Verquasselt – Ortsentscheider vertagen Entscheidung zum Klimanotstand auf Oktober

Protestzug am Montag auf der Hamburger Straße
Protestzug am Freitag auf der Hamburger Straße

Die Reaktion der Henstedt-Ulzburger Ortsentscheider auf den Klimaprotest von Freitag lässt auf sich warten. Die Diskussion über den von den Demonstranten geforderten und von den Grünen beantragten Klimanotstand wurde am Montagabend vertagt – aus ganz profanem Grund. Die Kommunalpolitiker verquatschten sich, schafften nur acht von 17 Tagesordnungspunkten. Dazu muss man wissen: Die Geschäftsordnung der Gemeindevertretung schreibt vor, dass Ausschusssitzungen nicht länger als drei Stunden dauern dürfen. Der Klimanotstand wäre der neunte Tagesordnungspunkt gewesen, da waren aber schon drei Stunden rum. Die Konsequenz: Vertagung auf den Herbst. Der Umwelt- und Naturausschuss tagt im Zweimonatsrhythmus, die nächste Sitzung ist am Montag, 21. Oktober. In derselben Woche könnte es dann auch wieder auf den gemeindlichen Straßen hoch hergehen. Am 25. Oktober soll erneut demonstriert werden.

Was wäre passiert, wenn der gemeindliche Klimanotstand ausgerufen worden wäre?

Dann wären sämtliche gemeindlichen Entscheidungen ab sofort unter den sogenannten Klimavorbehalt gestellt worden und hätten auf etwaige Klimabelastungen geprüft werden müssen. Das hätte insbesondere den Bauausschuss in Bredouille bringen können. Bei der Herstellung von Zement entsteht mehr C02 als durch den gesamten weltweiten Flugverkehr.

Und warum schafften die Freizeitpolitiker am Montag nur rund die Hälfte des normalen Pensums?

Das hat auch damit zu tun, dass mittlerweile sechs verschiedene Fraktionen im Ratssaal sitzen – von denen jede Rederecht hat, und davon in der Regel ausgiebig Gebrauch macht.

Längstes Diskussionsthema am Montag: eine abrissreife Brücke im Naturschutzgebiet Alsterniederung. Die gehört dem Land, die das Bauwerk aus Kostengründen abreißen und durch eine Furt ersetzen möchte. Die Ortspolitiker beschlossen nach ellenlanger Diskussion dort auf eigene Kosten eine Brücke hinzustellen. Die Verwaltung soll nun die Kosten ermitteln, dann wird entschieden, wie prächtig die Brücke werden soll.

cm

28. August 2019

5 thoughts on "Verquasselt – Ortsentscheider vertagen Entscheidung zum Klimanotstand auf Oktober"

  1. Jetzt bringe ich mal eine andere Schlussfolgerung rein: Neue Häuser versiegeln Flächen (mindestens reine Hausabmessungen). Viele neue Häuser versiegeln viele Flächen. Okay.

    In den Ballungszentren wird weiterhin die Schaffung von Wohnraum notwendig sein. Unbestritten (zumindest für die, die Realitäten akzeptieren).

    Um also beides in einen möglichst optimalen Einklang zu bringen, wäre es also sinnvoll, viel Wohnraum auf möglichst wenig zu versiegelnden Flächen zu schaffen. Aha.

    Ergebnis: Es geht nur in die Höhe. Viel Spaß beim Überzeugen der Anwohner!

    Dieses Beispiel zeigt mir, wie diese immer egoistischer argumentierende Gesellschaft tickt. Egal, ob es um die Energiewende geht (Stromverbrauch je Kopf steigt, Elektroautos sollen optimal sein, aber dennoch will keiner z. B. neue Stromtrassen haben, oder davon abgesehen, diesen Trend über deutlich höhere Stromkosten mittragen), neue soziale Gerechtigkeit (bloß auf nichts verzichten, aber ständig fordern, dass andere mehr zahlen sollen) oder darum, das allgemeine Umweltverhalten nachhaltig und wirksam zu ändern (kenne keinen, der z. B. auf Urlaubsreisen zwecks CO2-EInsparung verzichtet), immer wird gefordert, aber selbst nicht gehandelt oder zumindest akzeptiert, dass es Wechselwirkungen gibt, die das eigene Leben vielleicht nicht komfortabler oder billiger machen.

    So führt das alles zu keinen Ergebnissen. Ohne den invernehmlichen Konsenz mit der Gesellschaft, die wiederum am liebsten wasserlos gewaschen werden will, und gerne tatsachenleugnende Diskussionen führt, wird der ambitionierte Redeanteil zwar wachsen, aber keine Resultate erzielt, die Wirkung zeigen.

  2. Hier ein Link zu der entsprechenden facebook-seite…
    https://de-de.facebook.com/GaertenDesGrauens

    Dort gibt es leider eine reichliche Anzahl grauenhafter Beispiele.
    In zukünftigen Bebaungsplänen sollten in HU solche Gärten ausgeschlossen werden. Bestehende B-Pläne sollten angepasst werden, denn auch in HU nimmt die Zahl dieser „Gärten“ erschreckend zu.

  3. Sehr geehrter Herr Meeder,
    ich empfinde Ihre Berichterstattung sehr grenzwertig, da Sie Umwelschutz und Klimaschutz gegeneinander ausspielen und journalische Tugenden, wie z.Bsp. eine ordentliche Recherche zur Ermittlung sachlicher Fakten, hier außer acht lassen.
    Der Klimaschutz ist außerordentlich wichtig und beginnt bei jedem einzelnen Bürger vor der Haustür, im Kühlschrank, auf dem Weg zur Arbeit/Schule …
    Es ist sehr zu begrüßen, dass die Gemeinde Henstedt-Ulzburg aufgefordert wird ein politisches SIgnal mit der Ausrufung des Klimanotstandes zu setzen. An erster Stelle ist das aber erst einmal Symbolik.
    Die von Ihnen geschmähte Brücke liegt im NSG Oberalsterniederung und quert am Schlapenmoor die Alster. Eine Fuhrt würde drastische Auswirkungen auf die nähere Umgebung des NSG haben. Es steht z.Bsp. durch zusätzliche Sedimentausspülungen die Wasserqualitätimweiteren Verlauf der Alster zur Disposition und stellt stellt eine Gefahr für Tier-und Pflanzenarten auf der roten LIste dar.
    Nach meiner Bobachtung ist es also in der uns umgebenden Kommunalpolitik einzigartig, das bereitwillig Geld für eine „abrissreife Brücke“ ausgegeben wird, obwohl diese Brücke nicht in der Verantwortung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg liegt.
    Zu diesem direkten und gelebtem Naturschutz kann ich nur Danke sagen und nun lassen Sie uns weiter das Thema Klimaschutz mit persönlichemEinsatz und ohne Polemisierung vorran treiben.

  4. Hallo Herr Schneider, ich kann Ihnen vollzustimmen. Nicht nur Schottergärten werden vermehrt angelegt, sondern auch intensive Versiegelungen mit Pflaster- und Plattenbelägen. Vorgärten sind z.T. vollversiegelt und im Hintergarten spielt sich das analog mit übergroßen Terrassenbelägen aus Kunststoffdielen und Plastikplanenunterlagen ab. Versickerungsanlagen für das Regenwasser bestehen gar nicht. Falls noch Anpflanzungen geschaffen werden. so sind es immergrüne, nie blühende Gewächse . Wenn man mal überschlägt, wie hoch der Versiegelungsgrad des Grundstückes sich beläuft, kommt man sehr schnell auf mind. 60-70%. Also mehr als in Reinen und Allgemeinen Wohngebieten zulässig ist.
    Von der Kapazität der öffentlichen Regenwasserkanalisation ganz zu schweigen, denn die ist für solche von zusätzlich versiegelten Flächen anfallende Regenwassermengen nicht dimensioniert. Überschwemmungen und vollgelaufene Keller sind beim nächsten Starkregen vorprogrammiert und das Regenwasser wird durch Ableitung der Versickerung und somit der Grundwasseranreicherung entzogen.
    Die Gemeinde schafft durch B-Pläne mit einer intensiven Bebauungsdichte und der Förderung der baulichen Nachverdichtung ohne wirklich angemessenen ökologischen Ausgleich eine Verstärkung der Problematik.
    Ich habe den Bürgermeister vor einigen Jahren gefragt, was er oder die Verwaltung gedenkt zu tun, um dieser ungehemmten Zunahme von Totalversiegelungen zu begegnen. Ergebnis bis heute: 0,0 !.
    Die Ausweisung neuer Baugebiete und baulicher Verdichtung bestehender Gebiete und damit Versiegelung von Grünflächen halte ich unter Berücksichtigung der weltweiten CO²-Klimaproblematik und der hiesigen Diskussion über die Ausrufung eines Klimanotstandes für sehr unangebracht, denn wir haben in HU kein nennenswertes, arrondiertes Waldgebiet vorzuweisen und unser Land S-H. ist das waldärmste Flächen-Bundesland. Statt Baugebiete auszuweisen, sollte die Gemeinde neue Waldflächen schaffen.
    Herr Schneider, geben Sie nur mal „Gärten des Grauens“ in den Browser ein und Sie werden viele Parallelen in HU finden.

  5. Bis zu der nächsten Sitzung des Umwelt- und Naturausschusses (UNA), wo es darum geht, was die Gemeinde zur Eindämmung des Klimawandels tun kann, können wir Bürger einfach schon anfangen.

    Vielfach werden in der jüngsten Zeit Schottergärten angelegt: Wenig Bepflanzung, in der Hoffnung, man müsse sich nicht arbeitsintensiv darum kümmern. Doch für das Klima (das lokale und in der Summe auch nicht für das Klima im Allgemeinen) ist so eine Fläche nicht hilfreich: Der Schotter wird oft in Asien abgebaut und erst nach Europa transportiert. In Indien werden vielfach Kinder in Steinbrüchen ausgebeutet. Und der Schotter speichert die Tageswärme und gibt diese nachts wieder ab und mindert so die Abkühlung des Mikroklimas. Das fördert tropische Nachttemperaturen wie in den letzten Tagen, die entspannten Schlaf beeinträchtigen können.

    Wer im Herbst plant, eine Fläche neu zu gestalten, hat gute Alternativen: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/planung/26659.html

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