Die Gemeinde agiert nicht nur beim City-Center ziemlich planlos!

Ende Oktober verselbständigte sich eine Diskussion in den Kommentarspalten bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: Die Lesermeinungen hatten nur noch am Rande mit dem Inhalt des Berichts zu tun, der die drohende Staufalle am Knotenpunkt Hamburger Straße/Kadener Chaussee thematisierte: Auf einmal ging es um ein im Bau befindliches Mehrfamilienhaus in Ulzburg-Mitte. Massiv kritisiert wurde insbesondere, dass das Gebäude an der Hamburger Straße direkt an den Bürgersteig herangebaut wird.

Die Leser-Diskussion aufmerksam verfolgt hat offenbar auch Bürgervorsteher Carsten Schäfer. Und sich schlau gemacht: Denn am Montag informierte er darüber, dass die Bebauung, die direkt an den Fußweg grenzt, gemeindlicher Wille sei. Schäfer schreibt in einer Pressemitteilung: „Das angesprochene Bauvorhaben liegt im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 86 Hamburger Straße/Nördlich Beckersbergstraße. Hier ist eine Baulinie festgesetzt, an die heran gebaut werden muss. Dies betrifft alle Neubauten, die an der Hamburger Straße errichtet werden und im Geltungsbereich dieses Bebauungsplanes liegen.“

Welche städtebauliche Absicht hinter dieser festgeschriebenen Baulinie stecken könnte, geht aus Schäfers knapper Mitteilung leider nicht hervor.

Das wird aber immerhin in der Begründung des von Schäfer zitierten Bebauungsplans erläutert, der 2002 rechtskräftig wurde: Danach strebt die Gemeinde langfristig eine Umstrukturierung des Gebietes an,  eine verdichtete Bebauung mit Zentrumscharakter soll geschaffen werden, die Bebauung entlang der Hamburger Straße soll eine Raumkante zur Bundesstraße bilden. Mehrfach ist zudem von einer bisher ungeordneten baulichen Entwicklung die Rede, zukünftige Bauvorhaben sollen als zusammengehörige Einheit wahrgenommen werden.

Doch ganz ungeachtet der Frage, ob eine in der Form verdichtete zentrumsnahe Bebauung denn zu einer Gemeinde passt, die sich mit Händen und Füßen dagegen sträubt, Stadt zu werden: Mit der angestrebten geordneten städtebaulichen Entwicklung, mit Neubauvorhaben, die als zusammengehörige Einheit wahrgenommen werden, wird es trotz der verbindlich aufgestellten Regeln aus dem Jahre 2002 nichts werden.

Denn wieder einmal macht die derzeitige führungslose Verwaltung gemeinsam mit der Politik früheren Planvorgaben einen Strich durch die Rechnung. So sagten die Ausschussmitglieder im September mehrheitlich ja zu einem Antrag eines Grundstückseigentümers, der darum bat, bei der Bebauung seines Grundstücks an der Gartenstraße  auf wesentliche gestalterische Vorgaben verzichten zu dürfen. Besonders bitter: Die aktuellen Entscheider scheinen gar nicht verstanden zu haben, worauf ihre Vorgänger 2002 denn hinaus wollten – nämlich eine langfristig angestrebte Umstrukturierung, die irgendwann einmal ein geordnetes städtebauliches Gefüge erkennbar werden lässt – mit Bauten die zusammenpassen.

In der Begründung, warum der Antragsteller u.a. die im Bebauungsplan vorgegebene Dachneigung nicht einhalten muss, heißt es jedenfalls, dass die vorgeschriebene Dachneigung ja keinesfalls typisch sei – in der Umgebung gebe es schließlich Flachdächer und Dächer mit abweichenden Dachneigungen zuhauf.

Christian Meeder

21.11.2012

9 thoughts on "Die Gemeinde agiert nicht nur beim City-Center ziemlich planlos!"

  1. Ja und nein, Frau Linsel.

    Ich sehe im konkreten Fall vielmehr Angst, Hilflosigkeit und besonders Mistrauen durch die Leser über ihre Meinungsniederschrift zum Ausdruck gebracht.
    Das halte ich für legitim, da offensichtlich die maßgeblichen Entscheidungsträger z.Zt. wenig Interesse an einem ehrlichen Konsens zeigen.

    Allerdings rufe ich auch zur Besonnenheit auf, bis wir wieder Klarheit in der Führung der Verwaltung haben.
    Die Mäuse mögen bis dahin bitte unter dem Tisch tanzen, die Ratten woanders fressen, und die Lemminge sich in den Winterschlaf begeben.

    Mit freundlichen Grüssen,
    G. Willsch

    P.S.
    Jeder denkt an sich.
    Keiner denkt an mich.
    Nur ich.

  2. Alles Quatsch es ist gewollt bis an den Bürgersteig heran zubauen, verränderung Ortsbild. Die Platzverhältnisse hätten sonst keine 2 Häuser zu gelassen. Das ist Fakt. Henstedt-Ulzburg verändert sich nicht, es bleibt ein Klüngel.

    1. Das behauptet keiner. Wir haben nur alle eine Meinung und schreiben Diese hier. Warum Alles kommentarlos hinnehmen? Das hat absolut nichts mit alles wissen und alles können zu tun. Schade, wenn Sie keine Meinung haben.

  3. @Ina Krause: Gute Idee, und die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung könnten sich dann auch mal daran orientieren…

  4. Und ich stelle wieder die Frage nach einer hauptamtlichen Bürgermeisterin bzw. einem hauptamtlichen Bürgermeister, die/der in der Lage ist, sich aus zurückliegenden Akten schlau zu machen und dafür zu sorgen, daß länger zurückliegende Beschlüsse weiterhin ihre Gültigkeit behalten. Ein Archiv solcher Beschlüsse in Form einer für jede/n einsehbaren Datenbank wäre ja nicht schlecht. Dann hätten auch neue Mitglieder im Gemeiderat bzw. dessen Ausschüssen die Chance, sich zu informieren.

  5. Hallo Verwaltung,

    Ich finde euch toll.

    Meine Vermutung, wir, also die die das behaupten sind im Überzahl, so ca. 27650.

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