Die Suppenküche der Tafel lockt zum Essen in Geselligkeit

Heute gibt es mal keine der beliebten Gemüsesuppen, sondern Kartoffelsalat mit Würstchen und Frikadellen. Und was für einen Kartoffelsalat! So lecker zubereitet mit viel Ei, Gemüse und Kräutern, dass sich so manches Restaurant eine Scheibe davon abschneiden könnte. Die Zutaten dafür kommen von der Norderstedter Tafel nach Henstedt-Ulzburg – Brot, Brötchen und Kuchen spendiert allwöchentlich Bäcker Warkotch gegenüber der Erlöserkirche.

Es ist Dienstag, zwölf Uhr mittags, und mehr als 20 hungrige Senioren, Schüler und Kindergartenkinder (zum Teil mit ihren Vätern) nehmen Platz an den liebevoll gedeckten Tischen im Gemeindehaus der Kreuzkirche. Hier hat die Tafel nach ihrem Auszug aus dem Ulzburg-Center ihr vorübergehendes Zuhause gefunden, bis sie zum Advent in ihre endgültige Bleibe an der Beckersbergstraße neben der Apotheke einziehen wird.

Dazu Methodisten-Pastor Sebastian Lübben: „Die Suppenküche gab es schon zwei Jahre unter Pastor Andreas Fahnert, bevor ich vor drei Jahren nach Henstedt-Ulzburg kam. Als wir im Juni aus dem Ulzburg-Center ausziehen mussten, wurde uns sofort die großzügige Gastfreundschaft der Kreuzkirche zuteil, die ihr Gemeindehaus der Tafel zur Verfügung stellte.“ Die Gästegruppe sei sehr gemischt, da nicht nur Senioren und Bedürftige hier essen dürfen (nicht ohne vorher ein Tischgebet gesprochen zu haben), sondern auch Familien von der Erlöserkirche. Wie zum Beispiel der Diakon Oliver Harder mit seinen drei Kindern, der jedes Mal die Gelegenheit nutzt, sich beim Essen mit Pastor Lübben auszutauschen. „Für uns ist es wie ein Treffpunkt unter Männern, die sich immer viel zu erzählen haben“, lacht der Pastor.

Das geht den anderen Gästen ähnlich. Ebenso wichtig wie die Mahlzeit ist die Gesellschaft, die sie hier erleben. Denn die meisten sind alleinstehend. Für sie ist die Tafel am Dienstag das Highlight der Woche. „Ich warte noch auf meine Freundin“, sagt eine ältere Dame auf die Frage, warum sie ihr Essen denn gar nicht anrührt. Als die Freundin kommt, blüht sie auf. „Na endlich!“ Und so geht es vielen, die die Tafel regelmäßig aufsuchen. „Sie müssen mal die Hühnersuppe probieren“, schwärmt eine andere Seniorin. „Einmalig! So was haben Sie noch nicht gegessen!“ Alle sind dankbar für die zwei Stunden, in denen sie ihre Einsamkeit vergessen und sich von innen und außen wärmen dürfen. Und jeder fühlt sich verpflichtet, einen kleinen Obolus in den Spartopf neben der Essensausgabe zu werfen. „Aber nur soviel, wie er möchte“, sagt Sigrid Brankhane, eine der vier gleichberechtigten ehrenamtlichen Frauen, die sich um das leibliche Wohl ihrer Gäste kümmern. Damit das aber auch weiter so reibungslos funktioniert, suchen sie dringend noch mehr helfende Hände, die sie einmal in der Woche unterstützen.

Immer montags werden die Lebensmittel von der Norderstedter Tafel geliefert. Deshalb fällt die Suppenküche auch aus, wenn der Montag ein Feiertag ist. „Aber – wir sind sehr dankbar, dass uns die Tafel ihr Obst und Gemüse und vieles andere zur Verfügung stellt!“ Manchmal sind auch schon mehr als 40 Personen gekommen, die alle satt geworden sind. Und was machen sie, wenn zu wenig Esser für die vorbereiteten Portionen kommen? „Dann frieren wir den Rest ein“, sagt Sigrid Brankhane. „Wir müssen ohnehin immer eine Portion einfrieren für den Fall, dass  das Gesundheitsamt eine Kontrolle schickt.“

Dass es eigentlich zwei Tafeln in Henstedt-Ulzburg gibt, ist nur wenigen bekannt. Vor allem aber jenen, die jeden Mittwoch zum Essen ins Bürgerhaus kommen. Hier ist alles kostenlos, weil die Gäste einen Berechtigungsschein vom Sozialamt vorlegen können, der sie dazu berechtigt, sich einmal richtig satt zu essen. Für diese Gäste ist es eine Notwendigkeit, einmal in der Woche in den Genuss einer warmen Mahlzeit zu kommen. Und deshalb bleiben sie auch gern unter sich.

Dazu eine Anmerkung der Redaktion:

Angesichts der aktuellen Horrormeldungen in den Medien, dass noch gut essbare Lebensmittel in unvorstellbaren Mengen auf dem Müll landen, nur weil das Verfallsdatum demnächst abläuft, während sich viele Menschen oft nicht mal das Nötigste zum Leben leisten können, sollten die Supermärkte und Discounter hellhörig werden. Und sich verstärkt der Tafeln und Suppenküchen annehmen. Was bei uns täglich weggeworfen wird, könnte noch unendlich viele Menschen satt und glücklich machen.

Gabriele David

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