Planungsdesaster im Rathaus – Wöddelbauer: Gebe mein Land nicht für Regenbecken her

Warum denn erst einmal zentrale Fragen klären, wenn man auch einfach blind drauflosplanen kann – die Kosten übernimmt ja eh der Steuerzahler. Nach diesem Motto verfahren die Ortsentscheider ganz offenbar aktuell bei ihren Plänen, die Wöddel-Wiese in Bauland umzuwandeln. Jetzt kommt nämlich raus: Ein nicht unwesentliches Detail bei der Baugebietsplanung, das Regenrückhaltebecken, kann die Gemeinde gar nicht dort realisieren, wo sie es gerne hätte.

Denn die Fläche gehört nicht der Gemeinde, und sie wird sie auch nicht bekommen. Der Eigentümer, ein Henstedter Bauer, heute zu den HU-Nachrichten: „Ich werde mein Land dafür nicht hergeben.“

Damit gucken Ortsplaner Duda und Bauamtsleiter Mohr beim anvisierten Standort für das Regenrückhaltebecken in die Röhre, der Plan-Entwurf muss nachgebessert werden und die Gemeinde darf ihren externen Planungsbüros nun noch mehr Geld überweisen. Bisher taxiert das Rathaus die Planungskosten für die Ausarbeitung des B-Plans auf 70.000 Euro.

Doch hätte die Gemeinde denn nicht wissen können, dass das Grundstück für das Regenbecken gar nicht zur Verfügung steht? Naja, man müsste halt zunächst mal bei den Leuten vorfühlen, deren Wiesen man unter Wasser setzen möchte. Die Gemeinde sei nie an ihn herangetreten, er habe das Vorhaben auf seinen Flächen aus der Zeitung erfahren, erzählte der Landwirt heute.

Der Wöddelbauer wirft den Ortsentscheidern zudem schwere Versäumnisse vor. In der Umgebung seien in der Vergangenheit große landwirtschaftliche Flächen zu Wohngebieten gemacht worden, ohne gleichzeitig ortsnah für den nötigen Ausgleich, geschweige denn für Niederschlagsflächen gesorgt zu haben. Der Landwirt: „Die anderen machen mit der Umwandlung von Flächen zu Bauland das große Geld und ich soll mein Land für Regenrückhaltebecken zur Verfügung stellen? Daraus wird nichts.“

cm

8. Juni 2020

7 thoughts on "Planungsdesaster im Rathaus – Wöddelbauer: Gebe mein Land nicht für Regenbecken her"

  1. Im November 2016 wurde der Umwelt- und Planungsausschuss darüber unterrichtet, dass ca. 80 % der Regen- und Schmutzwasserhaltungen,
    ca. 60 % der Anschlussleitungen und
    ca. 90 % der Schächte
    im OT Henstedt sanierungsbedürftig sind.
    Weiter hieß es,
    wenn die Regenwasserkanalisation saniert wird, ist es aufgrund gesetzlicher Vorgaben nicht mehr möglich ein Leitungssystem zu verbauen, welches schon beim Transport Niederschlagswasser in die Umgebung abgibt. Daher werden zukünftig größere Mengen von Niederschlagswasser in die vorhandenen Becken rückgehalten werden müssen als bisher.
    > Die Kapazitäten sind für den Ortsteil Henstedt hierfür jedoch dann nicht auskömmlich.

    Wenn ich es richtig verstehe, ist die Ausweisung von Flächen für die Regenrückhaltung für das Gebiet des Ortsteils Henstedt“ dringend / zwingend erforderlich.

    = Frage: Was wurde zwischenzeitlich diesbezüglich unternommen?
    und
    = eine weitere Frage: Was bedeutet das für den „BP 152“, wo die Ausweisung von Flächen für die Regenrückhaltung ein – wesentliches – Planziel ist?

  2. Ich habe mal diesen Entwurf überflogen und muss schon feststellen, das die Gemeinde den Planern schon einiges mitgegeben haben, wie kann man den auf einzelnen Grundstücken zwingend eine Firsthöhe angeben und Reet als Dacheindeckung….. merkt ihr noch was???
    Kommt mal runter, ihr seid FÜR die Bürger da und werdet auch von denen bezahlt!!! Als Eigentümer würde ich den ganzen Bebauungsplan einfach ablehnen, geht auch ohne!!! Muss sich halt nur an die Umgebung anpassen👍👍👍

    1. Wenn ich statt 300 € pro Quadratmeter nur 2€ für Ackerland bekäme, würde ich mich auch querstellen.

      Grüße aus einer Nicht-Ortmitte mit Nachverdichtungsausblick auf den neu aufgebauten Mankekran.

  3. Die Schaffung von Wohnraum ist generell eine Gesellschaftsaufgabe. Überall, egal wo in DE, gibt es lokal Widerstände gegen derartige Aufgaben. Umso wichtiger ist und bleibt die Kommunikation, auch wenn das nicht garantiert, alle zufrieden zu stellen. Direkte Nachbarn sind z. B. grundsätzlich gegen jede Änderung vor der eigenen Haustür. Aber es muss doch Lösungen geben, die einen breiteren Konsens finden. Auch wenn mir klar ist, dass Erschließungskosten proportional günstiger werden, wenn die zu erschließenden Baugebiete größer werden, sollte man meiner Meinung nach bei der Ausweitung Wohnraums auf grüne Wiesen wesentlich kleinflächiger vorgehen (das wäre auch bei der Planung für die sog. Querspange richtig gewesen). Das hier ausgewiesene Gebiet ist ein Brocken, der mir zu groß scheint. Ich kann zudem nur hoffen, dass dort ausschließlich Einfamilien- oder Reihenhäuser gebaut werden. Mehrfamilienblöcke gehören ausschließlich im Rahmen von Nachverdichtungen in Ortsmitten. Aber auch da sollte die Belastung für die existierende Nachbarschaft auf ein Maximum begrenzt bleiben, so z. B. in Bezug auf Bauhöhen oder Parkplätze. Zudem sollte vermieden werden, dass z. B. grüne Achsen zerrissen, Verkehrswege komplett überfordert, Lärmpegel unerträglich oder Natur ohne jede Rücksicht und Ausgleich vernichtet werden (gibt bestimmt noch mehr Grundsätze dieser Art). Ich habe nur den Eindruck, dass auf allen Seiten Maximalinteressen vertreten werden, um Dinge durchzudrücken, oder zu verhindern. Augenmaß mit der Maßgabe, gesellschaftliche Aufgaben mit Vernunft umzusetzen, lassen sich manchmal verdammt schwer in der lokalen Ortsplanung finden. Oder es ist nicht so, und lediglich ein kommunikatives Problem.

    1. Sehr richtig Herr Blau! Das muss jetzt nur von den entsprechenden Herrschaften gelesen und auch verstanden werden. Beides schwierig.

  4. Sehr gut vom Landwirt!!! Ich er so, das man aus Fehlern lernen sollte, ist hier in der Gemeinde wohl nicht so, war nicht das erste Mal, wo direkt Betroffene ein Vorhaben erst aus der Zeitung erfahren😂😂😂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert