“In der zweiten Liga weht ein anderer Wind”

Jubel bei den Norwegern aus Fyllingen/Bergen – Ernüchterung bei den „Frogs“ des SV Henstedt-Ulzburg. Während die jungen Norweger mit begeisternden Partien  nach einem 36:33 Testspielsieg beim Drittligisten TSV Altenholz am Donnerstag auch in den beiden Turnierbegegnungen gegen den VfL Bad Schwartau (32:30) und im Endspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen (37:35) unbesiegt blieben, und ihren erfolgreichen Deutschland-Trip danach  mit einem Reeperbahn-Bummel in der Szene Kneipe Thomas Reid feierten,  ist der Aufsteiger SV Henstedt-Ulzburg zwei Wochen vor dem Punktspielstart in der 2. Bundesliga gegen den TV Hüttenberg noch nicht in der neuen Spielklasse angekommen. Dem Team von Trainer Tobias Skerka fehlte es in den beiden Begegnungen gegen die neuen Liga-Konkurrenten  ASV Hamm-Westfalen (28:33) und  VfL Bad Schwartau (27:35) an der nötigen Präsenz auf der Spielfläche, der kämpferischen Einstellung und vor allem Konzentration und Präzision im Angriffsspiel.  Ein Dutzend technischer Fehler und 20 erfolglose Wurfversuche ermöglichten es den Ostholsteinern immer wieder, mit Gegenstößen (13 Treffer) zu leichten Toren zu kommen. „Wir haben uns praktisch selbst geschlagen“, meinte Co-Trainer Steffen Reider.  Trainer Skerka gab sich wortkarg: „Ich habe in den beiden Partien wichtige Erkenntnisse gewonnen und werde meine Schlüsse ziehen“, so der Coach, der sein Team  für Dienstagabend zur Video-Analyse bestellte. „Das Spiel gegen Schwartau werden wir genau unter die Lupe nehmen“, so Skerka. Was dabei sicher zur Sprache kommen wird, ist neben den oft  nicht nachvollziehbaren Wurfentscheidungen, vor allem die Abwehrarbeit, die Schwartaus neuen Kreisläufer Henning Quade zu zehn Torerfolgen praktisch einlud.

„In der zweiten Liga weht ein anderer Wind. Das haben wir bitter zu spüren bekommen“, meinte Steffen Reider in einer ersten Analyse. „Wir müssen uns sehr schnell an das höhere Niveau anpassen“. Wieder waren es einige nachlässige Minuten mit völlig unmotivierten Wurfversuchen gegen Ende der ersten Halbzeit die den SVHU auf die Verliererstraße brachten. Beim 9:10 (21.) waren die „Frogs“ noch auf Augenhöhe, wenig später demonstrierten Schwartaus Akteure Selbstbewusstsein, während beim SVHU die Köpfe herunter gingen.  In der zweiten Hälfte keimte beim Stand von 20:24 (44.) noch einmal Hoffnung auf, doch die Männer um Addi Wagner und Jan Schult spulten ihr Pensum routiniert herunter und sicherten sich völlig verdient Platz drei.

Den Sieg sicherten sich die jungen Norweger von Trainer Anders Fältnäs.  Der hatte vor dem Finale noch mit Schwartaus neuen Geschäftsführer Christian Fitzek gefachsimpelt.  Während sich in der ersten Spielhälfte beide Teams nichts schenkten und bis zum Halbzeitstand von 19:19 in der Offensive ein wahres Feuerwerk abbrannten,  sorgten die Skandinavier in Durchgang zwei schnell für klare Verhältnisse. „Wir haben da im Angriff eine sehr unkonzentriert abgeschlossen und beste Chancen nicht genutzt“, erkannte ASV-Coach Kay Rothenpieler. Aber die Mannschaft hat weiter gekämpft. Am Ende hat es nicht mehr ganz gereicht, die Partie noch zu drehen. Glückwunsch an Fyllingen. Die Norweger haben verdient gewonnen“, so Rothenpieler, der mit dem Ausflug nach Norddeutschland  rundum zufrieden war. „Das war ein gutes Turnier mit sehr interessanten Leistungsvergleichen“. Kollege Anders Fältnäs strahlte über das ganze Gesicht. „Meine junge Mannschaft hat mich sehr positiv überrascht und erstklassigen Handball gespielt. Dabei hatten wir drei Stammspieler nicht mit dabei. Aber gerade meine jungen Spieler sind in die Bresche gesprungen“, lobte der ehemalige Bundesliga-Trainer des HSV Handball, der seit mehr als sechs Jahren in Bergen erfolgreiche Arbeit leistet.

Joachim Jakstat

18.8.2012

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