
Das Veranstaltungsrepertoire der Galerie Sarafand ist mit dem verlängerten Spätsommer zu Ende gegangen – ein Rückblick auf viele bereichernde Vernissagen, Ausstellungen von Kunsthandwerk, Lesungen und musikalische Auftritte, die bei dem meist treuen Publikum immer wieder für viel Begeisterung sorgten, lässt schon jetzt Freude auf die nächste Saison im Jahr 2014 aufkommen. Und doch fragt sich so mancher, wie man zu dem wird, was Angelika Dubber so souverän meistert. Galeristin ist ja kein Lehrberuf. Wie schafft man es, sich immer wieder mit neuen Kunstrichtungen auseinander zu setzen und ausnahmslos das Richtige für die Kunstfreunde aus Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Hamburg anzubieten.
Wie wird man also Galeristin? Noch dazu eine so engagiert und kreative wie Angelika Dubber? Wie kam es dazu, da sie doch in ihrer Jugend nur einen Wunsch hatte: Krankenschwester zu werden. Und dann bei Albert Schweitzer in Afrika zu arbeiten. Frau Dubber erinnert sich: „Mein späterer Mann war damals unser Hauslehrer, der danach Medizin studierte. Er wollte Neurologe werden, wurde dann aber Psychiater.“ Die Tatsache, dass beide durch ihre Arbeit immer getrennt waren, führte dazu, dass sich die Eheleute langsam auseinander lebten. Er arbeitete in Ochsenzoll, sie in Kaltenkirchen, wo sie sich als Nachfolgerin für die Gemeindeschwester engagierte. Nach 17 Jahren ging die Ehe auseinander.
Der damalige Träger der Gemeindeverwaltung war das Rote Kreuz. „Den Beruf der Gemeindeschwester gibt es heute gar nicht mehr“, sagt Frau Dubber, obwohl sie damals wichtige Aufgaben zu erfüllen hatte: sich um Menschen zu kümmern, die Hilfe brauchten. Ihr ging es vor allem um die Randgruppen, die von 1959 bis 1974 in Kaltenkirchen lebten. Da war sie zuständig für 12.000 Einwohner! Als 1974 ein neues Gesetz herauskam, hieß diese Hilfe nur noch „ambulant oder stationär“.
Bürgermeister Heinz Glück und Anton von Mohl, DRK-Kreisgeschäftsführer, hatten zusammen beschlossen, ein Modell einzurichten: die Sozialstation. Zu Angelika Dubber sagten sie: „Machen Sie mal.“ Und das Ganze lief wie am Schnürchen. Aber 1982 trieb es sie erneut um. Sie musste einfach noch mal etwas anderes machen. Nur nicht eingleisig werden. Wie wäre es jetzt mit einer Galerie? Kunst ist ja nichts anderes als ein Dialog. Ein Gespräch, Zuhören, Wissen – das kannte sie schon aus ihrem alten Beruf. Denn Kunst bedeutet doch, dass man fragen muss, abwarten, Künstler fördern und sich um sie kümmern.
So eröffnete Angelika Dubber 1982 ihre erste Galerie in der Reumannkate – zusammen mit Jutta Buhring. Bis 1986, denn da wurde die Reumannkate ein Opfer der Flammen. Und mit ihr die Galerie. „Volker Manke hat das Gebäude später wieder aufleben lassen, während Udo Janssen, Leiter des Forums, damals schon mit uns in der Reumannkate zusammen gearbeitet hatte. Aber wir, Jutta Buhring und ich, haben uns nach dem Brand zurückgezogen. Damit fand mein zweites Standbein zunächst ein Ende.“
Bis zum Jahr 2000 arbeitete Angelika Dubber beim DRK, erst als Krankenschwester, später als Leiterin. Aber dann, mit dem Eintritt in die Rente, wollte sie es noch einmal wissen. Sie begann zu studieren, Ethnologie und Arabistik. Es wurden einige Semester, „weil es mir nicht nur Spaß machte, sondern auch zu meiner persönlichen Erweiterung beitrug.“ Und so eröffnete sie 2004 ihre Galerie Sarafand in der Schultwiete. In das Gebäude war sie bereits1982 eingezogen. Durch die damalige Praxis ihres Mannes genoss das Haus einen hohen Bekanntheitsgrad, was ihr für ihre Pläne nur nützlich sein konnte. Und dank ihres vierjährigen Studiums hatte sie sich wieder ganz in ihr eigenes Leben zurückgezogen. 43 Jahre lang hatte sie sich in der Helferrolle wohl gefühlt. Nun wollte sie sich vor allem der Kunst widmen, die schon immer eine große Anziehungskraft auf sie ausübte.
Denn auch als Gemeindeschwester befindet man sich in einem kreativen Prozess. „Da ist die Krankenpflege, die Beziehung zu den Patienten – und auch bei einem Sterbenden gestaltet man ja ein gewisses Klima, in dem sich etwas abspielt. Man kann seine Entscheidungen sogar beeinflussen, damit es Freude macht. Wir waren damals ein tolles Team mit großartigen Frauen, die mit großem persönlichen Engagement viel für die Patienten getan haben. Wie zum Beispiel Helga Kaiser und Dagmar Carstensen, die heute die Gastronomie Engel in Teufelsbrück führt. „Schon in der Sozialstation hat sie stets für eine ausgezeichnete Edel-Küche gesorgt.“
„2004 bin ich zu den Künstlern gegangen und habe ihre Vernissagen besucht, um mich mit dem jeweiligen Thema vertraut zu machen“, sagt die Galeristin. Bis heute ziehe sie daraus ihre Inspiration und die Möglichkeit, den Markt besser kennen zu lernen. „Ich fahre also viel herum, um Ideen zu sammeln. Während andere in Urlaub fahren, besuche ich Ausstellungen und knüpfe neue Kontakte. Aber das macht mir so viel Spaß! Diese Welt der Künstler war und ist für mich einfach ein ganz besonderer Cosmos.“ Inzwischen hat sich die Galerie Sarafand längst zum begehrten Treffpunkt künstlerisch interessierter Menschen etabliert. „Das Neue ist für mich nichts Artfremdes, sondern eine Entsprechung und Fortführung des Ganzen. Und die Erkenntnis, dass in jedem Menschen ein Kreativer steckt.“
Gabriele David
9.11.2013
Frau Angelika Dubber und ihre Galerie Sarafand sind eine Bereicherung für unseren Ort. Ich wünsche ihr weiterhin viele interessante Begegnungen, Kraft und Erfolg !