“Niemand hält sich an Tempo 30 in der Wilstedter Straße”

Erfolg für die Anwohner der Wilstedter Straße: Die neue „Bürgerinitiative Wilstedter Straße“ hat in kürzester Zeit die Verkehrssituation entlang der Straße an der Paracelsusklinik in den Focus der Henstedt-Ulzburger Politik gerückt. Neben Bürgervorsteher Carsten Schäfer nahmen denn auch gleich drei Parteivorsitzende – Doris Dosdahl (WHU), Hans-Joachim Rösel (FDP), Reinhard Kunde (SPD) – an der Gründungsversammlung der Initiative teil.

Während die Spitzen von WHU und FDP mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut sind – Dosdahl wohnt direkt an der Wilstedter Straße, Rösel unweit entfernt am Immbarg – machte sich der SPD-Chef vor Ort mit der Situation vertraut: Er stellte sich 15 Minuten an den Straßenrand und beobachtete den Verkehr. Dabei machte er die erstaunliche Entdeckung, dass offenbar seit Jahren keinerlei Verkehrsüberwachung in der Wilstedter Straße stattfindet. Anders sind seine Beobachtungen nicht zu erklären: „Die Autos fahren wirklich alle viel zu schnell, da hält sich keiner an Tempo 30, was ich so gesehen habe.“ Es komme auch manchmal zu ganz abenteuerlichen Geschichten, wenn Autofahrer versuchen, die Grüninseln zu passieren, so der Sozialdemokrat weiter.

Ganz ähnliche Beobachtungen hatte im Spätsommer auch der Kieler Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr bei einer Ortsbegehung gemacht. Die Behörde wies daraufhin Bürgermeister Thormählen an, zahlreiche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen aufzuheben: Weg mit der Tempo-30-Zone, weg mit der Rechts-vor-Links-Regelung, Halteverbot zwischen den Grüninseln! Noch allerdings wurde die Weisung nicht umgesetzt. Vielleicht aus guten Gründen; denn für FDP-Chef Rösel, der für die Freidemokraten auch in überörtlichen Verkehrs-Arbeitskreisen sitzt, hat die Kieler Behörde wesentliche Punkte bei der Verkehrsbeurteilung außer acht gelassen: Am Ortseingang gebe es mehrere Einrichtungen für alte und kranke Menschen sowie die Paracelsus-Klinik: „Alles Einrichtungen, wo Menschen untergebracht sind, die auf eine Verkehrsberuhigung angewiesen sind.“

Nach Meinung des FDP-Chefs ist die Kieler Behörde deutlich über das Ziel hinausgeschossen: „In einem Punkt mag die Behörde Recht haben, wenn zwischen den Verkehrs-Nasen zu viele parkende Autos stehen, kommt man nur noch schwer durch. Aber im Ganzen die Tempo-30-Zone aufzuheben, ist nicht sachgerecht.“

Sympathien für die streitbaren Anwohner hegt auch Bürgervorsteher Schäfer. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung zu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Die Anwohner haben zweifelsfrei das Recht, sich dafür einzusetzen, dass sich ihre Wohnsituation zumindest nicht verschlechtert. Was ich den Bürgern zugesagt habe, ist, dass wir uns mit Nachdruck dafür einsetzen, dass die Paracelsus-Klinik eine Zufahrt  von der Schleswig-Holstein-Straße bekommt.“

Von der Verkehrssituation an der Wilstedter Straße konnte sich vergangene Woche zeitgleich auch der Mann ein Bild machen, der die Weisung aus Kiel ausführen muss. Bürgermeister Thormählen fungierte in der Paracelsusklinik bei einer Ausstellungseröffnung als Auktionator und versteigerte meistbietend ein Bild.  Offiziell heißt es aus dem Rathaus unverändert, es bleibe der Gemeinde nichts anderes übrig, als die verkehrsrechtliche Weisung aus Kiel umzusetzen. Gut möglich allerdings, dass hinter den Kulissen fleißig an alternativen Lösungen gearbeitet wird.  Dafür spricht, dass  die Anordnung seit mittlerweile gut zwei Monaten unerledigt auf dem Tisch des Bürgermeisters liegt.

Christian Meeder

20.11.2011

3 thoughts on "“Niemand hält sich an Tempo 30 in der Wilstedter Straße”"

  1. … so jetzte eine textliche Fassung die auch Sinn macht…

    Eine Anbindung der Klink an die Schleswig-Holstein-Str. ist sicherlich sinnvoll, aber diese Anbindung allein wird die Verkehrsproblematik auf der Wilstedter Str. nicht lösen. Darüber hinaus wird durch die Anzahl der zu beteiligenden Stellen in diesem Fall bis zur Umsetzung sicherlich eine Dauer von nicht unter 5 Jahren (optimistische Schätzung) anzusetzen sein.

    Schönen 1. Advent an alle Leser/innen

  2. Eine Anbindung der Klink an die Schleswig-Holstein-Str. ist sicherlich sinnvoll, aber diese Anbindung allein wird die Verkehrsproblematik auf der Schleswig-Holstein-Str. nicht lösen. Darüber hinaus wird durch die Anzahl der zu beteiligenden Stellen in diesem Fall bis zur Umsetzung sicherlich eine Dauer von nicht unter 5 Jahren (optimistische Schätzung) anzusetzen sein.

    Schönen 1. Advent an alle Leser/innen

  3. aus dem Artikel:

    „Gut möglich allerdings, dass hinter den Kulissen fleißig an alternativen Lösungen gearbeitet wird. Dafür spricht, dass die Anordnung seit mittlerweile gut zwei Monaten unerledigt auf dem Tisch des Bürgermeisters liegt.“

    Wenn dem so wäre, dann hätte der Bürgermeister sicherlich während der letzten Sitzung der Gemeindevertretung die Gelegenheit genutzt und die Frage der Bürgerinitiative ein wenig aufklärend beantwortet statt mit dem Hinweis, dass die Frage ja formal nur an die Politik gerichtet worden sei, überhaupt nicht auf die Frage der Bürgerinitiative zu reagieren.

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