Stadt oder Gemeinde – Bürgervorsteher weist Ex-Bürgermeister zurecht: Keine Werbung, Herr Dornquast!

Es war die bestbesuchte Politik-Veranstaltung in der Großgemeinde, seitdem die Henstedt-Ulzburger Nachrichten über das Gemeindegeschehen berichten – die Einwohnerversammlung im Bürgerhaus am Mittwochabend. Den Massenandrang ausgelöst hatte ein Mann ganz alleine: Bürgermeister Torsten Thormählen, seit anderthalb Jahren wegen Betrugsvorwürfen vom Dienst suspendiert.

Hätte es die kurzfristige Teilnahmezusage des Ellerauers nicht gegeben, viele Besucher hätten sich am Mittwoch wohl nicht von der heimischen Couch in den großen Saal des Bürgerhauses aufgemacht. Und so ist es Thormählen zu verdanken, dass die Parteienvertreter Gelegenheit bekamen, vor besonders großem Publikum ihre Empfehlungen zur zweiten Bürgerentscheidung am 22. September loszuwerden.

Und anders als im Fall Thormählen, der – wie schon berichtet – auch dann nicht wieder an seinen Schreibtisch zurückkehren wird, wenn die Bürger gegen die Amtsenthebung stimmen sollten, muss das Bürgervotum bei der Frage „Gemeinde bleiben oder Stadt werden?“ umgesetzt werden.

In der Politik, so ist seit Mittwoch klar, gibt es eine schwarz-rot-gelbe Mehrheit gegen die Stadtwerdung. Nach der CDU, die sich schon frühzeitig positioniert hatte, wollen auch SPD und FDP, dass Henstedt-Ulzburg Gemeinde bleibt. CDU und FDP führen höhere Kosten durch eine Stadtwerdung an, für alle drei Parteien zusammen ist die Entscheidung pro Gemeinde auch eine emotionale Angelegenheit: „Wir haben mit vielen Mitbürgern über diese Frage gesprochen, und bei der überragenden Mehrheit schlägt das Herz für die Gemeinde“, so der FDP-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Eberhard.

Die beiden Wählergemeinschaften WHU und BFB plädieren hingegen für eine Stadtwerdung und erhoffen sich dadurch eine Professionalisierung der Verwaltungsarbeit. So könne nur eine Stadt einen hauptamtlichen Stadtrat einstellen, und man hätte damit im Falle des Falles einen hauptamtlichen Profi als Vertreter des Bürgermeisters. BFB-Chef Jens Iversen in seiner Rede zu den Besuchern im Bürgerhaus: „Insbesondere wenn Sie Herrn Thormählen am 22. September nicht abwählen wollen, er aber bis zum Ende der Verfahren seinen Dienst nicht aufnehmen wird, sollten Sie daher unbedingt für eine Stadtwerdung stimmen. Als Stadt hat die Politik dann die Möglichkeit, die ‚Notbremse’ zu ziehen und für die Zeit der Vakanz einen hauptamtlichen Ersten Stadtrat einzusetzen , der dann die Verwaltung übergangsweise leitet.“

Neben den derzeit verantwortlichen Kommunalpolitikern mischte sich auch ein Mann in die Debatte ein, der mit seiner Einwohner-Wachstumspolitik dafür gesorgt hat, dass der ländliche Charakter Henstedt-Ulzburgs in den Jahren seiner Amtszeit immer weiter zurückgedrängt worden ist: Ex-Bürgermeister Volker Dornquast, der gleichwohl nichts von einer Stadt wissen will.

Der heutige CDU-Landtagsabgeordnete versuchte – so hatte man den Eindruck – in seiner Wortmeldung, sämtliche Argumente gegen die Stadtwerdung unterzubringen, die auch auf seiner Anti-Stadt-Internetseite aufgeführt sind. Als er die Zuhörer auch noch zum Besuch seiner Homepage aufforderte, grätschte allerdings Versammlungsleiter Uwe Schmidt (CDU) dazwischen. Der Bürgervorsteher unmissverständlich zum Ex-Bürgermeister: „Herr Dornquast, keine Werbung!“

Schnell schob der so Zurechtgewiesene noch eine zweite Internetseite hinterher: Auch bei tuwat.de der Piratenpartei könne man sich über die Stadtwerdung informieren.

Christian Meeder

17.8.2013

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