Längster Bahnstreik in der Geschichte der Bundesrepublik beendet

Der Streik bei der AKN ist gestern zu Ende gegangen. Ab heute, Mittwoch, 31. August, rollen die Züge wieder normal. Die AKN ist in letzter Minute auf den Schlichtungszug aufgesprungen, in den vorige Woche schon die Metronom Eisenbahngesellschaft und weitere Bahnverkehrsunternehmen eingestiegen waren. Gestern reiste AKN-Chef Klaus Franke nach Berlin, um den Schlichtungsvertrag mit der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) zu unterschreiben.

Als sogenannter unparteiischer Vorsitzender der Schlichtung fungiert der ehemalige sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU). Am Schlichtungsverfahren nimmt die AKN selbst teil, der Arbeitgeberverband Deutscher Eisenbahnen (AGVDE) sitzt nur beratend mit am Tisch. Noch vergangene Woche hatte AKN-Sprecher Jörg Minga gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten erklärt, die AKN führe generell keine Tarifgespräche mit der Lokführer-Gewerkschaft, dafür sei allein der AGVDE zuständig. Zu den Motiven für die Kehrtwende der AKN wollte der Pressesprecher gestern nicht Stellung nehmen.

Nach Angaben von Jan Schlatermund, örtlicher Chef der GdL Kaltenkirchen, hat die Gewerkschaft bei ihren Forderungen jedenfalls keinerlei Abstriche gemacht. Ganz offensichtlich habe die AKN jetzt eingesehen, dass sie mit einem einfachen Aussitzen des Konflikts nicht weiterkomme, so der Gewerkschafter.

Die Lokführer der AKN kämpfen insbesondere für einen einheitlichen Rahmentarifvertrag bei allen Bahngesellschaften in Deutschland. Damit soll verhindert werden, dass der Wettbewerb auf der Schiene über die Lohnkosten geführt werden kann. Ein Wettbewerber um neue Strecken ist indirekt auch die AKN. So beteiligt sich aktuell die Nordbahn um die Ausschreibung für das schleswig-holsteinische Mittelnetz (Strecken Hamburg-Kiel/Flensburg). Die Nordbahn ist eine 50-prozentige Tochtergesellschaft der AKN.  Die andere Hälfte gehört der BeNEX GmbH, hinter der wiederum die Hamburger Hochbahn und der börsennotierte britische Investmentfonds International Public Partnerships stehen. Derzeit befährt noch die Deutsche Bahn (DB) die Strecken zwischen Hamburg-Kiel und Hamburg-Flensburg.

Mit der Einigung auf das auf acht Wochen angelegte Schlichtungsverfahren endet zumindest vorläufig der längste Eisenbahnstreik in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nach verschiedenen Warnstreiks seit Februar dieses Jahres, hatte die GdL die AKN seit Juli nunmehr 42 Tagen in Folge bestreikt.

Christian Meeder

31. August 2011

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert