Neujahrsempfang: Dicke Luft im Ratssaal und eine lange Rede

„Wie schön, dass Sie alle persönlich gekommen sind“, lobte Henstedt-Ulzburgs Bürgervorsteher Carsten Schäfer. Man hätte ja auch eine Konferenz per Skype, Facebook oder Twitter machen können. „Dann hätten wir gar nicht erst persönlich aus dem Haus gehen müssen.“ Das aber sei nichts gegen ein persönliches Treffen mit Händeschütteln und respektvoller Begegnung. „Das Miteinander wird immer wichtiger. Hinaus gehen, unter Menschen sein, sich austauschen und Neuigkeiten weitergeben – da findet das richtige Leben statt!“ Derart eingestimmt, fühlten sich die zahllosen Besucher des Neujahrsempfangs ganz persönlich angesprochen und gleichzeitig mitverantwortlich für die notwendigen und angemahnten sozialen Kontakte.

Dass sich angesichts des überbesetzten Ratssaales schon bald Saunatemperaturen entwickelten, schien keinen zu stören, solange es um Themen ging, die den Henstedt-Ulzburgern am Herzen lagen. Begleitet vom Rhener Chor im schwarzen Outfit mit den charakteristischen papageibunten Schals, unter der Leitung von Dirigentin Ulrike Mai, stellte Schäfer einen außergewöhnlichen Henstet-Ulzburg-Kalender von Horst-Peter Traub vor, der in mühsamer Arbeit am PC wunderschöne Fotos gestaltet hatte. Sie konnten per Beamer im Ratsaal bewundert werden. Nicht zu vergessen den Kunstkalender,  den die Gruppe KuKuHU mit Henstedt-Ulzburg-Marketing herausgebracht hatte.

Ein unverzichtbarer Programmpunkt sind die kleinen Sternsinger. Sie kamen in Begleitung von Pastor Mathias Krüger an der Gitarre. Die Tradition  von Caspar, Melchior und Balthasar mit ihrem Gefolge reicht bis ins Jahr 1959 zurück. Seitdem haben sie mit ihren Liedern und dank ihrer Spenden viel erreicht und bewegt, vor allem für die Kinder in Nicaragua..

In seinem Rückblick auf das Jahr 2011 und mit Ausblick auf 2012 ging Bürgermeister Torsten Thormählen ohne Umschweife auf das Problem ein, das die Menschen in der Gemeinde am meisten bewegt: die Planung des neuen Ulzburg-Centers (CCU). „Da die letzten Details des Städtebaulichen Vertrags gerade geklärt wurden, konnte er noch im Dezember unterschrieben werden“, so der Bürgermeister. „Falls im Auslegungsverfahren nichts gravierend Neues vorgebracht wird, soll im April das alte Ulzburg-Center abgerissen werden.“ Damit gleich danach mit dem Neubau begonnen werden kann, der im Sommer 2013 eröffnet werden soll.

Besonderes Interesse galt im vergangenen Jahr den Schulen. Nach den Sommerferien wurde die Schulhoferweiterung der Olzeborchschule seiner Bestimmung übergeben, während gleichzeitig die Arbeiten für einen neuen Fachraumtrakt mit neuen Unterrichtsräumen begannen, die inzwischen auch abgeschlossen sind. Am 1. Februar wird der Neubau feierlich eingeweiht. Auch die Gemeinschaftsschule Rhen soll in diesem Jahr neue Fachräume bekommen. Bevor das Alstergymnasium eine neue Mediathek erhält, ist jedoch noch eine umfangreiche Sanierung der vorhandenen Brandschutzklappen notwendig.

Eine große Herausforderung stellt die Betreuung der Kinder nach dem Schulbesuch dar. Trotz vieler Horte an den Grundschulen kann die Nachfrage noch nicht befriedigt werden. „Ich gehe davon aus, dass mittelfristig auch die Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen ausgebaut werden müssen“, so Thormählen. Ähnlich schwierig sieht es mit der Betreuung der Kinder bis zu drei Jahren aus. Da müssten noch etwa 120 Plätze geschaffen werden, weil es ab dem 1. August 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz gibt. Daraus ergebe sich aber auch das Problem, das erforderliche Fachpersonal rechtzeitig bereitzustellen.

Gleichzeitig soll aber auch etwas für die Älteren in der Gemeinde getan werden. „Dank des großartigen Einsatzes unseres Seniorenbeirats und zahlreicher Spenden konnte im vergangenen Sommer ein Fitness- und Bewegungsplatz im Bürgerpark eingerichtet werden, der übrigens etwas respektlos ‚Seniorenspielplatz’ genannt wird“, meinte der Bürgermeister schmunzelnd. Es soll auch den Wünschen der Senioren nach bezahlbaren Wohnungen – mit und ohne Betreuung – entsprochen werden. Vielversprechende Gespräche zwischen einem Grundstückeigentümer, einem Investor und der Gemeinde lassen hoffen, dass man schon in den nächsten Monaten konkreter werden kann.

Der Erfolg der KuKuHU-Woche unter dem Dach von HU-Marketing vom vergangenen Jahr möge sich auch 2012 wiederholen, da das mediale Interesse daran enorm gestiegen sei. „Die KuKuHU entwickelt sich zu einem echten Markenzeichen und Aushängeschild für unsere Gemeinde.“

Auch die vier Partnerschaften wurden lobend erwähnt. Im Juni wird das 25-jährige Bestehen mit Maurepas/Frankreich im Bürgerhaus gefeiert. Neue Impulse kommen von Waterlooville in England. Auch die Freundschaft mit Usedom wird intensiv gepflegt, während vor allem die Partnerschaft mit Wierzochwo in Polen durch zahlreiche Begegnungen mit Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen gefördert und intensiviert wurde.

Am Tisch des parteilosen Bürgermeisters saß neben dem CDU-Kreisvorsitzenden Gero Storjohann (MdB) auch Kreispräsident Wilfried Zylka (CDU). Dessen Begeisterung am Rednerpult kannte keine Grenzen, als er über die aktuelle Situation des Kreises und seiner Kommunen sprach. Der Enthusiasmus des Verwaltungschefs dürfte sich in Grenzen gehalten haben, als er von Zylka – gefühlte drei Stunden später – hörte: Solange der Kreis vier Millionen Euro Schulden habe, könne an eine niedrigere Kreisumlage nicht gedacht werden.

Sympathiekundgebungen gab es für Ex-Bürgermeister Volker Dornquast (CDU): Als er um 13 Uhr – nach dem Besuch des Kaltenkirchener Neujahrsempfangs und der ausführlichen Rede von Kreispräsident Zylka – am Eingang des Ratssaals stand, kamen viele seiner Weggefährten auf ihn zu und huldigten „ihrem Ex“. Eine Rede hielt Dornquast diesmal nicht. Er bevorzugte später ein Vier-Augen-Gespräch mit seinem Nachfolger Torsten Thormählen, der trotz versammelter CDU-Phalanx noch immer parteilos sein soll.

Gabriele David

8. Januar 2012

4 thoughts on "Neujahrsempfang: Dicke Luft im Ratssaal und eine lange Rede"

  1. Aus: „Norderstedter Wochenblatt“
    10. Januar 2012
    http://www.norderstedter-wochenblatt.de
    http://www.hamburgerwochenblatt.de/fileadmin/SystemOrdner/Ausgaben/Norderstedt_KW02.pdf

    Unter diesem Link wird auf Seite 2 unten HU-Bürgermeister
    Torsten Thormählen wie folgt zitiert:
    „Allen Unkenrufen zum Trotz hat das Projekt Ulzburg-Center noch einen großen Schritt zur Realisierung gemacht, indem der so genannte Städtebauliche Vertrag unterschrieben wurde. Nun kann die erneute öffentliche Auslegung des Bebauungsplanes erfolgen, und ich bin zuversichtlich, dass im Frühjahr mit dem Abriss des alten Centers begonnen werden kann. Im Sommer soll dann das neue Ulzburg Center eröffnet werden.“ (Foto: rj)

    Wie schön für das glückliche Henstedt-Ulzburg !

    Aber: Unkenrufe ? –

    Wegen des „Schandflecks“ (Ulzburg-Center) vielleicht,
    „der weg muß, egal was kommt“? – auch wenn es „der Klotz“ (seinen Namen hat er schon mal) ist, der kommt? – gemeint ist das CCU = City-Center Ulzburg,

    sonst wegen des „Klotzes“ an sich vielleicht, der kommen soll ?

    oder wegen des „Kontrastprogramms“ zum Gewerbegebiet –
    dies mal im Zentrum mit den „Ankermietern“ Kaufland und C&A und was auch immer für weiteren Geschäften, die für die „Ankermieter“ mit Mietpreisen
    von ca. 30€/qm die Miete mitfinanzieren sollen (das ist allgemein bei uns so üblich und inzwischen selbst in den USA als Modell überholt) ???

    wegen der völlig ungeklärten verkehrlichen Erschließung des ganzen Komplexes
    mit Manke-Bau auf der südlichen Seite der Bahnhofstraße
    und erneut geplanten (Verbindungs)-Bau der Wohnungsgesellschaft Schaum
    zwischen Rathaus und jetzigem Ulzburg Center ? (keine oder völlig unvollständige Gefälligkeits-„Gutachten“,

    wegen der „paar“ geplanten Parkplätze für den
    stark überdimensionierten Komplex ? –
    aber kleiner und passender ist er ja aus GrundstücksspekulationsGründen
    nicht zu haben –
    (der Bürgervorsteher stellt sich ja in einem Beitrag in dieser Zeitung vor, dass die Besucher möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen sollen)

    oder weil EinkaufsCenter dieser geplanten Art in vergleichbaren Orten wie Henstedt-Ulzburg ohnehin inzwischen längst out sind, das heißt kaum Chancen auf mittlere Sicht haben (allein drei Jahre Anlaufzeit)? – was um HU herum an Erkenntnissen schon Alltag ist, braucht in HU eben schon etwas länger,

    oder weil es deswegen ein reines Spekulationsobjekt zu sein scheint, was wohl nur dem derzeitigen Grundstückseigentümer und seinen Projektentwicklern nützen und daher den späteren Käufern und vor allem Henstedt-Ulzburg und seiner Bevölkerung wohl eher auf Dauer massiv zum Schaden gereichen wird ?

    Wir werden es sehen und erleben, denn schon im Sommer diesen Jahres (2012) –
    Sie haben oben und hier richtig gelesen – wird es ja wohl nach Rekord-Bauzeit eröffnet !
    Was für ein Wunderwerk ! – Welch ein spannendes Jahr !

    Aber vorher findet ja wiederholt rein formal eine Art „Bürgerbeteiligung“ statt, bei der Einwendungen wieder als unbeachtlich vom Tisch gewischt werden, damit alles seinen rechten Gang geht – derzeit leider nicht anders möglich

    Übrigens kann man den Städtebaulichen Vertrag nach seiner Aufweichung
    wohl mit Recht als „sogenannten“ (siehe Bürgermeister-Zitat) bezeichnen.

    Zwar ist das obige Wochenblatt-Zitat völlig mißverständlich und wohl auch nicht wirklich echt, aber es wirft ein bezeichnendes Licht auf sorglose Presseveröffentlichung und fahrlässige Äußerungen unseres Bürgermeisters !

    Leider wird das trotzdem zu schnell vergessen.

    Und wenn die ganze Chose schief geht, wird „man“ sich vielleicht erinnern und dann sind sicher nur die „Unkenrufe“ schuld !

    1. [..]Und wenn die ganze Chose schief geht, wird “man” sich vielleicht erinnern und dann sind sicher nur die „Unkenrufe“ schuld !

      Nein nein, es wird der Bürger schuld sein, der ja sein Veto hätte einlegen können. (Ironie Ende)

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