BFB-Chef Iversen: Es muss keiner verhungern, wenn die Geschäfte Sonntags geschlossen bleiben!

BFB-Chef Jens Iversen
BFB-Chef Jens Iversen

Die Großgemeinde erlaubt auch im kommenden Jahr an vier Sonntagen die Öffnung von Läden und Geschäften. Eine entsprechende Empfehlung der Verwaltung wurde gestern von Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitikern mit breiter Mehrheit in der Gemeindevertretung beschlossen. Damit wird der gesetzliche Rahmen weiterhin voll ausgeschöpft. Das schleswig-holsteinische Ladenöffnungszeitengesetz erlaubt maximal vier verkaufsoffene Sonn- oder Feiertage im Jahr.

Kritik an der Sonntagsöffnung gab es von Teilen der BFB-Wählervereinigung: Gemeindevertreter Carsten Schäfer erklärte, er habe bisher immer gegen die Freigabe der Öffnungszeiten am Sonntag gestimmt und werde es auch diesmal wieder tun. Zur Begründung sagte Schäfer, er mache sich die kirchliche Position zu eigen, nach der Sonntage grundsätzlich Tage der Arbeitsruhe sind. Statt Einkaufstag müsse der freie Sonntag ein Tag der Gemeinsamkeit für Familien sein.

Unterstützung für seine Position erhielt der frühere Bürgervorsteher von seinem Chef: „Ich werde auch dagegen stimmen, die Sonntagsöffnung ist nicht förderlich für unsere Gesellschaft“, sagte der BFB-Vorsitzende Jens Iversen und setzte hinzu: „Wir werden nicht verhungern, wenn wir die vier Tage nicht offen haben.“

Neben Schäfer und Iversen stimmten von der achtköpfigen BFB-Fraktion zwei weitere Mitglieder gegen die verkaufsoffenen Sonntage, von den übrigen Fraktionen sagte hingegen nur ein einziger Gemeindevertreter Nein zum Sonntagseinkauf: WHU-Mann Andreas Lemke, der sich auch in den vergangenen Jahren immer gegen die Sonntagsöffnung ausgesprochen hatte.

Insgesamt zählt die Gemeindevertretung 41 Mitglieder. Von den zahlreichen Befürwortern verkaufsoffener Sonntage ergriff gestern niemand das Wort.

Christian Meeder

20. November 2013

 

10 thoughts on "BFB-Chef Iversen: Es muss keiner verhungern, wenn die Geschäfte Sonntags geschlossen bleiben!"

  1. hallo Herr Schneider,
    sehr gutes Statement.
    Doch trotzdem halte ich den Verkaufsoffenen Sonntag ausschließlich für Ausbeutung der Verkäufer/innen.
    Ich gehe grundsätzlich nicht am Sonntag einkaufen.
    Man muß nicht jeden Blödsinn mitmachen.

    1. [Man muß nicht jeden Blödsinn mitmachen.]

      Aber die Zeiten ändern sich Herr Witte. Früher hatten die Geschäfte auch nur bis 18.00/18.30 Uhr geöffnet… irgendwann gab es den langen Donnerstag… usw. Die meisten Arbeitnehmer schaffen es heutzutage wahrscheinlich nicht mehr, bis 18.00 Uhr in einem Geschäft in Ruhe einkaufen zu gehen.
      Und was ist schon „Blödsinn“? Andere Länder machen uns das schon lange vor. Da kann man, wenn man will 24/7 einkaufen gehen. Aber wir sprechen gleich von Ausbeuten.

    2. So brechend voll, wie der Real-Parkplatz an den verkaufsoffenen Sonntagen ist, halte ich das nicht für „Ausbeutung der Verkäufer/innen“. Anscheinend ist das ein echter Bedarf, zumindest, solange es so selten ist. Wär der Umsatz nicht entsprechend, würden ja nicht so viele Geschäfte mitmachen, denn nur um die Angestellten zu verärgern, wird es wohl für keinen Unternehmer Sinn machen. 😉 Bei 4x im Jahr kann auch wirklich nicht von Ausbeutung gesprochen werden.

      1. Hinzu kommt ja irgendwo auch, daß die VerkäuferInnen ja nicht als solche arbeiten, weil sie dazu gewungen werden, sondern überwiegend aufgrund einer mehr oder weniger proaktiv getroffenen Berufswahl. Genau wie Polizisten oder Krankenschwestern auch. Und wenn man sich für den Brötchenerwerb eine Branche aussucht, die für ein Publikum arbeitet, welches nun mal typischerweise werktags erstmal das Geld verdienen muß, um es dann abends oder am Wochenende auszugeben, so kann man eben nicht erwarten, immer die gleichen freien Zeiten zu haben, wie Büroangestellte. Wenn die Chefs von teilnehmenden Läden dann auch noch eine halbwegs faire Dienstplanung hinbekommen, könnte die eine Hälfte der Verkaufsmannschaft z.B. am offenen Sonntag 1+3 arbeiten und an #2 und #4 selbst mal in Ruhe shoppen und umgekehrt.

        1. Da kommt dann zu gerne das Argument: als der Großteil sich für den Beruf entschieden hat, waren die Öffnungszeiten noch bis 18Uhr und samstags bis 12. Allerdings stimmt das zum einen allmählich nicht mehr und zum andern sind es immer mehr Berufe, in denen sich die Arbeitszeiten verändern. Selbst der klassische Handwerker muß bei Termindruck (und der wird immer häufiger) am Wochenende arbeiten. Und auch der von Herrn Schneider erwähnte Büroangestellte kann sich Unflexibilität nicht leisten, denn dann ist er bei der nächsten Rationalisierungsmaßnahme der Erste der geht.

  2. Verstehe ich auch nicht, warum es da immer Regelungen und Verbote geben soll. Wer Sonntag in die Kirche gehen will, kann es ja tun. Insofern sehe ich das Sonntagsöffnungsverbot nur im Hinblick auf den Arbeitnehmerschutz der VerkäuferInnen als sinnvoll an.
    Und wenn tatsächlich soviele Gläubige im Einzelhandel arbeiten und deshalb daran gehindert sind, in die Kirche zu gehen, könnten sie entweder zu einem Arbeitgeber wechseln, der sich nicht an Sonntagsöffnungen beteiligt, oder den Pastor mal ansprechen, damit er die Messe zeitlich an diesen 4 Sonntagen so legt, daß sie um 11:30 Uhr fertig ist. Denn die Läden öffnen ja erst um 12 Uhr.
    Dabei wäre natürlich hilfreich, wenn es keine Kirchensteuer gäbe, sondern eine direkte Beitragserhebung, wie beim SVHU usw. ja auch. Das würde der Kirche motivatorisch dabei helfen, sich auf „Kunden“-Bedürfnisse besser einzustellen 😉
    Alternativ könnte man aber auch wirklich strikt den Sonntag als Familientag beibehalten, auch an den 4 Tagen. Dann sollte aber auch die Kirche nicht öffnen, nachher geht noch jemand hin, während ihn die Familie daheim vermisst 😉

  3. Sicher, verhungern wird niemand, wenn es keine verkaufsoffenen Sonntage gibt.

    Aber Herr Iversen und Herr Schäfer irren gleich in mehrerlei Hinsicht.

    (1) Wie Herr Kirmse schon schreibt, die Lebensrealität sieht eben anders aus. Der Sonntag ist für sehr viele Menschen sowieso kein „freier Sonntag“.

    (2) Einkaufen ist nicht nur Nahrungserwerb. Einkaufen ist für viele Menschen auch Spass, Freizeitvergnügen, Entspannung, auch der Lohn für harte Arbeit unter der Woche. Das kommt alles nicht auf, wenn man nur abends nach 20:00 Uhr hastig nach einem langen Arbeitstag noch schnell die dann noch offenen Supermärkte für das Nötigste abklappern kann.

    (3) Kirchliche Positionen – ich lasse Herrn Schäfer gerne seinen Glauben und zwinge ihn auch nicht, am Sonntag einkaufen zu gehen. Andere Menschen haben diesen Glauben nicht. Zwingen Sie mir also bitte nicht Ihren Glauben auf, sondern respektieren Sie bitte, wenn andere Menschen Ihrem Glauben nicht folgen wollen.

    1. Die kirchliche Position zu dieser Frage ärgert mich schon lange.
      Da fordert eine Minderheit – die beiden Hauptkirchen haben zusammen nur 24 Mio. Mitglieder – , dass wir nach ihren Regeln zu leben haben.
      Das ist anmaßend und arrogant. Wir sind hier nicht bei den Mullahs.
      Gerade die Kirchen sollten sich sehr zurücknehmen, denn dort gibt es u.a. viel Unmut über einen gewissen Franz-Peter Teebeutel- van Elst.
      Und was sich die Evangelische Kirche in puncto Asylpolitik in Hamburg herausgenommen hat, ist ebenfalls grenzwertig.
      Beiden Kirchen laufen zum Glück die Schäfchen herdenweise von der Koppel.
      Und das ist gut so.

  4. Der Sonntag muß ein freier Tag für die Familie sein? Ist ja nett gemeint, aber völlig an der Realität vorbei. Ärzte, Krankenschwestern, überhaupt jegliches Pflegepersonal, Zugführer, Tankstellenpersonal, Mitarbeiter von Rundfunk und Fernsehen… In welcher Familie haben denn sonntags alle frei? Bei wem das so ist, dem sei es gegönnt, aber bei so vielen ist das nicht der Fall, deswegen finde ich das kein wichtiges Argument. Vier Sonntage im Jahr ist zudem so wenig, da braucht man sich nun wirklich nicht beklagen. Ich gehe eh nicht hin, weil es mir viel zu voll ist, aber dieses Argument gegen den verkaufsoffenen Sonntag fand ich schon immer lächerlich.

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