4200 Meter Erdaushub durch Henstedt-Ulzburg…Pinnau-Biotop wird nicht trockengelegt…Gewässer werden unterbohrt!

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Trassen-Vortrag am Mittwoch im Bürgerhaus

Megapläne für die Großgemeinde: Das holländische Unternehmen Tennet liebäugelt mit einem gigantischen Erdaushub, will seine Starkstromkabel auf über 4.000 Meter Länge in der Henstedt-Ulzburger Erde verbuddeln. Das Extremvorhaben gaben gestern Vertreter des Stromkonzerns und der Landesregierung offiziell im Bürgerhaus bekannt. Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten hatten eine mögliche Untertunnelung des Pinnau-Biotops bereits am Dienstag vermeldet.

Tennet-Planer Uwe Herrmann gestern: „Um die Belastung für Henstedt-Ulzburg möglichst gering zu halten, wollen wir dort unterdurch, was bei Ihnen unter Pinnau-Wiesen bekannt ist.“

Konkret soll die aus Lübeck kommende 380-kV-Ostküstenleitung weit vor dem Pinnaubiotop ins Erdreich abtauchen, sämtliche Biotop-Gewässer untertunneln, dann ebenfalls unterirdisch vorbei am neuen Manke-Bau auf den Pinnau-Wiesen. Auch die Hamburger Straße, die Usedomer Straße, die Kadener Chaussee und die AKN sollen unterbuddelt werden. Erst ganz am Rand Henstedt-Ulzburgs, an der Autobahn, soll die Trasse wieder auftauchen und dort an ein neu zu bauendes Umspannwerk anknüpfen. Insgesamt könnte die tiefgelegte Stromautobahn 4200 Meter lang werden.

Hintergrund der spektakulären Aktion ist der starke Protest der Gemeinde gegen die bisher angedachte oberirdische Route auf 60 Meter hohen Riesenmasten über das Rhener Gewerbegebiet und den Waldkindergarten hinweg. Im Rathaus hatte man den Holländern und der Landesregierung zu verstehen gegeben, auch vor einem Gerichtsgang nicht zurückzuschrecken. CDU-Fraktionschef Dietmar Kahle im September im Beisein von Umweltminister Robert Habeck (Grüne): „Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.” Dazu habe eine Gesetzesänderung den Bau von Erdkabeln erleichtert, so Umwelt-Staatssekretärin Ingrid Nestle am Mittwoch.

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Die blaue(n) Variante(n) am oberen Bildrand wollen Tennet und Landesregierung jetzt prüfen, die Leitungen wären auf dem gesamten Bereich in der Erde vergraben

Noch ist nichts in trockenen Tüchern, die Buddelvariante ist eine Idee der Planer, die noch auf ihre Machbarkeit überprüft werden muss. Tennet-Herrmann: „Wir müssen unter Straßen durch, unter Bahntrassen, wir müssen schauen, ob das technisch machbar ist.“

Aber wie könnten Stromleitungen durch das Pinnau-Biotop verlegt werden? Herrmann: „Wir werden Gewässer unterbohren, wollen das Biotop nicht trockenlegen.“ Auch der neue Manke-Bau steht der Planung nicht im Weg: Altbürgermeister Volker Dornquast gestern kopfschüttelnd zu den Tennet-Leuten: „Ich kann’s kurz machen: Da steht ein neu gebautes Haus. Haben Sie das etwa vergessen?“ Die sinngemäße Antwort von Tennet-Projektleiter Till Klages: „Nö, das haben wir berücksichtigt.“ Die frisch gebaute Manke-Villa ist mit sieben Zimmern und Doppelgarage groß aber offenbar nicht groß genug, als dass die Leitungen dort nicht vorbeikommen könnten. Dazu muss man wissen: Hauser dürfen grundsätzlich nicht untertunnelt werden, Erdkabel müssen einen Sicherheitsabstand zur Wohnbebauung einhalten.

Unklar ist aber auch noch, ob sich die Gemeinde überhaupt mit der angedachten Erdverkabelung anfreunden kann. Bürgermeister Bauer sagte heute, dass die Netzbetreiber erst einmal eine valide Erdkabelplanung vorlegen sollen, nannte als Zeithorizont „bis zum Sommer“, dann könne zwischen den bisher angedachten Hochspannungsleitungen über Teppich-Hof sowie Waldkindergartenflächen und einer Erdverkabelung abgewogen werden. Auch eine Klage gegen den grundsätzlichen Bau der Trasse durch die Gemeinde sei noch nicht vom Tisch.

Christian Meeder

14. April 2016

2 thoughts on "4200 Meter Erdaushub durch Henstedt-Ulzburg…Pinnau-Biotop wird nicht trockengelegt…Gewässer werden unterbohrt!"

  1. Hallo, Herr Denart, diese Variante wurde in der „Raumwiderstandsanalyse“, die zur Findung der jetzigen Trassen geführt hat, nicht weiter verfolgt. Das ist richtig.
    Laut TenneT hat die Planung auf der „Bestandstrasse“ den Vorzug. Diese führt nun möglicherweise zu der Möglichkeit einer Erdverkabelung.
    Wir haben nichts nicht aus den Augen verloren und versuchen, was möglich ist.

    Verena Grützbach – WHU

  2. Eine Frage:
    Warum ist eigentlich die Variante „Anschluss A7 am Gewerbegebiet“
    total in Vergessenheit geraten.
    Für mein Gefühl wären die „Kollerteralschäden“ in Bezug auf Schutzgut Mensch
    deutlich geringer.
    Oder?
    Es wird immer nur auf der Bestandstrasse „rumgeritten“
    Das scheint total aus dem Fokus zu sein.
    Irre ich mich?

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