Die Großgemeinde ist möglicherweise bald um eine tierische Attraktion reicher: Gut 500 Jahre nach ihrem Aussterben sollen in Henstedt-Ulzburg die Auerochsen wieder auferstehen: Replikate* der Urviecher werden gebraucht, um dem auf der roten Liste stehenden Kiebitz beizustehen: „Die Auerochsen sollen dem Kiebitz beim Wohnungsbau helfen“, erklärt Bürgermeister Torsten Thormählen.
Derzeit bewohnt der etwa taubengroße Vogel in Henstedt-Ulzburg noch die Äcker und Wiesen zwischen dem Gewerbegebiet und der Autobahn. Diesen Lebensraum beansprucht nun aber die Gemeinde für sich: Sie braucht nach eigener Darstellung die Flächen für die Vergrößerung des Gewerbegebietes. Unter anderem will dort Netto möglicherweise ein riesiges Verteillager bauen. Der äußerst heimatverbundene und unter Artenschutz stehende Kiebitz soll deshalb auf die nördlich vom Autobahnzubringer gelegene Seite umziehen.
Die dortigen Flächen eignen sich allerdings so noch nicht als neue Heimstatt für den Vogel. Der braucht kurzgehaltene Wiesen und Weiden, auf denen er auch mal sandige Mulden zum Brüten vorfindet. Dafür könnten nun die Auerochsen durch ihr Fressverhalten sorgen.
„Ein ähnliches Projekt gibt es bereits im Naturpark Aukrug“, berichtet die gemeindliche Renaturierungs-Expertin Petra Hafemeister. „Zusammen mit Bürgermeister Thormählen und dem Ortsbeauftragten für Naturschutz haben wir uns das ganze Projekt dort einmal erklären lassen.“
So kümmere sich in Aukrug ein Verein um die Auerochsen auf gemeindeeigenen Flächen. Etwas ähnliches sei auch in Henstedt-Ulzburg vorstellbar. „Prinzipiell kann dann jeder Interessierte dort Mitglied werden“, so die Naturexpertin. Als Dividende könnte ein schmackhafter Braten winken: „In Aukrug wird das Fleisch der Auerochsen vermarktet, Vereinsmitglieder genießen dort Sonderkonditionen“, so Hafemeister.
Zunächst muss aber die Politik noch grünes Licht für die Pläne geben, anschließend ist dann eine große Informationsveranstaltung geplant.
Christian Meeder
*Auerochsen gelten als Stammvater aller heutigen Rinderrassen und wurden im Mittelalter durch Jagd und Lebensraumzerstörung ausgerottet. Bei den heutigen Auerochsen handelt es sich um mehr oder weniger gut gelungene Kopien aus Rückzüchtungen.
11. Juli 2011