Vier Monate vor der Kommunalwahl ist der SPD ein dicker Coup gelungen. Patrizia Giuffrida und Nadine Braasch, Initiatorinnen des Kindergarten-Bürgerentscheids, treten für die Sozialdemokraten bei der Wahl als Spitzenkandidatinnen an. Sie stehen auf Platz zwei bzw. Platz vier der Kandidatenliste. Langjährige Beobachter des Henstedt-Ulzburger Politikgeschehens halten jetzt architektonische Verschiebungen des Parteiengefüges in der Großgemeinde für möglich.
So eine Frage musste die SPD-Führung lange nicht mehr beantworten. Giuffrida und Braasch werden sicherlich viele Stimmen zur SPD ziehen, ob denn die Sozialdemokraten einen Bürgervorsteher-Kandidaten präsentieren werden, wollte Abendblatt-Veteran Frank Knittermeier bei der Präsentation des SPD-Spitzenteams wissen. Die Antwort wurde – am vergangenen Freitag zumindest – von SPD-Fraktionschef Horst Ostwald verneint, aber alleine, dass ein erfahrener Redakteur wie Knittermeier sie stellte, zeigt was möglich sein könnte. Dazu muss man wissen: Den Bürgervorsteher stellt traditionell die stärkte Fraktion im Gemeindeparlament. Aktuell ist das die CDU, die SPD folgt erst nach der WHU auf Platz drei.
Der Einstieg der beiden in die Politik kommt allerdings nicht völlig überraschend. Braasch hatte bereits am Wahlabend des Bürgerentscheides angedeutet, sich politisch betätigen zu wollen, die HU-Nachrichten schrieben damals, dass am ehesten denkbar sei, dass sich die ProEigenbetrieb-Initiatorinnen bei den Sozialdemokraten engagieren werden. Die SPD hatte die Kita-Rebellinnen als einzige Fraktion beim Kampf gegen eine Ausgliederung der Kindergärten unterstützt, Giuffrida sagte am Freitag, sie sei noch am Tag der Bundestagswahl, die zeitgleich mit dem Bürgerentscheid stattfand, in die SPD eingetreten.
Die SPD stellt zwei neue Kandidatinnen auf und ist jetzt Favoritin bei der Kommunalwahl?
Richtig ist, dass neben Inhalten auch Köpfe wichtig sind. Das zeigt ein Blick auf die BFB-Wählervereinigung. Die Bürger für Bürger plakatierten im vergangenen Kommunalwahlkampf gemeindeweit den Kopf von Carsten Schäfer. Schäfer war Bürgervorsteher während der Thomählen-Affäre, hatte zu der Zeit eine riesige Medienpräsenz, war auch deswegen ungeheuer populär. Ergebnis: Schäfer gewann nicht nur seinen Wahlkreis direkt, sondern hievte die BFB am Wahlabend quasi im Alleingang auf Augenhöhe mit WHU und SPD. Zur Erinnerung das Wahlergebnis von 2013: Die CDU kam auf 33,1 Prozent, die WHU erhielt 22,3 %, die SPD 20,7 % und die BFB schaffte 19,9 Prozent.
Die Kommunalwahl findet am 6. Mai statt, die SPD hat jetzt als erste Partei ihre Kandidaten präsentiert, am Wahlprogramm wird noch gefeilt.
Christian Meeder
21. Januar 2018
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