„Der Brunnen am Wöddel“ – jetzt wurde er endlich eingeweiht

WöddelBrunnenaugustDie im Kreis stehenden Bänke waren zuerst besetzt. Jeder wollte sich den besten Platz vor dem steinernen Klotz in der Mitte sichern, der sich alsbald zu dem lange erwarteten „Brunnen am Wöddel“ entpuppte. Doch bevor das Wasser angestellt wurde, ließ der neue Bürgervorsteher Uwe Schmidt es sich nicht nehmen, den Besuchern einen Blick in die Historie des Brunnens zu vermitteln. Es war der Kultur- und Jugendausschuss, der am 17. November 2003 beschloss, einen Arbeitskreis „Kunst im Öffentlichen Raum“ zu bilden. Genau zwei Jahre später wurde der Künstler Thomas Behrendt mit der Aufgabe betraut, diesen Brunnen zu bauen. Und zwar unter dem Motto „Jung und Alt miteinander – gemeinsames Leben am Ort“, gegründet auf dem Projekt „Kunstwege im Alsterland“.

„Der Stein des Anstoßes liegt im wahrsten Sinne des Wortes vor uns“, meinte Uwe Schmidt scherzhaft, betonte dann aber, dass dieser 18 Tonnen schwere Koloss einen langen Weg hinter sich hat. „Denn er kam aus der Eiszeit zu uns. Und er hätte sicher viel zu erzählen über die –zig tausend Jahre, die er im Dunkeln unter der Erde lag und erst während der Bauarbeiten des AKN-Tunnels entdeckt wurde.“ Durch sieben Rinnen soll das Wasser aus dem Inneren des Steins laufen – neben dem Wöddelteich und der Wiese ein weiterer Ort zum Verweilen. Zum Gelingen dieses Kunstwerks haben übrigens viele ortsansässige Firmen beigetragen, deren Chefs die Einweihung ebenfalls am Herzen lag.

Der Bildhauer Thomas Behrendt war es auch, der die beiden Vorgänger schuf: „Anschieben“ – Skulptur auf dem Marktplatz Rhen (13.600 Euro) und „Auf eigenen Füßen stehen“ am Wendehammer der Abschiedskoppel (28.600 Euro). Das teuerste Kunstwerk für fast 50.000 Euro wurde nun der „Brunnen am Wöddel“, ein Blickfang, der die Umgebung aufwertet und zum Ausruhen einlädt.

Für Thomas Behrendt ging es vor allem darum, dem Platz am Wöddel seine über Jahrhunderte gewachsene Funktion als Dorfmittelpunkt wieder zurückzugeben.

Und dann kam der Künstler selbst zu Wort. Geboren 1955 in Kühlungsborn, lebt er seit 23 Jahren in Norderstedt, wo ihm auch der Kulturpreis der Stadt verliehen wurde. „Noch bis zur letzten Minute habe ich daran gearbeitet. Aber das ist schließlich auch angebracht bei einem 920 Millionen Jahre alten Granitfindling, sich mit der Bearbeitung ein wenig zeit zu lassen.“ Immerhin seien ja noch 40 Zentimeter als Fundament im Boden versenkt. Dass er sich einen Tag zuvor noch den Daumen blutig gehauen hat, gehöre für ihn dazu, meinte er lachend. „Das Ganze hat soviel Spaß gemacht. Vor allem auch, dass ich von allen Seiten unterstützt worden bin. Das war ganz hervorragend. Ich bin total glücklich“, sagte Behrendt strahlend. „Sogar von den Nachbarn bin versorgt worden, mal mit Kaffee, mal mit Eis und Kuchen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön!“ Der begeisterte Applaus zeigte die enge Verbundenheit zwischen Künstler, Kunstwerk und seinen „Nutznießern“.

Als das Wasser schließlich angestellt wurde, sprudelte es wie versprochen über die sieben Rinnen und zurück ins Innere, um oben wieder herauszusprudeln. Und zur Freude des Publikums und der Fotografen „drapierte“ sich der Künstler dann auch noch nach dem Vorbild der dänischen Meerjungfrau auf „seinem“ Stein – es war wirklich ein historischer Augenblick …

Gabriele David

31.08.2013

 

2 thoughts on "„Der Brunnen am Wöddel“ – jetzt wurde er endlich eingeweiht"

  1. Stonehenge im Ortsteil Henstedt
    Vor wenigen Wochen sah ich auf der Wiese hinter dem ehemaligen Schulgebäude (Kindergarten) Jugendliche mit dem Ball spielen. – Nun ist dies nicht mehr möglich!
    Drei zusammenhängende „öffentliche“ Flächen wurden im Ortsteil Henstedt überplant und stehen somit für sommerliche Feste, Märkte und zum Spiel nicht mehr zur Verfügung. Welcher Bürger Henstedt-Ulzburgs verbindet sich mit der Historie Henstedts im Mittelalter?
    Ich habe als Anwohnerin und Nutzerin erlebt, was ist an dieser Stelle in den vergangenen 53 Jahren an Kommunikation stattgefunden hat: Der Schulgarten wurde von den Lehrern, die im Schulgebäude wohnten, bewirtschaftet. Lehrer Carstensen ließ zu Beginn jeder Stunde die im Garten gesammelten Wildkräuter abfragen und erklärte u.a. wie vitaminhaltig z.B. Giersch und Mangold sind. Wir lernten fürs Leben – unvergessen und so praktisch.
    An den Sommerabenden traf man sich auf dem Schulhof, der auch außerhalb der Schulzeit nutzbar war, zum Brennball- oder Völkerballspiel. Wir lernten fürs Leben – prägende individuelle Entwicklung in der Gemeinschaft. Die Dorfjugend traf sich zum Versteckspiel und im Winter zum Schlittschuhlauf auf dem Wöddel. Wer mochte, konnte sich bei den anliegenden Läden Lakritz oder Eis kaufen.
    Auch in den letzten 30 Jahren war die Fläche ein Ort der Begegnung und des Spiels: DRK-Wöddelfest, Ballspiel, Tischtennis (wurde entfernt, weil ???) u.a.m. Die Nutzung war also offen und konnte jederzeit durch neue Ideen belebt werden. Die Menschen und die Umgebung dieses Platzes haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert – doch soll diese Fläche nun der älteren Generation vorbehalten bleiben?
    Das Kindergartengelände ist eingezäunt, dies ist angesichts der angespannten Verkehrssituation in unserem Ortsteil einsehbar. Der Dorfteich wurde großzügig mit Pflanzen umzäunt, so dass er nunmehr größtenteils von den Bänken aus nicht mehr sichtbar ist. Nun ist die Verbindungsfläche zwischen Schulgebäude und Dorfteich ebenfalls überplant und lässt keinen Raum mehr für eine flexible Nutzung. Ich frage mich, was in unseren Gemeindevertretern bei der Entscheidung, sich durch ein solches Monument ein Denkmal zu setzen, vorgegangen ist. Haben sie nie die Freiheit solcher Orte in ihrer Jugend erlebt?
    Dieser Beitrag richtet sich nicht an den Künstler Behrendt, er hatte einen Auftrag und erhielt die entsprechenden historischen Informationen. Seine bisherigen Skulpturen in der Gemeinde sind schön anzuschauen und lassen noch Platz für Begegnung vieler Menschen.

    1. Aus meiner Jugend erinnere ich mich an den Bereich zwischen alter Schule und Teich eigentlich nur als schwer einsehbaren Bereich, in dem sich Jugendliche tummelten, denen man besser nicht in schwer einsehbaren Bereichen begegnet. Entsprechend tut es mir nicht leid um die Neugestaltung.
      Warum allerdings alles eingezäunt werden muß, frage ich mich auch. Die Kinder dürfen also bei Schnee nicht mehr den Berg am Gymnasium zum Rodeln nutzen?! Aus welchem Grund eigentlich?
      Der Wöddelteich selbst ist doch relativ unansehnlich geworden, mit diesen Schmutzabscheiderdingern, und den kleinen Holzsteg gibt es auch nicht mehr. Da ist es vielleicht schöner auf Pflanzen als auf den Teich selbst zu gucken, schade eigentlich…

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