Depressionen, Schwindel, Stürze – und was dahinter stecken kann, sagt die Paraklinik

Man glaubt es kaum, aber das gibt es wirklich: Seit gestern läuft die Weltkontinenzwoche. In Deutschland sind sechs bis acht Millionen Menschen von Blasenschwäche betroffen. Das Wort „Schwäche“ ist irreführend. Es lässt glauben, dass es sich hierbei um ein Symptom handelt, das lästig ist und die Lebensqualität einschränkt. Die Wahrheit aber ist: Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die ernstzunehmende gesundheitliche Folgen hat. Und Frauen haben ein deutlich höheres Risiko, an Inkontinenz als an Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken.

Dr. Hendrik Hahn, leitender Oberarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe an der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg: „Bis vor Kurzem waren uns die Zusammenhänge zwischen Depressionen, Schwindel, Stürzen und der Inkontinenz nicht so deutlich. Doch Studien und Zahlen sprechen eine klare Sprache. In unserer urogynäkologischen Sprechstunde nehmen wir uns Zeit, die Ursachen zu erkennen und Therapieoptionen zu besprechen.“

Die Weltkontinenzwoche bietet darüber hinaus eine sehr gute Möglichkeit, Frauen über die Erkrankung aufzuklären; denn obwohl es mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten zur effektiven Behandlung der Harninkontinenz gibt, suchen diese Frauen dennoch oft erst nach einem jahrelangen Leidensweg einen Arzt auf. Für viele Betroffene im höheren Alter endet der Weg im Altersheim: Inkontinenz ist der häufigste Grund für eine Heimeinweisung, da die Pflege durch Angehörige oder Pflegedienste im eigenen Zuhause nicht mehr zu leisten ist.

Den meisten Frauen, die unter einer Harninkontinenz leiden, ist nicht klar, dass die Behandlung ihrer Krankheit nur dann erfolgreich ist, wenn ein Arzt die genaue Ursache für ihre Inkontinenz erkannt hat. Es werden drei Arten der Harninkontinenz unterschieden: die Dranginkontinenz, die Belastungsinkontinenz und eine Mischform aus beiden.

Hauptmerkmal der Dranginkontinenz ist der Verlust kleiner oder auch großer Urinmengen, begleitet von dem Drang, die Toilette aufzusuchen. Lediglich 17 Prozent aller betroffenen Frauen leiden unter einer reinen Dranginkontinenz. Demgegenüber steht die Belastungsinkontinenz, die bei 50 Prozent aller betroffenen Frauen vorliegt. Ohne dass ein Harndrang verspürt wird, kommt es während körperlicher Anstrengung, Niesen oder Husten zu unwillkürlichem Harnverlust.

Als Ursache dieser häufigsten Form der Harninkontinenz liegt in den meisten Fällen eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur oder generelle Bindegewebsschwäche vor. Die Erschlaffung der Muskulatur wird oftmals ausgelöst durch Schwangerschaften, Geburtskomplikationen, Übergewicht, einen Östrogenmangel in den Wechseljahren, schwere körperliche Arbeit, Operationen oder schlicht Verstopfung. Immerhin bei 33 Prozent aller Erkrankungsfälle liegt eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz vor.

Wenn konservative Verfahren (zum Beispiel Beckenbodentraining) oder Änderungen des Lebensstils (Gewichtsreduktion) keinen Therapieerfolg bringen oder keine Option sind, setzt Dr. Hendrik Hahn ein minimal-invasives Verfahren ein: „Wir haben an unserer Klinik die Möglichkeit, ein schonendes, aber effektives Operationsverfahren anzuwenden. Wir implantieren dünne Netzbänder spannungsfrei im mittleren Harnröhrensegment. Das Band (Gynecare TVT) ersetzt die defekten Strukturen und stellt die ursprüngliche Spannung wieder her. Das Verfahren ist komplikationsarm, sehr erfolgreich und für die Patientin kaum belastend.“

Besonders wichtig ist dem Experten, dass die Frauen einen Arzt aufsuchen und sich beraten lassen. Die Aussichten auf Heilung, zumindest aber auf nachhaltige Besserung sind sehr hoch.

Jörg Schlömann

18.6.2012

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