Kunstbörse ein voller Erfolg – Die Käufer waren ebenso originell wie die Objekte

Die Sonne strahlte – wie immer in der letzten Zeit, wenn die Galerie Sarafand zu einer ihrer gut besuchten Ausstellungen eingeladen hatte. Diesmal ging es um ein Novum, an das Galeristin Angelika Dubber sich herangewagt hatte. Unter dem Motto „Kaufen, tauschen, verkaufen“ sollten Bilder, Teppiche, Skulpturen und andere wertvolle Gegenstände den Besitzer wechseln, wobei es sich jedoch ausschließlich um Originale handeln musste. Gekauft und verkauft wurde viel – nur getauscht nicht. Das liegt den Henstedt-Ulzburger wohl noch nicht so.

Die erste prominente Käuferin war keine andere als die ehemalige Kultursenatorin, Journalistin und Buchautorin Dana Hórakóva, die noch am Vorabend das Henstedt-Ulzburger Publikum mit einer Lesung aus ihrem jüngsten Roman „Wie erkläre ich meinem Hund, dass er kein Mensch ist“ begeistert hatte. An diesem Sonntagmittag war sie gerade von einem Waldspaziergang mit ihrem Zwergschnauzer Dany gekommen, den sie nun mit einem Besuch in der Galerie krönen wollte. Und auch sofort fündig wurde – bis ihr einfiel, dass sie ja gar kein Geld dabei hatte. Und sie hatte sich doch gerade in einen gerahmten Stahlstich des berühmten Malers Wilhelm von Kaulbach verliebt, über den sich die Kunstkennerin wie ein Kind freute. „Das ist sensationell, dass ich den hier gefunden habe“, strahlte sie. „Ich bin richtig glücklich!“ Und natürlich auch darüber, dass man ihr gleich von mehreren Seiten den Preis für den Stich von immerhin 130 Euro auslegen wollte. Bedankte sich vielmals und stürmte  hinaus zu ihrem Auto, wo Dany bereits ungeduldig auf seine Leckerlis wartete, die Frauchen Hórakóva übrigens immer in einem kleinen Beutel um den Hals trägt …

Erstanden hatte sie das Wertstück von  Eike Vicary, die noch eine erstaunliche Auswahl weiterer Stahlstiche anbot, unter anderem von Paul Gustave Doré. Eine Vielzahl ihrer 200 Stiche hatte sie selbst handkoloriert, was den Werken eine besondere Tiefe verlieh. Und das mit dem feinsten aller Malerpinsel, dessen Technik sie in den 30 Jahren, in denen sie in Sizilien lebte, zur Perfektion entwickelt hatte. Obwohl Eike Vicary mit ihrem sizilianischen Mann und ihrer Tochter schon seit zehn Jahren wieder in Hamburg lebt, ist ihre Sehnsucht nach Sizilien geblieben. Wer sich für ihre Stahlstich-Sammlung interessiert, erreicht Frau Vicary über Angelika Dubber, Telefon 63 43.

Im Angebot fand sich außerdem eine Goldwäscher-Schale aus China, eine französische Pendule, feuervergoldet und mit einem sehr seltenen Glasdom von 1870. Oder ein feines Kamm-Kästchen aus Mahagoni (Jahrhundertwende), ebenso ein Orientteppich mit Echtheitszertifikat und die vielfach bestaunte „Frau in der Badewanne“ aus lasiertem Ton für 900 Euro! Verschiedene Landschaftsbilder und Stillleben in kostbaren Rahmen verblassten allerdings etwas neben den farbenprächtigen Gemälden von Graham Reynolds. Attraktiver Blickfang: ein Shona-Kopf aus Simbabwe und eine helle Welle aus Speckstein.

Einen besonderen Stellenwert nahmen die Skulpturen und Krippen von Dr. Jürgen Pagel ein. Als Slawist, Dolmetscher und Übersetzer in Russisch und Polnisch hatte er in früheren Jahren ganz Osteuropa bereist und war vor allem in Polen auf gewisse Künstler aufmerksam geworden. Dort lernte er die polnische Volkskunst mit ihren naiven Holzschnitzereien schätzen. „Aber ich habe auch Berufskünstler kennengelernt und so meine Liebe dazu entdeckt.“ In den 20 Jahren habe sich so viel angesammelt, dass Dr. Jürgen Pagel auch einen sozialen Auftrag darin sieht, die Werke der älteren Künstler hier zu verkaufen. Und ganz sicher haben auch einige dieser Schnitzereien noch an diesem Nachmittag den Besitzer gewechselt.

Da bestechen die schlichten Krippen aus Stroh und Schilf, die besonders haltbar gemacht wurden, oder jene leuchtend bunten Krippen aus einem einzigen Stück Holz als eine Einheit geschnitzt – bis hin zu den winzigen Figuren der Heiligen Familie. Neben hellen und dunklen Holzskulpturen fällt vor allem der „Christus in der Rast“ auf, der sich auch als größeres Exemplar im Schleswiger Dom befindet. „Dieser Christus hält seine Wange immer mit der Hand gestützt – das ist das Charakteristische bei dieser Skulptur. Und es gibt keinen polnischen Künstler, der nicht einen solchen „Christus in der Rast“ geschnitzt hätte.“ Über ihn wurde sogar im „Wort am Sonntag“ von der 2008 verstorbenen Sprecherin Regina Räthel referiert.

Dass die Verkäufer und Besucher mindestens ebenso interessant und originell waren wie die ausgesuchten Objekte, stellte Angelika Dubber nicht ohne Stolz fest. Ist es doch ein Beweis mehr, dass sie immer wieder den Nerv ihrer Kunstfreunde mit dem Extravaganten trifft. Am Sonntag, 11. November, um 16 Uhr lädt die Galeristin erneut zu einem Highlight ein: ein Konzert mit Musik aus Lateinamerika mit Gitarre und Gesang. Der Eintritt ist frei.

Gabriele David

3.11.2012

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