Im Katastrophenfall: Sirenen sind den Politikern zu teuer!

Die Sicherheit der Bevölkerung ist der Mehrheit der Henstedt-Ulzburger Kommunalpolitiker offenbar nicht sehr viel wert. Drastischer ausgedrückt: überhaupt nichts wert! Zu dieser Erkenntnis jedenfalls musste man nach der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses der Gemeindevertretung gelangen.

Auf Antrag der WHU-Fraktion war die Verwaltung im April beauftragt worden, eine schriftliche Anfrage an die Landrätin als untere Katastrophenschutz-Behörde zu richten. Sie teilte mit, dass bei tatsächlichen oder drohenden Katastrophenfällen oder anderen großen Gefahren für die öffentliche Sicherheit Durchsagen beziehungsweise Informationen der Bevölkerung durch den Rundfunk erfolgen. Bei punktuellen örtlichen Schadenereignissen könne die Öffentlichkeit zum Beispiel auch durch Lautsprecher-Durchsagen oder Flugblätter unterrichtet werden.

Bürgermeister Torsten Thormählen erläuterte dazu in Ergänzung, ein Sirenensystem, wie es das früher gegeben habe, sei zu teuer. Außerdem wüßten die Bürger in der Regel gar nicht, was die einzelnen Tonfolgen bedeuten sollten. Den Menschen seien die Erläuterungen dazu auch gar nicht zu vermitteln. Lars Poggensee, stellvertretender Gemeindewehrführer, unterstützte die Ansicht des Verwaltungschefs: Ein Sirenensystem mache keinen Sinn; notfalls sorge die Polizei mit Lautsprecher-Durchsagen aus Streifenwagen für die Unterrichtung der Bürgerinnen und Bürger.

Erster Hauptkommissar Jens Rossow, Leiter des Polizei-Zentralreviers, war zu der Sitzung nicht eingeladen. Er erklärte dazu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten auf Anfrage: „Ein solcher Einsatz ist für uns nicht vorgesehen. Wir haben in solchen Fällen ganz andere Prioritäten.“

Als WHU-Gemeindevertreter Uwe Köhlmann-Thater einwandte, er halte die Regelung für unzureichend, musste auch Bürgermeister Thormählen zugeben: „Ein Restrisiko bleibt immer. Das ist leider so.“ Er räumte auch ein, dass es in gravierenden Fällen zu Verzögerungen bei der Information der Einwohner kommen könne.

Karin Honerlah, Ausschussvorsitzende und Chefin der WHU-Fraktion, hielt dem Bürgermeister entgegen, die Bevölkerung sei durchaus lernfähig, wenn man ihr die unterschiedlichen Sirenensignale ausreichend erläutere. Außerdem sei die Polizei in entsprechenden Gefahrensituationen ausgelastet, verfüge nicht über genügend Personal. Im übrigen könne man nicht davon ausgehen, dass alle Menschen stets am Rundfunkgerät säßen. Sirenen könnten die Bürger jedenfalls darauf aufmerksam machen, dass sie ihr Radio für weitere Informationen einschalten sollten.

Die WHU beantragte deshalb, die Verwaltung möge doch wenigstens erst einmal ermitteln, was Sirenenanlagen für alle Ortsteile die Gemeinde kosten würden. Der Antrag wurde von allen CDU- und zwei SPD-Ausschussmitgliedern (eine Enthaltung) abgelehnt.

Jörg Schlömann

3 thoughts on "Im Katastrophenfall: Sirenen sind den Politikern zu teuer!"

  1. Ich bin schon seit Jahren erstaunt, warum es die eigentlich hier nicht gibt. Ich bin erst seit 2002 hier und vermisse die Probealarme am Samstag mittag schon immer. Wieso wurden die denn abgebaut? Was ist so teuer daran, etwas, was da ist und in echten Notfällen gebraucht wird, zu erhalten? Da muss ja keiner daneben sitzen und das Ding noch lange kurbeln wie dazumal.
    Und was das Lernen der Tonfolgen betrifft – also im Ernst – das sind meines Wissens 2 – maximal 3 Tonfolgen, die der allgemeine Bürger kennen muss. Und ich behaupte mal, das mind. 50% der Bürger noch gut an die Sirenen erinnern oder zumindest in deren Jugend (so wie ich) regelmäßig an Probealarmen mit Sirenentonfolgen teilgenommen hat. Als ich meinem Jüngsten heute aufgrund dieses Artikels hier mal die Alarme abgespielt habe (leise am PC) fing der fast das Weinen an – etwas, das Leben retten kann, macht ihm Angst!? Weil er damit nicht aufwächst… Und viele andere Kinder und Jugendliche werden wahrscheinlich nicht richtig oder gar nicht reagieren. Und dann haben die Einsatzkräfte noch mehr zu tun.
    Wenn man in einem kleinen Dorf lebt und eines der nicht weit entfernten benachbarten Dörfer hat eine Sirene, langt das wohl. Aber eine so große Gemeinde wir Henstedt-Ulzburg sollte für mein Verständnis wenigstens eine Eigene haben.

    mfg
    Marica Wachholz
    SMS finde ich unpraktikabel. Nicht jeder Einwohner hat ein Handy.

  2. @ Herrn Füchsel
    Gemeindevertreter erhalten kein Gehalt, sondern einen Auslagenersatz. In meinen 10 Jahren als WHU Vorsitzender und Gemeindevertreter ergaben meine Nachrechnungen immer das gleiche Ergebnis: es war bestenfalls ein Nullsummenspiel. Mit anderen Worten: verdient habe ich nichts.
    Billiger geht es natürlich. Man hätte nur die Sirenen dort lassen müssen wo sie mal waren. Aber, das ist Vergangenheit.
    Wenn aber unsere Reifenfabrik im Gewerbegebiet zum dritten Mal brennen sollte und die giftigen Rauchschaden morgens um 3 Uhr in den Ort ziehen – wer hört dann sein Handy???
    Kompliziert? Ich denke nein. Wie erreichen wir a l l e Bürger zu j e d e r Tag- und Nachtzeit?
    Gruß
    W.Sievers

  3. Naja(!)..
    Hauptsache der Verdienst für die Gemeindevertreter stimmt.
    Das Billigste Angebot wäre:
    SMS-ALARM über das Handy.
    Jeder Bürger der gerne im Alarm-Fall gewarnt werden möchte,kann sich auf der “ http://www.henstedt-ulzburg.de/hu-index.html „anmelden(sofern die Gemeinde sowas anbietet.Ich denke mal das diese Option lange nicht so Teuer wird,als Technische Geräte (Sirenen mit Schaltanlage usw. ) anzuschaffen.SMS-Dienste können für wenig Geld in eine HOMEPAGE mit eingebunden werden.
    Mfg.J.Füchsel
    P.S. Warum immer kompliziert denken?

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