Die Sorgenfalten waren Bürgermeister Stefan Bauer deutlich ins Gesicht geschrieben. Nach den Personalsorgen in den gemeindlichen Kitas verkündete der Verwaltungschef gestern Abend eine weitere Hiobsbotschaft. Völlig überraschend, so der Bürgermeister in der Kinder- und Jugendausschusssitzung, sei am Vormittag ein Schreiben im Rathaus eingegangen. Darin habe die ULNA gGmbH ihr Engagement für Henstedt-Ulzburg für beendet erklärt. Lapidare Begründung laut Bauer: Per Vorstandsbeschluss wolle man die Kapazitäten auf drei Standorte in Hamburg konzentrieren.
Die Nachricht schlug ein, wie ein Blitz! Den betretenen Gesichtern der anwesenden Politiker war deutlich anzusehen, wie sie ihre umfangreichen Planungsbemühungen der vergangenen Monate in Rauch aufgehen sahen. Plante man schließlich fest mit ULNA als freien Kita-Träger.
Die WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah machte ihrem Frust Luft, indem sie die Frage in die ratlose Runde warf, was Hamburg denn anders mache, als Henstedt-Ulzburg.
Zwischen zuckenden Achseln bemühte sich Elisabeth von Bressensdorf (CDU) um eine Erklärung. Sie mutmaßte, dass ein Grund für den abrupten ULNA-Rückzug auch die in der Vergangenheit geäußerte Kritik am Kita-Essen gewesen sei, mit dem die Norweger seit August 2016 die gemeindlichen Einrichtungen versorgen. Die stellvertretende Bürgermeisterin bemängelte dabei den aus ihrer Sicht schlechten Stil, mit der die Diskussion seinerzeit geführt wurde.
Dennoch mahnte Bürgermeister Bauer, nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Er wolle das Gespräch mit ULNA noch einmal suchen. Auch verfüge die Verwaltung über weitere Ideen, um einen anderen Träger für den Standort zu gewinnen. Das Interesse freier Kita-Träger an Henstedt-Ulzburg sei wohl nicht gering.
Die Firma ULNA gGmbH ist bereits seit August 2016 für die Mittagsverpflegung in den gemeindeeigenen Kitas zuständig. Im kommenden Jahr wollte der skandinavische Kita-Betreiber neben einer Großküche auch einen neuen Kindergarten gegenüber von ALDI und EDEKA in Ulzburg-Süd errichten.
Vor gut 10 Monaten hatte ULNA-Nord Geschäftsleiter Michael Kaupp das Konzept seines Unternehmens für den Standort Dammstücken im Ratssaal vorgestellt. Die Gemeinde hatte daraufhin das Bebauungsplanverfahren gestartet. Auch eine Informationsveranstaltung für betroffene Anwohner im Spatzenwinkel war Anfang Juni bereits durchgeführt worden.
Gernot Willsch
11. Juli 2017
Das ist natürlich für alle Beteiligten enttäuschend, weil die viele Arbeit nutzlos erscheint, zumindest vorerst. Was HH besser macht, ist eine reflexartige Frage. Aber ernsthaft: Glaubt jemand, das ULNA jetzt auf beleidigt schaltet, weil eine lange zurückliegende offene Diskussion über eine schlechte Essensqualität unverhältnismäßig scheint? Pfff, da gibt es ganz sicher andere Gründe. Vielleicht auch welche, die die Entscheidung aus Sicht von HU sogar zu einer guten machen. Würde einem Unternehmen, das in dieser späten Phase noch absagt, nicht mehr nachweinen wollen. Und wäre es doch der Grund: Farewell, wir schaffen das auch ohne die. Kostet nochmal etwas Mühe, aber das ist machbar. Es sei denn, wir bringen noch einen Bürgerentscheid ins Spiel …