Meine Meinung: Die Verwaltung sieht ganz schön alt aus!

Manche Kladden schreiben Geschichte: Helmut Kohls Notizen zum 10-Punkte-Plan zur Wiedervereinigung beispielsweise. Freund wie Feind war überrumpelt, als der damalige Kanzler 1989 seine Schritte zur Überwindung der deutschen Teilung der Öffentlichkeit mitteilte. Nur der US-Präsident soll eingeweiht gewesen sein.

Bei der WM 2006 war es dann ein an den damaligen Nationaltorwart überreichter Zettel, der legendär wurde. Vor dem Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien überreichte Torwarttrainer Köpke Keeper Lehmann jenes berühmt gewordene kleine Stück Papier. Die akribischen deutschen Scouts hatten dort tabellarisch notiert, in welche Ecke die argentinischen Ballzauberer bei einem Elfmeter wohl bevorzugt schießen würden. Lehmann, bis dato noch nicht groß als Elfmeterkiller in Erscheinung getreten, flog fast immer in die richtige Ecke. Deutschland zog ins Halbfinale ein.

In Henstedt-Ulzburg hat jetzt die Entwurfsskizze von CDU-Gemeinderat Jens Müller das Zeug dazu, Geschichte zu schreiben. 100.000 Euro spart sie mindestens ein, langfristig vielleicht noch viel mehr.

Denn schneller als durch Müllers Alternativvorschlag zur Neugestaltung des Vorplatzes der Olzeborchschule ist wohl noch keine Verwaltungsaussage ad absurdum geführt worden. Bauamtsleiter Jörn Mohr rechtfertigte nur zehn Minuten vorher die Direktvergabe des Auftrags an ein Kieler Landschaftsarchitekturbüro damit, dass es bei Architektenleistungen kaum möglich sei, Wettbewerb herzustellen. Dort gebe es schließlich keinen Verhandlungs-Spielraum, da das Honorar durch Honorarverordnung festgelegt sei.

Dann kam Müllers Preisbrecher-Entwurf und läßt jahrelang geübtes Verwaltungshandeln fragwürdig aussehen.

Dabei ist der Segen des Wettbewerbs gar nicht so schwer zu verstehen. Denn ein Anbieter, der nicht befürchten muss, von Konkurrenten mit wirtschaftlicheren Lösungsvorschlägen ausgebootet zu werden, schlägt zur eigenen Gewinnmaximierung am besten vor, den Schulvorplatz komplett umzugraben: Je mehr gemacht werden muss, je teurer insgesamt das Projekt, umso höher schließlich sein Honorar.

Christian Meeder

7.3.2012

5 thoughts on "Meine Meinung: Die Verwaltung sieht ganz schön alt aus!"

    1. Sehr geehrte Frau Smilla Hansen,
      vielen Dank für den Link zu einem sehr tiefgründigen Artikel.
      Dieser Artikel war mir bis heute nicht geläufig, da ich erst jüngst auf die H-U-Nachrichten stiess.
      Je mehr ich nun darüber nachdenke, und alle Sachverhalte bis in die jüngste Vergangenheit miteinander kombiniere, tun sich für mich erschreckende Abgründe auf.

      Bedenklich oft werden Fälle beschrieben, die in das Ressort des Bauamts fallen. Was ist da los? Werden hier Gelder leichtfertig verschwendet oder steckt gar etwas anderes dahinter? Ich will es nicht hoffen.

  1. Ich war auf der letzten Sitzung des UuP A der Gemeindevertretung.

    Bevor wir nun Herrn Müller vollends in den Himmel des Wettbewerbs erheben, sollten die Leser aber auch folgenden Vorgang zur Kenntnis nehmen.

    Die FDP hat in der Sitzung den Antrag gestellt und gefordert, das das ganze Planungsverfahren auszusetzen und ( neu ) auszuschreiben ist.

    Ich habe die Begründung der FDP so verstanden:
    wegen der Art der Beauftragung des Planers darf es in der jetzt aktuellen Situation um Vergaben / Aufträge / Bürgermeister etc. keine Zweifel darüber geben, , dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zustande gekommen ist.

    Deswegen wurde ein Aussetzen der aktuellen Planung und eine Ausschreibung der Planungsleistungen gefordert.

    Der Antrag wurde von der WHU unterstützt, aber von CDU und SPD abgelehnt.

  2. Erst einmal bedanke ich mich herzlichst bei Gemeindevertreter Jens Müller für sein beherztes Eingreifen.
    Auch wieder ein Mann, der sich um das Allgemeinwohl bemüht.

    Ich frage mich, warum muss Herr Müller erst Fachleuten wie Herrn Jörn Mohr den Spiegel vorhalten? Können oder wollen diese Fachleute es nicht besser?

    Jedenfalls steht für mich von nun an hinter der Personalie Jörn Mohr ein sehr grosses Fragezeichen.

  3. Für korrumptiv geneigtes Verhalten eines Auftraggebers ein nahezu ideales Feld ! Vielleicht sollte man in Schleswig-Holstein zunächst mal innehalten z.B. bei dem geradezu lächerlichen Aufstellen von Blechschildern ( in Kiel) – und den wahren Feind der Demokratie bekämpfen : Korruption, – weit beginnend im Vorfeld des Strafrechts. Hier ist die konkrete, bisher in der Sache und Dimension – wie man sieht – völlig fehleingeschätzte und vernachlässigte Aufgabe der Politik in Schleswig-Holstein – nicht nur hier auf der Achse !

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