Bildungsbeben in Henstedt-Ulzburg. Michael Höpner, Schulleiter des Alstergymnasiums, garantiert überdurchschnittlichen Gemeinschaftsschulabsolventen die Aufnahme in die Oberstufe seines Gymnasiums. Entsprechende Verträge Höpners mit den Schulleitern der beiden Henstedt-Ulzburger Gemeinschaftsschulen hat der Kinder- und Jugendausschuss in der vergangenen Woche abgesegnet, am Dienstag entscheidet der Gemeinderat abschließend über die Vereinbarung, eine Zustimmung dort ist Formsache.
In den Verträgen des Gymnasiums mit der Olzeborchschule und der Gemeinschaftsschule Rhen heißt es: „Das Alstergymnasium garantiert den Schülerinnen und Schülern die Aufnahme in die gymnasiale Oberstufe, wenn die Bedingungen nach §2 OAPVO erfüllt sind und sie in der Mittelstufe idealerweise zwei Fremdsprachen durchgängig bis zur 10. Klasse belegt haben. Laut OAPVO (Oberstufen- und Abiturprüfungsverordnung) muss im Abschlusszeugnis in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik mindestens ein Notendurchschnitt von 2,4 und in den übrigen Fächern ein Durchschnitt von 3,0 erreicht worden sein.“
Für eine Erlangung der Hochschulreife ist nach Englisch das Erlernen einer zweiten Fremdsprache Bedingung. Wer mit einem guten Realschulabschluss ohne zweite Fremdsprache auf das Alstergymnasium wechseln will, für den gibt es deshalb die Möglichkeit, Spanisch neu zu belegen. Höpner macht einen Anfängerkurs Spanisch ab der Oberstufe allerdings von den Anmeldezahlen abhängig. SPD-Schulexperte Christian Schäfer zur H-UN: „Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Gemeinschaftsschüler, die mit einem Wechsel in die Oberstufe des Alstergymnasiums liebäugeln, durchgehend französisch von der siebten bis zur 10 Klasse belegen.“ In den beiden Henstedt-Ulzburger Gemeinschaftsschulen wird als zweite Fremdsprache allein französisch angeboten.
Die Sozialdemokraten hatten sich als einzige Fraktion bei der Abstimmung über die Garantieverträge enthalten. Ihnen geht die Veränderung der Schullandschaft nicht weit genug. Die SPD fordert, gemeinsam mit der Schulleitung der Olzeborchschule, eine eigene gymnasiale Oberstufe für die ehemalige Hauptschule und stellte vergangene Woche einen entsprechenden Antrag. Mit einer eigenen Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule könnten noch mehr Schüler zum Abitur geführt werden, argumentieren die Sozialdemokraten.
Eine Abstimmung über den SPD-Antrag wurde aber zunächst vertagt: Die Verwaltung soll auf Drängen der Ausschussmitglieder erst einmal Zahlen über die finanziellen Auswirkungen einer Oberstufe an der Olzeborchschule vorlegen. WHU-Vertreter Thorsten Möhrken: „Bevor wir die Kosten nicht kennen, können wir nicht entscheiden.“
Klar ist allerdings schon jetzt: Eine Mehrheit für ein ‚Abi an der Olze‘ wäre mehr als eine Überraschung: BFB-Vize Doris Dosdahl zum SPD-Antrag: „Wir sind grundsätzlich für Oberstufen an Gemeinschaftsschulen, sehen aber hier den Bedarf nicht. Es wäre ein Wahnsinn, direkt neben dem Alstergymnasium eine zweite Oberstufe zu bauen.“
Und CDU-Gemeindevertreterin Margitta Neumann sagte: „Unsere Schüler können hier im Ort nach 12 und auch nach 13 Jahren Abitur machen, wir sind der Meinung, dass wir gut aufgestellt mit unser Schullandschaft sind.“
Neumanns G8/G9-Rechnung geht so: Wer ohne Ehrenrunde das Gymnasium absolviert, macht nach 12 Jahren Abitur, die Oberstufe umfasst dabei die Klassenstufen 10, 11 und 12. Gemeinschaftsschüler dürfen – wenn sie die Voraussetzungen erfüllen – nach der 10. Klasse in die dreijährige gymnasiale Oberstufe des Alstergymnasiums wechseln, legen das Abitur im Regelfall also nach insgesamt 13 Jahren ab.
cm
14. September 2014
Na Mensch, die Reformierung des Schulsystems ist ja ein genauso großer Wurf wie die Reformierung der Rechtschreibung! Aber das konnte man ja in beiden Fällen nun wirklich nicht vorher ahnen…
Das Grundprinzip der Gemeinschaftsschulen ist die Binnendifferenzierung in drei Leistungslevel innerhalb des Klassenverbandes. So soll dem unterschiedlichen Leistungsvermögen der Schüler Rechnung getragen werden und auch Spätentwicklern die Chance auf Abschluss des höheren Levels gegeben werden. Das Gymnasium ist von der 5. Klasse an in eine Richtung aktiv- nämlich Abitur idealerweise nach 8 Jahren zu ermöglichen. Wie hier ein Übergang der Schüler von den Gemeinschaftsschulen auf das Alstergymnasium geschaffen werden soll, ist doch bisher Theorie. Eine Gemeinschaftsschule, die vom Grund auf 9 Jahre bis zum Abitur vorsieht ist von daher nicht wirklich der Unterbau für die gymnasialeOberstufe am Alstergymnasium. Ich würde mir wünschen, dass neben dem Gymnasium eine Oberstufe an einer der Gemeinschaftsschulen (Rhen, Olzbeborch oder Kisdorf) geschaffen wird um den Gedanken der Gemeinschafsschulen auch in Realtiät zu sehen und nicht die Schüler darunter leiden zu lassen, dass aus Kostengründen dies mal wieder nicht passt.
Doppel jau!
Die Möglichkeit, nach der Realschule noch das Abitur zu machen gab es früher auch schon. Nur kann ich mich aus meiner Schulzeit erinnern, dass die Mitschüler, die von der Realschule in die Oberstufe kamen, sehr viel mehr zu kämpfen hatten als solche, die bei gleicher Begabung vom Gymnasium kamen. Das fing damit an, dass sie „Neu“ waren, während die anderen weitestgehend einfach in ihren alten Grüppchen weitermachten. Viel wichtiger war aber, dass die Schüler, die vom Gymnasium kamen, die Arbeitsweisen, die schlich vorausgesetzt wurden, alle schon kannten, währen die anderen diese erst noch erlernen mussten – und teilweise erst mal auf die Nase fallen mussten, bevor überhaupt klar war, dass es da Unterschiede gab.
Wenn also das Angebot an die Schüler der Gemeinschaftsschulen wirklich erfolgreich sein soll, darf es sich nicht einfach darauf beschränken, sie aufzunehmen, es muss auch fachlich auf sie zugeschnitten werden. Das geht am besten und sichersten mit einer eigenen Oberstufe für die Olzeborchschule oder zumindest mit einem speziell zugeschnittenem Kursangebot oder Einstiegshilfen.
Das klingt mir insgesamt doch mehr nach einem Tanz um den heissen Brei und sturer Beibehaltung des G8-Abiturs.
Bildung muss zugänglich bleiben. Auch für Schüler, die aus persönlich/familiären Gründen einem G8-Abitur nicht gewachsen sind, bei denen es aber für einen G9-Durchlauf reichen würde.
Über die Rechnung von Frau Neumann kann ich leider nur den Kopf schütteln.
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Letztlich, und das sagt auch der Beitrag von Herrn Meissner aus, hängen wir in Schleswig-Holstein am Tropf der Bildungspolitik des Landes, sprich wieviel qualifizierte LehrerInnen uns die Landesregierung zuverlässig und dauerhaft zur Verfügung stellt. Schon zahlenmässig haben wir deutlich zu wenig. Schelmenhaft betrachtet, könnte man deshalb durchaus von einem Bildungsrückfall ins frühe 20. Jahrhundert sprechen.
jau!
Finde ich persönlich sehr gut, allerdings gefällt mir die Forderung der SPD und der Schulleitung der Olzeborchschule noch besser!
Nur das große Problem sehe ich eigentlich an dem Mangel an Lehrern und den hohen Stundenausfall! Da werden es die Schüler aus der Gemeinschaftsschule sehr schwer haben…diesen geforderten Notendurchschnitt zu erreichen,bei den Fehlstunden,
Theorie und Praxis, liegen doch weit auseinander! Dazu die unheimliche Schüleranzahl in einzelnen Klassen, Sardinen in der Dose haben mehr Platz, als 30 Schüler in einem Klassenraum, und ruhiger haben sie es auch!