Als sich die Autorin dieses Meisterwerks, Frau Dr. Dana Horáková , dazu entschloss, ein Buch über „Herr und Hund“ zu schreiben, lagen ihr bereits viele Erkenntnisse aus eigener Erfahrung zu diesem Thema vor. Nicht zuletzt dank ihres kleinen Zwergschnauzers Dany, den sie sich aus Prag mitgebracht hatte und der seitdem zum Mittelpunkt ihres Privatlebens geworden ist. Ihm hatte sie ihr letztes Buch unter dem Titel „Wie erkläre ich meinem Hund, dass er kein Mensch ist“, gewidmet. Ein unverzichtbarer „Ratgeber“ für Neu-Hundebesitzer, amüsant und humorvoll, aber auch voller Staunen über das Wesen eines, „ihres“ Hundes. Als Dany bei ihr einzog, lernte sie sich selbst neu kennen. So konnte ihr neues Buch, das jetzt im Kynos Verlag erschienen ist, nur eine logische Folge ihrer Erfahrungen zwischen Mensch und Hund sein. Es wurde ein Spaziergang durch die Geschichte der Menschheit – an der Leine des Hundes. Und das quer durch die Jahrhunderte. „Denn eines haben die Hundemenschen alle gemeinsam, egal, wie reich, berühmt, schön, alt, kriminell oder kaputt sie sind – sie begegnen sich tatsächlich alle auf Augenhöhe, weil der Hund ein wunderbarer Kommunikator ist.“
Dazu sollte man jedoch die beeindruckende Vita dieser vielseitigen Lady kennen, um ihren Wunsch, sich einer derartigen Aufgabe wie diesem Mammutwerk zu widmen, zu verstehen: Geboren ist Dana Horáková 1947 im Vogtland, aufgewachsen in Prag, wo sie Philosophie an der Karlsuniversität und Theologie in New York studierte. Ihre Wohnung in Prag wurde vor der „Samtenen Revolution“ zum Treffpunkt oppositioneller Künstler, Literaten, Filmemacher und Theologen. Mit dem künftigen Präsidenten Václav Havel wurde sie Herausgeberin des Samisdat-Verlages „Edice Epedice“. Aufgrund dieser Tätigkeit wurde sie jedoch als „Staatsfeindin“ eingestuft, verfolgt und gezwungen, das Land 1979 zu verlassen. Seitdem lebt sie in Deutschland und war u.a. Ressortleiterin bei BUNTE, BZ und BILD sowie stellvertretende Chefredakteurin der WELT AM SONNTAG. Von 2002 bis 2004 war sie Hamburger Kultursenatorin.
Wer angesichts dieses bewegten Lebens in Ehrfurcht erstarrt, der ist überrascht, wie locker und unkompliziert diese Lady mit dem unglaublichen Background daherkommt und ihr Gegenüber mit fast mädchenhaftem Charme beeindruckt. Umso überzeugter und gespannter dürfen all jene sein, die sich der Lektüre dieses einzigartigen Werks mit wahrlich enzyklopädischem Wert widmen möchten. 101 Geschichten mit ebenso vielen Menschen und ihren Hunden eröffnen dem Leser eine ganz neue Welt. Es ist eine wunderbare Lektüre für die langen Winterabende – und wahrlich nicht nur für Hundebesitzer.
Doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Und als Dana Horáková sich dazu entschloss, ein solches Buch zu schreiben, ahnte sie nicht, wie viel Arbeit da auf sie zukommen würde. Insgesamt drei Jahre hat es gedauert, bis das Werk vollendet war. 300 Protagonisten hat sie während ihrer Recherchen, die bis nach Washington führten, zusammengetragen. Also noch 200 „Hundemenschen“, die nicht veröffentlicht werden konnten – „und die es doch auch so sehr verdient hätten“. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Autorin nach Fertigstellung ihres Buches diesmal nicht ausgelaugt, kaputt und leer fühlte, wie es bei früheren Büchern oft der Fall war. „Weil ich glaube, dass da am Horizont noch ein Nachfolger wartet, mit dem ich den nicht veröffentlichten Hundehaltern gerecht werden könnte.“ Sie habe sich während der Entstehung des Buches keine Sekunde gelangweilt, „weil sich immer mehr Quellen auftaten, die mich interessierten. Was wohl auch daran liegt, dass ich noch immer diesen journalistischen Hunger habe …“
Und so wurde das Buch eine wahre Fundgrube an erstaunlichen, spannenden Geschichten, weil hier erstmals „nachgewiesen“ wird, dass so manches anders gelaufen wäre ohne die Hunde vor Ort. Daher eine kleine Kostprobe aus der Fülle der Geschichten, die den Leser von Anfang an gefangen nehmen.
„Wussten Sie, dass …
… US-Präsident Abraham Lincoln, der von seiner Stiefmutter großgezogen wurde, den Hund, der ihm das Leben rettete, seine „dritte Mutter“ nannte?
… dass Mozart, wenn er unterwegs war, seinem Foxterrier Bimperl „1000 Busserl“ ausrichten ließ, sogar schriftlich?
… dass Krimi-Queen Agatha Christie über und für ihren Terrier Peter den Krimi „Der Ball spielende Hund“ geschrieben hat?
… dass Pablo Picasso, seines Zeichens genialer Maler und Macho par excellence, für seinen deutschstämmigen Rauhaardackel Lump (der noch nie einen Hasen gejagt hatte) einen Hasen aus Papier bastelte und ihn von seinem Teller essen ließ?
… dass Preußens König Friedrich der Große seine Hunde entscheiden ließ, wen er als Kammerdiener einstellen sollte?
… dass der an Krebs erkrankte „Vater der Psychoanalyse“, Siegmund Freud, seinem Leben mit einer Überdosis Morphium ein Ende setzte, sobald er merkte, dass sein Chow-Chow Jofi sich, wenn er ins Zimmer gelassen wurde, in der entferntesten Ecke verkroch und sich weigerte, sich von ihm streicheln zu lassen?
… dass der „Eiserne Kanzler“ und Reichsgründer Otto von Bismarck auf dem Boden sitzend, den Kopf seines sterbenden Sultans im Schoß hielt und der Dogge unter Tränen liebkosende Worte zuflüsterte?
… dass die Wunderschöne Kaiserin Elisabeth alias Sissi Schoßhunde verachtete und sich ausschließlich mit riesigen Hunden umgab?
… dass Winnetou & Old Shatterhand-Erfinder Karl May zwar über Riesenhunde schrieb, aber privat seine winzigen Malteser Engelchen und Seelchen wie Ersatzkinder verwöhnte und sie überall hin mitnahm?
… dass die erfolgreichste Opernsängerin des 20. Jahrhunderts, Maria Callas, mit ihren beiden Pudeln Duette trällerte?
… und dass Beatle Paul McCartney seiner Bobtail-Lady Martha einen wunderbaren Song komponierte?“
Und das sind nur einige wenige Beispiele aus den 101 Storys über die Top-Dogs und ihre Menschen. Bis heute erinnert sich Dana Horákoavá in diesem Zusammenhang gern an ihre freundschaftlichen Kontakte zu Barbara Cartland, der erfolgreichsten Schriftstellerin aller Zeiten, und zu Konrad Lorenz, dem Gründer der Tierpsychologie. Dass sie und ihr Zwergschnauzer Dany längst eine Symbiose gebildet haben, lässt sich unschwer erkennen: „Der Hund ist mein Kumpel, mein Anti-Aging-Mittel und das wirksamste Antidepressivum. Er wird mich weiter inspirieren.“
Es ist ein tröstliches Buch geworden, das vom aktuellen Elend dieser Welt wohltuend ablenkt, das Wärme und Herzlichkeit vermittelt – und vor allem Erstaunen, welchen Einfluss die Hunde auf ihre prominenten Herrchen und Frauchen hatten, die durch ihr Wirken Geschichte geschrieben haben. Wie einen Ritterschlag empfindet Dana Horáková daher das „Urteil“ von Eckehard Fuhr (Die Welt), einem gestrengen Kritiker vom Schlage eines Marcel Reich-Ranicki: „Bei der Frage, welche Rolle der Hund für den Menschen spielt, geht es nicht um eine Nebensache, sondern um eine Hauptsache unserer Kultur. Dana Horáková nimmt den Leser mit auf einen Hundespaziergang durch die Weltgeschichte, wie er spannender, lehrreicher und kurzweiliger kaum sein kann.“
Das Buch hat 340 Seiten, ist im Kynos Verlag erschienen und mit vielen Schwarz/Weiß-Fotos zu jeder Geschichte illustriert (19,95 Euro). Ganz wichtig: Wer mehr über „101 Top Dogs“ erfahren möchte, hat am 15. Dezember Gelegenheit dazu. Dann veranstaltet die Buchhandlung Henning Rahmer aus Henstedt-Ulzburg um 19 Uhr eine Lesung mit der Autorin Dana Horáková in der Galerie Sarafand. Eine frühzeitige Anmeldung sichert Plätze.
Gabriele David
13. November 2015
Gute Idee, hoffentlich wird das Buch ein Hit.