Zwei Mann gegen die Herbstoffensive

„Der Pressetisch ist dort hinten in der Ecke“, begrüßte der freundliche Journalist einer Lokalzeitung bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung den Mitarbeiter der Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Der aber blieb in der Mitte des Raumes sitzen – dort, wo man den besten Überblick hat. Offenbar zu recht, denn am Wochenende meldete die Lokalzeitung dann, die Gemeindevertretung hätte dem Vorschlag der Verwaltung einstimmig zugestimmt, auch im nächsten Jahr wieder vier verkaufsoffene Sonntage zuzulassen.

Doch das ist nur halb richtig. Zwar hat die Gemeindevertretung mit übergroßer Mehrheit die verkaufsoffenen Sonntage gebilligt, allerdings halten immerhin noch zwei Vertreter die Fahne der Sonntagsruhe hoch: Bürgervorsteher Carsten Schäfer und WHU-Fraktionskollege Andreas Lemke lehnten die Sonntagsöffnung ab. Die Schlachten um die verkaufsoffenen Sonntage scheinen gleichwohl längst geschlagen, eine Debatte um das Für und Wider solcher sonntäglichen Einkaufsmöglichkeiten gab es jedenfalls nicht.

Dass die Henstedt-Ulzburger Gemeindevertreter über die Sonntagsöffnungen entscheiden dürfen, ist eine Folge der Föderalismusreform. 2005 hatte der Bund die Zuständigkeit für die Ladenöffnungszeiten auf die Länder übertragen. In Schleswig-Holstein gilt seitdem eines der liberalsten Ladenschlussgesetze in Deutschland: Wer möchte, kann zwischen Nord- und Ostsee von Montag bis Sonnabend sein Geschäft 24 Stunden rund um die Uhr offen halten. Nur am Sonntag gibt es noch Einschränkungen: Derzeit erlaubt das Landesgesetz maximal an vier Sonntagen das Öffnen der Läden.

Die Entscheidung darüber, an welchen vier Sonntagen im Jahr oder ob überhaupt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden darf, hat die Landesregierung an die Städte und Gemeinden delegiert. Und so stimmt die Gemeindevertretung immer gegen Ende eines Jahres über die verkaufsoffenen Sonntage des nächsten Jahres ab. In Henstedt-Ulzburg findet nun der erste verkaufsoffene Sonntag am 4. März statt. Frühlingserwachen nennt die Verwaltung die erste Möglichkeit des Sonntagseinkaufs. Der Reigen endet im Oktober. Die von der Verwaltung dann ausgegebene Parole lautet: Herbstoffensive.

Christian Meeder

19. Dezember 2011

One thought on "Zwei Mann gegen die Herbstoffensive"

  1. Letzlich stimmt doch auch jeder selbst mit den Füßen ab, ob er/sie den Konsum auch noch am Sonntag braucht oder nicht. Natürlich sollen alle über „Sale“ und Rabattschlachten doch noch umgestimmt werden auch am Sonntag noch mal vorbeizuschauen. Und auch „Erlebnis“ beim Einkaufen wird bemüht. Wer’s braucht und sonst nichts anzufangen weiß, dem steht es frei.

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