Schmierereien prangen seit zehn Tagen am Asylheim im Kirchweg

Schmiererei an der Hauswand
Schmiererei an der Hauswand

Diese Sudelei steht schon viel zu lang da. „Vier Tote die Spitze des Eisbergs? Bauer sieht keinen Handlungsbedarf“, prangt an der Hauswand eines Asylheims im Kirchweg. Einem Zeitungsausträger waren die Sprüche gestern beim Vorbeifahren aufgefallen. Als die HU-Nachrichten heute bei der Polizei durchklingeln, ist das dort aber schon kalter Kaffee. Die Schmiererei sei schon vor anderthalb Wochen von einem Bürger angezeigt worden, erzählt eine Beamtin, sogar der Täter sei schon geschnappt worden.

Die HU-Nachrichten finden: Das ist ja prima, doch warum hat noch niemand die Krakelage entfernt? Die Polizistin: „Die Gemeinde wäre zuständig und hat auch Kenntnis davon. Die wird das hoffentlich bald vom Hausmeister oder einer Malerfirma in Ordnung bringen lassen.“

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22. Dezember 2019

One thought on "Schmierereien prangen seit zehn Tagen am Asylheim im Kirchweg"

  1. Was für ein Glück, das der Täter geschnappt wurde. Ich möchte hier aber kein Bashing gegen die Gemeinde in den Vordergrund stellen (behördlich natürliche Trägheit in den Vorgängen, die nicht mal ausnahmsweise schneller sein kann).

    Vielmehr geht es mir um das, was in diesem Land derzeit vor sich geht. Schmierereien rechter Parolen und sogar von Hakenkreuzen gab es schon immer, auch bei uns in HU. Mittlerweile befinden sich die rechten Aktivitäten, auch so niederträchtig feige Taten wie diese Schmiererei, in einem anderen Kontext. Es ist also nicht alles beim Alten geblieben.

    Die Menschen befinden sich einer massiven Destabilisierung ausgesetzt. Lageranfeindungen äußerster Flügel werden immer offener ausgetragen, von einem Konsens weiter entfernt, denn je. Die Weltsicherheitslage ist bei steigenden Rüstungsausgaben nicht zuletzt auch bei den Atommächten, so fragil wie seit den 80ern nicht mehr. Ehemals verlässliche Allianzen wie Zollunionen lösen sich langsam auf, EU und NATO stehen vor Zerreißproben, Sanktionen betreffen längst nicht mehr nur Schurkenstaaten. Das veränderte Klima bringt die Natur dazu, uns ihre Zähne zu zeigen und sich menschenfeindlicher zu geben. Politische Mehrheiten sind in den wenigsten Ländern noch einfach zu erreichen, und wenn, dauert die Machtausübung höchstens eine Legislaturperiode an.

    Und um das alles noch ein bißchen mehr zu schüren, werden noch mehr Unsicherheiten geschürt. Dauernd, und immer offener. Waren die ersten Versuche noch perfide und stumpf, kann man mittlerweile die tatsächlich ausgeklügelten Systeme erkennen. Denn wenn der Pöbel die Parolen immer offener skandiert, die Lautstärke zunimmt und schließlich immer mehr Gewalt einsetzt, ist der Kampf der Vernunft schnell auf der Verliererstraße.

    Dem muss man sich entgegenstellen. Aber nicht mit den Mitteln derer, die man bekämpft. Unwahrheiten streuen, völlige Übertreibungen nutzen und das Gegenüber nicht mehr als GesprächsPARTNER zu akzeptieren, ihn sogar generell unter Verdacht in eine Ecke zu stellen, sollten Mittel derer bleiben, die man eigentlich umkehren möchte. Denn nicht alle, die irgendwas sagen, müssen deshalb auch komplett in vorgefertigte Ecken gestellt werden.

    Die Probleme dieser Tage, und es werden meiner Meinung nach einige dazu kommen, werden nicht kleiner. Damit steigt das Potenzial derer, die solche Parolen sogar akzeptabel finden, weil es vermeintlich die Verantwortlichen für die ungeordnete Situation benennt. Oder es gar befürworten, was ganz schlimm ist.

    Ich wünsche mir sehr, dass wieder Vernunft und eine gefestigte Mitte überhand nehmen. Sämtliche derzeitigen Probleme lassen sich nämlich durch den Menschen selbst lösen. Aber nicht, wenn sich diese einander ausschließen, nicht mehr akzeptieren und schließlich bekämpfen.

    Und dieser Spruch an den Wand ist von Menschen gegen Menschen geschrieben worden. Von wem, und mit welcher Absicht auch immer (man liegt mit bestimmten Vermutungen aber sicherlich richtig). Deshalb macht er mich zornig. Genau das aber dreht die Spirale weiter in die Richtung, wo sie mancher gerne hätte. Das ist eine echte, schwierig zu lösende Aufgabe, der man selbst ausgesetzt ist.

    Ich wünsche Ihnen allen, dass sie ein wirklich besinnliches Weihnachtsfest feiern dürfen, dass Ihre positiven Erwartungen noch übertrifft! Denn positive Aspekte biete unser aller Leben noch mehrheitlich. Man muss sie nur erkennen wollen.

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