Riesenkrise bei der Olzeborchschule. Der Gemeinschaftsschule droht im Extremfall der Verlust der Eigenständigkeit. Das machte gestern der für die Lehranstalt zuständige Schulrat Jürgen Hübner klar. Wenn sich der Abwärtstrend bei den Anmeldungen nicht umkehre, und die Schülerzahlen weiter sinken, könnte die Schule zu einer Art Außenstelle der Rhener Gemeinschaftsschule werden, so Hübner. Die Schule würde dann von dort verwaltet werden.
Der Schulrat äusserte sich gestern am Rande einer Krisensetzung in der Lehranstalt. Der für die Olzeborchschule zuständige Kinder- und Jugendaussschuss war dafür extra vom Rathaus in die Schulmensa umgezogen. Dabei kam raus: die Anmeldezahlen sind noch einmal in den Keller gegangen. 36 Anmeldungen für das neue Gemeinschaftsschuljahr gibt es bisher. Die Anmeldephase läuft aber noch bis Ende März. Im laufenden Schuljahr hatte es 40 Anmeldungen gegeben, im Jahr zuvor 61. 2015 hatte die Schule noch 81 Anmeldungen für den fünften Jahrgang verzeichnet.
Was ist der Grund für den rasanten Anmeldeabsturz?
Das weiß zumindest offiziell niemand. Von Lehrerseite hieß es gestern, man müsse jetzt Ursachenforschung betreiben, Bürgermeister Bauer sagte, neue Angebote wie die private Leibnizschule und die Tatsache, dass viele Eltern ihre Kinder ohne Gymnasialempfehlung an das nahe Alstergymnasium schicken würden, habe Auswirkungen auf die Anmeldezahlen.
Was allerdings auffällt, wenn man sich die gemeindliche Schullandschaft ansieht und worüber aber niemand sprechen mag: An der Olzeborchschule werden nahezu sämtliche Flüchtlingskinder unterrichtet, dort hat die Gemeinde das sogenannte DaZ-Zentrum untergebracht. DaZ steht für Deutsch als Zweitsprache, etwa 80 Kinder aus Syrien, Afghanistan oder Irak besuchen Tag für Tag die Grund- und Gemeinschaftsschule. Zum Vergleich: Auf die Rhener Gemeinschaftsschule geht ein einziges Flüchtlingskind.
Könnte das DaZ-Zentrum also die Ursache für die Schülerflucht sein? Zu dem Thema gab es gestern aus der örtlichen Politik und Lehrerschaft nicht ein einziges Wort, der Schulrat sagte einen einzigen Satz dazu. Sein Statement: Die schlechten Anmeldezahlen lägen nicht am DaZ-Zentrum, andere Schulen hätten auch ihre Probleme.
Wie geht es jetzt weiter?
Das ist völlig unklar, die Ortspolitiker erklärten in der Sitzung, man wolle die Schule so gut es geht unterstützen, aus der Lehrerschaft hieß es, dass man mit den Problemen alleine klarkommen müsse. Konrektor Klose: „Wir müssen unsere Probleme intern lösen.“
In fünf Monaten beginnt das neue Schuljahr. Bürgermeister Bauer: „Am Ende des Tages zählen die Anmeldezahlen.“
H-UN
13. März 2018
Unklar bleibt für mich mangels Wissen, welche Auswirkung die neue Schule in Kaki-Süd hier auf die Gemeinde hat. Bewohner, die dort ihre Kinde per „Mamas Taxis“ besuchen dürfte es hier im Ort sicherlich geben. Und damit auch Eltern, die das zahlen können und wollen.
Das nennt man dann bei den Abstimmung mit ( kleinen) Füßen. Ich warte nur noch darauf, dass Eltern, die ihre in anderen örtlichen Grundschulen anmelden, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen wird. Der Schulrat kann offensichtlich im Kaffeesatz lesen. Aus der Tatsache, dass andere Schulen ähnliche Probleme mit ihren Anmeldezahlen haben, kann man nicht ohne weiteres schließen, dass das DAZ-Zentrum nicht mögliche Begründung der Eltern ist. ( Bevor man mich jetzt hier zerfleischt. Ich habe durchaus für meine Meinungsäußerung eine gewisse Grundkompetenz – durch ein Universitäts – Studium “ Lehramt auf V u R Lehrer “ erworben )
Wenn bundesweit nur das Gymnasium propagiert und hauptsächlich gefördert wird, ist es kein Wunder wenn diese überlaufen sind. Ob da nun ein oder zwei Jugendliche (von insgesamt fast immer über 25) mit Migrationshintergrund im Klassenzimmer sitzen ist da wohl für die meisten eher zweitrangig. Mehr sind es nämlich nicht. Anstatt auf den kulturellen Wandel der Wahrnehmung der Schularten und die bildungspolitischen Entscheidungen der letzten Jahre zu thematisieren, benennt der Autor als einzigen möglichen Grund Flüchtlinge und das (vorbildliche weil unbedingt notwendige!) DAZ-Zentrum, was einem viel über die Recherchearbeit verrät.
Meine Erfahrung ist auch so 1-3 „Flüchtlinge“ in der (Grund)schulklasse. Das benachteiligt nicht den Rest und fördert sicherlich die Verbesserung der Sprachkenntnisse der „Flüchtlinge“.
Zur Gemeinschaftsschule liegt keine Erfahrung vor, der Wechsel auf das Gymnasium ist vorgesehen. Aber 80 verteilt auf 1-8 Klasse sieht nicht hoch aus…
Aber — ganz ehrlich, als Elternteil würde ich meine Kinder ab einem gewissen Verhältnis in eine andere Schule geben. Wenn es zu einem wirklichen Hindernis durch mangelnde Sprachkenntnisse kommt.
Da habe ich keine Toleranz – wir selber sind alle nicht in Deutschland geboren und Deutsch ist nicht unsere Muttersprache. Seit dem Zuzug nach Deutschland wird aber 100% nur Deutsch gesprochen. Kinder lernen das in wenigen Monaten. (wenn man diese nicht daran hindert und zu Hause weiter Polnisch, Russisch, Türkisch,…..Syrisch spricht). Hier ist die Politik, Schule und vorher der Kindergarten gefordert klare Maßnahmen zu ergreifen, damit mindestens die Kinder eine Chance haben. Das DaZ ist hier sicherlich wichtig (aber ich kenne es persönlich nicht, da kein Bedarf).
…der Vollständigkeithalber: ich bin auch schon als Kind nach Deutschland gekommen. Väterlicherseits deutscher Hintergrund. Hier zur Schule/ studiert, dann in verschiedenen Ländern gearbeitet und seit einigen Jahren wieder zurück in Deutschland. Ich bin also quasi „halb Deutsch“, fühle mich als Deutscher; die Kinder sind „halb Deutsch“, fühlen sich als Deutsche. Hier also immer als Kind unter 5 Jahren dann Deutsch gelernt.
Wer die „Schuld“ in äußeren Umständen sucht, macht es sich meiner Meinung nach zu einfach.
Es ist einfach Fakt, dass die Olzeborchschule seit einiger Zeit nicht den besten Ruf hat und in Zeiten sozialer Medien, in denen es schnell und einfach ist, sich zu informieren bzw. Meinungen über etwas einzuholen, ist dies ein großes Problem. Wie oft lese ich bei Facebook Bitten um Schulempfehlungen oder Fragen zur Olzeborchschule – und jedes Mal wird vielfach davon abgeraten, das Kind dort hinzugeben. Ich selbst habe sehr schlechte Erfahrungen dort gemacht (allerdings in der Grundschule) und wurde dadurch quasi zum Wechsel in eine Privatschule gedrängt (mein Kind wandelte sich innerhalb eines Jahres von „unbeschulbar“ – O-Ton Olzeborch – zum ausgezeichneten Jahrgangsbesten…).
Einen schlechten Ruf zu besiegen ist ein langer, steiniger Weg – aber es ist m.E. höchste Zeit, diesen an der Olzeborchschule zu gehen!
Da irrt der Redakteur; der Ausschuss hat schon einige Male in der Mensa der Olzeborgschule getagt. Allerdings nie mit derart viel Publikum. Das Lehrerkollegium war stark vertreten um die Position der Schule zu verdeutlichen: Interne Programm- oder Ausrichtungsdiskussion sollte intern geführt werden. Nur nach einigen Extrarunden nahm die SPD von ihrem Vorhaben Abstand, die weitere schulische Ausrichtung vom politischen Ausschuss entscheiden und öffentlich diskutieren zu lassen und zog ihren Antrag zurück. Die Lehrerschaft war erleichtert. Ein gutes Signal kam von Schulrat, der trotz der vergleichsweisen geringen Anmeldezahlen (die auch in anderen Gemeinschaftsschulen auch mit Oberstufe zu verzeichnen seien): Er werde Lehrerkapazitäten für eine zweizüge Einstiegsklasse bereit stellen. Denn schon jetzt sei klar, dass es „Querversetzungen“, früher Rückläufer genannt, vom Gymnasium oder anderen Schulen geben werde.