Streik – Kindergärtnerinnen fordern 10 Prozent mehr Gehalt

Streik in der Krippe Beckersberg, Freude am Standort Kranichstraße. Seit vergangener Woche gibt es dort eine neue Holztrennwand, finanziert durch eine Spende von C&A in Höhe von 2.500 Euro. Mit der Trennwand können die Kita-Mitarbeiterinnen nun einen Raum unterteilen
Streik in der Krippe Beckersberg, Freude am Standort Kranichstraße. Seit vergangener Woche gibt es dort eine neue Holztrennwand, finanziert durch eine Spende von C&A in Höhe von 2.500 Euro. Mit der Trennwand können die Kita-Mitarbeiterinnen nun einen Raum unterteilen

Kita-Streik in Deutschland. Im ganzen Land blieben am Freitag Kindertagesstätten geschlossen. In Schleswig-Holstein sind nach Angaben von Verdi-Nord über 100 Einrichtungen bestreikt worden. Auch Henstedt-ulzburg war betroffen. In der Großgemeinde blieben die Türen der Krippe Beckersberg zu, auch am kommenden Montag, Dienstag, und Mittwoch soll dort die Betreuung für ein –  bis dreijährige Kinder ausfallen. Laut Verwaltung bleibt in der nächsten Woche am Montag und Dienstag auch die Kita Tiedenkamp im Gewerbegebiet geschlossen. Das Rathaus hat aktuelle Streikinformationnen auf der Gemeinde-Webseite eingestellt.

Tarifparteien beim Kindergarten-Arbeitskampf sind die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA. Verdi fordert für Kindergärtnerinnen einen Gehaltsaufschlag von rund 10 Prozent, nach Angaben der Gewerkschaft verdient eine Erzieherin nach achtjähriger Tätigkeit derzeit 2985 Euro im Monat, zukünftig sollen es 3387 Euro sein.

Der Arbeitgeberverband VKA weist die Forderungen zurück, Erzieherinnen würden schon jetzt mehr verdienen als Handwerker, Feuerwehrmänner oder Techniker.

H-UN

8. Mai 2015

12 thoughts on "Streik – Kindergärtnerinnen fordern 10 Prozent mehr Gehalt"

  1. Die Forderung der Gewerkschaft auf höhere Eingruppierungen bezieht sich nicht nur auf Kitas, sondern auf den gesamten Erziehungs- und Sozialdienst, also auch z.B. der Jugendarbeit etc. Das Gehaltsbeispiel im Artikel bezieht sich auf eine Kindererzieherin in Gehaltsgruppe 6 , deren Anfangsgehalt im Monat in der 1.Stufe (Anfängerin) bei €2.400,- und in der obersten Stufe (Endgehalt) bei €3.400,- liegt. Eine Kinderpflegerin in Gruppe S3 erhält zwischen €2.100 und €2.800,-. Die Leiterin einer großen Kita erhält in Gruppe S17 bis zu €5.000,-. Die Eingruppierungen entsprechen den Ausweisungen im Stellenplan von HU.
    Ein angestellter Grundschullehrer erhält in einigen Bundesländern in Gruppe E11 ein Gehalt von €2.900,- bis 4.300,-. In HH als Beamter in Gruppe A13 €3.900,- bis €5.000,-. Diese Beispiele sollen zeigen, dass es mit der „Gerechtigkeit“ unter differenzierter Betrachtung nicht so einfach ist, wie sich das manche Bürger und auch Streikende vorstellen. Durch die Entkoppelung der ehemaligen Einheitlichkeit von Tarifen und Besoldungen unterschiedlich zwischen Bund und Ländern und unterschiedlich zwischen den Ländern ist es für einige Berufsgruppen (z.B.Lehrer, Polizisten) zu nicht nachvollziehbaren Diskrepanzen in der Entlohnung/Besoldung je nach Region gekommen.
    Wenn der gesamte Erziehungs- und Sozialdienst höher eingruppiert werden soll, werden erhebliche Mehrausgaben insbesondere auf die bereits hoch verschuldeten Kommunen zukommen, die nur durch eine Erhöhung der Kita-Gebühren und/oder Steuererhöhungen (z.B.Grundsteuer, Gewerbesteuer) ausgeglichen werden können, da eine weitere Verschuldung nicht möglich und zulässig ist. Ein auf die Ausbildung und Tätigkeit bezogenes und entsprechend angemessenes Gehalt ist jeder/jedem Erzieher/in zu gönnen. Was angemessen ist, vermag ich nicht zu beurteilen, da müssen sich die Gewerkschaften und Arbeitgeber einigen. Das ist ein sehr schwieriges Geschäft.

  2. Moin moin.
    Auch wenn ich mich sehr unbeliebt mache, gerade weil im Freundeskreis mehrere Erzieherinnen tätig sind.
    Scheinbar versuchen die Gewerkschaften mit erpresserischen Mitteln, eine überhöhte Gehaltserhöhung heraus zu bekommen. Wenn ich als Beamter im mittleren Dienst 10% Gehaltserhöhung fordern würde, wäre da ein Aufschrei in Deutschland. Mit der Erhöhung hätte ich aber noch nicht einmal den jetzigen Gehaltsstand der Erzieher erreicht, den die nach 8 Jahren hätten. Ich bin aber schon 45 Jahre im Dienst des Staates.

    Ich will auch mehr. Wer streikt für mich?

  3. @ Reinhard Kunde : Zustimmung.
    @Jan Kirmse, „Richtig! Und wenn die Gewerkschaften sich da mal engagieren würden, dann würde vermutlich auch wirklich kaum einer was dagegen haben! “
    Die Gewerkschaften haben keine Macht Gesetze einzuführen. Auf Mindeslohn , Missbrauch von Gesetzen etc. weisen die Gewerkschaften stets und ständig hin.
    Was sollen denn ihrer Meinung nach die Gewerkschaften machen ?
    Leider nimmt in vielen Bereichen auch der Organisationsgrad der Gewerkschaften ab, man nimmt gerne die Erfolge mit, aber die Arbeit dürfen andere machen,Und Geld spare ich auch noch.
    Das kleine Splittergewerkschaften ( Eisenbahner ) die Republik ärgern, ist nun mal so. Wenn die großen Gewerkschaften aber dazu gesetzliche Änderungen fordern, werden sie auch wieder niedergemacht. Machtmissbrauch , ich höre schon alle schreien.

  4. Unbestritten: Streiks sind ein wichtiges demokratisches Recht, dass nachweisbar den Wohlstand der gesamten Gesellschaft entwickelt hat. Man bekommt aber den Eindruck, dass die Gewerkschaften den Puls der Berufstätigen abgefühlt haben, und zwei neuralgische Punkte abklemmen wollten (Bahnverkehr und Kinderbetreuung). Konflikte dort heraufbeschwören, wo sie den arbeitenden Menschen besondere Probleme bereiten. Schwierig.

    1. Der Eisenbahnerstreik und die bestreikten Kita´s nerven. Ganz klar! Aber: Das Streikrecht ist auch ein zu kostbares Gut, eine wichtige gesellschaftliche Errungenschaft, die es auch unter Schmerzen zu schützen gilt. In einem Land, das im Streik-Index übrigens ganz weit hinten liegt. Das in Erinnerung zu rufen, fällt in einem 15 km Stau morgens auf der A7 auf dem Weg zur Arbeit aber nicht immer leicht, das gebe ich gern zu. Streiks sollen wehtun, Streiks müssen wehtun!
      Aber es ist nun einmal ein verdammtes Grundrecht. Generationen vor uns haben dafür gekämpft. Es hat unser Land stark gemacht. Und es hat die Arbeitnehmer stark gemacht! Also ihr da draußen: ertragt es! Auch ihr könntet mal in so eine Situation kommen. Wir haben schon viel zu viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse, zuviele Aufstocker und einen viel zu großen Niedriglohnsektor in diesem Land. Ich habe keinen Bock auf amerikanische oder chinesische Verhältnisse. Also lasst sie für ihre Forderungen streiken, zahnlose Tiger verhungern

      1. Zitat: „Wir haben schon viel zu viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse, zuviele Aufstocker und einen viel zu großen Niedriglohnsektor in diesem Land.“
        Richtig! Und wenn die Gewerkschaften sich da mal engagieren würden, dann würde vermutlich auch wirklich kaum einer was dagegen haben!

      2. Bei den Erziehern ist es angemessen, denke ich. Einerseits stressig und durch Verlagerung von Grundschul-Inhalten in die Kitas sowie die Herausforderungen durch die Zuwanderung müsste sich das Einkommen stärker an Grundschullehrern orientieren. Insbesondere finde ich es ungerecht, dass Erzieher an den Ausbildungsschulen den Lehrgang selbst bezahlen müssen! Jeder Lehrling bekommt eine Ausbildungsvergütung, das Lehramtsstudium ist ebenfalls (wieder) kostenfrei an staatl. Unis. Das Gehalt muss es ermöglichen, den heutigen Lebensunterhalt und die gestrige Ausbildungsfinanzierungs-Tilgung zu bestreiten. Aus ähnlichen Gründen kann man Lokführer m. E. nicht mit Piloten vergleichen.
        Streikrecht ja, aber Tarifeinheit auch! Eine Branche, ein Arbeitskampf wenn nötig, ein Tarif. Und Ruhe bis Ende Laufzeit. Und nicht eine Streikgewerkschaft für gerade Jahre und noch eine für ungerade. EVG gibt’s, ist größer, reicht. Wenn die Mehrheit der Eisenbahner die EVG nicht mehr mag, kann sie ja zur GDL übertreten. Dann streikt die und die EVG muss erstmal wieder wachsen oder im Fahrwasser der großen Gewerkschaft fahren. Koalitionsfreiheit gewahrt, französische Streikkultur bleibt in Frankreich.

      3. Das Streikrecht stelle ich nicht infrage (das tut auch kaum jemand). Diese beiden Streiks erscheinen mir aber seltsam, insbesondere, wenn man sich Interviews mit Gewerkschaftsfunktionären anhört. Habe in der Woche auf NDR Info ein Interview mit jemanden von Verdi gehört, die Statements waren sehr schwach und unfundiert.
        Mir sind Gewerkschafter persönlich sehr bekannt, und es waren oder sind alles Idealisten, die der Arbeiterschaft zu Ihrem gerechten Anteil verhelfen wollen. Das, genau das, spürt man in meiner Wahrnehmung jetzt nur sehr schwach. Stattdessen hat es in meinen Augen etwas von „Gepiesacke“ zu Lasten Unbeteiligter.

        1. Exakt. Der Weselsky betreibt eine Werbekampagne, um mehr Eisenbahner weg von der EVG zur GDL zu ziehen. Nun ja, Wettbewerb ist ja immer gut, sicherlich auch unter Gewerkschaften. Aber er muß diese Kampagne nicht selbst bezahlen, sondern die Bahn und wir Bahnpassagiere. Das macht die ganze Sache so unlauter. Man kann nur hoffen, dass der Zwang zur Tarifeinheit nun bald mal kommt. Streikrecht ja, aber nur für „die Gewerkschaften“ einer Branche insgesamt. Und bis sie untereinander geklärt haben, wer nun der Platzhirsch ist, sollte entweder Streik gar nicht erlaubt sein oder (besser) eben nur der größten Gewerkschaft. Hoffentlich werden Definitionen mitgeliefert, woran man die größte Gewerkschaft festmacht und wie eine Branche abzugrenzen ist. Sonst geht das erst wieder ein Jahrzehnt durch die Gerichte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert