CDU-Überraschung: Ein Mann namens Schmidt soll neuer Bürgervorsteher werden

Die Überraschung ist geglückt: Mit einem Mister Nobody auf Listenplatz eins zieht die Henstedt-Ulzburger CDU in den Kommunalwahlkampf 2013: Der 64-jährige Uwe Schmidt, pensionierter Geschäftsführer eines Hamburger Versand-Handelshauses, ist von den Christdemokraten für das Amt des Bürgervorstehers auserkoren, wenn sie denn bei der Wahl am 26. Mai stärkste Fraktion in der Gemeindevertretung werden sollten. Was allerdings ihr erklärtes Ziel ist.

Aber die Personalnot bei der örtlichen Union muss schon ziemlich groß sein, wenn man einen kommunalpolitischen Newcomer gleich auf Platz eins der Liste präsentiert. Der Freizeit-Golfer lebt seit 1990 auf dem Rhen, hat drei erwachsene Kinder und ist erst in diesem Jahr Parteimitglied geworden. Zwei Gründe nannte Schmidt für sein plötzliches kommunalpolitisches Interesse: Er möchte die unendliche Geschichte der Wilstedter Straße zu einem guten Abschluss bringen, und er ist gegen eine Hochhaus-Bebauung des Wagenhuber-Geländes.

Damit steht der Neuling im Widerspruch zur stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf, die sich noch im Sommer vergangenen Jahres bei einer Besichtigung des ehemaligen Betonwerks für ein „drittes Torhaus“ auf dem Arreal ausgesprochen hatte. Das aber ist nicht mehr aktueller CDU-Kurs. Und auf der aktuellen CDU-Liste rangiert denn Elisabeth von Bressensdorf auch nicht mehr auf Platz drei wie bei der vorigen Wahl, sondern auf Platz sechs. Für ihren Verzicht auf einen Spitzenplatz „zugunsten unserer jungen Kandidaten“ dankte ihr die Partei bei einer Mitgliederversammlung „ausdrücklich“, wie es in einer Pressemitteilung der CDU heißt.

Zu den jungen Kandidaten gehört Leo Schäfer (23), Sohn von Bürgervorsteher Carsten Schäfer (BFB). Der Versicherungskaufmann verfügt wie Uwe Schmidt über keinerlei praktische kommunalpolitische Erfahrung, was ebenfalls auf eingangs erwähnte Personalnot bei der CDU hindeutet. Gleichfalls „politisch unbeleckt“ auf der Kandidatenliste ist Timo Scholle.  Aber im Gegensatz zu Schäfer und Scholle  ist Neu-CDUler Uwe Schmidt als Mitglied des Lions-Clubs gut vernetzt. Zum Beispiel mit dem Partei-Ortsvorsitzenden Michael Meschede, dessen Vorgänger Wolfgang Horstmann, dem CDU-Landtagsabgeordneten und Ex-Bürgermeister Volker Dornquast sowie dem Ehrenvorsitzenden Volker Manke, die gleichfalls „Löwen“ sind.

Es bleibt alles beim alten, lautet die CDU-Devise bei der Stellvertretung des beurlaubten Bürgermeisters Torsten Thormählen: „Selbstverständlich wird unsere Kandidatin Elisabeth von Bressensdorf von uns für das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin wieder vorgeschlagen“, betont die Partei in ihrer Pressemitteilung und fährt – irgendwie hintergründig – fort: „Wir wollen, dass vor dem Hintergrund der zur Zeit noch unsicheren Erwartung für das Amt die Kontinuität in unserer Verwaltung auch nach der Wahl gewahrt bleibt. Die Verwaltung muss vor diesem Hintergrund mit ruhiger Hand geführt werden. Dazu hat Frau von Bressensdorf unser volles Vertrauen.“

Übrigens: Ein Mann, der vielen Lesern der Henstedt-Ulzburger Nachrichten durch seine zum Teil sinnfreien Kommentare bekannt sein dürfte, findet sich ebenfalls auf der CDU-Kandidatenliste – allerdings auf dem letzten Platz: Waldemar Bianga.

Jörg Schlömann

8. März 2013

6 thoughts on "CDU-Überraschung: Ein Mann namens Schmidt soll neuer Bürgervorsteher werden"

  1. Ist doch schön, wenn sich Menschen in der Kommunalpolitik engagieren, die das bislang nicht taten … in dem Sinne, herzlichen Glückwunsch allen Gewählten.
    Sollte Herr Schmidt tatsächlich Bürgervorsteher werden, dann hoffe ich allerdings, daß er sich als Bürgervorsteher aller Henstedt-Ulzburger versteht, und nicht als Bürgervorsteher „nur“ der Wilstedter Straße – zwar muß diese endlose Geschichte tatsächlich endlich gelöst werden, aber die Gemeinde hat leider noch eine Menge mehr Probleme …

  2. Hallo Herr Willsch,
    Sie haben die Katzen vergessen, die dann alle in meinen Garten sch… 🙂
    Natürlich kann ich Herrn Schmidt verstehen und es ist auch völlig in Ordnung für die eigene Sache einzutreten. Der Artikel oben liest sich nur leider so, als ob dies der einzige Grund für das plötzliche Engagement von Herrn Schmidt wäre und das finde ich für einen (evtl.) künftigen Bürgervorsteher zu wenig, aber ich denke da kommt noch was, vielleicht macht Herr Schlömann ein Interview?
    Herzliche Grüße von der Alsterquelle
    S. Schmude

  3. “ Der Freizeit-Golfer lebt seit 1990 auf dem Rhen, hat drei erwachsene Kinder und ist erst in diesem Jahr Parteimitglied geworden. Zwei Gründe nannte Schmidt für sein plötzliches kommunalpolitisches Interesse: Er möchte die unendliche Geschichte der Wilstedter Straße zu einem guten Abschluss bringen, und er ist gegen eine Hochhaus-Bebauung des Wagenhuber-Geländes.“
    Ist das nun aus dem Zusammenhang gerissen, oder hat Herr Schmidt auch andere Ziele als seine eigenen Ineressen?

    1. Da fehlt natürlich die Erklärung zu meinem Beitrag. Ich habe gegoogelt. Herr Schmidt wohnt zwischen Wilstedter Straße und Wagenhuber-Gelände. 🙂

      1. Hallo Frau Schmude,
        danke für Ihre Aufklärungsarbeit.

        Im Gegenzug habe ich mal gegoogelt, wo Sie wohnen. Das Nachbargrundstück links von Ihnen hat Potential für mindestens vier Mehrfamilienhäuser im Stile ‘Via Regia 45‘.
        Das würde bedeuten, auf einen Schlag etwa 50 neue Nachbarn, die größtenteils vor Ihrer Haustür parken, im Sommer auf den Balkonen grillen, dabei auch mal laute Musik hören, und Ihnen von oben beim Sonnen auf der Terrasse auf den Bikini gucken. Die 12 neuen Hunde hinterlassen obendrein kleine Ärgernisse an Ihrem Gartenzaun und bellen dann, wann sie wollen.
        Es würde mich sehr wundern, wenn Sie sich nicht mit aller Macht gegen solche Perspektiven stemmen würden.

        Ich kann jedenfalls Herrn Schmidt verstehen. Sie auch?

        Herzliche Grüsse an die Alsterquelle,
        G. Willsch

  4. Hallo Herr Schlömann,
    worauf bezieht sich Ihr „politisch unbeleckt“? Herr Mutz ist seit 2008 als bürgerliches Mitglied der CDU-Fraktion im Kultur- und Sportausschuss tätig.
    Zählt politische Erfahrung erst als Gemeindevertreter?

    Anmerkung der Redaktion: Danke für den Hinweis, Frau Dosdahl hat recht, wir haben den Text korrigiert.

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