Neues Nachdenken bei Henstedt-Ulzburgs Christdemokraten über die Erweiterung der Götzberger Biogasanlage. Erst im April hatte die CDU gemeinsam mit der BFB-Fraktion ein entsprechendes Bauleitplanverfahren gegen die Stimmen von WHU und SPD durchgesetzt. Seit Montag vergangener Woche sind die für die Erweiterung notwendigen Änderungen von Bebauungsplan und Flächennutzungsplan allerdings auf Eis gelegt.
Grund waren direkt vor der Entscheidung kritische Ausführungen zu Biogasanlagen von Nabu-Umweltfachmann Fritz Heydemann, die die vierköpfige CDU-Ausschussriege offenbar nicht unbeeindruckt gelassen haben: Er fordere jetzt ein Verschieben der Entscheidung, sagte Jens Müller, CDU-Sprecher im Umwelt- und Planungsausschuss, direkt im Anschluss an Hydemanns Vortrag
Der Naturschützer hatte zuvor auf eine desaströse Umweltbilanz von Biogasanlagen hingewiesen. Hydemann zu Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitikern: „Biogasanlagen haben nichts mehr mit ihrem eigentlichen Zweck zu tun, nämlich Klimaschutz.“ Alleine durch den Transport der riesigen Maismengen würden Unmengen an Energie verbraucht: Um die rund 630 Anlagen in Schleswig-Holstein mit ausreichend Pflanzen zu versorgen, werde Mais mittlerweile schon aus Polen und Litauen herangekarrt.
Das dürfe so nicht weitergehen, forderte Hydemann, der zudem auf katastrophale Folgewirkungen für die Tierwelt hinwies. So sei in den vergangenen Jahren der Bestand an Schleiereulen in Schleswig-Holstein zusammengebrochen: Durch die Umwandlung von Grünland zu Maisäckern fehlten den Eulen die Jagdhabitate.
Neben dem Nabu kämpt im Ortsteil Götzberg auch eine Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der Biogasanlage. Sie fordert dazu auf, die „politisch verursachte Fehlentwicklung zu stoppen.“
Dazu muss man wissen: Der Biogas-Boom hat mit Marktwirtschaft wenig zu tun, sondern geht auf das unter Rot-Grün im Jahre 2000 beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz zurück. Wegen üppiger Subventionen ist der Betrieb einer solchen Anlage seitdem für viele Bauern viel rentabler, als einfach nur traditionelle Landwirtschaft zu betreiben.
Wie es weitergeht in Sachen Götzberger Biogasanlage, soll jetzt nach vierwöchiger Bedenkzeit in der Dezembersitzung des Umwelt- und Planungsausschusses entschieden werden.
Christian Meeder
18. November 2013
Es ist eine Mär, dass wir glückliche Kühe und ökologische Biogasanlagen haben. Jeder landwirtschaftliche Betrieb und jeder Betreiber von Biogasanlagen sollte als normaler Produktionsbetrieb angesehen werden, der am Ende der Produktionskette seinen Abfall (Gülle und Gärreste) zu marktüblichen Preisen entsorgen muss. Eine Hoftorbilanz sollte genauso verpflichtend werden wie eine lückenlose Erfassung der Abfallmengen. Es sollte über ein Verbot nachgedacht werden, dass Landwirte und Biogasanlagenbetreiber nun im Herbst auf leeren Äckern Gülle und Gärreste als Dünger aufbringen. Dieser Abfall wird ungenutzt über die Versickerung ins Grundwasser entsorgt und die Kosten der aufwändigen Trinkwasseraufbereitung der Allgemeinheit aufgebürdet. Zusätzlich müssten Gärreste in die Gülleverordnung mit aufgenommen werden.
Diese Abfallentsorgungskosten hat der Erzeuger zu tragen und sollte sich damit an den von ihm verursachten Schaden kostenmäßig beteiligen. Würden diese Kosten in die Bilanz mit eingerechnet werden, könnte eine marktbereinigte Wirkung bei Biogasanlagen und der Vermaisung der Landschaft ergeben.
Danke, Herr Wilken.
Es ist doch pervers Lebensmittel – wie Mais – in Gas umzuwandeln.
Genauso pervers ist es, Lebensmittel in Benzin umzuwandeln. Und „dank“ Gesetzgebung ist es sogar verpflichtend…
… erwähnenswert finde ich auch, daß der „Hunger“ der Biogasanlagen auch zu Futtergetreidemangel beim im großen Rahmen „fleischproduzierenden“ Gewerbe führt.
So zahlen z.B. Energie-„Bauern“ in der Regel höhere Pachtpreise für Ackerland. Diese Flächen „fehlen“ dann nicht nur für Futtergetreide sondern auch für Brotgetreide…
Die Folge ist, daß beides im Ausland zugekauft werden muß. Aus Kostengründen „bieten“ sich hier natürlich sogenannte „Drittländer“ an. Der Import ist z.Zt. trotz der Transportkosten hierher „wirtschaftlich“.
„Vergessen“ wird dabei leider, daß für diese Wirtschaftlichkeit eben in diesen Drittländern große Flächen aus der Nahrungsmittelerzeugung genommen werden müssen oder schlicht Brotgetreide in Futtergetreide „umgewidmet“ wird. Die Folge kann schlicht Hunger in diesen Ländern sein: wir vergasen subventionsgestützt oder verfüttern an unser Vieh deren Lebensmittel…
Wie manche „Konzerne“ an lukrative große zusammenhängige Agrarflächen dort kommen, kann man „ergooglen“:
Nutzung von aus
– „unerklärlichen“ Gründen in Brand geratenen Wald- und Buschflächen
– „Aufkauf“ von Flächen überschuldeter Kleinbauern, „Bereinigung“ und Zusammenlegung der Flächen
– „Übernahme“ mit dortiger staatlicher Genehmigung (nicht ganz „kostenfrei“, wie man sich leicht vorstellen kann) von „offiziell als illegal“ genutzten Flächen. Das können Slums mit anliegenden zur Eigenversorgung genutzten Flächen, aber auch immer noch „enteignetes“ Stammesgebiet der Urbevölkerung sein.
Natürlich sind nicht alle Biogas-Anlagen nun in Bausch und Bogen zu verteufeln! Eine „kleine“ betriebsunterstützende Anlage eines nachgewiesen überwiegend landwirtschaftlich geführten Betriebes zur im Wesentlichen „Eigenversorgung“ kann Sinn machen.
Im Umkehrschluß sollten dann aber sogenannte „Energie-Bauern“, deren Betrieb im Wesentlichen eben auf Energieerzeugung ausgelegt ist, auch als „Energieerzeuger“ behandelt werden. Hier besonders mit Sicht auf die nachzuweisende Abfallentsorgung, Streichung von Subventionen, die agrarbezogen sind usw.
Hallo Herr Dultz,
der „süße“ Mais, den man essen kann, wird in unseren Breiten nicht angebaut und wäre auch kaum genießbar, da es nicht warm genug wird. Bei uns wird deshalb nur Futter- oder Energiemais angebaut.
Ansonsten haben Sie natürlich recht, es ist pervers.
Hallo Herr Hoffmann,
ist mir schon klar, aber diese Flächen fehlen dann für den Anbau von Getreide.
Dieses führt wiederum zu der Verteuerung von Backwaren, „Köllnflocken“ etc.