Streik-Chaos – und AKN-Chef im Urlaub

Dauerstreik bei der AKN, seit 20 Tagen in Folge fahren die Züge nur im Stundentakt. Die Lokführer lassen zudem keinen Zweifel an ihrer Standfestigkeit aufkommen, im Gegenteil die Streikbereitschaft scheint noch angestiegen zu sein: Erzählte AKN-Sprecher Jörg Minga im April noch von 26 streikenden Lokführern, heißt es nun, etwa 45 der insgesamt 82 Lokführer beteiligen sich am Streik. Das Engagement der AKN-Führung, nach Lösungswegen im Arbeitskampf mit den renitenten Lokführern zu suchen, ist zum Leidwesen der Pendler allerdings eher bescheiden.

AKN-Chef Klaus Franke müsse sich um seinen Hof kümmern und habe deswegen zwei Wochen Urlaub genommen, hatte Sprecherin Monika Busch mitgeteilt. Neben dem AKN-Chef, der erst im März 2009 an die Unternehmensspitze rückte, nachdem Vorgänger Johannes Kruszynski  wegen Untreuevorwürfen sein Amt abgeben musste, ist auch die „Stimme“ der AKN, Pressesprecher Jörg Minga, im Urlaub: Der habe ein schulpflichtiges Kind und deswegen keine andere Wahl, als seinen Urlaub in den Sommer-Ferien zu nehmen, heißt es aus dem Bahnunternehmen.

Das Abtauchen der AKN-Führung ist umso unverständlicher, als vergleichbare Bahnunternehmen zeigen, dass Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GdL durchaus Erfolg haben können.  So teilt die Eisenbahngesellschaft Metronom aktuell mit, dass deren Gespräche mit der GdL konstruktiv verlaufen: Auch zum Schulbeginn seien dort deshalb keine Streiks zu erwarten. Während bei der AKN seit dem 22. Juli gestreikt wird und zwischen AKN und GdL Sprachlosigkeit herrscht, läuft bei der Metronom der Verkehr normal, und die Tarifpartner reden miteinander.

Unterdessen werden die Zustände auf den Linien der AKN immer unhaltbarer. So setzt das Unternehmen unter anderem Busfahrer aus dem niedersächsischen Buxtehude ein, um die Linie A3 von Barmstedt nach Ulzburg-Süd zu bedienen. Dabei machen diese nicht unbedingt den ausgeschlafensten Eindruck. So kann es vorkommen, dass Passanten in Nebenstraßen unweit des Bahnhofs Ulzburg-Süd auf geparkte Busse stoßen, in denen sich der Busfahrer in der letzten Sitzreihe lümmelt. Neben ihrer Müdigkeit glänzen die Busfahrer aus Niedersachsen auch nicht unbedingt durch profunde Ortskenntnis. „Die Busfahrerin hat sich gleich zweimal verfahren, einmal in Barmstedt und dann noch in Langeln“, berichtet Passagier Kurt Schröder, der am Sonnabend in Richtung Norderstedt unterwegs war. Für den Fahrgast aus Barmstedt blieb die Ortsunkenntnis der Busfahrerin nicht ohne Konsequenzen: „Die AKN ist mir deswegen dann in Ulzburg-Süd vor der Nase weggefahren.“ Bis zum nächsten Zug in Richtung Norderstedt durfte Kurt Schröder dann eine knappe Stunde auf dem Bahnhof ausharren.

Christian Meeder

10. August 2011

2 thoughts on "Streik-Chaos – und AKN-Chef im Urlaub"

  1. Die Sache nervt nur noch . Überlege schon die anschaffung eines zweiten Autos um diesem Chaos zu entgehen . Verkauft die AKN an die Hochbahn , dann läuft das auch vernünftig . Die Profinzbahner bekommen das doch eh nicht mehr gebacken .

  2. Vielleicht sollte man dazuschreiben, dass der aktuelle AKN-Vorstand Franke schon längst im Ruhestand sein wollte. Nachdem Kruszynski plötzlich gehen sollte, wurde er wohl selbst recht unerwartet auf seine letzten Tage noch Vorstand – und selbst das länger, als wohl ursprünglich geplant. Im Frühjahr suchte die AKN per Personalagentur noch einen Nachfolger. Was daraus wurde – keine Ahnung?

    Punkt ist jedenfalls, dass die Eigentümer der AKN (Hamburg und S-H) das Unternehmen in Sachen Zukunftsaussichten arg längen lassen. Es ist noch nicht einmal klar, ob es die AKN in ihrer jetzigen Form (oder überhaupt) in ein paar Jahren noch geben wird. Das macht den Betrieb für einen neuen, qualifizierten Manager sicher nicht gerade attraktiver.

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