Henstedt-Ulzburger Wehrführer fordert Sirenen – CDU-Senior Gülk: „Alles Quatsch!“

Auch nach Sitzungsschluss noch redefreudig - Ausschussmitglied Heinz-Georg Gülk (Mitte). Links Bürgermeister Stefan Bauer
Auch nach Sitzungsschluss noch redefreudig – Ausschussmitglied Heinz-Georg Gülk (Mitte). Links Bürgermeister Stefan Bauer

Heulen in der Großgemeinde bald wieder die Sirenen? Kein Geringerer als Feuerwehrchef Jan Knoll fordert die Wiedereinführung,

In der jüngsten Sitzung des Feuerwehrausschusses beklagte Knoll regelmäßig auftretende Probleme mit der digitalen Technik. So machen ihm die sogenannten Einsatzpieper Sorgen, über die die freiwilligen Brandbekämpfer per Signal aus allen Ortsteilen im Einsatzfall zusammengetrommelt werden. Die offensichtlich empfindlichen Geräte fallen durch regelmäßig auftretende Einzelaussetzer auf. Grund dafür seien schon kleinere Abschirmungsbereiche, in denen sich die jeweiligen Pieperträger bewegen. Auch Windböen können offensichtlich den Signalempfang stören.

Bisher haben die festgestellten Aussetzer einzelner Pieper zwar zu keiner Einsatzbeeinträchtigung geführt, dennoch wünscht sich Knoll eine Rückfallstufe für den Fall der Fälle. Sollte also die Meldetechnik einmal großflächiger oder sogar ganz versagen, gibt es keine Möglichkeit einer schnellen Einsatzbenachrichtigung der Feuerwehrkameraden. Da auch die Handytechnik ähnlich anfällig ist, und im Katastrophenfall ohnehin keine Zuverlässigkeit bietet, sieht Henstedt-Ulzburgs Wehrführer nur mit Hilfe von Sirenen eine effektive Rückfallstufe.

Dazu muss man wissen, dass Henstedt-Ulzburg noch bis vor gut neun Jahren über ein Sirenensystem verfügte. Seinerzeit sah man jedoch in Anbetracht des technischen Fortschritts keine Notwendigkeit mehr, diese weiter zu unterhalten. Ein damaliger Mitentscheider sitzt heute noch im Feuerwehrausschuss: CDU-Senior Heinz-Georg Gülk, der nach wie vor vehement zu seiner Entscheidung von einst steht. Unter anderem verwies Gülk dabei stolz auf die eingesparten Wartungskosten. Der Idee, wieder Sirenen aufzustellen, begegnete er vehement mit den Worten: “Das ist doch alles Quatsch!“

Ganz so „quatschig“ dürfte Knolls Vorschlag allerdings nicht sein. Redet schließlich der Wehrführer aus der Erfahrung von über 300 Einsätzen, zu denen die Freiwilligen Feuerwehrleute Henstedt-Ulzburgs jährlich ausrücken.

Ein Blick über den Tellerrand hinaus zeigt, dass Knoll mit seiner Forderung nicht alleine dasteht. So führte Norderstedt bereits vor vier Jahren ein Warnsystem mit Sirenen wieder ein, nachdem 2010 in Glashütte ein siebenstündiger Stromausfall für einen Ausnahmezustand sorgte. Bei einem Einzelpreis von 20.000 Euro kostet die Wartung der 15 Sirenen der Stadt Norderstedt im Jahr etwa 4000 Euro. Lärmbelästigung durch wöchentliche Probealarme brauchen die Bürger übrigens nicht fürchten. Die neuen Sirenen-Generationen lassen sich lautlos auf ihre Funktionstüchtigkeit testen.

Gernot Willsch

17. Dezember 2017

16 thoughts on "Henstedt-Ulzburger Wehrführer fordert Sirenen – CDU-Senior Gülk: „Alles Quatsch!“"

  1. ……Norderstedt ist Stadt, HU nur Dorf. Und in Bayern ist man eben weiter……hat aber viele Flächen. Viele Leute verbinden mit Dorf den Begriff „Provinz“……
    Netzausfall mit dem Handy kenne ich auch, zuletzt beim Sturm Ende Oktober für 3 Tage.

  2. Pressemitteilung der Stadt Norderstedt
    Dienstag, 12. November 2013
    Comeback der Alarmierung der Bevölkerung mittels Sirenen Norderstedt setzt auf moderne Technik
    – – – – – –
    In der Stadt Norderstedt wird die Bevölkerung in Zukunft im Falle einer größeren und vor allem möglicherweise lang anhaltenden Gefährdung wieder mittels Sirenen alarmiert. Die Stadt investiert annähernd 300.000 Euro in das neue flächendeckende Alarmierungssystem. Dessen Installation ist notwendig geworden, nachdem Norderstedt – wie viele andere Kommunen auch – nach Ende des Kalten Krieges darauf verzichtet hatte, die früheren Sirenen zu behalten. Die modernen elektronischen Sirenen werden nunmehr an 14 Standorten im Stadtgebiet aufgebaut – und sollen erstmals am 29. Januar 2014 (10 Uhr) zur Probe ausgelöst werden. Im Ernstfall könnte das neue System zum Beispiel zum Einsatz kommen, wenn es zu einem Schadstoffunfall in Norderstedt oder einem angrenzenden Ort kommt.
    Alles schon `mal da gewesen…
    Gefahrenwarnung per Sirene ist keineswegs neu: Bis in die 90er Jahre hinein kam in Deutschland ein flächendeckendes Sirenensystem zum Einsatz. Mit dem Ende des Kalten Krieges und der damit verbundenen veränderten Bedrohungslage entschied sich der Bund, die Sirenenwarnung aufzugeben. Den Kommunen wurde es frei gestellt, die vorhandenen Sirenenanlagen zu übernehmen. An vielen Stellen wurde darauf verzichtet, die veraltete Technik weiter in Betrieb zu halten.
    Warum wieder Sirenen?
    Als Folge von Naturereignissen, Unglücken, Bränden oder Störfällen in technischen Systemen können Gefahrenlagen entstehen, welche die Warnung und Information der Bevölkerung erforderlich machen können. Die Warnung der Bevölkerung fällt in die Zuständigkeit der staatlichen Gefahrenabwehrbehörden.
    Bedarf für eine Warnung ist gegeben, wenn kurzfristig ein bestimmtes Verhalten der Bevölkerung erforderlich wird, zum Beispiel das Aufsuchen sicherer Orte. Dieses ist etwa bei Naturkatastrophen oder Unglücken erforderlich, wenn die Bevölkerung zum Beispiel vor gefährlichen Schadstoffimmissionen, Überflutungen oder ähnlichem geschützt werden soll.
    Die Information ist Teil der Warnung. Bedarf für eine Information ist aber auch gegeben, wenn zwar objektiv keine Gefährdung der Öffentlichkeit gegeben ist, dies jedoch aufgrund subjektiver Wahrnehmung oder nicht konkreter Information durch nicht autorisierte Dritte geboten erscheint, um Unruhe und Fehlreaktionen in der Bevölkerung zu vermeiden beziehungsweise diesen entgegenzuwirken.

    – – – – –

    Die Problematik „regelmäßig auftretende Probleme mit der digitalen Technik“ ist also nicht neu. Warum sind uns ANDERE wieder einmal (um Jahre) voraus?

    Man kann nur hoffen, dass nun schnellstmöglich eine Lösung gefunden wird. Denn, wenn es um die Sicherheit der Bürger/innen geht, ist kein weiterer Aufschub akzeptabel.

  3. Die Alten Sirenen sind abgebaut – gut – die neuen Sirenen dürften wohl etwas länger halten, außerdem gibt es auch Wartungsverträge mit den Herstellern, die Probleme ausschließen …

  4. Die von Herrn Knoll benannten Probleme treten bundesweit auf. Gleichzeitig werde Sirenen, die nach dem Mauerfall flächendeckend abgebaut wurden, auch und besonders auf Anraten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge nicht nur zur Alarmierung von Einsatzkräften sondern vorrangig sogar zur Information der Bevölkerung(!) dringend wieder empfohlen.
    Die vermeintlich ach so merkwürdigen Bayern sind da interessanterweise mal wieder schneller dran.

    1. Gibts dafür Geld vom Bundes-Katastrophenschutz? Im Kern gilt die Ablehnung wohl nicht den Sirenen, sondern den Kosten. Das würde die Diskussion sicher erleichtern. Vor dem Mauerfall haben sich manche ihren Partyraum …ääähh Atombunker großzügig bezuschussen lassen.

  5. Ich gehe davon aus, dass die Gegner der Sirenen selbstverständlich privat haften, wenn aus technischen Gründen die jetzige Signalisierungskette nicht funktioniert und es zu großen Schäden bis zu Todesfällen kommt.

    1. …..und sollten die Rettungszeiten nicht eingehalten werden, dann muss der Bgm. dafür seinen „Kopf hinhalten“. Das könnte durchaus Bußgeld aus der Gemeindekasse nachsichziehen. Ein Betrag von bis zu € 50.000,00 wäre denkbar.
      Etwaige Schadensersatzanspruche zivilrechtlich einfordern ist nicht leicht.
      Die GVler / Gegner haften nicht privatrechtlich, weder im Zivil- noch im Strafrecht.

  6. Die WHU nimmt den Hinweis unseres Wehrführers sehr ernst und wird einen erneuten Antrag stellen, unsere ehrenamtliche Feuerwehr hinsichtlich der Installation von Sirenen zu unterstützen.
    ..
    Mal sehen ob dieser Antrag dann eine Mehrheit bekommt, zweimal haben wir gegen die CDU/SPD Mehrheit unsere Anträge nicht durchbekommen.
    .
    Es ist immer gut ein umfassendes Archiv zu haben. Zur Erinnerung :

    Feuerwehrausschuss 19.1.1.2008 (Auszug aus dem Protokoll)

    Herr Hennecke erklärt, dass die SPD für den Abbau der Zivilschutzsirenen ist. Die Kosten für die Wartungen, etc. sind nicht mehr tragbar. … .
    Herr Gülk erklärt, dass die CDU ebenfalls für den Abbau der Sirenen ist, da die Anlagen teilweise schon defekt sind und nicht mehr benutzt werden können….

    Frau Grützbach gibt an, dass die WHU gegen den Abbau der Sirenen ist.
    Herr Hennecke stellt fest, dass der Auslöser der Sirenen bereits längere Zeit defekt ist und die laufenden Kosten jetzt schon 900,00 € im Haushalt der Feuerwehr ausmachen…
    ..
    Der Feuerwehrausschuss stimmt dem Abbau der noch im Gemeindegebiet befindlichen Zivilschutzsirenen zu.
    Beschlussfassung: 5 Stimmen dafür (CDU- und SPD-Fraktion)
    4 Stimmen dagegen (WHU-Fraktion)
    —–
    Hauptausschuss 13.09.2011

    Bevölkerungsschutz in Henstedt-Ulzburg – Antrag der WHU-Fraktion

    Bürgermeister Thormählen spricht sich mit Blick auf den Aufwand und die Kosten gegen den Wiederaufbau eines flächendeckenden Sirenennetzes aus, zumal die Sirenensignale seines Erachtens dem Großteil der Bevölkerung nicht bekannt bzw. nur mit erheblichem Aufwand zu vermitteln sind….
    ..
    Frau Honerlah hält die Bevölkerung durchaus für schulungsfähig…..

    Der von Frau Honerlah namens der WHU-Fraktion gestellte Antrag
    die Verwaltung zu beauftragen, die Kosten für ein Sirenensystem in jedem Ortsteil sowie die hierfür jährlich anfallenden Unterhaltskosten zu ermitteln, wird

    mit 4 Stimmen dafür (WHU-Fraktion)
    bei 6 Stimmen dagegen (CDU-Fraktion, 2 Mitglieder der SPD-Fraktion)
    und 1 Stimmenenthaltung (1 Mitglied der SPD-Fraktion)

    abgelehnt.

  7. Wir haben kein funktionierendes Sirenensystem im Ort???
    Wie soll denn dann z. B. ein Katastrophenalarm (Chemie, Großfeuer, Atomkraftwerk) an die Menschen im Ort weitergegeben werden? Die Polizei würde wohl Stunden brauchen, um Lautsprecheransagen flächendeckend zu verteilen. Ich habe nicht den ganzen Tag ein Radio laufen oder mein Handy an, um ggf. auf diesem Wege Informationen zu bekommen. Sinn einer Alarmierung über Sirenen ist es, eine Gefahr wahrzunehmen und dann über die o. a. Medien weitere Informationen zu bekommen.
    Selbstverständlich großer Dank an die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr, natürlich auch an Herrn Gülk für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit
    Trotzdem ist die zitierte Aussage: „Das ist doch alles Quatsch“ schon merkwürdig und durchaus geeignet, hinterfragt zu werden. Auch die Experten scheinen ja unterschiedliche Meinungen zu haben, warum dann nicht eine sachliche Diskussion?

  8. Herr Schmidt, selbstverständllch gebührt Herrn Gülk Anerkennung und Dank für geleistete vorbildliche Tätigkeit. Diese ist jedoch kein Freibrief dafür, die Meinung von ebenso verdienstvollen Feuewehrführern heute als “ Quatsch “ zu bezeichnen. Alter schützt erfahrungsgemäß vor Torheit nicht.
    Übrigens: Auch ich gehöre zu den vorbildlichen Mitbürgern, die rund um die Uhr bereit sind, ihr /unser Eigentum zu schützen. Ich mache das tagtäglich. Meine Fähigkeiten reichen jedoch nur für mich, meine Familie und meine engste Nachbarschaft aus.

  9. Bevor Sie Herrn Gülk hier angreifen und ihm die Urteilsfähigkeit absprechen, sollten Sie sich besser vorher sachkundig machen. Im Gegensatz zu Ihnen weiß Heinz-Georg Gülk wovon er spricht. Er ist seit mehr als 50 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr, davon die allermeiste Zeit als qualifizierter, sachkundiger, zuverlässiger Feuerwehrmann. Er ist einer von den vorbildlichen Mitbürgern und Mitbürgerinnen, die rund um die Uhr bereit sind, unser Eigentum zu schützen, wenn bei uns mal etwas Schlimmes passiert. Den Frauen und Männern gebührt Anerkennung und Dank und keine Polemik!

      1. Schon bedenklich, wenn ein Feuerwehrmitglied – seit 50 Jahren und wohl kaum noch im aktiven Dienst und Einsätzen – in der Öffentichkeit den Wunsch des aktiven Wehrführers als Quatsich bezeichnet. Um Feuerwehrchef zu werden bedarf es vieler Dienste und Schulungen, gepaart an Erfahrungen „heute“ und nicht vor 10 Jahren. Lagebeurteilungen ist Sache der Führung, nicht der untergebenen Dienstränge in der Reserveabteilung.
        Niemand beantwortet seitens der Politik das Thema „Rettungszeiten“ – siehe Protokoll FW-Ausschuss 17-2013-2018 – jetzt im Zusammenhang mit NETTO – was wohl bald anlaufen dürfte – und später dann mit REWE.
        Um zur Wache zu kommen gibt es nur zwei Anfahrachsen Süd-Nord: entweder über die Hamburger Straße, die an der Grenze der Belastbarkeit jetzt ankommen ist, worüber es Protokolle und Gutachten gibt oder die Norderstederstraße.

        Der Durchgangsverkehr wächst und die Helfer fahren nach StVo und ohne Sonderrechte zur Wache, ggf. je nach Tageszeit durch die Staus.
        Wenn Herr Gülck sich politisch für eine Umgehungstraße mit eingebracht hätte und nicht im Verbund über Neubaugebiete entschiedenb hätte, dann gäbe es dieses Problem nicht.
        Die AKN-Trasse mit Tunnel wurde freigehalten, habe kein Platz für Umgehunngen.

  10. Man muß wohl ehrenatmlicher Politiker sein um zu meinen es besser zu wissen als Fachleute, die sich praktisch und aus Erfahrung mit der Materie auskennen………

  11. Wenn der Wehrführer dazu rät, dann dürfte es wohl im Sinne aller Bürger in Henstedt-Ulzburg auch notwendig sein.

    Wir geben genug Geld für sinnloses Zeug aus, warum denn nicht auch mal etwas Sinnvolles ?

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