch zu Geduld aufgefordert.
Bis dahin beabsichtigt die SOKA-Bau den Kontakt zu den Beckersbergringanwohner zu beleben, und auch vom Fortgang ihrer Planungen regelmäßig zu informieren. Zum Auftakt kündigte Werner Schneider eine Mieterversammlung bereits für das Frühjahr nächsten Jahres an.
Inwieweit die Annäherung der SOKA an ihre Mieter im Nachhinein auch nachhaltig Anklang finden wird, bleibt abzuwarten. Steht schliesslich zunächst der Verlust des Heims und eine unbequeme Zeit für die Betroffenen ins Haus. Für einen möglichen Bürgerentscheid, der sich im Wesentlichen gegen die Pläne der SOKA-Bau im Beckersbergring richten könnte, haben die Anwohnervertreter Christian Engel und Walter Heitmann jedenfalls bereits fleissig vorgearbeitet. Es steht nur noch eine entsprechende politische Beschlußlage aus, auf deren Basis Engel und Heitmann das Bürgerbegehren starten könnten.
Gernot Willsch
26. November 2017