Bundespolizist Wulf Winterhoff, Mitglied im SV Henstedt-Ulzburg, hilft als Ausbilder seit ein paar Wochen in Afghanistan beim Aufbau einer zivilen Polizeiorganisation. In Masar i Sharif, im Norden des Landes, kommt der 44-jährige Familienvater so automatisch auch mit dem Alltag der Zivilbevölkerung in Kontakt. Wulf, der seit ein paar Jahren in vorderster Front sein Engagement für Kinder und Jugendliche als „Chef“ des Ulzburg-Cups unter Beweis stellt, und der allen Handballfreunden als Mann hinter dem Tresen der „Kaffeebude“ im Schulzentrum an der Maurepasstraße bekannt ist, braucht Hilfe.
„Ich appelliere an alle Handballer im SVHU und alle, die einen Beitrag leisten können, Wulf und sein Ansinnen, der afghanischen Bevölkerung – insbesondere den Kindern – ein wenig Freude zu verschaffen, zu unterstützen“, bittet Joachim Jakstat, Team-Manager der Handballer und Sportberichterstatter der Henstedt-Ulzburger Nachrichten. „Eigentlich bin ich es gewohnt, Texte in eigene Worte zu fassen, aber niemand kann die Bedingungen in dem von Bürgerkrieg gebeutelten Land besser schildern, als Wulf es in seiner letzten Mail gemacht hat“, kommentiert Jakstat. Deshalb hier in Auszügen Winterhoffs Bericht:
„Die jungen Menschen hier spielen für ihr Leben gern Fußball. Unter den Taliban war Fußballspielen genau wie jeder andere Sport oder auch Musikhören und Tanzen verboten und wurde mit drakonischen Strafen belegt. Das Strafmaß war dann Auslegungssache der Taliban, und so konnte man dafür auch die Todesstrafe erhalten. Exekutiert wurde dann in der Ironie des Schicksals auf dem Fußballplatz. Daher haben die hier noch eine Menge nachzuholen, wenn es um Vergnügen geht.
„Seht Euch das Bild an. Der rechte Spieler hat nur noch einen Arm. Und was Ihr nicht sehen könnt, auch nur noch ein Auge. Aber beim Fußballspielen ist er voll bei der Sache, hat Spaß, geht hart ran und will unbedingt den Ball. Und die Jungen spielen nicht einmal schlecht.
„Neben dem Fußballfeld gibt es noch zwei Volleyballfelder und eine wirklich kleine Sporthalle, die bei uns nicht als Sporthalle durchgehen würde. Wohl eher als Lager oder Werkstatt. Auf den Beton wurde da einfach ein dünnes Linoleum geklebt. Aber dafür lassen wir jetzt zwei kleine Tore schweißen, und schon kann man auch dort den Ball in die Mitte werfen. Wenigstens vier gegen vier ist da möglich.
„Zu den Bällen: Es wäre toll, wenn man vielleicht Ballnetze fertig machen kann, in denen jeweils ein Fußball für draußen, ein Filzfußball für die Halle und ein Beachvolleyball drin sind. Dazu würden dann noch zwei Ballpumpen benötigt. Natürlich können es nie genug Bälle sein, aber wenn Ihr sechs bis zehn solcher Netze spenden könntet, wäre das eine echt tolle Sache. Für die Sporthalle, die noch nicht eingeweiht ist, könnten noch zehn Medizinbälle (1,5 Kilogramm) sehr hilfreich sein. Genauso hilfreich wären auch noch zwei Sätze Leibchen.
„Die Bälle würden dann in gleichen Teilen an das Police Training Center und an die Außenstelle der ANPA (Akademie der afghanischen Nationalpolizei) gegeben, genau wie jeweils eine Pumpe und ein Satz Leibchen. Die Medizinbälle wären nur für das PTC gedacht. Ihr könnt ja mal sehen, was ihr hinbekommt.“
Sachspenden werden entgegengenommen im Sportstore des SVHU, Bürgermeister-Steenbock-Straße 64. Dort gibt es auch einen „Klingelbeutel“, dem man Bares anvertrauen kann.
Jörg Schlömann
5. Dezember 2011