Staus und Warteschlangen auch in Henstedt-Ulzburgs Arztpraxen

Auch der Andrang in den Apotheken verrät viel über die Auslastung der Ärzte
Auch der Andrang in den Apotheken verrät viel über die Auslastung der Ärzte

Schnell mal eben zum Arzt. Fast zynisch klingt dieser Satz, sind schließlich Arztpraxen heutzutage chronisch überlaufen. So stößt man schon schnell bei der Terminvergabe auf erheblichen Widerstand. Mündet ein Anruf beim Hausarzt für gewöhnlich im ersten Anlauf in Besetztzeichen oder lange Warteschleifen.

Wenn die Beharrlichkeit sich dann auszahlt, sollte man dann auch gleich den Jahreskalender zur Hand haben. Denn ein Termin im nächsten Monat oder gar der nächsten Woche ist bei Fachärzten meist ein Wunsch, der am anderen Ende der Leitung nur belächelt werden dürfte. So sind Wartezeiten von drei oder vier Monaten mitunter ganz normal.

Ausnahmefälle sind natürlich akute Krankheiten, mit denen man sich vielfach an Hausarztpraxen wendet. Schafft der Patient es dann ins Wartezimmer, stößt er stets auf einen voll besetzten Raum, der viel Geduld und Sitzfleisch erfordert.

Doch warum ist das so? Wenn man der Statistik folgt, kamen 2016 in Schleswig-Holstein 221 Einwohner auf einen berufstätigen Arzt. Bei durchschnittlich 9,7 Arztbesuchen im Jahr hätte jeder Arzt somit rund 2.144 Patienten im Jahr zu bewältigen. Auf etwa 250 Arbeitstage im Jahr gerechnet, bedeutet das ca. 9 Patienten pro Tag pro Arzt. Eigentlich eine entspannte Situation, die sich somit zumindest mathematisch ergibt. In Henstedt-Ulzburg scheint das jedoch ganz anders auszusehen.

Eine Erklärung für die „Terminmisere“ dürfte sich schon beim Panoramablick in die örtlichen Wartezimmer ergeben. Trifft man dort überwiegend auf Menschen gehobenen Alters. Altersklassen, die nicht nur krankheitsanfälliger, sondern auch deutlich sensibler auf Infektionen reagieren und ohnehin mit einer erhöhten Anzahl an Alltagsgebrechen aufwarten.

Dementsprechend wird man mit zunehmendem Alter auch mit 9,7 Arztbesuchen im Jahr nicht mehr auskommen können. Und da, wo zunehmende viele ältere Menschen leben, wird der Schnitt nach oben gedrückt und die Wartezimmer füllen sich. Genau das dürfte für Henstedt-Ulzburg zutreffend sein. Zumindest wenn man nach der Einwohnerentwicklung geht. So ist die Altersklasse der 61 bis 110-jährigen in den letzten drei Jahren in der Großgemeinde stetig angestiegen. Tauchten zum 30.09.2014 noch 7.115 in der gemeindlichen Einwohnerstatistik auf, erhöhte sich die Zahl innerhalb von noch nicht einmal 3 Jahren um 4,3% auf 7.420 (Stand 30.06.2017). Die Gesamteinwohnerzahl Henstedt-Ulzburgs stieg hingegen im gleichen Zeitraum vergleichsweise moderat um nur 2%.

Aber auch in der kinderärztlichen Versorgung sieht es nicht besser aus. So schlug bereits im vergangenen Jahr die Gemeindeverwaltung Alarm, nachdem durch Schließung zweier Kinderarztpraxen nur noch eine Kinderärztin für rund 3.000 Kinder zur Verfügung stand.

Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) befand seinerzeit jedoch die Ärzteauslastung in Henstedt-Ulzburg mit einem Versorgungsgrad von 119% für ausreichend und sah somit keinen konkreten Handlungsbedarf. Viele Eltern wichen daraufhin mit ihren Kindern zwangsweise in umliegende Orte aus.

Gernot Willsch

4. November 2017

 

2 thoughts on "Staus und Warteschlangen auch in Henstedt-Ulzburgs Arztpraxen"

  1. Typisch HU-Nachrichten: bei Allem und Jedem nur nörgeln. Und wenn es nichts zu Meckern gibt, dann wird eben mal was konstruiert.
    Die Bewertung der Ärzte und Apotheken trifft einfach nicht zu! In jedem Bereich, in jeder Berufsgruppe gibt es unterschiedliche Qualitäten; wie überall in unserer Gesellschaft. Ja, in einigen ärztlichen Fachrichtungen gibt es Engpässe und fehlen Ärztinnen und Ärzte. Insgesamt können wir in HU aber wohl sehr zufrieden sein. In unserer Hausarztpraxis Dres. Gärtner, Geier, Franz bekommt man ordentliche Termine, die Wartezeiten sind sehr vertretbar und Ärzte und Mitarbeiterinnen sind stets freundlich und hilfsbereit. In dringenden Akutfällen gibt es immer eine schnelle Lösung. Das wird in anderen Praxen wohl ähnlich sein -und sonst immer noch 112.
    Für unsere PHARMAZEUTIX Apotheken gilt Ähnliches. Immer freundlich, nett, hilfsbereit, beste Beratung. Ja, manchmal stehen noch ein oder zwei Kunden vor einem. Na und? In jedem Supermarkt ist die Schlange länger.
    Als Schluss mit dem verletzenden Gemeckere. Sehen wir es einfach positiv, dass wir eine so komfortable Versorgung haben – das gibt es nicht überall.

    Horst Schmidt

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