Einmal im Jahr geht’s für Henstedt-Ulzburgs Pressevertreter auf große Fahrt: Unter dem Motto „Was tut sich Neues in der Gemeinde?“ geht’s mit Bürgermeisterin und Bürgervorsteher im Feuerwehrauto auf Rundfahrt durch die Großgemeinde. Diesmal hatte die Exkursion allerdings nur ein Ziel: Felder und Wiesen rechts und links des Autobahnzubringers.
Dort versucht die Gemeinde Ökonomie und Ökologie unter einen Hut zu bekommen. Das Grünland auf der einen Seite soll Gewerbefläche werden, der Eingriff in die Natur dafür auf der gegenüberliegenden Seite wieder wettgemacht werden: durch Umwandlung der dortigen Ackerflächen in ein Naturparadies. Und bei beiden Vorhaben geht’s voran.
Da , wo sich linkseitig jetzt noch Hase, Igel oder Kiebitz gute Nacht sagen, entstehen schon bald Straßen und bis zu 30 Meter hohe Gebäude. Denn nicht nur Netto hat dort Flächen geordert, auch ein Tiefbauunternehmen und ein Kartonagen-Betrieb werden sich hier niederlassen, erzählt Wirtschaftsförderin Manja Biel. Letzteres siedele aus Rellingen um und bringe 55 Arbeitsplätze mit.
Und auf der rechten Seite ist die Ausgleichsfläche für die bald einbetonierten Felder und Wiesen im Entstehen. Seit einigen Wochen halten dort Robustrinder der Rasse Angus das Gras kurz. Zumindest für den Kiebitz und andere Vögel bietet das Areal damit gute Voraussetzungen für eine Umsiedlung. Noch hat sich der Kiebitz allerdings nicht sehen lassen. Umweltfachfrau Petra Walz von der Gemeindeverwaltung: „Der schaut sich die neue Behausung erst einmal ganz genau an, bevor er umzieht.“
Vielleicht braucht der taubengroße Vogel ja auch noch etwas Zeit, um den Respekt vor den grasenden Kolossen abzulegen. Landwirt Schröder aus Götzberg, dem die Angus-Herde gehört, berichtet, dass man sich vor Rindern grundsätzlich in Acht nehmen sollte: Sein Großvater wurde auf die Hörner genommen und erstochen. Was bei dieser Angus-Rasse gleichwohl nicht zu befürchten ist. Sie ist hörnerlos. Und macht auch sonst einen recht friedlichen und gehorsamen Eindruck. Bereitwillig kamen die massigen Tiere nach einem Kommando des Bauern auf den Pressetross zu und ließen sich zusammen mit der Bürgermeisterin fotografieren.
Öffentlich zugänglich ist das neue Naturrefugium übrigens nicht. Ein geschlossenes Tor versperrt den Weg zu den Angus-Rindern: Die Verwaltung hat dort schlechte Erfahrungen mit Hundebesitzern und ihren unangeleinten Vierbeinern gemacht. Trotzdem haben die Bürger der Großgemeinde die Chance, die Viecher in Augenschein zu nehmen: Gut proportioniert auf dem Teller. Bauer Schröder: „Wir machen aus Gras Fleisch.“ Geschlachtet werde immer im Herbst, das Kilo Henstedt-Ulzburger Angus werde elf Euro kosten, sagt der Landwirt und macht mit diesem Preis Feinschmeckern schon mal Appetit.
Christian Meeder
26. Juli 2013
Land wirt Schröder berichtet, dass sein Großvater auf die Hörner genommen und erstochen wurde.
Es ist schon ein Zeichen großer Sprachgewalt, daraus die headline zu formulieren:
Mein Großvater wurde von Rindviechern erstochen.
Also von mehreren.
Vielleicht war es ja eine sog, Rindviehverschwörung, um gemeinsam den Opa abzumurksen.
Alternativ – Vorschlag für eine headline a la Blöd-Zeitung:
Mörderkühe stechen Opa ab !