
Wer hätte das gedacht? Trotz schönsten Sommerwetters, das sich schon so manches Mal negativ auf Veranstaltungen dieser Art ausgewirkt hat, strömten die Besucher diesmal unaufhaltsam in die Galerie Sarafand, wo zwei Künstler ihre ganz unterschiedlichen Arbeiten in den sonnendurchfluteten Räumlichkeiten der Galeristin Angelika Dubber präsentierten. Unter den Kunstliebhabern übrigens auch die Landrätin Jutta Hartwieg und die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf.
Dass auch überraschend viele männliche Besucher gekommen warten,muss wohl an den ästhetisch schönen Grundrissen historischer Gebäude wie den der Hagia Sofia in Istanbul gelegen haben. Mit feinstem Pinselstrich – nicht wie üblicherweise zu Papier gebracht von einem Mann, sondern von der Künstlerin Hille Lüttmer. Angesichts der „Miniaturen“ verglichen mit dem Original nennt sie ihre Präsentation daher auch „Große Welt auf kleinem Raum“. Ihre Leidenschaft gilt seit jeher der Historie, den darin entstandenen Gebäuden und ihren Grundrissen. Von der italienischen Architektur geprägt wurde sie während ihres langen Aufenthalts im Lande selbst. Und bis zum heutigen Tag beschäftigt sie sich intensiv mit der Frage, was sie an dieser Kunstrichtung und deren Gestaltung am meisten begeistert hat. Es sind die schimmernden Farbkarten zum Beispiel der Gassen in einer arabischen Altstadt oder eine römische Therme in Badenweiler. Weil es den Reichen und Schönen im Winter zu kalt war, entstanden überall Thermen, auf Quellen erbaut, um das Leben angenehmer zu machen. Oder die einstige Hochkultur der griechischen Insel Kreta, die Palastsiedlungen und –städte, etwas, das aus Handwerk, Vertrieb und Handel entstanden war.
Beim Anblick dieser geradezu Zeichnungen staunte so mancher Bewunderer: „Und das soll eine Frau gezeichnet haben? Das trägt doch ganz eindeutig männliche Züge!“ Ein solches Urteil empfindet Hille Lüttmer als Ritterschlag, denn sie will in ihrer Arbeit keineswegs das Weibliche betont wissen, sondern die klaren Linien, die das Auge faszinieren.

Ganz anders die Metallobjekte von Michael Schüttler, in deren massiven Holzsockeln viel Gefühl verborgen ist. Das zeigte sich auch in der Erläuterung seiner extravaganten, zum Teil filigranen Objekte aus Metall und Holz. Wie der stilisierte „Kurenkahn“, dem echten Schiff auf subtile Weise nachempfunden. Oder die vergoldeten „Federn“, wie Trophäen von einer Gruppe getragen. Dann sein „Triptychon“ aus dem Material eines Schiffswracks entstanden – mit dem eingravierten Satz von Rainer Maria Rilke „Denn Bleiben ist nirgends“.
Michael Schüttler gibt zu, dass es immer wieder glückliche Zufälle waren, die ihn in seiner Kunst unterstützt haben. So versuchte er auch, die Faszination, die er sowohl bei seiner akribischen Materialbeschaffung empfand als auch bei der Vorbereitung seiner Objekte. an seine Zuhörer weiterzugeben. Dass er die Skulptur „Mein Bruder“ seinem tatsächlich verstorbenen Bruder gewidmet hat, verbirgt eine tragische Hintergrundgeschichte, die ihn bis heute bewegt, die ihm angesichts der verschlungenen „Arme“ aus geschmiedetem Stahl auf einem Eichenholzsockel jedoch auch Trost spendet.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. August in der Galerie Sarafand, Schultwiete 2, geöffnet.
Gabriele David
14. Mai 2016