Die montägliche Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses wird den Teilnehmern der Veranstaltung, Zuhörern wie Politikern, wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht nur wegen der 90-minütigen Bürger-Aussperrung gleich zu Beginn. Sondern auch wegen dessen, was folgte: Neben einer möglicherweise spektakulären Wende bei der Ortsentwicklungspolitik gab es zum Ende hin auch eine Art Selbstdemontage des Ordnungsamtsleiters Joachim Gädigk.
Zum wiederholten Male gab es das Ersuchen, das im Gewerbegebiet angesiedelte Tierheim besser auszuschildern: Das Tierheim selber hatte mehrmals darum gebeten, die BFB-Gruppe hatte der amtierenden Bürgermeisterin im August einen Brief geschrieben und jetzt lag ein offizieller Antrag der WHU auf dem Tisch, für eine ausreichende Beschilderung zu sorgen.
Gädigk, als Ordnungsamtsleiter auch zuständig für Verkehrsfragen, nahm vor der Abstimmung des Antrags für die Verwaltung Stellung und erklärte den staunenden Politikern, dass für ihn eine örtliche Ausschilderung für das Tierheim partout nicht in Frage komme: Er erzählte was von einem Schilderwald, der sonst entstehe, dass es auch um den Gleichbehandlungsgrundsatz gehe, denn die Vereine im Ort seien auch nicht ausgeschildert und überhaupt, er alleine und nicht die Politik entscheide über eine Beschilderung. Wenn die Politik eine Beschilderung beschließe, wolle er die Zulässigkeit von der Landesfachaufsicht prüfen lassen.
Seine alleinige Zuständigkeit versuchte Gädigk dann mit einer Ansammlung von Paragraphen zu beweisen, die er ausführlich vorlas. Der Verwaltungsfachmann beendete seinen Vortrag mit dem Satz: „Ich hoffe, ich konnte das jetzt gut rüberbringen.“
Um es klar zu sagen: Er konnte es nicht! WHU-Antragssteller Uwe-Köhlmann-Thater zu Gädigk: „Kennen Sie das Haus der Verrückten bei Asterix und Obelix? Genau so hört sich das an. Was haben Sie gegen ein Tierheim-Schild? Selbst die Minigolfanlage hat eins!“
Auch CDU-Gemeindevertreter Jens Müller gingen diesmal die salbungsvollen Worte aus. Der Diplomingenieur nannte Gädigk kleinkariert und polterte: „Ich kann diese Sturheit nicht verstehen.“
Einen Politiker-Freund hatte Gädigk dann doch noch, den Ausschussvorsitzenden Horst Ostwald (SPD). Der wollte den Köhlmann-Thater-Antrag umformulieren: Zunächst solle die Landesaufsicht eine Prüfung der Zuständigkeiten vornehmen. Doch BFB-Mann Jens Iversen widersprach Ostwalds Bürokratenvorschlag, es solle jetzt einfach über die Beschilderung abgestimmt werden: „Das ist unser gutes Recht.“
Und das sahen alle anderen Ausschussmitglieder genauso. Mit dem Ergebnis, dass es jetzt tatsächlich einen einstimmigen politischen Beschluss gibt, mit ortsinternen Schildern ortsunkundigen Tierheim-Besuchern den Weg zu weisen.
Christian Meeder
23. Januar 2013
…es geht hier nicht um irgendwelche fachfremden Aufgaben. Es geht darum, dass die anvertrauten Aufgaben von der Gemeindeverwaltung im Sinne der Bürger zügig erledigt werden.
In diesem Falle gibt es sogar einen einstimmigen Beschluß der Gemeindegremien. Ähnliche Schilder (siehe Foto) gibt es auch schon.
Warum also blockiert die Gemeindeverwaltung ausgerechnet beim Tierheim?
@Hermann E.:
Es hilft nicht weiter, zu versuchen, die Angelegenheit ins Lächerliche (Haareschneiden) ziehen.
Das Tierheim wurde doch bisher auch immer gefunden… Wer ein Tierheim sucht, der guckt in die gelben Seiten o.ä. und fährt nicht so lange durch den Ort, bis er ein Schild entdeckt.
@f.may
Vielleicht können mir die Damen und Herren im Rathaus ja zukünftig die Haare schneiden… Ich bezahle sie schließlich *ironie*
Anscheinend hat die Verwaltung sonst nichts zu tun, als solche notwendigen und wenig aufwendigen Dinge (Beauftragung und Anbringen eines einfachen Schildes) zu „verwalten“. Da fehlt mir jedes Verständnis.
Eine Formalität verwaltungstechnischer Art ist es offensichtlich auch eine sinnhafte Beschilderung zu beschließen.
Siehe auch: http://www.youtube.com/watch?v=lIiUR2gV0xk-
Asterix und Obelix im Haus das Verrückte macht.
Vielen Dank Frau Honerlah,
ist das Video aus der Verwaltung auch vom Personalrat, der Frauenbeauftragten und dem Datenschutz freigegeben? Nun wissen wir ja woran wir sind. Lollll
Das Einfache kompliziert zu machen, ist alltäglich;
das Komplizierte einfach zu machen – schrecklich einfach –
das ist Kreativität.
Charles Mingus
… in Stenkelfeld werden hingegen neue innovative Wege beschritten:
http://www.youtube.com/watch?v=4x7LgQLCX-s
Herr Gädigk „vergisst“ offenbar – wie einige andere Staatsdiener auch- wer sein Gehalt bezahlt und für wen er eigentlich da ist – als Dienstleister für den Steuerzahler. Wem, bitte sehr, nützt ein Tierheim, wenn man es nicht finden kann? Eine weitere Episode aus „Hier wiehert der Amtsschimmel“ – Brrrr!
Ist der TCA etwa kein Verein? Oder erhielt der seine Ausschilderung am Rhen noch von König Volkers Gnaden? Hier geht es um ein einem öffentlichen Zweckverband gehörendes Tierheim, das auch über H-U hinausgehende ordnungsbehördliche Aufgaben wahrnimmt und damit zur Infrastruktur gehört. Die behördliche Arroganz in dieser Gemeinde ist widerlich. Hoffentlich üben die Gemeindevertreter weiter erfolgreich Demokratie!
Verwaltung von Schilda?
Mal schnell die Ortsschilder tauschen …