Paraklinik bleibt weiter die Paracelsus-Klinik!

Die Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg wird nicht verkauft! Diese gute Nachricht gab das Management des europaweit tätigen Konzerns heute bekannt. „Wir haben immer betont, dass wir zu dem Standort stehen“, sagte Alfred Felscher, Sprecher der Geschäftsführung. „Und das hieß und heißt für uns, dass wir diese Klinik nicht unter Wert abgeben.“ Während des Bieterverfahrens musste ein möglicher Käufer den Fortbestand der Klinik gewährleisten.

Die schlechte Nachricht: „Die Herausforderungen für das Haus in Henstedt-Ulzburg sind immens, das haben uns fast alle Interessenten bestätigt. Aber kaufen, um dann zu reduzieren, zu verlagern oder zu schließen, damit ein Wettbewerber vom Markt verschwindet, war mit uns nicht zu machen“, so Felscher. Mehrere Angebote hat es nach Bekanntgabe der Verkaufsabsichten im Januar dieses Jahres gegeben. Am Ende des Auswahlprozesses stand für den Konzern mit Sitz in Osnabrück jedoch fest: Keines der Angebote ist für Paracelsus akzeptabel!

„Mit dieser Entscheidung ist klar, dass wir in Henstedt-Ulzburg vor einer anstrengenden Zeit stehen“, sagte Felscher. Auf internen Sitzungen hat das Management den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Henstedt-Ulzburg bereits tiefgreifende Veränderungen angekündigt. „Wir prüfen derzeit jeden Bereich und jede Abteilung genauestens auf Abläufe, Leistungszahlen und Personalschlüssel. Wir werden das Leistungsangebot ausweiten, den ambulanten Zugang zu uns erleichtern und für verschiedene Abteilungen den Personalschlüssel verändern – kurz: Ressourcen heben, wo immer es möglich ist – jedoch keinesfalls unter Beeinträchtigung der medizinischen Qualität.“

Im Vordergrund der Personalarbeit stehe die Umstrukturierung, angepasst an die künftige strategische Ausrichtung. Felscher: „Kürzungen ohne Plan, egal in welchem Bereich, wird es nicht geben. Die Sicherheit der Patienten und das hohe Versorgungsniveau stehen trotz wirtschaftlichem Druck an oberster Stelle. Das weiß auch der Betriebsrat, der in alle Entscheidungen strategischer Art involviert ist.“

Im vorigen Jahr musste die Klinik ein Defizit von 7,5 Millionen Euro verbuchen. Im laufenden Jahr zeichnet sich eine Verringerung des Defizits ab. „Wir rechnen mit einer deutlichen Trendwende in 2013 – vorausgesetzt, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ziehen mit“, so Felscher. „Allen muss klar sein: dieser Anlauf kann der letzte sein, um die Klinik zukunftsfähig zu machen.“

Trotz der Herausforderungen, die die Klinik zu bewältigen habe, sei der Bedarf in der Region deutlich. Felscher: „Ohne uns müssten viele Menschen zahlreiche Kilometer zum nächsten Krankenhaus fahren. Wir nehmen unseren Versorgungsauftrag ernst, wir haben immer gesagt, dass wir den Standort nicht fallen lassen.“ Nach der Neueröffnung im April 2011 seien die Erwartungen möglicherweise zu hoch gewesen, dass die Klinik in Henstedt-Ulzburg sofort wieder auf das wirtschaftliche Niveau von vor der Umbauphase gelange. Diese Erwartung habe die Entscheidung, die Klinik zum Verkauf anzubieten, mit beeinflusst.

Mittlerweile zeigt sich laut Felscher, dass sich die Klinik langsam wirtschaftlich nach vorne entwickelt: „Trotzdem zählt neben maximalem Engagement aller Beteiligter Ausdauer zu den Haupttugenden, die wir brauchen.“ Auch wenn der Standort Henstedt-Ulzburg seit geraumer Zeit das Gesamtbetriebsergebnis von Paracelsus belaste, sei klar, „dass das Gesamtunternehmen die Verluste in Henstedt-Ulzburg nicht ewig ausgleichen kann und will.“

In Schleswig-Holstein gibt es kaum noch ein Krankenhaus, das nicht in einem Verbund organisiert ist. Der Wettbewerb und damit der Konzentrationsprozess unter den Krankenhausketten schreiten bundesweit voran; jüngstes Beispiel ist der geplante Übernahmeversuch von Rhön durch Fresenius. Bereits zuvor hatte die Fresenius-Tochter Helios die norddeutsche DAMP-Gruppe übernommen und der SANA-Klinikkonzern die Regio-Kliniken. Auch im Norden wird an der Fusion der Westküstenkliniken mit den nordfriesischen Krankenhäusern gearbeitet.

Seinem Versorgungsauftrag wäre Paracelsus gerne im Verbund mit einem anderen Träger nachgekommen, so Felscher. Nach wie vor halte Paracelsus Ausschau nach geeigneten Kooperationspartnern. Eine Zusammenarbeit komme aber nur ernsthaft in Frage, wenn es den Patienten und der Versorgung auch tatsächlich nutze: „Was uns zusätzlich Mut macht für die Zukunft, ist der Zuspruch der Menschen in der Region und der Akteure der Gesundheitsversorgung für die Paracelsus-Klinik in der Region.“ Dieser Zuspruch habe das Management in der Entscheidung, das Haus im eigenen Besitz zu lassen, zusätzlich bestärkt. „Wir haben einen unschätzbaren Vorteil allen anderen Klinikketten gegenüber: Als familiengeführtes Unternehmen sind wir keinen Aktionären verpflichtet.“

Jörg Schlömann

28. Juni 2012

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