
Am 1. Juni von 19 bis 21 Uhr treffen sich erneut Interessierte zum Philosphischen Salon in der Galerie Sarafand, Schulstraße 2, um sich unter der Leitung von Henry Holland mit Thema „Ängste, Vernünftigkeit und die Vernunft – über Nutzen und Schaden zu vorsichtigen Handelns“ auseinander zu setzen.
„Ängste begleiten viele Menschen im Alltag und differenzieren sich je nach sozialer Herkunft, wirtschaftlicher Situation, Bildungsgrad und Alter der betroffenen Person. Während der eine Angst hat, beliebte Merkmale einer sich verändernden Gesellschaft zu verlieren, sind die Ängste eines anderen eher materieller Natur. Zum Beispiel Sorgen um den Job, das Eigenheim oder die Zukunft der Kinder.
Moderne Philosophen sind den Begriff „Angst“ anders angegangen. Sie verstehen den sich wiederholenden Zustand der Besorgnis bezüglich des eigenen Lebens als Beweis dafür, dass menschliches Leben eine Dimension hat, die nicht allein durch psychologische Beobachtungsstudien entschlüsselt werden kann. Nach der Schrift des dänischen Philosophen Kierkegaard von 1844 [„Der Begriff Angst“] kann Angst uns lehren, dass ein sicheres Verständnis unserer Identität erst dann zu erreichen ist, nachdem wir durch einen Vertrauensvorschuss eine Beziehung mit Gott eingegangen sind. Martin Heidegger dagegen will, ca. 100 Jahre später, das Thema ohne Gott und mit anderen Mitteln aufnehmen. Sein Begriff von „Angst“ beschreibt eine Empfindung der Beklemmung bezüglich der Struktur des eigenen Lebens. Diese entsteht aus keiner spezifische Bedrohung heraus und soll daher als eine Erscheinungsform unserer Zuständigkeit für diese Struktur betrachtet werden.
Vor diesem Hintergrund besprechen wir, ob es vernünftig ist, den Einfluss von Angst und Ängsten auf unser Handeln einwirken zu lassen. Das bringt uns unvermeidlich zu dem Begriff der Vernunft an sich. Die zeitgenössischen französischen Philosophen Mathilde Marès und Raphaël Enthoven sind zu dem vorläufigen Schluss gekommen, dass Vernunft am besten als eine Macht zu begreifen ist; aber eine Macht im Sinne von „etwas Gutes oder Nützliches können“ statt im Sinne von „Macht über andere Menschen haben“. Natürlich werden Sie in der Einleitung am 1. Juni auch etwas über Kants Begriff der Vernunft erfahren. Das Gespräch wird aber von dort aus weiter fließen und die Philosophie des schottischen Philosophen David Hume streifen, Kants Vorgänger. Humes Philosophie veranlasste Kant dazu, seine „Kritik der reinen Vernunft“ zu verfassen. Hume selbst maß der Vernunft einen weitaus niedrigeren Stellenwert bei als Kant: „Die Vernunft ist und sollte auch nur Sklavin der Leidenschaften sein“, wie Hume es formulierte.
Nehmen Sie am 1. Juni sowohl mit Ihren unvernünftigen als auch Ihren vernünftigen Gedanken an diesem Thema teil und genießen Sie die Vorteile eines tiefgehenden und informierenden Gesprächs. Alle Interessierten, mit oder ohne philosophische Vorkenntnisse, sind herzlich eingeladen.“ Der Eintritt beträgt 15.- Euro. Telefonische Anmeldung ist bitte unbedingt erforderlich unter 04193 – 6343 oder info@galerie-sarafand.com
Henry Holland
(aufgezeichnet von Gabriele David)
27. Mai 2016