Hans-Jörg Schütt lüftet Geheimnis der Doppeleichen

Fotograf Hans-Jörg Schütt mit seinem edlen Bildband über das Phänomen der Doppeleichen
Fotograf Hans-Jörg Schütt mit seinem edlen Bildband über das Phänomen der Doppeleichen

An diesem Wochenende sind die Segeberger Kulturtage zu Ende gegangen und haben mit 79 Veranstaltungen im Kreis sämtliche Kunstrichtungen angesprochen, die von den Schleswig-Holsteinern begeistert besucht wurden. Einen der letzten Vorträge vor diesem Hintergrund hielt der Fotograf und Autor Hans-Jörg Schütt, der sich des Themas „Doppeleichen“ angenommen hatte. Vier Monate lang recherchierte der auch unter dem Künstlernamen sirius bekannte Fotograf an verschiedenen Orten Schleswig-Holsteins, um dem Geheimnis der Doppeleichen auf die Spur zu kommen. Dass dabei gleichzeitig ein wunderbarer Bildband über diese Bäume entstanden ist, erklärt die Liebe des Fotografen zum Motiv.

Passend zum goldenen Oktober hatte Galeristin Angelika Dubber eine herbstliche Kaffeetafel dekoriert, die die interessierten Besucher nicht nur wegen der hausgemachten Kuchenspezialitäten begeisterte, sondern auch zu eigener Dekorationsideen inspirierte. Deshalb fand der Vortrag auf Wunsch auch nicht vor oder nach, sondern während des Kaffeetrinkens statt. Und Hans-Jörg Schütt erzählte, wie er suchend durch die Gegend gefahren war, um einige der noch hundert bestehenden Doppeleichen in Schleswig-Holstein aufzuspüren. Denn viele sind inzwischen eingegangen. Allerdings trifft man auch immer mal auf zwei verschlungene Stämme, die einst zwei Bauern als junge Bäumchen miteinander „verknotet“ haben und die dann wie ein Baum zu einem mächtigen Stamm mit einer noch mächtigeren Krone zusammenwuchsen. Ein solches Prachtexemplar steht übrigens im Park von Ottensen gegenüber dem Rathaus.

Die deutsch Eiche als Urbild von Gewalt und Kraft, wurde auch als Symbol von Freiheit verehrt. Und war daher den Dänen Ein Dorn im Auge. Denn unter der Herrschaft des dänischen Königs kam es zu vielen kriegerischen Auseinandersetzungen um Schleswig und Holstein. Bis die Dänen 1874 Schleswig-Holstein und Lauenburg endlich an Deutschland abtraten. Voller Begeisterung pflanzten „die Befreiten“ nun ihre symbolischen Doppeleichen, die damals in einer Höhe von drei Metern für zehn Mark zu haben waren. Wie ernst die Schleswig-Holsteiner diesen Pflanzakt nahmen, zeigte der anschließende Gottesdienst mit großer Feier, für die sämtliche Doppeleichen in den Landesfarben Blau-Weiß-Rot geschmückt waren. Bis heute findet man Doppeleichen sogar in Minnessota in den USA, die dort als Wächter von Haus und Eigentum geschätzt werden.

Aber was haben die Eichhörnchen mit dem Wuchs von Doppeleichen zu tun? Während sie sich um das Sammeln ihrer Wintervorräte mühten, passierte es, dass in ein Pflanzloch auch mal zwei Eichelsamen fielen – und es auf diese Weise ebenfalls zur Entstehung bzw. zum Anwachsen einer Doppeleiche kam. Jetzt zieren die eindrucksvollen Fotos von sirius noch eine Weile die Wände der Galerie Sarafand, die Fotograf Schütt bewusst immer von vorn auf seine Linse gebannt hat. „Von der Seite erkennt man die Doppelung nicht – da sehen die Doppeleichen aus wie ein ganz normaler einzelner Baum.“

Gabriele David

5. Oktober 2014

One thought on "Hans-Jörg Schütt lüftet Geheimnis der Doppeleichen"

  1. Sehr geehrte Frau David, „bis die Dänen 1874 Schleswig-Holstein und Lauenburg an Deutschland abtraten“, ist historisch nicht ganz richtig. 1864 haben Preussen und Österreich siegreich gegen Dänemark Krieg geführt und sich Schleswig-Holstein einverleibt. 1867 hat Preussen durch den Sieg über Österreich Schleswig-Holstein allein beherrscht. 1871 wurde durch die Gründung des Kaiserreiches Deutschland Schleswig-Holstein Provinz des königlichen Landes Preußen im Kaiserreich.

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