Die Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg haben in der Schleswig-Holstein-Liga dem als Favoriten angereisten ETSV Weiche beim 1:1-Unentschieden einen Punkt abgetrotzt und den Abstand auf die Abstiegsplätze auf fünf Zähler vergrößert. Auf jeden Fall aber war die Punkteteilung gut für die von großen Verletzungssorgen geplagte Elf des SVHU.
Bevor Schiedsrichter Nicolai Rühmann pünktlich auf dem zwar aufgeweichten aber gut bespielbaren Rasen auf dem Sportplatz am Schäferkampsweg anpfiff, hatte Jens Martens, Trainer der Schleswig-Holstein-Liga- Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg erst einmal Krisenmanagement zu bewältigen. Unter der Woche schon hatte sich der Abwehr-Organisator und Lenker der SVHU-Elf Jan Kaetow mit erneuten Kniebeschwerden krank gemeldet. Vier Wochen wird der Kopf der Mannschaft ausfallen. Am Spieltag informierte dann auch noch Tim Jeske seinen Coach, dass er wegen Kreislaufbeschwerden kaum geschlafen habe und nicht spielen könne. Als dann auch noch Jan Behrendt beim Warmmachen mit einer Zerrung ausfiel, vergrößerten sich die Sorgenfalten im Gesicht von Coach Martens. Er beorderte Jeske nachträglich zum Sportplatz und trug den Angreifer auf dem Spielbericht nach. Ein Umstand, der sich im weiteren Verlauf des Tages auszahlen sollte.
Als es um 14 Uhr los ging, schienen die SVHU-Kicker in Gedanken noch in der Kabine. Noch nicht einmal 60 Sekunden waren gespielt, da eröffnete sich Steffen Bruhn eine erstklassige Möglichkeit, die den Weiche Angreifer offensichtlich ebenso überraschte, wie die unorganisierte SVHU-Defensivabteilung. Bruhn vergab freistehend vor Zick. Die SVHU-Kicker liefen zunächst nur den Gästen und dem Ball hinterher, ohne richtig in die Zweikämpfe zu kommen oder gar selbst zielstrebig nach vorne zu kombinieren. Logische Konsequenz war die frühe Führung der Gäste. Marc Lange, der für Jan Kaetow in die Innenverteidigung beordert worden war, und Andreas Meyer versäumten es, einen Ball, den sie eigentlich schon unter Kontrolle wähnten, aus der Gefahrenzone zu bugsieren. Leif Carstensen schnappte sich das Leder, stürmte in den Strafraum und überwand Zick mit einem trockenen Schuss aus zehn Metern ins kurze Eck (9.). In den folgenden Minuten hatten die Platzherren Glück, dass sie nicht den zweiten Treffer kassierten. Martens forderte seine Kicker von der Seitenlinie aus lautstark auf, energischer in die Zweikämpfe zu gehen und fand zunehmend auch gehör. Die Gastgeber fanden ihre Ordnung und ließen keine großen Möglichkeiten der Flensburger mehr zu. Nach einer Viertelstunde hatte Niklas Bessert mit einem Sturmlauf über den rechten Flügel schon ein Ausrufezeichen gesetzt. Seine mustergültige Hereingabe an den langen Pfosten fand jedoch keinen Abnehmer, weil Marcel Schöttke nicht energisch genug mitgelaufen war. „Da muss man einen Riecher für haben“, kritisierte Trainer Martens seinen Youngster, der nur schwer Bindung zum Spiel fand. Ein abgefälschter Schuss von Pierre Hallé wurde von der Torlinie geschlagen und auch Kolja Tirums, der sich kurz vor dem Wechsel energisch durchgesetzt hatte und aus spitzem Winkel in den Strafraum eindrang, traf die falsche Entscheidung, als er den Ball ins lange Eck schlenzen wollte, das Tor dabei aber um einen Meter verfehlte. „ Er hätte Zeit und Raum gehabt, sich zentraler in Position zu bringen“, fand Martens „ Aber das sagt sich von außen so leicht“. Insgesamt bescheinigte er dem Angreifer, der vom SC Norderstedt auf den Rhen kam einen Formanstieg.
Nach der Pause verflachte die Partie. Weiche wollte nicht und der SV Henstedt-Ulzburg konnte offensichtlich nicht. Mit der Hereinnahme von Tim Jeske, der kurz vor der Pause auf der Anlage eingetroffen war und sich umgezogen hatte, für Marcel Schöttke, blies Martens das Signal zur Aufholjagd. Felix Schulze rückte in die Viererkette, Marc Lange kurbelte die Angriffsbemühungen des SVHU an. Und als Sascha Schwarzwald Niklas Bessert ersetze, schien die Partie endgültig zu kippen. Weiche verlor zusehends die Kontrolle über das Spiel. Als Pierre Hallé und zwei gegnerische Abwehrspieler im Strafraum zum Kopfballduell hochstiegen, tropfte der Ball Marc Jürgensen vor die Füße, der nicht lange zögerte und das Spielgerät aus zehn Metern in die Maschen drosch. In der letzten Viertelstunde entwickelte sich dann ein packendes Spiel. Beide Teams hatten Möglichkeiten, die Begegnung für sich zu entscheiden. Einen Drehschuss von Marc Lange kratzte Leif Carstensen gerade noch so von der Linie. Wenig später reklamierten die Gastgeber nach einem Freistoß ein Handspiel von Micha Dehner im Strafraum doch die Pfeife von Nicolai Rühmann blieb stumm. Fast im Gegenzug vertändelte Tim Jeske einen Ball an der Strafraumgrenze, doch Carstensen stocherte den Ball vorbei an Zick nur an den Außenpfosten. So blieb es beim 1:1-Unentschieden, mit dem offenbar beide Seiten leben konnten. Martens: „Als wir in den letzten 20 Minuten zum Angriff geblasen haben, hat mich meine Mannschaft überzeugt. Man darf nicht vergessen, wer uns alles gefehlt hat. Jetzt noch ein Spiel in Lübeck und dann müssen wir uns in der Winterpause neu sortieren“.
Joachim Jakstat
SV Henstedt-Ulzburg: Zick – Meyer, Geertz, Lange, Türkoglu – Schöttke ( 55. Jeske), Jürgensen, Schultz, Bessert (73. Schwarzwald) – Tirums, Hallé.
ETSV Weiche – Martensen – Meshekrani, Dehner, Hummel, Holland – Clausen, Kasumovic, Walter, Thomsen – Bruhn ( 87. Beck), Carstensen.
Schiedsrichter: Rühmann
Zuschauer: 113
Tore: 0:1 Carstensen (9.), 1:1 Jürgensen (77.)