Verspätung bei den Bussen: Ist der Einstieg ‘nur vorne’ dafür verantwortlich?

„Seitdem man in Bussen nur noch vorne einsteigen und nur noch hinten aussteigen darf und seinen Fahrausweis vorzeigen muß, kommt es nahezu täglich zu extremen Verspätungen, und man verpasst regelmässig die AKN.“ Mit diesen Worten beklagt sich ein Leser der Henstedt-Ulzburger Nachrichten über eine Neuregelung bei der Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel über seine Erfahrungen:

„Ich persönlich fahre jeden Morgen mit der Linie 293 von der Haltestelle ‚An der Pinnau’ nach ‚Ulzburg Süd’. Obwohl der Bus zu dem Zeitpunkt erst zwei Stationen unterwegs ist, hat er regelmässig schon zwei bis drei Minuten Verspätung. Durch die ständige Überprüfung der Fahrausweise durch den Busfahrer bei allen zusteigenden Passagieren summiert sich die Verspätung, so dass man ständig mit der Angst lebt, die AKN zu verpassen. Was auch schon passiert ist. Oder man muss laufen, um sie noch zu erreichen. Auch wenn ich verstehe, dass dadurch weniger Leute schwarz fahren, ist dieser Zustand unhaltbar.“

Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten haben den VHH mit der Kritik ihres Lesers konfrontiert. Der Rückruf kam nur zehn Minuten später: „Wir benötigen weitere Angaben zur Fahrzeit“, hieß es beim VHH, „bevor wir konkret zu dem Vorwurf Stellung nehmen können. Aber wir kümmern uns um die Angelegenheit, wenn wir Einzelheiten wissen.“ Grundsätzlich habe man aber die Erfahrung gemacht, dass das Einsteigen der Fahrgäste heute schneller gehe als früher. Da seien alle durch die Mitteltüren in die Busse gestiegen, mussten aber andere Passagiere erst aussteigen lassen. Das habe den „Fluss“ gebremst.

Jetzt warten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten auf weitere Informationen ihres Lesers, der noch weitere Kritik vorbringt:

„Auch das ‚Nur-vorne-Einsteigen’ und ‚Nur-hinten-Aussteigen’ ist in vielen Situationen untragbar! Vorige Woche stieg ich in den schon rappelvollen, mit Schulkindern besetzten Bus (vorne) ein und kam gerade mal zwei Schritte vorwärts. An einen Sitzplatz war gar nicht mal zu denken. Angekommen in „Ulzburg-Süd“, kam dann aber der Skandal …

„Da ich nicht durch den Bus nach hinten gehen konnte, wollte ich vorne aussteigen, was mir von der Busfahrerin aber mit den energischen Worten ‚Nur hinten aussteigen!’ barsch verwehrt wurde. Dieses war aber nahezu unmöglich, außer ich hätte die Kinder und andere Passagiere zur Seite gedrängelt. Erst als ich lauter wurde und verlangte, das sie mich doch vorne raus lassen möchte und inzwischen auch anderer Passagiere einsteigen wollten, öffnete die unfreundliche Busfahrerin die Tür und ließ mich aussteigen.“

Jörg Schlömann

3. April 2012

One thought on "Verspätung bei den Bussen: Ist der Einstieg ‘nur vorne’ dafür verantwortlich?"

  1. Für die angesprochenen Fahrten braucht es gar keinen „Einstieg vorn“, um die AKN zu verpassen. Selbst im Berufsverkehr sind im Fahrplan nur fünf Minuten vom AKN-Bahnhof Ulzburg zum Bf. Ulzburg Süd vorgesehen. Dort gibt es einen Puffer von 3 bis maximal 4 Minuten zur Abfahrt der AKN.

    Auf deutsch: Dauert die Fahrt von Ulzburg nach Ulzburg Süd mehr als etwa 7 Minuten, dann ist der Anschluss nun einmal geplatzt.

    Der Bus kann übrigens auch verspätet in Ulzburg abfahren, wenn er laut Fahrplan dort erst beginnt. Das Fahrzeug muss schließlich irgendwo herkommen. Es gibt fast immer eine vorhergehende Fahrt. Ist die bereits verspätet und der Puffer zwischen zwei Fahrten zu klein, ja, dann zieht sich eine Verspätung eben durch.

    Der „Einstieg vorn“ ist jedenfalls höchstens der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

    So, und jetzt zum Einstieg vorn:
    Wenn der Busfahrer es genau nimmt, dann dauert der Einstieg eben länger. Nimmt er es nicht genau, dann kommt jeder durch, der etwas Fahrkartenartiges vorzeigt. Es gibt ja auch weiterhin „richtige“ Kontrollen in den Bussen, wie vorher schon, als jeder einfach so einsteigen konnte. Und die richtigen Kontrolleure treffen in den Bus auch weiter richtige Schwarzfahrer an, die sich in nennenswerter Zahl durch die Kontrolle mogeln können.

    „Einstieg vorn“ soll Gelegenheitsschwarzfahrer abschrecken, mehr nicht. In Ulzburg speziell muss man nur hoffen, dass diese Leute dann nicht plötzlich im Bus eine Fahrkarte lösen wollen. Sie erinnern sich? 5 Minuten von Ulzburg nach Ulzburg Süd im Fahrplan. Wenn an jeder Haltestelle sich noch jemand im Bus eine Kurzstrecke löst und – wie vom HVV gewünscht – mit der Kleingeldsammlung zahlt , ist diese Zeit endgültig nicht zu halten. Der Fahrplan ist darauf gar nicht ausgelegt.

    Würde man die Fahrzeit übrigens einfach auf einen realistischen Wert samt Puffer verlängern, dann wäre im ungünstigen Fall der Einsatz eines zusätzlichen Busses nötig, um das vorhandene Angebot halten zu können. Das geht richtig ins Geld und ist deshalb unerwünscht.

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