Zoff im Rathaus: 18 Seiten Schriftverkehr, um zwei Hausmeisterstellen zu besetzen

Flankiert von Svenja Gruber und Stefan Bauer: Ausschussvorsitzende Karin Honerlah (WHU).
Flankiert von Svenja Gruber und Stefan Bauer: Ausschussvorsitzende Karin Honerlah (WHU).

Handfester Krach in der Verwaltung! Die Kontrahenten dabei: Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber und Bürgermeister Stefan Bauer. Ausgelöst wurde der Streit durch zwei Hausmeisterstellen, die neu zu besetzen sind. Zu dem Verfahren haben Gruber und Bauer so unterschiedliche Ansichten, dass sich nun bereits zum zweiten Mal der Hauptausschuss mit dem strittigen Thema befassen musste.

Der Bürgermeister hatte die Stellenausschreibungen nur einem begrenzten Kreis von Mitarbeitern der Verwaltung zugänglich gemacht, wohl weil er bereits geeignete Kandidaten im Visier hatte. Die Gleichstellungsbeauftragte widersprach dem Verfahren schriftlich: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müßten die Chance haben, sich um die Posten zu bewerben. Die Meinungsverschiedenheiten wurden letztlich auf 18 Seiten Schriftverkehr ausgetragen.

Die BFB kritisierte in der Ausschusssitzung: Ein Aushang in den verschiedenen Abteilungen der Verwaltung wäre doch viel einfacher gewesen als sich längere Zeit damit zu beschäftigen. Dieser Disput habe „ja Stunden gedauert“. Das sei nicht nachvollziehbar, zumal die Verwaltung immer „Überarbeitung“ ins Feld führe. Für die SPD monierte Fraktionschef Horst Ostwald, die Gesprächsmöglichkeiten seien offenbar nicht ausreichend genutzt, die Gleichstellungsbeauftragte nicht rechtzeitig angehört worden.

Auch Ausschussvorsitzende Karin Honerlah (WHU) bemängelte, dass es keine „offene Ausschreibung“ gegeben habe. Das sei „doch nur ein Klick“ am Computer. Sie habe den Eindruck, dass der Bürgermeister diese Transparenz einfach nicht wolle und „bockig“ sei. Unterstützung erhielt Karin Honerlah von der Gleichstellungsbeauftragten selbst: „Ich werde als Störfaktor wahrgenommen, weil ich erst am Ende des Verfahrens eingebunden werde“, so Svenja Gruber, die sich für ihre Stellungnahme sogar Rückendeckung bei der Landesregierung geholt hatte „Ich komme mit meinen Empfehlungen einfach nicht weiter“, klagte sie.

Der Bürgermeister konterte: Es seien durchaus Anregungen der Gleichstellungsbeauftragten umgesetzt worden. Als er von ihr allerdings aufgefordert wurde, dafür Beispiele zu nennen, blieb er ausweichend, betonte aber, in diesem Fall „rechtskonform“ zu handeln. Er habe mit anderen Bürgermeistern gesprochen, die ebenso verfahren. Bemerkenswert die Körpersprache der beiden Kontrahenten während der Diskussion im Ausschuss: Während Svenja Gruber sich offen und gestikulierend an die Mitglieder wandte, blickte Bauer meist mit mürrischem Gesichtsausdruck auf seine Unterlagen.

Namens der BFB ließ Gemeindevertreter Tile Abel den Bürgermeister schließlich wissen: „Die Politik hat deutlich gemacht, dass uns Gleichstellung wichtig ist.“ Eine so „unsinnige Baustelle“ wie in diesem Fall müsse künftig vermieden werden.

Auch Horst Ostwald hatte im Laufe der Diskussion den Eindruck gewonnen, dass der Bürgermeister „bockig“ sei: „Frau Gruber hat ihren Job gemacht. Das erwarte ich auch.“ Es sei „zwingend notwendig“, die Gleichstellungsbeauftragte künftig rechtzeitig an Verfahren zu beteiligen. Für die CDU stellte Fraktionschef Dietmar Kahle fest, dass es wohl auch „persönliche Probleme“ zwischen den Kontrahenten gebe. Kahle: „Ich bitte Sie, das zu lösen.“ Einmütig sprach der Hauptausschuss, der dem Bürgermeister in dieser Personalfrage keine Weisung erteilen kann, schließlich die Empfehlung aus, Stellenausschreibungen künftig allen Rathausmitarbeitern zugänglich zu machen.

Jörg Schlömann
14. Juli 2916

11 thoughts on "Zoff im Rathaus: 18 Seiten Schriftverkehr, um zwei Hausmeisterstellen zu besetzen"

  1. …wie werden eigentlich Verbesserungsvorschläge der Bürger „honoriert“ ??? Die div. Antworten warum was nicht geht häufen sich hier in den Ohren der Einwohner…….nur Investoren kennen das nicht.

  2. Tja Herr Borchert,

    so ist es hier.

    Das sind halt lästige „Querulanten“ – wie wir – (die man auch gerne als „Wutbürger“ bezeichnet), die geglaubt haben, dass eine Bürgerbeteiligung beim „Bürgerhaushalt“ oder dem „Verkehrsstrukturgutachten“ gewünscht wird. Das sind nur leere Worthülsen. Bürgerbeteiligung beinhaltet nicht den Bürger, so wie sich im Hundekuchen auch kein Hund befindet.

    Das wird auch nicht anders beim „IGEK“sein! („IGEK“ steht für „I“st „G“ar nicht „E“rforderlich „K“onzept).

    Am Besten man stellt für die Bürger im Eingangsbereich des Rathauses eine gut sichtbare Tafel mit der Inschrift auf:

    „Sagt uns, was Ihr wollt

    und

    wir sagen Euch, warum es nicht geht“

  3. Man will ja nicht „das Kind mit dem Bade ausschütten“. Denn wo Schatten ist, ist auch Licht. Und es läuft woanders auch nicht immer alles rund. Nur unter dem Strich muss es stimmen. Ist das, was uns hier geboten wird, tatsächlich allgemeiner Verwaltungs-Standard? Man hört hier ständig, was nicht zu machen ist und braucht auch ständig fremde Hilfe.

    Alternative? Die Verwaltung privatisieren. Da steht man dann im Leistungswettbewerb und wäre auf die Zufriedenheit der Kunden angewiesen. Man könnte auch sagen, dass sich etwas in unserer Verwaltung ändern muss. Was ja schon seit Jahren gesagt wird „Der Bürger ist nicht für die Verwaltung da, sondern umgekehrt“. Nur was hat sich tatsächlich seitdem geändert?

  4. Tja, Herr Finsterbusch ! Gut Ding will Weile haben. Was Du heut noch kannst besorgen, daß verschiebe nicht äääääääh auf Morgen. Stark anfangen, dann stark nachlassen. Eile mit Weile.
    Wir arbeiten Hand in Hand – was die eine nicht anfaßt, läßt die andere liegen.
    Welche Redensart paßt ? Alternative: ????
    Habe in der Verwaltung Mikado-Stäbchen gesehen. Sie kennen das Spiel auch ! Das geht doch“ wer sich bewegt….“ – den Rest habe ich wohl vergessen.
    In der Gloße des NDR 90,3 / Heimlich beste Freunde – um 11.45 h – Ende Mai hieß es u.a.
    „…eine Verwaltung ist nicht dazu da, Probleme zu lösen, sonderrn sie zu verwalten Wenn es keine Probleme gibt, dann brauchen wir sie ja nicht mehr……“stark übertrieben, oder ?
    Nix für ungut……..

  5. Wie sagt der Volksmund: „Einsicht ist der erste Weg zur Besserung“. Nur wie ist es, wenn die Einsicht fehlt? Die Fronten haben sich offensichtlich so verhärtet, dass eine Lösung wohl nur durch die Einschaltung einer neutralen dritten Seite möglich ist. Die Erwartungen des Hauptausschusses wurden ja bereits umrissen.

    —————————————————————————————————————————————————

    Die Frage, die sich zu den Ausführungen des Herrn Borchert

    „Kein Wunder, dass ich zu meinen dezidierten Anregungen zum Verkehrsstrukturplan und auch andere Bürger nach fast 2 Jahren immer noch keine Stellungnahmen der Verwaltung bekommen haben“

    stellt, ist:

    „arbeitet unsere Verwaltung konstruktiv und zielgerichtet?“

    Mit einem Rundschreiben vom 11.07.2016 verweist die Verwaltung auf die Beschlüsse des U+P-Ausschusses vom 07.03.2016 und gibt den Hinweis auf das entsprechende Sitzungsprotokoll. Explizit will oder kann man nicht die Stellungnahme des Bürgers beantworten und braucht auch mehrere Monate!!! für den Verweis auf das Sitzungsprotokoll. Zu dem findet man in dem besagten Sitzungsprotokoll keine Antwort zu seiner Stellungnahme!!! Das heißt, dass die Stellungnahme nach weit über einem Jahr immer noch unbeantwortet ist!

    Sorry, aber so eine Arbeitsweise habe ich in über 40 Jahren Arbeit in großen Dienstleistungsunternehmen nicht erlebt.

    1. Hallo Herr Finsterbusch, ich habe das gleiche Rundschreiben wie Sie und wohl auch noch weitere Bürger, die sich konstruktiv in die Materie eingebracht haben, erhalten. Ich bin nicht nur maßlos enttäuscht, sondern geradezu wütend, dass man so pauschal, ohne auf die einzelnen Anregungen einzugehen, abgespeist wird. Geradezu lächerlich ist es, dass man mir den Verfahrensablauf erläutern will, an dem im im öffentlichen Teil teilgenommen habe und der Beratungsablauf der Gremien ist mir ohnehin bekannt. Das ist doch mehr als Veräppelung, erst die Bürger zur Mitarbeit aufzufordern und dann sich mit Desinteresse abzuwenden. Ähnlich ist es ja mit dem Bürgerhaushalt gelaufen. Politik und Verwaltung müssen sich nicht wundern, wenn der Bürger sich künftig enttäuscht abwendet.

  6. Wo leben wir hier eigentlich ? Noch im Mittelalter zur Zeit der Adligen etwa ? Offene Stellenausschreibunben sind heute üblich. Wer das nicht kapiert, der lebt m.E. im „gestern“.
    Wie heißt es doch so schön : wer nicht mit der Zeit geht, der muß…………
    Die Verwaltung stöhnt wegen Überlastung. Der Verkehrsstrukturplan kommt nicht weiter.
    Es gibt hier viele „offene Baustellen“. Grabenkämpfe sind das Letzte, was hier die Bürger und Bürgerinnen von der Politik oder der Verwaltung erwarten.
    Zweifelsfrei ist Personalführung ein schwieriges Gebiet. Der eine kann es (wie es üblich heute ist), der andere eben nicht (weil er das schon seit 50 Jahren so kennt).
    Bleibt doch noch die Frage, warum sich kein Einwohner, der die Qualifikation hat, überhaupt eine Chance bekommt sich zu bewerben. Wer hat denn überlegt, ob ein Flüchtling sich eignet oder ein Langzeitarbeitsloser / Hartz IV ?
    Dafür gibt es nur eine Bezeichnung ! Und die wäre – sie ist bestens bekannt und braucht hier nicht wiederholt zu werden.

  7. Mhhh, offizielle Ausschreibung ist doch eigentlich Gang und Gebe in einer Verwaltung, oder nicht… nur so kann doch ein Topf von möglichen “ Auserwählten“ entstehen… warum dieses blockieren ? Verstehe ich nicht, warum ist ein so großes gegeneinander im Rathaus ?
    Warum blockieren die verschiedenen Fachbereiche sich gegenseitig… dies sind alles keine Geheimnisse.! Wie wäre es mal, mit ner offenen Runde am großen Tisch, mit nem großen Topf Matetee in der Mitte und jeder kann sein Senf dazugeben !
    Sehr geehrte Frau Gruber, ich ziehe meinen Hut vor Ihnen !

  8. Ich habe mir den umfangreichen Schriftverkehr nur „diagonal“ durchgelesen, und das tat schon „sehr weh“. Warum einfach und transparent, wenn es auch intransparent und kompliziert geht und darüberhinaus auch noch destruktiv in der Zusammenarbeit der Verwaltung wirkt. Schade um die viele Zeit, die ziemlich sinnlos vergeudet wurde. Kein Wunder, dass ich zu meinen dezidierten Anregungen zum Verkehrsstrukturplan und auch andere Bürger nach fast 2 Jahren immer noch keine Stellungnahmen der Verwaltung bekommen haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert