Das Familienzentrum macht’s möglich: Auch Krabbelkinder können schon richtig tanzen

Was früher gang und gäbe war, inzwischen aber in vielen Familien „aus der Mode gekommen“ scheint, wird vom Familienzentrum in Henstedt-Ulzburg, Beckersbergstraße 55a, seit einiger Zeit wieder belebt: kleine Kinder im Arm ihrer Mütter mit kindgerechten Liedern und rhythmischer Musik an die Vielfalt von Klängen zu gewöhnen „Wir nennen es zwar ‚Musizieren mit Babys’“, erklärt Kursusleiterin Peggy Borchers, „wollen damit aber vor allem die Mütter erreichen, dass sie wieder mit ihren Kindern singen. Alles andere ergibt sich daraus fast von selbst.“ Es sollen also keine kleinen Mozarts werden (weil ihre Muttis nicht zu den ehrgeizigen Eislaufmüttern gehören), sondern hellhörige kleine Individuen.
Es sind elf Kinder, die mit ihren Mamas einmal pro Woche für eine Stunde zu Peggy Borchers kommen, um mit viel Kuscheln und Körperkontakt, aber auch mit Gleichaltrigen, zunächst einmal dem Singen der Erwachsenen zu lauschen. „Ich möchte die Mütter zum Singen ermutigen, weil die meisten sich gar nicht mehr trauen. Viele sagen, dass ihnen die Töne zu hoch sind und sie dann piepsig würden. Deshalb gehe ich oft eine Oktave tiefer, dann geht es sehr gut.“ Aber zu Anfang trägt auch eine plastisch erzählte Geschichte mit viel nachgeahmter Bewegung dazu bei, die Kleinen aus der Reserve zu locken.
Richtigen Spaß macht es den Kindern, die in dieser Gruppe alle zwei Jahre alt sind, wenn Peggy ein Stück aus der CD des bekannten Kinder-Komponisten und Liedermachers Robert Metcalf spielt. Da darf dann auch richtig getanzt werden. Und da zeigen sich die unterschiedlichen Begabungen und wie Musik in diesem Alter empfunden wird. Während die einen nur von einem Beinchen aufs andere wippen oder vor sich hinstampfen, zeigen die anderen ganz natürliche Ansätze zum Tanzen, allen voran der kleine Tom, ein wahres Naturtalent, der mit strahlendem Blick und wachsender Begeisterung eine echte Sohle aufs Parkett legt. Also einer, der jetzt schon Musik im Blut hat. Dieses Talent sollten die Eltern nicht ungenutzt lassen. Mit der richtigen Musik können sie nämlich schon zu Hause testen, ob ihr Sprössling sich eines Tages zum Superstar eignet…
Derart motiviert kommen jetzt die Holzklöppel zum Einsatz. Angesichts des Lärms, den sie beim Trommeln auf den Boden oder beim Aufeinanderschlagen damit machen können, kreischen die Kleinen vor Vergnügen, während ein kleiner Baumeister vergeblich versucht, einen Turm daraus zu bauen. „Sie genießen es einfach, dass man sich mit ihnen beschäftigt, dass sie mit ihresgleichen zusammen sind und ohne Zwang ‚auf die Pauke hauen’ dürfen“, sagt die Kursusleiterin lächelnd. Als der allgemeine Lärmpegel jedoch ins Aggressive zu kippen droht und wieder Ruhe einkehren muss, werden Glöckchen an einem Holzstab verteilt. Damit wird so lange geklingelt und gefuchtelt, bis nur Schnuffeltuch und Kuscheltier interessieren. Ein sanftes Lied beendet die „Musikstunde“, die allerdings nicht länger als 45 Minuten dauern darf, weil die kleinen Akteure dann unruhig werden und auch richtig geschafft sind.
Brigitte Sassmannshausen besucht diesen Kursus mit ihren Zwillingen Lena und Niklas schon seit anderthalb Jahren. Warum so früh? In Ermangelung eines Krippenplatzes für die beiden wollte sie wenigstens auf diese Weise Kontakt mit anderen Kindern herstellen. „Und das ist ihnen sehr gut bekommen!“
Um auch alles richtig zu machen, hat Peggy Borchers anfangs eine Ausbildung zum „Musik-Garten“ für Mutter und Kind absolviert, also eine Art Musikerziehung im weitesten Sinne. „Als mein heute achtjähriger Sohn damals in den Kindergarten ging, wollte ich gern etwas Eigenes machen. Und da erschien mir diese Ausbildung am reizvollsten.“ Ihr Kursus kostet pro Kind 50 Euro für zehn Treffen. Peggy Borchers leitet vier Kurse pro Woche. Für weitere Informationen ist Sabine Samel, Vorsitzende des Familienzentrums, unter Telefon 808 796 zu erreichen oder per E-Mail mail@mehrgenerationenhaus-hu.de.
Gabriele David

21.01.2012

2 thoughts on "Das Familienzentrum macht’s möglich: Auch Krabbelkinder können schon richtig tanzen"

  1. Interessant das Eltern sich zu einem Kurs anmelden müssen um Kuscheln und Nähe mit ihren Kindern zu „Lernen“.Bei uns ist sowas (Singen,Tanzen und Kuscheln)noch zu unserer Erziehung dazu…

  2. Zu der gelungenen und engagiert betriebenen musikalischen Früherziehung im
    Familienzentrum „H-U“ kann man nur grtaulieren und wünschen, dass dieses
    Projekt Schule macht. Wir machen hier im kleinen, eher privaten Stil, etwas
    Ähnliches. Dabei verwenden wir u.a. Teile der Kunterbunten Kinderlieder,
    besonders die Tierlieder aus liederkorb.de. Da diese Lieder sehr „pantomimisch“ sind, kommen sie bei den Kindern sehr gut an.

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