Das Henstedt-Ulzburger „Nachtleben“, von dem die meisten Bürger gar nicht wissen, dass es so etwas gibt, bereitet der Polizei Sorgen: Um es im Blick zu behalten, fährt sie regelmäßig Streife. Ort des Geschehens ist fast ausnahmslos der eher nüchtern wirkende Bereich zwischen dem AKN-Bahnhof Henstedt-Ulzburg und dem Gewerbepark Nord. Nächtlicher Anziehungspunkt dort ist die Discothek „Joy“, der die Polizei allerdings einen mehr als korrekten Umgang mit jungen Leuten und Vorschriften bescheinigt.
Im Mittelpunkt der Polizeiarbeit unter dem Stichwort „Nachtleben“ stehen die so genannten Rohheitsdelikte. Den Hauptanteil bei ihnen machen die Körperverletzungen aus – 11,6 Prozent der Gesamtkriminalität. Zwar konnte ein quantitativer Rückgang um 11,5 Prozent von 252 Fällen im Jahre 2009 auf 223 Taten im vergangenen Jahr festgestellt werden, doch die schwere der Delikte nahm zu, stellt die Polizei fest. Die meisten Schlägereien spielten sich nach dem Discobesuch ab. Häufig spiele dabei Alkohol eine Rolle. Die Aufklärungsquote bei den Körperverletzungen liegt bei 88,8 Prozent.
Die Polizei konnte in diesem Deliktsbereich 211 Täter – davon 23 weibliche – ermitteln. 106 von ihnen stammen aus Henstedt-Ulzburg (50,2 Prozent), 69 aus dem übrigen Kreis Segeberg und nur 13 aus Hamburg. Von den 275 Opfer – davon 78 weibliche – kannten 155 den oder die Täter überhaupt nicht, 51 hatten vorher flüchtigen Kontakt, so dass nur in 69 Fällen eine Täter-Opfer-Beziehung festzustellen war.
Von den 223 Körperverletzungen ereigneten sich 95 Fälle – also 42,6 Prozent – im Zusammenhang mit dem Henstedt-Ulzburger „Nachtleben“. Das macht einen Anteil von 4,9 Prozent an der Gesamtkriminalität in der Gemeinde aus. Jede zweite Körperverletzung wurde im Gewerbepark Nord begangen, obwohl die Polizei dort Streife fährt und ein Wachdienst das Areal im Auge hat. Etwa 30 Prozent der Fälle wurden im Bereich Ulzburg-Center/Bahnhof aufgenommen. Nur sechs Prozent der Fälle mussten im Bereich zwischen AKN-Station und nördlichem Gewerbepark registriert werden.
„Aus diesem Komplex wurden 42 Fälle als willkürliche Körperverletzungen festgestellt“, kommentiert Hauptkommissar Jens Rossow, Leiter der Polizeizentralstation Henstedt-Ulzburg. Neuerdings lägen auch mehrere Einzelfälle vor, bei denen das Leben der Opfer bdroht gewesen sein. Rossow appellierte an allen Eltern, für einen sicheren Heimweg ihrer Kinder nach einem Discobesuch zu sorgen, Fahrgemeinschaften zu bilden, oder ein Taxi zu organisieren.
Die Anzahl der in Henstedt-Ulzburg begangenen Straftaten lag im vergangenen Jahr bei 1.927 Fällen, ein Jahr zuvor: 1.896 Fälle. Das war ein Anstieg um 1,6 Prozent. Im Landesdurchschnitt sank die Zahl um 8,7 Prozent. Steigerungen gab es auch bei Diebstahl (4,4 Prozent) sowie bei Vermögens- und Fälschungsdelikten um zehn Prozent auf 318 Fälle. Auf Landesebene ist in diesem Bereich dagegen ein deutlicher Rückgang um 8,8 Prozent festzustellen.
Jörg Schlömann
1. Mai 2011
Soweit die Lage und die Statistik, nur was wird im weiteren unternommen, um das einzudämmen? Die Disco scheint ja im Bereich des Etablissements selbst hinreichend zu agieren, aber der Weg zum Bahnhof und das erweiterte Gelände drumherum wäre ja Sache der Polizei. Erhalten die festgestellten Täter dann wenigstens einen langfristigen Platzverweis zu Disco-Öffnungszeiten (also faktisch Discoverbot 🙂 ? Und pro Fall hoffentlich keine Verfahrenseinstellung, sondern Ermittlung bis zum Urteil nebst Vollstreckung (ab Vorfall 2 hoffentlich Haft?)… Sonst spornt das ja eher noch zu „Mutproben“ an und wirkt wie eine Nagelprobe, wer denn der „Chef im Revier“ ist… (sollte ja allein der Staat sein, also konkret die Polizei H-U)