Umgeben von Krimskrams – aber: „Zu Hause wohnen wir nicht wie bei Trödelhökers!“

In einer Zeit, in der wir uns möglichst von alten Dingen als Ballast aus der Vergangenheit und zur Entlastung der Seele befreien sollen, wie immer wieder von Psychologen mit Coach-Ambitionen empfohlen wird, schwimmt das Ehepaar Ingrid und Holger Wacker mit seinem „Trödelhöker“ begeistert gegen den Strom. Und umgibt sich mit einer Fülle von Gegenständen, die andere bereits ausgemustert haben, um zu Hause Platz zu schaffen. Weil Wackers sie dann an diejenigen verkaufen, die das eine oder andere Stück schon lange gesucht und hier endlich gefunden haben.

Aber ist denn diese Menge an mehr oder weniger wertvollem Krimskrams aus Haushalten und Wohnungsauflösungen auf die Dauer nicht erdrückend? „Überhaupt nicht!“ lacht Ingrid Wacker, die mit ihrem Mann den „Hofladen“ an der Götzberger Straße 94 bereits seit mehr als 13 Jahren führt. „Wir leben ja nicht zu Hause so. Da sieht es aus wie bei Otto Normalverbraucher, nicht wie bei Trödelhökers“, fügt sie nicht ohne Stolz hinzu. Alles  sei schlicht und geordnet, ohne überflüssige Nippes oder sonstige Dekorationen. „Lediglich eine sehr schöne Vitrine meiner Großmutter im Wohnzimmer und die Schallplattensammlung, das Hobby meines Mannes.“

Dass es den „Trödelhöker“ überhaupt gibt, erzeugt vor allem bei jenen eine gewisse Genugtuung,  die sich von nichts trennen können, was ihnen einmal lieb und teuer war. Zu wissen: „Hier sind meine Sachen gut aufgehoben, hier werden sie geschätzt, um Freude zu machen“, entschädigt die meisten für den „Verlust“. Denn die hiesige Klientel kommt oft von weit her, um fündig zu werden. Da kann man seine Schränke und Schubladen doch getrost nach Dingen durchforsten, die schon längst ausgedient haben, aus Pietät aber immer noch aufbewahrt werden, ohne seit langem benutzt worden zu sein.

„Kleidung und Elektrogeräte sowie große Möbelstücke wird man hier ohnehin nicht finden“, sagt Ingrid Wacker. Dafür aber jede Menge Bücher, Bilder (mit und ohne Rahmen) und Kunstkalender, Porzellan (darunter viele hübsche Sammeltassen, die man so heute gar nicht mehr findet), Silberbestecke und geschliffene Gläser, Leuchter, Tischwäsche und Schallplatten/CDs aller Musikstile vergangener Zeiten. Hier weiß der Kunde, dass das Preis-Leistungsverhältnis immer zu seinen Gunsten ausfällt.

Die Existenz des „Trödelhökers“ ist allerdings eher einem Zufall zu verdanken. „Weil das Hobby meines Mannes Flohmärkte waren und bis heute sind“, erzählt Ingrid Wacker. „Erst verkaufte er die vielen Sachen, die er dort gesammelt hatte, im Keller unseres Hauses. Dann ging er damit selbst auf Flohmärkte. Und weil die Leute so begeistert von seinen Sachen waren, fragten sie, ob es davon nicht noch mehr gebe. Und es wurde tatsächlich immer mehr. Da half uns der Zufall,  dass wir eine Lagerfläche auf dem Hof in der Götzberger Straße fanden.“. Ab sofort standen Holger Wacker 50 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Und das Geschäft florierte. Von Anfang an! Zwei, drei Jahre ging das so. Dann wurden hintereinander noch zwei weitere Nebenräume frei. Und seitdem stehen den Wackers und ihren Kunden ganze 300 Quadratmeter zum Sammeln und Stöbern zur Verfügung.

„Auch wenn wir viel verkaufen – es kommt ja immer wieder Nachschub rein“, freut sich die Chefin. Denn inzwischen eilt ihnen ihr guter Ruf bis weit über die Grenzen von Henstedt-Ulzburg voraus. „Unser wichtigstes Bestreben ist ja das Verkaufen. Und deshalb können wir auch gut loslassen. Ganz im Unterschied zu vielen Menschen, denen das nicht gelingt.“ Und wer es nicht schafft, nach Götzberg zu fahren, der wird im Internet fündig. Denn da verkaufen die Wackers von ihrem Arbeitszimmer aus weiter – unter dem Stichwort „tischkulturundmehr“. Und – sie machen keine Ferien! Sie sind weiterhin jeden  Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Sonnabend von zehn bis 18 Uhr in ihrem „Trödelhöker“ anzutreffen. Und unter Telefon: 76 24 063 sowie im Internet unter www.troedelhoeker.de.

Gabriele David

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