Henstedt-Ulzburger Bürgermeister-Kandidaten-Quartett: Wir sind uns in allen Punkten einig

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Das Kandidaten-Quartett: Holger Diehr, Sascha Klupp, Ulrike Schmidt und Valentin Deck

Das könnte eine prima Entscheidung werden am Wahltag. Egal hinter welchem Namen auf dem Wahlzettel man sein Kreuz setzt, am Ende kommt dieselbe Politik heraus.

Denn das hat man wohl selten: Vier Kandidaten, die alle in zentralen Dingen einer Meinung sind. Der mit Spannung erwartete Kandidaten-Vierkampf am Mittwoch auf dem Rhen – er verlief richtig schön harmonisch. Keine Konflikte, kein Schlagabtausch, stattdessen dicker Konsens auf allen Themenfeldern. Zwei Stunden konnten die Bürger die Kontrahenten mit Fragen löchern, am Ende war klar: die Bewerber waren zumindest an diesem Abend inhaltlich kaum auseinanderzuhalten – zu ähnlich klangen die Antworten.

Denn wie bitte schön sollte sich die Gemeinde weiterentwickeln? Etwa weiter drauflos wachsen? Nee, natürlich nicht, Wachstum gehe nur „behutsam“ und „mit Augenmaß“ lauteten etwa die Antwort-Vokabeln bei Holger Diehr und auch bei Ulrike Schmidt. Der entsprechende Begriff bei Sascha Klupp und Valentin Deck klang ganz ähnlich, die beiden Einzelbewerber sprachen sich für eine Wachstums-„Entschleunigung“ aus.

Ähnliche Übereinstimmung auch bei vielen weiteren Themen. Umwelt- Natur- und Klimaschutz ist allen Kandidaten natürlich eine Herzensangelegenheit und selbstverständlich treten alle Bewerber für eine Verbesserung der Kita-Versorgung ein. Eintracht bei allen Vieren auch bei der Querspange: Alle sprachen sich gegen den Bau der Verbindungsstraße zwischen der Maurepasstraße und der Norderstedter Straße aus. FDP-Fraktionschef Eberhard kommentierte die Aussagen der Bürgermeister-Aspiranten gegenüber den HU-Nachrichten nach der Veranstaltung folgerichtig so: „Die Querspange ist für mindestens 10 Jahre tot.“

Doch warum war das so, warum gab es keine verschiedenen Meinungen oder Kontroversen? Ein Grund ist natürlich der, dass der Amtsinhaber nicht zur Wahl steht. Stefan Bauer hätte für die vergangenen sechs Jahre in der Verantwortung gestanden und hätte sich rechtfertigen müssen. Für fehlende Hortplätze beispielsweise: Am Mittwoch machten zahlreiche Mütter klar, dass anders als von der Gemeinde verkündet selbst für Grundschulkinder nicht genügend Plätze vorhanden sind. Kronzeuge für diesen Befund ist jemand, der auf dem Podium saß – Bürgermeister-Kandidat Sascha Klupp. Er sei selbst von der Hortmisere betroffen, sagte er in seiner Antwort zu einer klagenden Mutter, sein Sohn habe an der Lütten School keinen Hortplatz erhalten. Der Optiker: „Meine Frau musste deswegen ihre Zeit in der Firma reduzieren.“

Losgegangen war der Abend aber mit dem üblichen Pflichtprogramm. Die Einzelbewerber Valentin Deck und Sascha Klupp, die von der SPD nominierte Ulrike Schmidt sowie CDU/FDP/BFB-Kandidat Holger Diehr hatten jeweils 15 Minuten Zeit, sich vorzustellen und Werbung in eigener Sache zu machen. Diehr stellte dabei seine Verwaltungskompetenz heraus, erklärte, dass er Verwaltung aus kommunalpolitischer Tätigkeit und als Bürgermeister kenne. „Ich glaube ich kann mich in kürzester Zeit in ihre Themen einbringen,“ warb der Exbürgermeister von Fockbek für sich.

Die zwar von den Sozialdemokraten nominierte aber parteilose Ulrike Schmidt – zuletzt als Verwaltungsleiterin eines OECD-Büros in Ex-Jugoslawien tätig – betonte hingegen ihre Unabhängigkeit, das Bürgermeisteramt vertrage keine Parteipolitik sagte sie. Schmidt erklärte mit Blick auf die herkömmlichen Parteifarben, dass sie das Bürgermeisteramt überparteilich ausüben werde: „Kommunalpolitik ist nicht schwarz, nicht rot, nicht grün oder gelb.“

Als noch parteiferner dürften indes die beiden Einzelbewerber Deck und Klupp gelten, die gar keine Partei oder Wählervereinigung im Rücken haben. Sie hatten Unterstützer-Unterschriften sammeln müssen, um antreten zu dürfen. Beide nutzten neben ihrer parteipolitischen Unabhängigkeit auch ihren Heimatort, um sich von den auswärtigen Kandidaten der Parteien abzugrenzen. „Ich lebe im Ort“, lautete die Ansage von Klupp, der auf dem Rhen ein Optikergeschäft betreibt. Deck, der in Henstedt wohnt und beruflich als archäologischer Grabungsarbeiter unterwegs ist, sagte zu seiner Motivation anzutreten: „Meiner Meinung nach sollte der Bürgermeister aus unserer Mitte kommen, sein Herz sollte für Henstedt-Ulzburg schlagen.“

Zwei öffentliche Vorstellungsrunden gibt es vor der Wahl am 1. März noch, die nächste findet am 6. Februar um 19.30 Uhr in der Grundschule in Ulzburg-Süd statt.

Die bei vier Kandidaten höchstwahrscheinlich notwendige Stichwahl würde am 22. März stattfinden.

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24. Januar 2020

20 thoughts on "Henstedt-Ulzburger Bürgermeister-Kandidaten-Quartett: Wir sind uns in allen Punkten einig"

  1. Eigentlich müßte die Politik sich mal einen Moment der Selbstkritik nehmen und sich fragen, ob das IGEK von Ansatz und praktisch durch geführtem Verfahren sich wirklich so als das Gelbe vom Ei darstellt. Katastrophale Entscheidung heute. Und heute wäre so ein Moment für innere politische Einkehr gewesen.
    – im Vorwege des Konzeptes maximale Beteiligung von 200 Bürgern ( mit evtl. sogar noch Mehrfachnennungen).
    Ich lehne die Anwendung eines solchen politischen Misch-Verfahrens direkt ab, ich vermute viele von den tausenden Mitbürgern durch ihre offensichtliche Nichtbeteiligung auch.
    Das Verfahren gehört ganz einfach in die Tonne.

  2. Ansonsten gebe ich denjenigen recht, die bei einigen zuwenig Tiefe gesehen haben

    Mich interessiert es z.B. nicht, ob jemand gut beim Angeln ist oder welche Fischarten er in seinem privaten Gartenteich hat. Wir reden über ein wichtiges Amt, welches in Zukunft acht (8 !) Jahre von derselben Person bekleidet werden soll.

  3. Ich wiederhole hier gerne was uch schon an anderer Stelle geschrieben habe:
    Eine interessante Veranstaltung, leider kam von einigen Kandidaten wenig konkret inhaltliches. Am besten hat mir Frau Schmidt gefallen, obwohl ihre Nervosität meiner Wahrnehmung nach am Anfang doch sehr spürbar war. Hatte sich dann aber sehr gelegt, sehr sympathisch und authentisch mit sehr interessantem Lebenslauf für unsere Gemeinde. Ein Bürger stellte die Frage, wer wohl am meisten für dieses Amt brennt. Da hätte ich mir gwünscht zu hören, inwiefern die Kandidaten für die Aufgabe brennen, weil Herr Bauer offensichtlich nicht mehr brennt. Herr Diehr soll sich ja erst gemeldet haben, nachdem Herr Bauer zurückzog. Hat es mit Ihrer Bekanntschaft über die Landespolizei zu tun ? Im übrigen sollte dee Moderator sich auf seine Rolle beschränken und nicht seine vorbereiteten Fragen den Fragen der Bürger vorziehen. Auch die Art der Fragen sollte man dem Bürger überlassen und nicht der Zensur des Moderators anheim stellen. Vielleicht eine Anregung für die nächsten Veranstaltungen.

  4. Natürlich kann man mit einer abgegebenen ungülrigen Stimme ausdrücken, dass man keinen Kandidaten für geeignet hält. Punkt.

    ..Unmut … worüber denn ? Über die Personen, die sich zur Wahl stellen oder über alle, die sich nicht zur Wahl stellen ??? An wen soll sich denn dieser „Unmut“ richten ??
    Ach ja…wahrscheinlich mal wieder „an das System“ !!

    1. @Herr Kressin: Der Unmut, der mit einer ungültigen Stimme zum Ausdruck gebracht würde, kann sich ja nur gegen die Kandidaten / Parteien richten, die sich jeweils zur Wahl stellen. Eigentlich logisch, dass ich das meine, wenn weiter oben andere Kommentatoren darüber nachdenken, gar nicht wählen zu gehen, und das mit den Kandidaten in Verbindung bringen.
      Was soll bitte Ihre Anspielung auf das System? Steht davon irgendwas in meinem Kommentar, oder mögen sie unterstellende Spekulationen? Übrigens steht in meinem Kommentar auch nicht, dass ich nicht wählen werde, falls sie mir das auch noch unterstellen wollen. Übrigens sollte bekannt sein, dass man als Nicht-Wähler am ehesten noch die unterstützt, bei denen man es am wenigsten tun möchte. Hat übrigens auch was mit einem System zu tun.

    1. Eigentlich schon: Eine ungültige Stimme zählt in der Wahlbeteiligung mit. Ist der Anteil der ungültigen Stimmen zweistellig, könnte man darüber einen deutlicheren Unmut der Wähler zum Ausdruck bringen. In der Theorie. In der Praxis interessiert das die jeweiligen Wahlgewinner Null. Nur die Verlieren begeben sich dann in die übliche Floskel-Litanei, um ihre „Sorge um die Demokratie“ zum Ausdruck zu bringen.

      1. Wen sollte eine ungültige Stimme denn interessieren? Inhaber des aktiven Wahlrechts haben meistens auch das passive. Die Wahl ist also eine interne Angelegenheit der Wähler. Sind Sie mit dem Wahlausgang oder den Wahloptionen unzufrieden, dann richtet sich diese Unzufriedenheit gegen sich selbst und Ihre Mitwahlberechtigten.
        Salopp gesagt: Am allerwenigsten richtet sich die Kritik gegen die vier Kandidaten 😉

        1. Ein Nachtrag: Der zweite Satz stimmt in diesem speziellen Fall nicht ganz, da sich bei der BGM-Wahl auch Personen die kein aktives Wahlrecht haben zur Wahl stellen können. Die restliche Aussage bleibt davon allerdings unberührt

        2. @Herr Abel: Nicht zu wählen, ist eine Entsagung des eigenen Interesses an der Wahl. Einen ungültigen Wahlzettel abzugeben, eine Entsagung der Stimme auf einen Kandidaten. Beides führt letztlich zum gleichen Ergebnis der Wahl. Das wäre höchstens dann anders, wenn z. B. 25% aller Stimmabgaben ungültig wären. Das gab es in der deutschen Nachkriegsgeschichte auch schon mal. Ich verstehe Ihren Kommentar nicht ganz. Da wird zu viel zusammengeworfen.

          1. Hallo Herr Blau,
            wenn Ihnen das Bürgermeisteramt und dessen Besetzung egal ist sagt das lediglich etwas über Sie und Ihre Einstellung zu diesem Ort und ggf auch der Demokratie aus. Wir haben keine Wahlpflicht, niemand muss die Demokratie wertschätzen, sie dürfen sich in die Konsumentenhaltung zurückziehen.
            Grundsätzlich finde ich diese Einstellung eher gruselig, aber da verhält es sich wie mit Impfverweigerern – ein paar davon verkraften wir schon ohne größeren Schaden.
            .
            Was ich nicht verstehe ist worüber eine große Anzahl ungültiger Stimmen Unmut Ausdruck verleihen soll. Wir haben im Grunde zwei Gruppen: Die eine stellt sich zur Wahl, die andere nicht. Wenn Ihnen die Zusammensetzung der ersten Gruppe nicht zusagt, dann ist das doch eigentlich nur eine Kritik an der zweiten Gruppe – Ihnen inklusive.

  5. Interessante Diskussion: Aus meiner Sicht ist nicht unbedingt ein Bürokratieexperte von Nöten. Unsere Gemeinde hat in den letzten Jahren das gute Miteinander zwischen Rathaus und Politik verloren- aus welchen Gründen auch immer. Vertrauen muss wieder hergestellt werden zwischen Rathaus, Politik und den Bürgern. Da helfen keine Fachexperten, die das Wort Führung, Vermittlung und Wertschätzung nur aus der Theorie kennen.

    Wer nicht wählen geht, vergibt die Chance zumindest seinen Willen zu bekunden. Wer glaubt, das Bewerberangebot reicht nicht aus, kann dies auch am Wahltag kundtun. Einfach wegbleiben ist definitiv die falsche Antwort.

  6. Wahlrecht, ein hohes Gut, war, ist und bleibt für mich Wahlpflicht.
    Vor der ersten Bgm-Kandidatenvorstellungsrunde wusste ich nicht, für wen ich mich entscheiden wollte. Nach der Veranstaltung bin ich mir sicher, dass ich keinen/keine von den Vieren für geeignet halte. Unser Henstedt-Ulzburg hätte etwas Qualifizierteres gebraucht und verdient. Schade, dass passende Bewerbungen fehlen.

    Horst Schmidt

    1. Hallo Herr Schmidt,
      wenn Sie so eine Beurteilung fällen, sollten Sie diese auch begründen, sonst ist sie nur ein Vorurteil.Immerhin hat einer der vier Kanditaten bereits eine erfolgreiche Amtsperiode als Bürgermeister hinter sich und bewiesen, daß er die Fachkenntnisse mitbringt. Alles andere ist Spekulation.

      1. Er hat eine Amtsperiode hinter sich, mehr nicht. Ob diese erfolgreich war, wissen wir nicht.
        Fakt jedoch ist, eine Wiederwahl fand nicht statt. Mag sich jeder von uns seinen Teil denken.
        Verwaltungserfahrung?
        Alle Verwaltungsmitarbeiter der Gemeinde haben zumindest eine fundierte Ausbildung, nur der Chef dieser Mitarbeiter sollte zumindest ein Quentchen Ahnung haben. Das sieht ohnehin in der Praxis so aus, dass der Chef seine Mitarbeiter fragen muss, was gehen kann und wie was gehen kann. Eigentlich eine absurde Situation.

      2. Woran machen Sie „erfolgreiche Amtsperiode“ fest? Immerhin ist eine Wiederwahl gescheitert, das wird seine Gründe haben.

    2. Hallo Herr Schmidt, ich kann Ihren Ausführungen voll zustimmen. Auch mir fehlt bei allen Bewerbern eine mir ausreichende berufliche Qualifikation und Erfahrung für dieses schwierige Amt und eine recht große Verwaltung durch umfangreiche Kenntnisse überzeugend zu führen sowie fundierte Ideen und Vorschläge in die Politik einzubringen, die mehrheitsfähig werden können.
      Ich hätte mir Bewerbungen von erfahrenen Verwaltungsjuristen gewünscht, die mit der Kommunalmaterie vertraut sind. HU hat offensichtlich keinen guten Ruf für solche erfahrenen und qualifizierten Bewerber.
      Ich werde wie Sie hier an dieser Stelle aus Respekt keine dezidierten Bewertungen der einzelnen Bewerber vornehmen, das mag jeder Bürger für sich selbst tun.
      Ich neige derzeit dazu, nicht wählen zu gehen.

  7. Das, was hier im Artikel beschrieben wird, war zu erwarten. Die Positionen zueinander sind vordergründig eher enger als weiter gesteckt. Die ausgesuchten Themen liegen auf der Hand, und es ist sehr schwer, sich über weitere Themen breite Zustimmung zu holen. Deshalb ist aber nicht gesagt, dass die innere Ausrichtung der einzelnen Kandidaten letztlich identisch ist. Es geht erstmal nur darum, irgendwie an die Macht zu kommen. Ich glaube aber nicht, dass die kundgegebenen Inhalte der vier Kandidaten entscheidend sein werden. Einige Wähler werden sich nach ihrer parteilichen Neigung ausrichten, andere nur nach Sympathien gehen, weitere nach Kompetenzvertrauen entscheiden, und viele nach anderen Gesichtspunkten entscheiden, wie z. B. der heimatlichen Bindung der Kandidaten zu HU. Letztere werden ihre Stimmen auf zwei Kandidaten verteilen. Bei der letzten Bgm.-Wahl war übrigens der Anteil der Nichtwähler bei fast 57%.

    Was mit den Aussagen der Kandidaten definitiv verbunden sein wird, ist eine zukünftige Erwartungshaltung der Bürger. Und da wird spätestens nach der Wahl klarer, ungut schmeckender Wein auszuschenken sein. Die Rahmenbedingungen zur Erfüllung sämtlicher Erwartungen sind nämlich denkbar schlecht. Starke Begrenzungen verfügbarer Budgets, makrogesellschaftliche Entwicklungen und politische Durchsetzbarkeiten beschreiben nur ein paar der Leitplanken, die die Strecke verdammt eng werden lassen. Da ist Bürgerfrust vorprogrammiert. Es wäre natürlich totaler Quatsch, dieses aus dem Munde der Kandidaten hören zu wollen. Da ist keinem etwas vorzuwerfen.

    Am Ende geht es um Macht (das ist so platt, ich mag es gar nicht schreiben). Und um das Erreichen eines persönlichen Zieles jedes einzelnen Kandidaten.

    Ich wäre schon sehr zufrieden, wenn wir mit dem zukünftigen Bürgermeister:in eine Person mit großer Integrations- und Vernetzungskraft installieren können. Wunderdinge erwarte ich nicht. Null-Komma-Null.

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